Konrad von Are-Hochstaden
Die bedeutendste politische Persönlichkeit des Ahrgaues im Mittelalter ist Konrad von Are-Hochstaden. Er ist ein Sproß der Grafen von Are, die im zehnten Jahrhundert Gaugrafen des Eifel-gaues waren, wo der Ahne Siego (Sieg-bod) bei seinem Jagdschloß das Kloster Steinfeld gründete. Als erster Graf der Grafschaft Are, die im Ahr- und Eifelgau lag, wird um 1100 Theoderich I. (= Dietrich) genannt. Dessen sechster Sohn Otto vermählte sich mit der Gräfin Adelheid, der Erbin von Hochstaden (bei Grevenbroich an der Erft). Die Grafen von Hochstaden scheinen ihre Stammburg bei Dalheim an der holländischen Grenze gehabt zu haben, so daß sich die Grafen von Hochstaden oft Grafen von Hochstaden-Dalheim nennen.
Ottos Sohn Theoderich III. erbte von seinem Vater Hochstaden und mit seinem Onkel Ulrich von Nürburg von Theoderich II. von Are um 1166 die Grafschaft Are, so daß nun die Grafen oft den dreifachen Namen von Are-Hochstaden-Dalheim führen. Theoderich III. und sein Sohn und Nachfolger Lothar II. regierten und wohnten auf der Burg Are. So verlebten auch Lothars II. Söhne, Lothar, Friedrich und Konrad, ihre Jugendzeit auf der Burg Are. Konrad aber ist der berühmte Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden. Dieser ist also ein Sproß des Grafen von Are, und nur seine Urgroßmutter, die Gemahlin seines Urgroßvaters Otto, war eine Gräfin von Hochstaden. Auch ist seine Heimat das Ahrtal; deshalb wollen wir ihn immer Konrad von Are-Hochstaden nennen.
Konrads ältester Bruder Lothar III. regierte die Grafschaft von 1216 bis 1237. Lothars jüngere Brüder Friedrich und Konrad widmeten sich dem geistlichen Stande. Der ältere Bruder Friedrich ist Domherr in Köln und Xanten.
Konrad wird 1226 auch Domherr in Köln, später auch Dompropst und 1238 Erzbischof von Köln.
Die Grafen von Are, die sich rühmten, mit dem Kaisergeschlecht der Staufen blutsverwandt zu sein, waren durchweg staufisch gesinnt. Daher begrüßte Kaiser Friedrich II. die Wahl Konrads und erhoffte von ihm tatkräftige Unterstützung im Kampfe gegen die Lombarden in Oberitalien. Des Kaisers Hoffnungen erfüllten sich zunächst, und wir finden den neuen Erzbischof schon im nächsten Jahre mit seinen Hilfstruppen im Kriegslager des Kaisers in Italien, wo er die besondere Huld des Kaisers erhält. Dieser bestätigt ihn als Erzkanzler von Italien und gab ihm das Recht zur ungeteilten Erhebung einer Bier- und Weinsteuer in der Stadt Köln.
Aber inzwischen war in Deutschland die Welfenpartei wieder mächtig erstanden. Man war unzufrieden mit der Italienpolitik Friedrichs II., der in den letzten dreißig Jahren seiner Regierung nur zweimal auf kurze Zeit in Deutschland sich aufhielt und die Regierung Deutschlands seinen Söhnen Heinrich und nachher Konrad überließ. Um den Welfen den Wind aus den Segeln zu nehmen, läßt Kaiser Friedrich II. seinen Sohn Konrad IV. als deutschen König krönen. Konrad IV. aber konnte die Welfenmacht nicht stürzen. Da läßt unerwartet der Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden als Führer der Weifen den alten Kampfesruf erschallen: „Hie Welf!“
Diesem Kampfesruf folgend, schloß sich der regierende Graf Theoderich IV. (= Dietrich IV.) der Welfenpartei an. So wehte auf der Burg Are trotzig die Welfenfahne, aber auf der starken Staufenburg Landskrone zeigte der staufentreue Burgherr Gerhard von Sinzig die Staufenfahne.
Da gab König Konrad IV. 1242 seinem Vasallen Gerhard von der Landskrone den Befehl, das so weifenfreundliche Winzerdörflein „Arwilere“ wegen seiner „Unbotmäßigkeit“ zu verbrennen. Dieser erste vollständige Brand Ahrweilers äscherte alle Häuser und auch das Holzkirchlein ein. Dieses Dorf Arwilere, das schon 893 im Prümer Güterverzeichnis auftritt, lag zwischen dem heutigen Niedertor und dem Bahnhof. An diese ehemalige Lage erinnern uns noch die Brandsparren und Mauerüberreste, die wir bei Ausschachtungen rinden. Auch erinnert uns der Name des anliegenden Weinberges „Hinter Weiler“ an die ursprüngliche Lage des Dorfes.
Da kann man sich den Zorn des Weifenführers Konrad von Are-Hochstaden denken, als er die Kunde von dem Brande Arwileres erhält. Und als die Ahrweiler Bürger nun am nächsten Sonntag Sinzig in Brand zu stecken versuchen, finden sie bei den Grafen von Are-Hochstaden nur Billigung der Tat.
