Vor 90 Jahren: Burgbrohl in einem Gedicht von Heinrich Ruland

Maria Gromke

Es mag in einem der Frühjahre zwischen 1929 und 1934 gewesen sein, als der in Andernach geborene Heinrich Ruland, als höherer Postbeamter dort in dieser Zeit tätig und als Vorsitzender im Eifelverein engagiert, auf einer seiner zahlreichen Wanderungen ein oder mehrmals Burgbrohl besuchte und in diesem Gedicht seine Eindrücke niederlegte.

Der Naturfreund beschreibt in „Burgbrohl“ stimmungsvoll den kleinen Ort, den Brohlbach, die Tallage, die Burg, die Berge und Wälder. Er sieht damals noch die beiden bewaldeten Kunksköpfe, die heute fast ganz ausgebeutet sind.

Dann setzt Heinrich Ruland in den letzten beiden Zeilen des Gedichtes einen anderen Akzent. Er spürt, ahnt, sieht, weiß (?), dass sich in Burgbrohl in den letzten Jahrzehnten viel bewegt hat, etwas Neues, Fortschrittliches. Und er wagt eine Prognose, denn er behauptet mit Bestimmtheit: „In dir ist Welt, du lebst die neue Zeit.“ Was er genau mit „Welt“ umschreibt, wissen wir nicht, vielleicht Leben, vielfältige Aktivitäten, ein hohes Maß an Möglichkeiten.

Und er hat recht. Burgbrohl hebt sich damals deutlich von allen kleinen Ortschaften der Umgebung ab, hat ein mehr städtisches Gepräge mit seinen vielen schönen Häusern, Geschäften, der Apotheke, dem Kino, der Kaiserhalle, dem Krankenhaus und seinen Hotels und Gastwirtschaften. Dieser wirtschaftliche Aufschwung gelang vor allem durch die sehr frühe Industrialisierung, die frühe Förderung des Tourismus sowie die Weitsicht und das große Engagement einiger überaus fähiger Burgbrohler Persönlichkeiten und vieler, die mithalfen.

Somit ist es Heinrich Ruland gelungen, die positive Entwicklung Burgbrohls zu erfassen und in wenigen Worten zu umschreiben.

BURGBROHL

Heinrich Ruland (1882-1943)

So fand ich dich: Im blütenbunten Tale
Am hellen Bach, der sich zu Wiesen biegt.
Und über dir, gleich einem alten Male,
Die graue Burg, in Wipfelgrün geschmiegt.

In weitem Rund die Eifelwälder dämmern –
Hält dich umsponnen auch die Einsamkeit,
Ich spür’ es doch an deiner Pulse Hämmern:
In dir ist Welt, du lebst die neue Zeit.

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