die Geologie unserer heimat
UND IHRE WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG
Der Kreis Ahrweiler gehört in topographischer und geologischer Hinsicht zum Rheinischen Schiefergebirge. Von den vier erdgeschichtlichen Zeitaltern Urzeit, Altertum, Mittelalter und Neuzeit haben besonders die zweite und vierte Zeit, Altertum und Neuzeit, die Erdoberfläche unserer Heimat gestaltet.
In der Devonzeit des Altertums war unsere Heimat ausgefüllt von dem Devonoder Thetismeer. In diesem Urmeere lagerten sich die Sedimente der Urgesteine aus der Urzeit ab. Mineralogisch bestanden diese Ablagerungsstoffe aus Quarz, Feldspat und Glimmer. In der Devonzeit erhärteten diese Sedimente zu Quarziten, Grauwacken, Tonschiefer und Rauhflaser. Von den drei Devonschichten Unter-, Mittel- und Oberdevon haben wir im Kreisgebiete fast nur die Unterdevonschichten mit den Siegener und Koblenzer Schichten vertreten, während die obere Ahr außerhalb des Kreises auch mächtige Schichten von Devonkalk des Mitteldevons aufweist. Quarzitrücken und Grauwackenzüge bilden die Höhen der Eifelberge südlich der Ahr. Das charakteristische Gestein der Mittelahr von Kreuzberg bis zur „Bunten Kuh“ aber sind die Rauhflaserschichten, die sperrholzartig aus Grauwacken und Tonschieferschichten zusammengesetzt sind. Bei ihnen hat die Auswaschung und die Verwitterung leichtes Spiel; daher hat die Ahrlandschaft von Kreuzberg bis Ahrweiler die romanische, wild zerklüftete Form.
Auf die Devonzeit, die wir uns vor ca. 400 Millionen Jahren denken, folgt die Kohlenzeit, in der sich die Steinkohlen bildeten. In unserer Heimat hatte sich der Meeresboden gehoben, das Devonmeer ist abgelaufen. Der Boden hebt sich aber noch weiter und faltet sich zu den riesigen Variskischen Alpen, die eine Höhe bis 6000 m erreichen.
Aber gewaltige Verwitterungskräfte haben Hunderte von Millionen Jahren Zeit, diese Variskischen Alpen zu einer Rumpfschollenebene von ca. 500 m einzuebnen, und diese Verwitterungsstoffe füllen in der Kohlenzeit die Zwischenräume zwischen den einzelnen Kohlenflözen aus. Ruhig verlaufen in unserer Heimat die erdgeschichtlichen Perioden des Perm und der drei Perioden des Mittelalters, der Trias-, Jura- und Kreideformation.
Unruhiger und lebhafter aber wird in unserer Heimat die Erdgeschichte in der Neuzeit mit ihren drei Formationen:
1. die Braunkohlenzeit oder Tertiär,
2. die ältere Schwemmlandzeit oder Diluvium und
3. die jüngere Schwemmlandzeit oder Alluvium.
In der Braunkohlenzeit türmen sich südlich von uns die Alpen zu gewaltigen Hochgebirgsketten auf, sackt nördlich von uns die Kölner Bucht ein. Von diesen beiden katastrophalen Vorgängen wurde unser Gebiet berührt. Tertiäre, schroffe, brüchige Faltungen legen Zeugnis davon ab.
Es beginnt die Zertalung der Rumpfebene. Die Urahr und ihre Nebenflüsse graben sich tiefer und tiefer ins Gebirge ein und zertalen und zerfurchen das Land. Charakteristisch sind die Ahrterrassen, deren Bildung im Tertiär beginnt, sich aber auch durch das Diluvium bis zur Neuzeit fortsetzt. Ahrschotter auf den beiden Oberterrassen,. Ahrschotter auf den beiden Mittelterrassen, Ahrschotter auf der Dorf- und Flutterrasse zeigen den Lauf der Vorahr untrüglich an, geben auch Zeugnis von der Riesenarbeit, die unsere oft wilde Ahr mit ihren Nebenbächen seit der Braunkohlenzeit geleistet hat.
Aus dieser Zeit stammen auch die tertiären Bildungen der einzelnen Braunkohlenschichten des Kreises und der mächtigen Tonlager auf der Grafschaft.
Aber wirtschaftlich wertvoller hat uns diese Zeit die gewaltigen Lößablagerungen geschenkt, welche die Fruchtbarkeit der Grafschaft und der Abhänge an der unteren Ahr und der Goldenen Meile bedingen.
