50 Jahre Heimatmuseum der Stadt Sinzig

„Den Stadtvätern und den Bürgern der traditionsreichen Barbarossastadt wird sich heute Abend zum erstenmal im früheren Lichthof des Rathauses die Tür zum neuen Sinziger Heimatmuseum öffnen. Ein langgehegter Wunsch des Bürgermeisters Zimmer geht damit in Erfüllung. In vielen Jahren unermüdlichen Sammlerfleißes haben er und einige andere Sinziger Heimatfreunde kunstgeschichtliche und folk­loristisch wertvolle Schätze der glanzvollen vaterstädtischen Vergangenheit zusammengetragen, um den Bürgern an ihnen ein Bild der historischen Entwicklung Sinzigs über die Jahrhunderte hinweg aufzeigen zu können.“ – Fast überkommt uns ein Schmunzeln, wenn wir diesen Bericht der Bonner Rundschau vom 2. Dezember 1953 im Abstand von 50 Jahren lesen, – so bescheiden erscheinen uns heute die Anfänge des Sinziger Heimatmuseums.1)

Die Sammlung der Heimatfreunde

Der Enthusiasmus und Heimatstolz der Gründungsväter, zu denen außer Bürgermeister Franz Zimmer die Sinziger Heimatfreunde Franz Floßdorf, Philipp Niederée, Gustav Strohe, Willy Hertel und Emil Schmitz gehörten, verdient allerdings unseren Respekt. Sie hatten große Pläne und wollten offenbar mehr zum Leben erwecken als nur ein bescheidenes „Rathausmuseum“. Man war sich schon bei der Eröffnung der Ausstellung im damaligen Rathaus in der Barbarossastraße sicher, dass eigentlich der vierfache Raum zur Verfügung stehen müsste.2)

Franz Floßdorf als ihr Sprecher richtete den Appell an die Sinziger Bürgerschaft, die Sammlung des Museums ständig zu vermehren. Ein Kuratorium, bestehend aus den Förderern des Museums, sollte in Zukunft für die Unterhaltung und Pflege der Sammlungen verantwortlich sein. Auch ein bebilderter Katalog und die Herstellung eines Films sollten in Angriff genommen werden.

Die Sammlung des Heimatmuseums
wurde erstmals 1953 der Öffentlichkeit im alten Rathaus gezeigt.

Wie stolz die Sinziger Bürger auf ihr eigenes Museum waren, lässt sich daran erkennen, dass außer Niederée auch viele andere Bürger der Aufforderung Floßdorfs folgten und für die Geschichte der Stadt wichtige Gegenstände und Dokumente dem neuen Museum schenkten, leihweise überließen oder zum Ankauf anboten.3)

Wie kam es zu dieser Welle der Begeisterung für das neue Museum? Und warum war es nicht schon früher entstanden?

Hatte doch die Nachbarstadt Remagen schon 1905 ihre städtischen Altertümer gesichert und in der alten Knechtstedtenschen Kapelle, dem ersten Museum des Kreises Ahrweiler überhaupt, ausgestellt, und auch die Bürgerschaft in Ahrweiler konnte schon 1906 eine umfangreiche Ausstellung besichtigen, die 1907 im Weißen Turm untergebracht wurde.4)

Sinzig hatte also Nachholbedarf, zumal den Sinzigern sicher nicht entgangen war, dass die Fundstücke der auf Sinziger Boden ausgegrabenen Terra-sigillata-Manufaktur in Remagen ausgestellt worden waren. Aber vielleicht hatte in Sinzig bisher nur ein passionierter Sammler gefehlt, der, wie es in Remagen und Ahrweiler geschehen war, seine private Sammlung zum Grundstock eines Museums gemacht hätte.

Bürgermeisters Lieblingszimmer

Nun aber besaß Sinzig eine solche Persönlichkeit, die nicht nur historisch und archäologisch äußerst interessiert war, sondern auch andere mit ihrer Begeisterung anstecken konnte. Es war der Bürgermeister der Stadt selbst, der die Sammlung aufbaute und betreute. Die umfangreiche Korrespondenz Franz Zimmers mit Fachleuten der verschiedensten Wissenschaften, besonders mit Archäologen, zeugt davon, wie viel Wert er darauf legte, dass die Exponate wissenschaftlich bearbeitet wurden.

Manchmal legte er auch selbst Hand an, was uns aus heutiger Sicht bedenklich erscheint.

