Der Spiele-Erfinder Franz Scholles aus Kripp

Franz Scholles entwirft seit 1979 Brettspiele. Dabei hat er damit Durchsetzungsvermögen gegen die Computer-Konkurrenz bewiesen. Zum 25-Jährigen gab es im Jahr 2004 den Lernspielpreis für Team-Power.

Der Spieltrieb ist fester Bestandteil der menschlichen Natur. Franz Scholles aus Kripp lebt seinen in einer ganz besonderen Art und Weise aus. Denn seit mehr als einem Vierteljahrhundert bringt Scholles jedes Jahr ein neues Brettspiel heraus.

Mit viel Kreativität und Einsatz und in den vergangenen Jahren auch mit mehr und mehr Erfolg für den Spiele-Erfinder.

Franz Scholles

Im Jahr 2001 erhielt er in Göttingen den Inno-Spatz. Dies ist der kleine Bruder des Göttinger Spatz. Dieser erste und einzige Preis für Spieleautoren wurde erstmals 1985 vergeben. Seit 1998 wird der Inno-Spatz – Inno kommt natürlich von Innovation – vergeben.

Der Remagener Lehrer ist übrigens einer der Urgesteine des Autorentreffens und war schon 1983 bei der Premiere dabei.

Den richtigen Adelsschlag in der munteren Szene der Spielerfinder gab es aber im Jahr 2004 sozusagen zum 25jährigen Jubiläum.

Bei der süddeutschen Spielemesse in Stuttgart erhielt der Remagener den Deutschen Lernspielpreis 2004 für das Spiel „Team-Power“.

„Bei Team-Power gewinnt die Gruppe, die ihr Wissen mit richtigem Einschätzen und geschicktem Joker-Einsatz kombiniert und so Realitätssinn beweist“, so die Einschätzung von Scholles.

Mit der Preisverleihung zeichnete der „Studienkreis“ – dies ist die meistbesuchte Nachhilfeeinrichtung in Deutschland – und die Zeitschrift „spielen und lernen“ erstmals ein Spiel mit dem „Deutschen Lernspielpreis“ aus, das sich vorwiegend an Jugendliche und Erwachsene wendet.

In all diesen Jahrzehnten war das immer neue Erfinden von Brettspielen nicht nur ein Ringen mit der eigenen Kreativität, sondern auch ein mitunter Kraft forderndes An­kämpfen gegen die starke Konkurrenz der Com­puterspiele.

Kommunikativ und abendfüllend

„Meine Spiele sind kommunikativ und abendfüllend“, sagte Scholles stets von seinen Produkten und dies mit viel Selbstbewusstsein. Wie wird man Spielerfinder, was trieb den Lehrer um, seine Freizeit und auch viel Geld und Risiko in diese Passion zu investieren?

Der zeitliche Rückblick gerät auch fast schon etwas zu einem kleinen Zeitsprung.

Denn da waren 1979 die intensiven Prüfungsvorbereitungen von Ehefrau Uschi, die Franz Scholles etwas „Freizeit“ bescherten. Die wurde zu einem Ökologie-Seminar in Berlin genutzt. „Und dort kam dann ganz spontan die Idee zu einem Ökospiel“, erinnert sich Scholles an die Anfänge seiner Karriere als Spiele-Autor zurück.

Damals schrien die Zeiten regelrecht nach neuen Spielen. Bester Beweis: Ein Blick in die internationale und nationale Spieleszene. Denn just 1979 entwickelten die beiden kanadischen Journalisten Chris Haney und Scott Abbot ein Ding in Sachen Spiele, das heute noch die Welt bewegt: „Trivial Pursuit“.

In den Wohnküchen der Berliner und Bundesdeutschen, in WG‘s und in den Szene-Kneipen sorgte ein anderes Spiel für Furore: „Provopoli“.

Und 1980 war Franz Scholles mit seinem „Öko-Umweltspiel“ auf dem sich entwickelnden Markt.

Die Ersparnisse investiert

Der Remagener hatte seine gesamten Ersparnisse in die Entwicklung und Produktion der ers­ten tausend Spiele gesteckt.

„Die Sachen wurden uns regelrecht aus den Händen gerissen“, erinnert sich Scholles gerne an die Anfangszeiten zurück. Das Out-Fit des Spiels – Papprolle als Verpackung, eher schlichte grafische Gestaltung und die Fragekarten in Schreibmaschinen Layout – spielte in den friedensbewegten Zeiten eine kleinere Rolle.

