Klasse 2000 – Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung
Miriam, Schülerin der 2. Klasse, hat es in der Umkleidekabine heute sehr eilig. Vorsichtig und liebevoll legt sie ihre selbst gebastelte Puppe „Klara“, die eigentlich „Klaro“ heißt, auf die Holzbank. Nachdem sie die Sportkleidung angezogen hat, eilt sie in der Sporthalle zu einem Tisch mit bunten Fähnchen und einem computerähnlichen Gerät.
„Hallo, ich bin Miriam!“, begrüßt die Schülerin die dort sitzende Frau. „Hallo, du weißt, was zu tun ist?“, klingt es mit einem freundlichen Lächeln zurück. Miriam nickt. Sie nimmt das Mundstück, das an einem Messgerät angeschlossen ist, betrachtet es und pustet sodann mehrmals kräftig hinein. „Du kannst jetzt loslaufen!“ Das Mädchen läuft flott los, steigert das Lauftempo, umkurvt dabei geschickt die Eckfahnen des Laufparcours und kehrt nach zwei Runden durch die Halle wieder an den Tisch zurück.
Gesundheitstest
der Lungenfunktion zur Gesundheitsvorbeugung in der Grundschule von
Bad Neuenahr, 2005
Miriam strahlt, sie atmet schnell, ist „außer Puste“.
Über ein Mundstück muss sie ein- und ausatmen.
„Danke, das war’s. Das hast du vorbildlich gemacht, hier ist eine kleine Belohnung“, lobt die Arzthelferin und überreicht Miriam ein Pustefähnchen. Miriam freut sich und beobachtet jetzt, wie ihre Klassenkameraden diesen Lauftest absolvieren.
Diese Szene des sportlichen Lungenfunktionstests fand am 15. Oktober 2004 im Rahmen des KLARO-Projektes an der Grundschule Bad Neuenahr statt. Alle Kinder der Klassenstufe 2, deren Eltern die Zustimmung zu diesem Lungenfunktionstest erteilt hatten, nahmen an dieser alljährlichen Gesundheitsaktion teil. Die Untersuchungsergebnisse wurden von dem ärztlichen Mentor des lokalen KLARO-Projektes, Dr. med. Axel Hollunder, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, ausgewertet. Bei „Unregelmäßigkeiten“ im Befund wurden die Eltern informiert und gebeten, sich mit ihrem Haus- bzw. Kinderarzt in Verbindung zu setzen. Hintergrund einer solchen medizinischen Testaktion ist die Tatsache, dass Asthma eine der häufigsten Erkrankungen weltweit ist und deren Häufigkeit stetig ansteigt. Daher dient die Früherkennung von möglichen Atemproblemen der Gesunderhaltung der Kinder.
Aufmerksam lauschen die Grundschüler den Informationen von Dr. Axel Hollunder.
Ziel: Gesunde Kinder
Der Lungenfunktionstest ist ein Baustein des umfassenden Gesundheitsprojektes „Klasse 2000″. Dieses bundesweite Projekt für Grundschüler wurde 1991 vom Institut für Präventive Pneumologie am Klinikum Nürnberg entwickelt. Es hat zum Ziel, Kinder in der Entwicklung eines positiven Körper- und Gesundheitsbewusstseins zu unterstützen, sie in ihren sozialen Fähigkeiten und dem Selbstwertgefühl zu stärken, sie im kritischen Umgang mit Genussmitteln und Alltagsdrogen zu sensibilisieren und ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen.
„Auch die Kinder der Grundschule Bad Neuenahr sollen darin gestärkt werden, verantwortlich mit ihrer Gesundheit umzugehen und in möglichen Verführungssituationen n e i n zu sagen“, so Dr. Axel Hollunder.
Hier praktizierende Ärzte, Geschäftsleute, ein Pharmaunternehmen, der Lions-Club, Rotarier, die Kreissparkasse, die Volksbank sowie einzelne Eltern übernahmen seit der Einführung von „Klasse 2000″ Klassenpatenschaften, um das Gesundheitsprojekt zu finanzieren, das pro Schuljahr für alle Klassen über 3000 Euro kostet.