Über die Entdeckung einer Brandurne im Jahr 1957 schreibt er: „Bei Freilegung der Abräumhalde der Sandgrube Schmickler entdeckte der Baggerführer einige Scherben in Ton. Nachdem der Fund gemeldet war, habe ich durch eine Belohnung sämtliche Scherben sammeln lassen, soweit dieselben noch vorhanden waren. Es zeigte sich, dass der Bagger bei seiner Arbeit einen Teil schon unwiederbringlich in den Abraum geworfen hatte, wo sie nicht mehr wiedergefunden werden konnten. Den Rest habe ich zusammengesetzt, die noch fehlenden Teile ergänzt und unter Glas im hiesigen Museum aufgestellt.“5)

Franz Zimmer sammelte alle Altertümer, die irgendwie mit der Stadt Sinzig und ihren Bewohnern in Verbindung gebracht werden konnten. Und so war es vollkommen richtig, das neu gegründete Museum als Heimatmuseum zu bezeichnen. Es sollte den Sinzigern die Vergangenheit ihrer Stadt anschaulich machen und sie mit Stolz auf ihre Heimat erfüllen.

Ausstellungsraum im Heimatmuseum der Stadt Sinzig, 2003

Eine glückliche Fügung war es, dass der über die Grenzen Sinzigs bekannte Kunstmaler und Lehrer Franz Steinborn seine bildnerischen Fähigkeiten dem neuen Museum zur Verfügung stellte: „Nicht zu vergessen ist ein gründlicher Blick auf die Wände des Museumsraumes. Dort hängen die vom Heimatmaler Franz Steinborn an Hand von geschichtlichem Quellenstudium sorgfältig gefertigten Aquarell-Reproduktionen des alten Sinzigs. Zwei Darstellungen des Ausdorfer Tores, eine um 1780 und die andere um 1820, Bilder der alten Stadtmühle mit dem Wighaus am Harbach, wie es Anno 1650 aussah, des Mönchshofes und der Gerberei Floßdorf an der Burg um 1860, der ,Maas’ um 1850, als, wie alte Sinziger noch zu erzählen wissen, der Harbach noch nicht kanalisiert war und eine Holzbrücke über den Maasweiher führte, ferner Reproduktionen der alten ,Mühlenbachporzen’ um 1700 und des heute überdeckten Brandweihers am Marktbrunnen um 1850.“6)

Bald schon sollten seine Aquarelle durch ein stattliches Modell der frühneuzeitlichen Stadt Sinzig ergänzt werden, das noch heute eine Faszination auf Besucher ausübt.

Vom Rathausmuseum zum Schlossmuseum

Schon im Oktober 1952 hatte Philipp Niederée, Ingenieur, Kunstsammler und Erbe der ausgestorbenen Sinziger Familie Bennerscheid, dem Sinziger Bürgermeister als Grundstock der Museumssammlung eine Handmühle, Töpfe, Krüge, Urnen, Öllampen, Funde der Vor- und Frühgeschichte der Region u.a.m. überreicht. Er stellte auch in Aussicht, dass Sinzig seine gesamte Kunstsammlung übernehmen könnte, „bestehend aus antiken Ölgemälden, Skulpturen, Möbeln: Truhen, Standuhren, Eck- und Milchschränken, Schreibtischen; Zinn- und Porzellansachen […] Es handelt sich hauptsächlich um alten, aus gegenseitiger Verwandtschaft ererbten Familienbesitz der Niederée (Rheinischer Kunstmaler), der von Keller (Kupferstecher), der Bennerscheid-de Bèche. Letztere in 3 Generationen Ratsherren der Stadt Köln,“ so schreibt Philipp Niederée am 12. Oktober 1952 an den Bürgermeister der Stadt Sinzig.7)

Niederées Privatsammlung war nicht nur von hohem Wert, sondern auch von beachtlicher Größe. Wenn das Heimatmuseum diese Sammlung aufnehmen wollte, musste es sich stark vergrößern.