Etwas, das sich, um es mit dem Bob Dylan Titel „The Times, they are a-changing“ zu sagen, heute mächtig geändert hat. „In der Ausstattung von damals wären heute keine Spiele zu verkaufen“, so Scholles und verweist auf das umfangreiche und sehr bunte Programm des Verlages, der sich vom Öko-Spiele-Verlage der Anfangsjahre längst zum aktuell-spiele-verlag der Jetztzeit gemausert hat.

Heute arbeitet Scholles mit den großen Verlagen, vielen Grafikern, AI oder auch der Büchergilde Gutenberg, dpa und anderen Partnern zusammen.

Ein breites Spektrum weisen die Themen für die Spiele aus der Scholles-Produktion auf.

Beste und bunte Ausstattung der Jetztzeit: „Der Bunter Planet“

In „Global“, das 1993 entstand, geht es um die Länder dieser Welt. „Die Fragen über Land und Leute zeigen den Reiz ferner Länder und fördern zugleich Verständnis für die Menschen, die in anderen Kulturen leben“, heißt es im Beipackzettel. Basisdemokratisch geht es beim Spiel mit den 1.000 Fragen über 70 Länder der Welt zu.

Laut Autor ist es, wie fast alle seine Spiele ein Mix aus Wissen, etwas Glück und in diesem Fall einigen Bingo-Elementen.

In Gen-Zeit und Gen-Welt, die in den Jahren 1988 und 1989 entstanden, geht es um die Gefahren der Gen-Forschung. „Am Pranger“, heißt ein weiteres Spiel, das 1991 in Zusammenarbeit mit amnesty international entstand und die Verletzung der Menschenrechte auf dem Globus anprangert.

Geblieben sind die stets neuen Ideen des Spieleautors Franz Scholles. „Das Thema muss was hergeben“, sagt er einfach. Und dann ist Lesen angesagt. Denn das gründliche „Literatur übers Thema ackern“, ist für Scholles die Pflicht, eh die Kniffligkeiten ins Spiel als Kür hineinkommen.

So auch geschehen bei „Polit-Poker“, das 1990 erstmals entstand und immer wieder aktualisiert wurde und wird. Dort stehen die programmatischen Aussagen der Parteien auf dem Prüfstand und es gilt die Aussagen zuzuordnen. Die totale Verblüffung der Spieler ist programmiert.

1996 hatte der Spiele-Autor aus Kripp ein Spiel mit dem Titel „Typisch Mann – Typisch Frau“ im Programm.

Und allen Spielen sind einige Grundsätze gemeinsam: Sie sollen kommunikativ, mit aktuellen Thema behaftet, gleichermaßen für Erwachsene wie Jugendliche spielbar und abendfüllend sein. Einige kleine Überraschungen in der Regelgestaltung gehören da auch schon mal dazu.

Die Spiele von Franz Scholles sind auf den ers­ten Blick einfach, haben aber fast immer eine oder mehrere spielbare Ebenen. Dies wird beim preisgekrönten Team-Power deutlich.

Allgemeinbildung und Spezialwissen aller Teammitglieder sind bei viel Gruppendynamik gefragt. Und die Intention des Spiels steckt schon im Namen: Team-Power lässt sich nur erfolgreich absolvieren, wenn das gesamte Team wirklich gut zusammenspielt und auch genau einschätzen kann, wer, was und wie viel weiß. Grundgerüst und Grundidee orientieren sich etwas an den Wissensspielen, von den Trivial Pursuit ja wohl das bekannteste ist.

Doch Vorsicht, Franz Scholles, der bei der Spielentwicklung im Team mit Peter Labusch arbeitete, hat natürlich mehr als eine Ebene eingefügt. „Viel Wissen und gute Teamarbeit und richtiges Einschätzen der Stärken und der Schwächen des eigenen und des anderen Teams sind bei diesem Spiel gleich wichtig“, so der Spiele-Erfinder.

Team-Power ist wie alle anderen Spiele im aktuell-spiele-verlag erschienen und dort, sowie im Buchhandel der Region erhältlich. Information gibt auch auf www.aktuell-spiele-verlag.de. Und natürlich liegt ein 2004er-Produkt vor. „Der bunte Planet“ ein „Memory“ der etwas anderen Art.

Und Scholles werden die Idee für seine Form des Spielens, eben das Spiele-Erfinden wohl auch in den nächsten Jahren nicht ausgehen.