Hier im unteren Ahrtal und in der Goldenen Meile zeigen Ahr- und Rheintal im Diluvium und Alluvium eine starke Auflandung. Römische Bauten liegen 4—6 m unter der Oberfläche, ein Beweis dafür, daß die Auflandung seit 2000 Jahren über 4 m beträgt.
In dieser stetigen Entwicklung unserer heimatlichen Landschaft sehen wir zwei polare Kräfte kämpfen, ringen und Neues schaffen: Wasser und Erde, Meer und Land. Aber es kommt noch mit katastrophalen Einbrüchen eine dritte Kraft hinzu: das Feuer, das die eruptiven, vulkanischen Gesteine unserer Heimat bildet.
Wir haben im Kreise keine Vulkane de? Altertums oder des Mittelalters. Erst in der Tertiärzeit regt sich der Vulkanismus. Die feuerspeienden Berge sind aber auch hier sehr selten. Die anderen Berge mit vulkanischem Gestein, die als Domberge kegelförmig emporragen, .entstanden durch ein Emporquellen der Lavamassen. Der Devonmantel hob sich kuppelförmig, ließ aber den Lavastrom nicht durchstoßen. Erst nach und nach wurde durch Verwitterung und Abwaschung der Devonmantel wenigstens auf der Bergesspitze entfernt, so daß dort der Säulenbasalt zu Tage tritt. Der Abhang und der Fuß des Berges sind aber noch in den starren Devonmantel gehüllt, was besonders am Neuenahrer Berg und an der Landskron beobachtet werden kann.
In der neuesten Zeit, im Diluvium, als schon der Mensch der Älteren Steinzeit als Jäger und Sammler unsere Heimat durchstreifte, brach der Vulkanismus in der Laacher Gegend noch zweimal aus, vor 20 000 und sogar noch vor 10 000 Jahren waren die letzten Ausbrüche. Dieser jüngsten vulkanischen Periode verdanken wir die Kraterberge Rodderberg bei Mehlem und Bausenberg bei Niederzissen.
Welche Bedeutung haben die geologischen Verhältnisse für unsere Wirtschaft ?
Das Devon des Altertums liefert uns das Grundgebirge. Der feste Grauwackenstein diente früher als sogenannter Bruchstein als Baumaterial; heute noch gebraucht man ihn gern zum Bauen der Fundamente.
Dieses Devongestein enthält auch Erze, die früher im Sahrbach- und Lierstale und im Arembergischen ausgebeutet wurden. Bleierz wurde gegraben bei Kesseling, Weidenbach, am Fahrwege Hönningen-Lind, bei Hörnig und bei Antweiler im Simbachtale. Jedoch hat der Bergbau in der Gegenwart fast keine Bedeutung. Durch Verwitterung des Devongesteines (Feldspat, Quarz und Glimmer) mit einer sich steigenden Verwesung ergab sich eine fruchtbare Ackerkrume, falls sie tiefgründig genug ist. Wo sie aber an sonnigen Höhen nur eine geringe Tiefe mit wenig Humusgehalt enthält, leidet die Fruchtbarkeit besonders bei trockenem Wetter; überhaupt haben diese Devonböden viel Niederschläge. Im Ahrtal bilden gerade diese warmen Schieferböden gute Bodenverhältnisse für den Weinbau. Diese ausgezeichneten Schieferböden ermöglichen hier überhaupt erst den Weinbau. Hier haben wir das nördlichste Weinbaugebiet der Erde und das größte Rotweingebiet Deutschlands. Die Quarzitrücken und einzelne Quafzitnester, die im Tagebau ausgebeutet wurden, lieferten früher Material zur Glasbereitung. Seitdem aber die Glasfabriken die bequemeren Quarzitsande am Rande der Kölner Bucht verwerten, ruht die Ausbeute unserer Quarzitnester und -gange. Wohl wurde in den Jahren 1935—45 die Kieselsäure (Si O2) der Quarzite zur Eisen- und Stahlhärtung gebraucht. —
Heute gebraucht man noch vielfach den Quarzitschotter bei der Herstellung eines festen Wege- und Straßenbettes. Zumal an Landstraßen und Feldwegen sehen wir immer wieder die weißen Quarzitköpfchen hervortreten.