Bürgermeister Zimmers Plan, die städtische Sammlung bald in größeren, würdigeren Räumen unterzubringen, sollte sich bald verwirklichen lassen. Schon 1954 bot sich mit dem Erwerb des Sinziger Schlosses – einer repräsentativen Sommervilla der Familie Koenigs – hierzu die Möglichkeit.8)

Schon bald nach dem Kauf erklärte Bürgermeister Zimmer, dass das Sinziger Schloss für repräsentative und kulturelle Zwecke genutzt werden solle, so für „eine würdige Unterbringung des städtischen Heimatmuseums, die Einrichtung einer Stadtbibliothek und die Schaffung eines gepflegten Gäste- und Kulturraumes.“ Bei der ersten Stadtratssitzung im neu erworbenen Schloss bekannte sich Zimmer zu den Verpflichtungen, die der Stadt Sinzig aus dem Kauf erwachsen waren. Er betonte, „Kulturdenkmäler bildeten keinen Ballast im Haushalt der Städte, sondern hätten einen Anspruch auf großzügige Behandlung.“9)

Dass die Sinziger Stadtväter gewillt waren, aus dem „Sinziger Barbarossaschloss“ ein über Sinzigs Grenzen hinaus bekanntes Schmuckstück zu machen, zeigt die Eröffnung des Sinziger Schlossparks am 19. Juni 1955. Hunderte Sinziger versammelten sich auf der Terrasse, um dem Spektakel beizuwohnen und den neuen Park zu bewundern. Durch eine Initiative Franz Floßdorfs konnten Spendengelder für den Kauf von 10 000 Tulpenzwiebeln gesammelt werden, die im Jahr darauf in Blüte stehen sollten.10)

Das war ein würdiger Rahmen für den Einzug des Sinziger Heimatmuseums ins Schloss im Jahr 1955/56. Nun konnten die Schätze des Sammlers Philipp Niederée Einzug halten. Allerdings besaßen sie zum großen Teil nicht mehr den engen Bezug zur Stadtgeschichte. Ein Beispiel dafür ist der Nachlass der Kölner Ratsherren-Familie de Bèche. Das Sinziger Museum war damit kein reines Heimatmuseum mehr, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass der überwiegende Teil der Sammlung Niederée in einer eigenen Abteilung ausgestellt wurde.

Aber es wurde von der Sinziger Bevölkerung angenommen, dieses neue Schlossmuseum: 1200 Besucher besichtigten Schloss und Museum beim Heimatfest im September 1957.11)

Einen Nachteil hatte die Unterbringung des Museums in dem schönen Ambiente des Schlosses allerdings: Es war ein Aufsichtsproblem entstanden. Vor dem Umzug konnte das Museum an jedem Werktag vormittags besichtigt werden, nunmehr beschränkte sich die Öffnungszeit auf zwei Stunden am Sonntagvormittag, ein Provisorium, das bis zum März 2003 bestehen bleiben sollte.12)

Der Wechsel von Stagnation und Aufschwung

Als Bürgermeister Franz Zimmer am 29. August 1963 wegen des Erreichens der gesetzlichen Altersgrenze aus seinem Amt als Amtsbürgermeister ausschied und gleichzeitig sein Amt als Stadtbürgermeister niederlegte, bedeutete dies auch eine Zäsur für das städtische Heimatmuseum. Ein neuer Leiter für die Sammlung des städtischen Museums und Archivs musste gefunden werden.

Schon damals zog man nicht in Erwägung, einen Museumsleiter fest anzustellen. Die sich daraus ergebende Schwierigkeit, einen engagierten ehrenamtlichen Leiter zu finden, erwies sich als hartnäckig wiederkehrendes Problem, das eine kontinuierliche Entwicklung des Museums verhinderte und dadurch seine Existenz bedrohte.

Zunächst war es für das Sinziger Museum eine Glücksfall, dass der Sinziger Diplomingenieur Karl-Heinz Weber im Jahr 1968 die ehrenamtliche Leitung des Museums übernahm. Mit großem Elan und Fleiß ordnete er die Sammlung neu und überzeugte den Stadtrat, finanzielle Mittel für umfangreiche Renovierungsarbeiten in den Museumsräumen zur Verfügung zu stellen.

In der Rhein-Zeitung vom 10. Januar 1970 lesen wir:

„Teilweise renoviert und erweitert präsentiert sich seit einiger Zeit das im Schloss untergebrachte Heimatmuseum. 2000 Mark aus Landesmitteln und 8000 Mark vom kunstverständigen Stadtrat gaben die finanzielle Möglichkeit für dieses Vorhaben. Diese Summe sagt jedoch noch nichts aus über die unzähligen Stunden, die Museumsleiter Karl-Heinz Weber und seine Frau von ihrer ohnehin schon kärglichen Freizeit opferten, um die mannigfaltigen Ausstellungsstücke katalogisieren, ordnen oder mit Schrifttafeln versehen zu können.“13)

Der Fortbestand des Museums schien gesichert.

