Die Wunderbrücke

Wo sich zwei Berge winken, dazwischen rauscht die Ahr.
Da sahen die Väter blinken Landskron und Neuenahr.
Und einer Brücke Bogen erglüh’n im Sonnenstrahl,
Von Schloß zu Schloß gezogen über das breite Tal.

Wer schuf die Wunderbrücke wie Regenbogen schön?
Der Kunst zum Meisterstücke und einte diese Höh’n?
Der Vater sagt’s dem Sohne, drum spricht die Sage wahr:
Ein Herr von Landskrone, ein Graf von Neuenahr.

Sie hatte treu verbunden der engsten Freundschaft Band.
Daß man zu allen Stunden sie gern beisammen fand.
Und mußten sie dann scheiden, so war die Brücke da,
Die brachte bald die beiden einander wieder nah.

In Stücke brach die Brücke nach schwerer Zeiten Lauf,
Da baute dann zum Glücke ein zärtlich Paar sie auf.
Und Liebesboten gingen dahin, daher, gar viel,
Bis sie sich selbst umfingen im süßen Minnespiel.

Viel schöne Brücken schlagen sah ich in deutschem Land.
Doch keinen Bogen wagen, der sich so weithin spannt.
Weih ewig unterbliebe, so mag man klärlich schau’n,
Daß Freundschaft und Liebe die schönsten Brücken bau’n.

KARL SIMROCK