Die Mitteldevonkalke haben jenseits der Kreisgrenze in Ahütte (Kreis Daun) und Ahrhiitte (Kreis Schieiden) eine blühende Kalkindustrie entstehen lassen. So haben wir eine billige und nahe Bezugsquelle für Bau- und Düngerkalke. Da aber zwei große Kalkmulden, die kleinere von Blankenheim und die größere von Hillesheim, zum Quell- und Flußgebiet der Ahr gehören, so ist das Ahrwasser durch seinen Kalkgehalt ein „hartes“ Wasser.
Kohlenzeit und Nachkohlenzeit haben hier keine mineralischen Schätze zurückgelassen. Auch das Mittelalter mit den Triasformationen, Jura und Kreide, hat in unserem Gebiet keine Spuren hinterlassen, obwohl in der Nähe der Ahrquelle ein Buntsandsteinnest, 2 km westlich im Urfttal Buntsandstein zu Tage steht und auch in Steinbrüchen gewonnen wird. Überall sehen wir bei Häusern, besonders an den Fenstern und Türen, den leuchtenden rötlichen Buntsandstein. Für uns hat auch diese Buntsandsteinformation insofern eine Bedeutung, als der Buntsandstein waldfreundlich ist, und die schönen Eifelwälder in den Buntsandsteingebieten der Urft und Kyll sind auch von klimatischer Bedeutung für unser Heimatgebiet.
Reichlicher aber sind wir mit tertiären Bodenschätzen bedacht worden. Da sind es zunächst die mächtigen Tonlager bei Lantershofen und Ringen, die eine blühende Tonindustrie bedingen. Im benachbarten Adendorf blüht die Töpferindustrie als Hausindustrie, da die benachbarten Tongruben den Ton und der Kothenforst das Holz liefert. Der meiste Ton wird in gebrannter Form versandt. Jedoch werden auch viele feuerfeste Steine hier gebrannt. Seit einiger Zeit werden in Lantershofen auch Tongefäße hergestellt
Ein noch viel größerer Schatz, den die Tertiärzeit dem Rheinlande geschenkt hat, sind die Braunkohlenlager. Wenn auch die großen Braunkohlenlager nördlich unserer Heimat am Vorgebirge und in der Kölner Bucht anzutreffen sind, so haben wir doch einzelne Nester bei Bengen, Leimersdorf, Oedingen, Remagen und Koisdorf. So wurde z. B. bei Oedingen die Braunkohle durch einen 70 m tiefen Schacht gewonnen. Da die Mächtigkeit der Lager nicht groß ist, d^azu der Wassergehalt die Heizkraft sehr mindert, ist eine Ausbeute nicht rentabel.
Auch schenkte uns die Tertiärzeit Lößablagerungen, die aber nachher durch andere Auflandungsschichten wieder verdeckt wurden.
Die fruchtbaren Lößlager unserer Heimat aber verdanken wir dem Diluvium. Als sich die diluvialen Ahrterrassen bildeten, kamen auf äolischem Wege (Luftverwe-hungen) oder auch durch fluviale (Wasser-) Anschwemmungen die Lößlager auf der Grafschaft und besonders auf den Mittelterrassen des unteren Ahr- und Rheintales zustande. Am mächtigsten sind die Lößlager am Abhänge und am Fuße des Viktoriaberges. Bis Ahrweiler ziehen sich die Lößbänke hin. Bei Heppingen, Neuenahr und‘ Ahrweiler stehen sie noch an und sind oft von tiefeingeschnittenen Hohlwegen gekennzeichnet. Auch können wir an manchen Stellen, zumal in steilgelagerten Schichten, eine Auswaschung des Kalkes feststellen. Entkalkter Löß aber wird zu Lehm, der die Grundlage zu Ziegeleien ergibt. Der Lößboden der Grafschaft macht diese zu einer Fruchtau ersten Grades. Wenn auch noch eine veraltete Behauptung aufgestellt wird, der Löß sei „waldfeindlich“, so müssen wir immer wieder feststellen, daß er „baumfreundlich“ ist, Gehen wir an Lößhohlwegen vorbei, so sehen wir, wie die in der Böschung stehenden Bäume und Hecken großartig gedeihen. So gedeihen die Obstplantagen in den Lößgebieten der Goldenen Meile, auf der Grafschaft und im Ahrtal recht gut.