Unermüdlich recherchierte Weber, führte Besuchergruppen und ließ die Presse kontinuierlich über die Fortentwicklung des Museums berichten.

Umso schmerzlicher war, dass er 1972 unerwartet im Alter von nur 45 Jahren starb.

In dieser misslichen Situation versuchte Karl-Heinz Fausten, Leiter des Sinziger Rhein-Gymnasiums und zugleich Leiter der Volkshochschule Sinzig, Lehrer seines Gymnasiums für das Amt des Museumsleiters zu gewinnen. Er wollte dadurch sowohl das Museum erhalten als auch Schüler in die Museumsarbeit mit einbeziehen, um der Jugend eine Beziehung zur Geschichte Sinzigs zu vermitteln. Auf diese Weise entstand am Rhein-Gymnasium die Museums-Arbeitsgemeinschaft, die viele Jahre aktiv war, während die Entwicklung des Museums eher stagnierte.

Erst mit Bernhard Koll gelang es 1979, an die Arbeit Karl-Heinz Webers anzuknüpfen.

Besonders die Inventarisierung der Museumsbestände ist ihm zu verdanken. Mit Hilfe der Museums-AG gestaltete er mehrere kleinere Ausstellungen, so 1984 anlässlich des 30-jährigen Bestehens. Zusammen mit Jürgen Haffke gab er das Buch „Sinzig und seine Stadtteile – gestern und heute“ heraus, die wichtigste Veröffentlichung zur Sinziger Stadtgeschichte seit dem Heimatbuch Karl Bruchhäusers.

1985 verließ Bernhard Koll das Rhein-Gymnasium, weshalb er sein Amt als Museumsleiter aufgeben musste.

Im September 1985 trat ich mit einiger Skepsis seine Nachfolge an. Einerseits faszinierte mich das wunderbare Ambiente des Schlöss­chens, andererseits genügte die Präsentation der Museumssammlung keineswegs den Ansprüchen eines Museumsbesuchers Mitte der 80er Jahre: Die Räume waren seit 1968 nicht mehr renoviert worden, die Vitrinen und die Ausstellungstechnik waren veraltet, die Beleuchtung war völlig unzureichend, empfindliche Bilder und Objekte waren dem Tageslicht schutzlos ausgesetzt. Schon bald wurde mir klar, dass die beruhigende Versicherung meines Vorgängers, zwei, drei Stunden Arbeit in der Woche und ab und zu eine Führung, größer sei der Aufwand nicht, kaum zutreffen konnte, wenn das Museum aus dem Dornrös­chenschlaf erwachen sollte, in den es versunken war.

Zunächst musste die Stadtverwaltung Sinzig überzeugt werden, dass permanente Investitionen erforderlich seien: zur Durchführung von Restaurierungen, zum Ankauf von Objekten, zur Anschaffung von Vitrinen und Beleuchtungssystemen und für die kontinuierliche Renovierung der Museumsräume. Ein ständiger Kampf um Gelder begann.

Die Suche nach einem neuen Schwerpunkt

Auch das Konzept der Ausstellung musste den veränderten Ansprüchen angepasst werden. Das klassische Heimatmuseum war nicht mehr zeitgemäß. Die Ausstellung sollte einen thematischen Schwerpunkt bekommen, allerdings musste dieser aus dem Bestand des Museums heraus entwickelt werden.

Zunächst schuf ich Platz für eine Sammlung von Grafiken aus der Zeit der Rheinromantik. Es gelang, im Handel etliche besonders schöne Ansichten der näheren Umgebung Sinzigs zu erwerben und die Sammlung von Stichen der Pfarrkirche St. Peter zu ergänzen.

Dann lenkte eine Ausstellung zum 175. Geburtstag des Kupferstechers Joseph Keller meine Aufmerksamkeit auf die Düsseldorfer Malerschule, die eine der bedeutendsten Akademien des 19. Jahrhunderts gewesen ist. Recherchen ergaben, dass zahlreiche Gemälde und Grafiken der Sammlung Philipp Niederées von Malern dieser Schule stammten. Es fanden sich Werke von Franz Ittenbach, Joseph Keller, Philipp Hoyoll, Fritz Beinke und Karl Böker, vor allem aber von Johann Martin Niederée, dessen gesamten Nachlass das Museum besitzt. Auch Carl Andreae, der Schwager des Schloss­erbauers Gustav Bunge, der den Salon und das Turmzimmer des Schlosses so herrlich ausgemalt und viele Jahre mit seiner Familie auf dem Helenaberg in Sinzig gelebt hatte, war aus der Düsseldorfer Akademie hervorgegangen und ihren Idealen zeitlebens treu geblieben. Dadurch ergab sich eine überraschende Verbindung zwischen der Sammlung des Museums und dem Schlossgebäude, in dem es seine Heimat gefunden hatte.

