Die „Rundschau“ geht in die Geschichte ein. Abschied von einer lokalen Institution
Das blaue kursive „R“ im weißen Oval stand jahrzehntelang im Kreis Ahrweiler für die aus Köln stammende „Rundschau“ – bis zum 30. April 2005, als mit der letzten Ausgabe der „Rhein-Ahr Rundschau“ eine Institution Geschichte wurde. Rückläufige Abonnenten-Zahlen und ein sinkendes Anzeigenaufkommen hatten in wirtschaftlich schwieriger Zeit den Heinen-Verlag, der gleichzeitig sein Engagement in der Stadt Bonn beschränkte, zu diesem schweren Schritt bewogen.
Zeitungskopf der letzten Ausgabe der Rhein-Ahr-Rundschau vom 30.4.2005
Ein Blick auf die Geschichte
der Rhein-Ahr Rundschau
„Die Rundschau“ wirkte jung, zumal sie unter diesem Namen auch erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden war. Dr. Reinhold Heinen, der Großvater des heutigen Herausgebers Helmut Heinen, hatte bereits 1946 von der englischen Besatzungsmacht die erste Zeitungslizenz in der Domstadt erhalten. Er konnte seine „Kölnische Rundschau“ jedoch nicht einfach in Ahrweiler herausgeben. Willkürlich hatten die Besatzer den Kreis Ahrweiler dem Raum Koblenz zugeschlagen und damit der französischen Aufsicht unterstellt. Zeitungen waren aber an die Zonengrenzen gebunden, und so hatte sich der Kreis Ahrweiler auch aus Zeitungssicht nach Koblenz zu orientieren. Dies widersprach freilich allen wirtschaftlichen, kulturellen und volkstümlichen Verflechtungen mit dem Köln-Bonner Raum. Kein Wunder also, dass diese in Jahrhunderten gewachsene Bindung von einer unnatürlichen Zonengrenze, die sich bald zur Landesgrenze festigte, nicht zu zerstören war und der Bedarf an Informationen aus der Domstadt groß blieb.
Als sich die erste Möglichkeit bot, wieder in der „französischen Zone“ mit einer Tagungszeitung zu erscheinen, reagierte Heinen – der Demokratie und der katholischen Soziallehre verbunden – sofort und gab ab dem 14. April 1949 mit den gleich gesinnten Carl Dreesbach jun. und Karl Holtz unter dem Titel „Ahr und Eifel“ eine besondere Ausgabe der „Kölnischen Rundschau“ für den Kreis Ahrweiler heraus. Dreesbach und Holtz flochten zeitungsgeschichtliche Wurzeln in die „Rundschau“ ein, die noch auf das 1856 vom aus Gemünd (Schleiden) stammenden Verleger Karl Kirfel gegründete „Ahrweiler Volksblatt“ zurückgingen. 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, war das damals unter Regie von Eduard Kirfel stehende „Ahrweiler Volksblatt“ mit der 1876 vom Buchdrucker C. Hedecke gegründeten und ab 1906 vom Kölner Buchdrucker Carl Dreesbach ausgebauten „Remagener Zeitung“ zusammengelegt worden. Der gemeinsame Titel lautete „Rhein- und Ahr-Zeitung“ und konnte im Zuge der Pressemaßnahmen des Naziregimes dank Scheinverträgen zwischen dem Verlegern Dreesbach und Kirfel mit dem Redakteur Holtz noch bis 1942 aufrecht erhalten werden.
Diesen Geist brachten Dreesbach und Holtz in die neue Rundschau mit ein. Die Texte aus dem Ahrkreis wurden zunächst in Remagen verfasst. 1950 stellte die weniger als ein Jahr lang erschienene christlich orientierte und mit dem „Rheinischen Merkur“ verwandte „Rheinisch-pfälzische Landeszeitung“ (Untertitel „Neueste Ahr-Nachrichten“) ihre Ausgaben für den Kreis Ahrweiler der Kölnischen Rundschau zur Verfügung. Schon in den 50er Jahren zog die Redaktion um: Zunächst für kurze Zeit nach Bad Neuenahr in die Telegrafenstraße, dann gleich nach Ahrweiler in die Niederhutstraße. Zuerst diente das Haus von Antonius Kohlhaas (heute „Dat Lädche“) als Redaktion, später das Haus Nummer 40 (bis zuletzt Geschäftsstelle der „Zeitungsgruppe Köln“, zu der die „Rundschau“ gehört) und schließlich 1988 in das Haus Nummer 1.
In der letzten Ausgabe der Rhein-Ahr-Rundschau vom 30.4.2005 wandte sich die Redaktion an die Leserschaft.
Seit der Wahl der Stadt Bonn zur Bundeshauptstadt fand der Titel „Bonner Rundschau“ Verwendung – ein Name, der erst zum 1. April 1985 mit fortschreitendem Umfang des Heimatteils in „Rhein-Ahr Rundschau“ geändert wurde. Fünf Redakteure recherchierten zuletzt für lokale Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport im Kreis Ahrweiler und stellten sie für ihre Leser zusammen. Udo Konz als Redaktionsleiter, Jacqueline Rasch als Stellvertreterin, Wolfgang Kirfel, Manfred Reinnarth und Gregor Ritter. Vor allem Heinz-Toni Sesterheim lieferte als freier Mitarbeiter die Fotos dazu. Horst Bach kümmerte sich als Pauschalist um den Sport und Brigitte Halm sowie Gabi Uhrhan erledigten die Sekretariats- und Büroarbeiten.
Zur Redaktion gehörte ein Stab an freien Mitarbeitern, die Tag und Nacht Texte und Fotos in digitaler Form zulieferten. „Schnell, aber sorgfältig“ lautete die Devise, und so wurde keine Nachricht unkritisch übernommen. Mit Herzblut geschriebene Kommentare und die gelegentliche Glosse unter dem Titel „Ahrgus“ verschafften der Rundschau eine treue Leserschaft. Großer Beliebtheit erfreute sich der alljährliche Fotowettbewerb mit zuletzt 100 Teilnehmern.