Die Patenschaften beginnen in der Klasse 1 und begleiten die Schüler bis zum 4. Schuljahr. Inzwischen sind alle 12 Klassen der Grundschule Bad Neuenahr diesem Projekt angeschlossen. Im Kreis Ahrweiler nehmen (Stand 2005) noch folgende Grundschulen an dem Projekt „Klasse 2000″ teil: GS Leimersdorf, GS Dernau, GS Remagen und GS Westum.
Im Schuljahr 2003/ 2004 nahmen in Rheinland-Pfalz insgesamt 339 Klassen mit 8202 Schülern teil. Bundesweit waren es für das genannte Schuljahr 6545 Klassen mit 157 315 Grundschulkindern.
Positive Einstellungen fördern
Das System „Klasse 2000″ setzt auf einen altersgerechten Unterricht, der handlungsorientiert über verschiedene Sachthemen aus dem Bereich Gesundheit informiert und den Kindern Freude bereiten soll. Dafür steht KLARO, die als Symbolfigur und Sympathieträger die Kinder durch das komplette Gesundheitsvorsorgeprogramm begleitet.
In bis zu zwölf KLARO-Unterrichtseinheiten pro Schuljahr werden die Kinder von ihren Klassenlehrern und –lehrerinnen sowie von externen Fachleuten mittels eines Unterrichtsprogramms mit Schülerheften und besonderen Lehr- und Lernmitteln unterrichtet. „Bewegungspausen im Unterricht“, „gesunde Ernährung“, „der Weg der Atmung“, „das Herz-Kreislauf-System“ – so lauten zum Beispiel verschiedene Themen aus dem KLARO-Gesundheitsprogramm. Aber auch das Training persönlicher und sozialer Kompetenzen wird den Kindern angeboten: Gefühle wahrnehmen und damit umgehen können, sich anderen mitteilen und zuhören können, eigene Stärken und Schwächen akzeptieren, in der Gruppe kooperieren und Konflikte gewaltfrei lösen.
Kinder üben in Rollenspielen wie sie u.a. in einer Gruppe ihre eigene Meinung vertreten und Gruppendruck – z. B. wenn alle anderen rauchen – widerstehen können.
Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung dieses Gesundheitsprogramms ist die konstruktive und engagierte Einstellung der Lehrer/Innen sowie die positive Grundhaltung der Eltern. Und der Erfolg gibt den Verantwortlichen um den Gründer des Gesundheitsprogramms, Universitätsdozent Dr. med. Pal Bölcskei Recht.
Das Programm „Klasse 2000″ wird regelmäßig evaluiert. Wissenschaftliche Studien beweisen, „Klasse-2000-Kinder“ haben am Ende der 4. Klasse deutlich seltener als andere Kinder Erfahrungen mit Zigaretten. Das Programm hat zudem positive Langzeiteffekte. Studien haben erwiesen, dass Suchtprävention umso erfolgreicher ist, je früher damit begonnen wird.
Die Bedeutung und Wertschätzung dieses bundesweiten Gesundheitsprogramms für Kinder lässt sich auch daraus ersehen, dass der Landeselternbeirat von Rheinland-Pfalz in seiner Informationsschrift im Jahre 2003 das Projekt „Klasse 2000″ empfahl. Im März 2005 verwies Ministerin Doris Ahnen im Zusammenhang mit der Diskussion über ein Rauchverbot an Schulen auf die Notwendigkeit einer entsprechenden Präventionsarbeit, um Schülerinnen und Schülern die gesundheitlichen Vorteile des Nichtrauchens zu vermitteln. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch das Programm „Klasse 2000″ zur Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung an Grundschulen mit der entsprechenden Internetadresse:
www.klasse2000.de
Logo zur „Klasse 2000″: KLARO