Nachdem ich persönliche Kontakte zu einigen Nachkommen Carl Andreaes hergestellt hatte, zeigt sich bald, dass in der Familie ein starkes Interesse bestand, das Andenken an den Maler an seinem ehemaligen Wohnort zu erhalten. Das war eine optimale Voraussetzung für den Aufbau einer Sammlung, der seit 1989 mit großem Erfolg betrieben wurde. Schließlich konnte im September 2002 die Abteilung III unseres Museums mit dem thematischen Schwerpunkt „Carl Andreae, Johann Martin Niederée und die Düsseldorfer Malerschule“ neu eröffnet werden. Rund 100 Exponate zum Künstler Carl Andreae sind seitdem zu besichtigen. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch Schenkungen der Nachkommen und deren enorme finanzielle Unterstützung und eines Landeszuschusses. Ein Katalog zur Ausstellung bietet erstmals eine gewisse Werkübersicht und gibt Einblick in die Arbeit des Künstlers.

Das Werben um neue Besucher

Ein weiteres Ziel war, die allgemeinen Öffnungszeiten des Museums zu verändern. Wer besichtigt ein Museum schon gerne am Sonntag Vormittag zwischen 10 und 12 Uhr?

Im Frühjahr 2003 ist es uns endlich geglückt, die Öffnungszeiten zu erweitern.

An zwei Tagen im Jahr ist das Museum sogar ganztägig geöffnet: am internationalen Museumstag und am Tag des offenen Denkmals. Bei diesen Gelegenheiten gibt es ein besonderes Programm. So stellten junge AutorInnen am internationalen Museumstag 2003 ihren Sammelband „Prinzessin, Drache und Gespenster“ vor, mit Schlossgeschichten, die sie in einem Workshop zuvor erarbeitet hatten.

Die Erfahrungen vieler Museen zeigen jedoch, dass selbst gute Öffnungszeiten nicht ausreichen, Besucher ins Museum zu ziehen, zumal wenn ein Museum sich nicht in einer touris­tisch erschlossenen Stadt befindet. Daher war es notwendig, mit Sonderausstellungen Besucher anzulocken.

Schon 1987 konnte die Museums-AG des Rhein-Gymnasiums unter der Leitung Rudolf Menachers die Fotodokumentation „Sinzig vor der Sanierung“ präsentieren.

Ausstellungsraum im Heimatmuseum der Stadt Sinzig, 2003

Zwei Jahre später folgte anlässlich der Eröffnung des neuen Rathauses die Ausstellung „schwarz auf weiß, Handschriften und Grafiken aus dem alten Sinzig“. Auch zu dieser Ausstellung wurde ein Katalog erarbeitet.

Im selben Jahr sorgte die Wanderausstellung „100 Jahre deutscher Rassismus“ für Aufsehen.

Ein Genuss für alle Besucher war 1991 die Ausstellung „Wasserlust“, die in den schönen Räumen des Erdgeschosses im Sinziger Schloss besonders zur Wirkung kam.

Vielen in Erinnerung bleiben werden auch die Ausstellungen „Im Anfang war das Glas“ der Künstler Barbara Kessler-Kötting und Peter Kessler (Mai 2000), die Sonderausstellung „Franz Steinborn“ (2001) und die Ausstellung „Rheinromantik, Grafiken des 19. Jahrhunderts“ (2002).

Die Öffentlichkeitsarbeit

Die regelmäßige Berichterstattung über Veranstaltungen und Museumsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit. Die Serie „Sinziger Schlossgeschichten“ in der Sinziger Zeitung bietet dem Leser die Möglichkeit, Einblick in die Museumsarbeit zu nehmen.

Mit dem Heft „Schloss Sinzig“, das im August 2002 in der Reihe „Rheinische Kunststätten“ erschienen ist, liegt erstmals ein Führer vor, der das Schloss einer breiten Leserschaft, besonders den vielen Mitgliedern des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege bekannt gemacht hat.