HASENBERG UND FREISHEIM
Photo: Kreisbildstelle
Unter der fruchtbaren Humusschicht im unteren Ahrtal, besonders aber im Rheintal, schlummern Bodenschätze, die unsere Bauindustrie nicht missen kann. Es sind die Kiese und Sande, die im Urbett der Ahr und des Rheines angeschwemmt wurden. Dabei liefern die Kies- und Sandgruben des Rheines ein besseres Material zur Bereitung des Mörtels und der Betonmasse, als dies die Sandgruben der Ahr bieten. Dadurch, daß die Nebenflüsse des Oberrheines dem Rhein Kiese und Sande von dem Urgestein (Granit, Spenit) zuführten, haben diese Sande vor den Ton- und Quarzitsanden des rheinischen Schiefergebirges einen großen Vorteil, den die Bauleute wohl zu schätzen wissen.
Auch der Vulkanismus hat uns Bodenschätze geliefert. Als in der Tertiärzeit, da die Alpen sich auftürmten und durch Hebung des Rheinischen Schiefergebirges am Nordrande des Kreisgebietes Bruchstellen entstanden, lebte bei diesen tektonischen Bewegungen in unserer Heimat der Vulkanismus auf. Wenn auch der Hauptherd südloch des Brohlbaches liegt, so sind doch im Ahr- und Brohltal auch tertiäre vulkanische Gebilde festzustellen. Damals türmten sich Landskrone, Neuenahrer Berg, Scheidskopf, Alte Mauer, Hasenberg, Hochthürmen, Hohe Acht, Nürburg und Aremberg auf. Die Magmamassen versuchten die starken, mächtigen Devondecken zu durchstoßen, was ihnen nicht gelang; sie konnten diese nur domförmig aufbauschen; es entstanden keine feuerspeienden Berge. Diese Basaltmassen formten sich unter dem Druck bei der Abkühlung zu eckigen Säulen; die Devondecke wurde im Laufe der Zeit durch Verwitterung abgetragen. Die Säulenbasalte traten nun als Bergkuppe zu Tage, während Bergabhang und Fuß noch einen festen Devonmantel aufweisen. Diese festen, wenig porösen Säulenbasalte liefern ein erstklassiges Material für Pflastersteine und Straßenschotter. Am bedeutungsvollsten sind im Ahrgebiet die Basaltbrüche bei Hoffeld und Unkelbach. Der Riesenbasaltsteinbruch auf dem Scheidskopf höhlte nicht nur das gewaltige Naturdenkmal aus, sondern zerstörte auch die alte keltische Fliehburg, was auch mit der Alten Mauer (im Ahrweiler Stadtwald) geschah.
STRASSE IN AREMBERG
Photo: Kreisbildstelle
Auch hat das Brohltal tertiäre Phonolithe aufzuweisen. So ist der Olbrück ein Phonolithkegel, kann aber als Naturdenkmal nicht wie der benachbarte Schellberg ausgebeutet werden. Jedoch haben wir einen schönen Phonolithsteinbruch an der Straße oberhalb von Quiddelbach am Fuße des Gelberges. Phonolith liefert der Glasfabrikation Kieselsäure 50 Prozent und Tonerde 24 Prozent. Die Tuffe und Trasse des Brohltales liegen im Kreise Mayen.
Aber auch im Diluvium kam die vulkanische Tätigkeit nicht zum Stillstande Zwennal, etwa vor 20 000 und zuletzt vor 10 000 Jahren, spien die Laacher Berge wieder Feuer; und zwei dieser wirklich feuerspeienden Berge liegen auf der Süd- und Nordgrenze des Kreises: der Bauzenberg bei Niederzissen und der Rodderberg bei Rolandseck. Diese neuen Vulkane dürfen als Naturschutzgebiete nicht ausgebeutet werden. Diese vulkanisierten Bergkuppen haben eine fruchtbare kali- und phosphorreiche Verwitterungskrume, so daß die Bergkuppen mit üppigen Laubwäldern bedeckt sind. So wetteifern die hohen Buchenbestände der Hohen Acht mit denen am Laacher See.
Im Ahrtal wird die vulkanische Fangoerde als Heilmittel von den weltberühmten Fangowerken des Grafen Wolff-Metternich in Heppingen am Fuß der Landkrone hergestellt und m den Welthandel gebracht.
Ein weiteres Geschenk des Vulkanismus sind die Sauerbrunnen, Mineral- und Heilquellen, die sich im unteren Ahrtal in Neuenahr, Heppingen und Bodendorf befinden Auch in der Rheinebene bei Sinzig, Kripp, Niederbreisig, Brohl und Tönisstein im Brohltal haben wir Mineral- und Heilquellen. Sie haben aus den drei Winzerdörfern Beuel, Wadenheim und Hemmessen das Weltbad Neuenahr geschaffen; sie geben auch Bodendorf und Niederbreisig das Gepräge.