Die Wunder von Remagen
Über 40 Jahre Friedensmuseum Brücke von Remagen e.V.
Sabine Peter
Die Brücke von Remagen und mit ihr die Stadt Remagen sind international berühmt.
Das Bauwerk hatte im 2. Weltkrieg eine eminent wichtige Funktion. Das Friedensmuseum in den Brückentürmen erinnert an die damaligen Ereignisse und galt jahrzehntelang als Besuchermagnet. Ein solcher Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt soll es wieder werden. Die Geschichte dreier Wunder.
Das erste Wunder
Das erste Wunder geschah am 7. März 1945. Um 13 Uhr an diesem Tag gelang es einer kleinen Vorhut der 9. US-Panzerdivision unter Führung des 22-jährigen deutschstämmigen 2. Lieutenant Karl H. Timmermann, die völlig intakte Ludendorffbrücke in Remagen zu erreichen. Die Deutschen versuchten am Nachmittag noch, die Brücke zu zerstören, aber die Sprengungen misslangen. In der Folge konnten innerhalb von 24 Stunden 8.000 Soldaten den Rhein in östliche Richtung überqueren und den Brückenkopf in Erpel erobern. Buchstäblich über Nacht verwandelte sich Remagen damit zu einem der entscheidenden Schauplätze des Kriegsendes, durch den der 2. Weltkrieg Monate früher beendet werden konnte. General Eisenhower soll damals kommentiert haben: „Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert!“.
Das zweite Wunder
Das zweite Wunder wurde vom Auslandsdienst der Deutschen Welle im März 1980 in einem Beitrag über die Einweihung des Friedensmuseums proklamiert, der mit folgendem Satz endete: Von Herzen applaudierte man Bürgermeister Kürten, dem Vater des neuen kleinen Museumswunders, als er den großen französischen Politiker Anstide Briand zitierte: „Die Friedensgöttin ist eine anspruchsvolle Geliebte; sie fordert einen langen, ununterbrochenen und harten Dienst.“
Soll nicht im Nebel der Geschichte verschwinden: die Brücke von Remagen und ihre historische Bedeutung. Der Verein will das Friedensmuseum in eine neue Zukunft führen. Das Banner entstand anlässlich des 40-jährigen Vereinsbestehens im Jahr 2021.
Der Vorstand des Vereins mit Karin Keelan (von links), Sabine Peter, Björn Ingendahl, Barbara Heimbach und Anke Sultan im Oktober 2020
Hans Peter Kürten, Bürgermeister von Remagen von 1965 bis zu seiner Pensionierung 1994, hatte Ende der 70er-Jahre den Wunsch, in den Brückentürmen ein Friedensmuseum zu errichten und den Aufbau mit dem Verkauf von Steinen der Remagener Brücke zu finanzieren. Kleine Stücke von der Ummantelung der 1977 abgerissenen Strompfeiler in Harz gegossen, zusammen mit einem Zertifikat, das die Echtheit bestätigte, wurden zum Verkauf angeboten. Kürten stellte seine Idee der Presse vor. Es wurde weltweit berichtet und die Steine mit großem Erfolg verkauft.
Am Jahrestag der Eroberung, dem 7. März, konnte er dann im Jahr 1980 das Museum öffnen. Wenig später, am 14.1.1981, gründete er den Verein, mit sich selbst als lebenslangem Vorsitzenden. Die Ausstellung in den Brückentürmen von Remagen ist bis zur Schließung wegen fehlendem Brandschutz im April 2019 von über 800.000 Gästen aus der ganzen Welt, von Ozeanien, Asien, den USA bis nach Europa besucht worden. Für die vielen Zeitzeugen des 2. Weltkrieges und deren Angehörige ist das Ge- denken wichtig. Im Gästebuch betonen die Besucher den Friedensgedanken und viele schreiben „Nie wieder Krieg!“ Gerade unsere heutige Zeit mit ihren vielfältigen populistischen und autokratischen Strömungen zeigt uns erneut auf, wie wichtig die Arbeit am Frieden ist.
Das dritte Wunder?
Jetzt ist Zeit für das dritte Wunder, denn das Jahr 2019 brachte einen dramatischen Einschnitt: Das Friedensmuseum wurde aufgrund von gravierenden Mängeln im Brandschutz geschlossen. Ein Paukenschlag, der sich aber bereits in den Jahren davor angekündigt hatte. Seit einigen Jahren war bekannt, dass der fehlende Brandschutz in den Brückentürmen zu einem Problem werden könnte. Hinzu kam, dass 1980 bei Gründung des Museums als baurechtliche Nutzung „Brückentürme“ angegeben wurde. Durchaus richtig aus damaliger Sicht, aber formal ein gravierender Fehler. Die Umwidmung in ein reguläres Museum erforderte umfangreiche weitere Maßnahmen entsprechend den heute geltenden Gesetzen. Streitigkeiten innerhalb des Vorstandes des Vereins, die teilweise sogar vor Gericht ausgetragen wurden, verhinderten aber ein planvolles Vorgehen und brachten den Verein an den Rand der Existenz. Im Herbst 2020 gelang es, einen neuen Vorstand zu wählen. Das jetzige Führungsteam um Bürgermeister Björn Ingendahl ist dabei, den Verein und das Museum in eine neue Zukunft zu führen. In engem Austausch mit allen Beteiligten wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen und das Museum noch 2021 wieder zu eröffnen. Ob es gelingt? Sicher ist das nicht. Aber auch bei Wundern gilt: Aller guten Dinge sind drei!