Dem Sinziger Schloss Museum einen größeren Freundeskreis zu verschaffen ist auch Ziel des „Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V.“. Die vom Verein in Zusammenarbeit mit dem Museum erstellte Internetseite trägt dazu bei, dem Museum und dem Sinziger Schloss unter den kulturellen Einrichtungen des Kreises Ahrweiler einen gebührenden Platz zu verschaffen14).

„Ein Museum ist nie fertig. Es wird auch künftig die Gaben der Bevölkerung benötigen, denn Geschichte wird jeden Tag fortgeschrieben. So sind wir den Bürgern dankbar, die uns unterstützen. Auch den Nachfahren des Schloss­erbauers, die heute noch so liebevoll dem Schloss verbunden sind und sich stets großzügig zeigten. Wir werden seitens der Stadt alles daran setzen, dass aus diesem Schloss nie ein Dornröschenschloss wird“, so formulierte es der Sinziger Bürgermeister Wolfgang Kroeger in seiner Begrüßungsansprache zur Festveranstaltung „50 Jahre Heimatmuseum der Stadt Sinzig“ im Februar 2003.15)

Mittlerweile sind wir wieder einen Schritt weiter: „Neuer Glanz für die Wandmalereien im Turmzimmer; die Sanierung der wertvollen Leinwandbilder ist gesichert“, lautete die frohe Nachricht im August 2003.16)

So wird das Turmzimmer des Schlosses mit den schönen Wandbildern Carl Andreaes zum 100. Todestag des Künstlers 2004 in neuem Glanz erstrahlen.

Anmerkungen:

  1. vgl. Bonner Rundschau vom 02.12.1953
  2. vgl. dazu Rhein-Zeitung vom 01.12.1953 und Bonner Rundschau vom 04.12 .1953
  3. zur Sammlung des Museums vgl.: Agnes Menacher, Das Heimatmuseum im Sinziger Schloss. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2001, S. 63-66
  4. über die Entstehung der Heimatmuseen vgl.: Heike Wernz-Kaiser, Die Anfänge des Museumswesens im Kreis Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1996, S.59-61
  5. vgl. Brief vom 16.04.1957 an Dr. Röder, Staatlicher Museumspfleger, Festung Ehrenbreitstein
  6. vgl. Bonner Rundschau vom 02.12.1953
  7. Brief Philipp Niederées an Franz Zimmer vom 12.10.1952
  8. vgl. Agnes Menacher/Mattias Röcke: Das Sinziger Schloss, Rheinische Kunststätten Heft 470, Köln 2002
  9. vgl. Bonner Rundschau vom 20.10.1954
  10. vgl. Bonner Rundschau vom 21.6.1955
  11. vgl. Rhein-Zeitung vom 23.09.1957
  12. vgl. Bonner Rundschau 04. 12.1953
  13. vgl. Rhein-Zeitung vom 10.01.1970
  14. Informationen im Internet unter: www.museum-sinzig.de
  15. vgl. 50 Jahre Heimatmuseum Sinzig, Festveranstaltung am 22. Februar 2003, Typoskript, Sinzig 2003
  16. vgl. Generalanzeiger vom 08.08.2003

Literatur:

  • Carl Christian Andreae (1823-1904), ein Maler der Düsseldorfer Akademie. Ausstellungskatalog. Hrsg. v. Heimatmuseum der Stadt Sinzig. Typoskript Sinzig 2002
  • Agnes Menacher/ Matthias Röcke, Schloss Sinzig (Rheinische Kunststätten 470), Köln 2002
  • Agnes Menacher, Die Villa Helenaberg und seine Bewohner. In. Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2002, S. 92-97
  • Agnes Menacher, Das Heimatmuseum im Sinziger Schloss. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2001, S. 63-66
  • Prinzessin, Drache und Gespenster, Sinziger Schlossgeschichten. Hrsg.v. Heimatmuseum der Stadt Sinzig. Typoskript Sinzig 2003
  • Rheinromantik – Grafiken des 19. Jahrhunderts. Ausstellungskatalog. Hrsg.v. Heimatmuseum der Stadt Sinzig. Typoskript Sinzig 2002
  • Sinzig und seine Stadtteile – gestern und heute, hrsg. v. J. Haffke und B. Koll, Sinzig 1983
  • Heike Wernz-Kaiser, Die Anfänge des Museumswesens im Kreis Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1996, S. 59-61