Unser Erzbischof geht zum Gegenschlag über. Als Wortführer der Welfen und der rheinischen Bischöfe erreicht Konrad von Are-Hochstaden 1245 auf dem Konzil von Lyon die Absetzung des Kaisers Friedrich II., und obwohl der König Konrad IV. durch Bannstrahl und Absetzung nicht betroffen wurde, setzte Konrad von Are-Hochstaden alsbald die Wahl und Krönung des Landgrafen Heinrich von Thüringen als deutschen Gegenkönig durch. Konrad von Are-Hochstaden stand nach 1245 als „Königsmächer“ auf dem Gipfel seiner Macht. Und in diesem Zeitpunkt fällt ihm 1246 die Grafschaft Are mit den Burgen Altenahr, Hart und Hochstaden zu.
Unser Landesherr Theoderich IV. starb 1246 kinderlos und der Onkel Friedrich, Dompropst in Köln und hernach in Xanten, wird als älterer Bruder des Erzbischofs Erbe der schönen Grafschaft. Friedrich aber schenkt das reiche Erbe dem Erzstift von Köln, und so wird sein Bruder als Erzbischof Konrad unser Landesherr. Nun sucht er als siegreicher Welfenführer die Wunden zu heilen, die die Staufen im Ahrtal geschlagen hatten. Da galt es zunächst, Arwilere wieder aufzubauen. Angesichts der Staufenburg Landskorne mußte der Ort befestigt werden, damit kein Staufe und kein anderer Feind es wagen dürfe, Arwilere zu brandschatzen.
Deshalb verlieh er dem neuen Ahrweiler Stadtrechte. Die Verleihungsurkunde ist verloren gegangen, so daß wir nicht wissen, ob die Verleihung 1246, 1247 oder 1248 erfolgte.
Eine noch vorhandene Bestätigungs-Urkunde der Stadtrechte durch Erzbischof Konrad vom 2. August 1248 ist noch im Stadtarchiv vorhanden.
So wurde im unseligen Kampfe der Welfen gegen die Staufen Arwilere eine Stadt, und sie zählte später mit Bonn, Neuß und Andernach zu den vier Hauptstädten Kurkölns. Aber durch Konrads erbitterten Kampf gegen die Staufen wurde nicht nur die Macht dieses Herrscherhauses endgültig gebrochen, sondern auch die deutsche Kaisermacht geschwächt und dadurch die deutsche Einheit im Kern erschüttert. Denn die beiden Gegenkönige, die Konrad von Are-Hochstaden gegen den Staufen aufstellte, Heinrich von Thüringen und Wilhelm von Holland, waren ja nur Schattenkaiser, und letzterer als Zwanzigjähriger nur ein Werkzeug des Kölner Erzbischofs. Und als Wilhelm später die Bevormundung ablehnte, wurde der Erzbischof sein Todfeind. Da der päpstliche Legat die Feindschaft nicht schlichten konnte, wurde Konrad sogar wegen seines tödlichen Hasses vom Papste exkommuniziert. Als Wilhelm 1256 in Holland ruhmlos erschlagen wurde, wollte kein deutscher Fürst von dem „Königsmacher“ Konrad von Are die Kaiserkrone annehmen. Nur der Engländer Richard von Cornvallis nahm sie an. Konrad krönte ihn zu Aachen. Im Kölner Land fand dieser Ausländer kurze Zeit Anhänger, weil er auf des Reiches Kosten an die rheinischen Städte, besonders an Köln, Königsrechte verschenkte.
RUINE ARE
Photo: Kreisbildstelle
Als ihm aber bei seiner Fahrt rheinaufwärts in Basel das Geld ausging, verließen ihn alle und rühm- und tatenlos kehrte er nach England zurück. Das Interregnum, die kaiserlose schreckliche Zeit, war da! Und der letzte Staufe verblutete 1268 in Neapel auf dem Schafott. Den tiefsten Grund dieses tragischen Ausganges des berühmten deutschen Kaisergeschlechtes finden kritische Geschichtsbetrachter in der falschen Kaiserpolitik Konrads von Are-Hochstaden. Die Geschichte des Mittelalters, ja somit die ganze deutsche und abendländische Geschichte hätte einen anderen Verlauf genommen, wenn der unheilvolle Kampf gegen die Staufen die Einheit und die Macht des Reiches nicht für immer zerrüttet hätte.
Wie stand Konrad von Are-Hochstaden mit seinen weltlichen Nachbarn?
Eine verhängnisvolle Fehde mit dem Herzog von Brabant und dem Erzstift war schon 1230 entbrannt. Als Konrad 1238 den erzbischöflichen Stuhl bestieg, lebte diese Fehde sofort wieder auf, da Konrad sich als scharfer Gegner von Brabant, Limburg und Jülich erklärte. Die Gegner erstürmten die Stammburg Dalheim, sogar Köln wurde bedroht, und Bonn sah seine alte prächtige Kirche in Flammen aufgehen. Konrad vergalt Gleiches mit Gleichem und brandschatzte das Jülicher Land. Im Friedensschluß mußte Konrad die Festung Deutz mit dem Grafen von Berg teilen.
Als ein Jahr später Konrad vom Kaiser abfiel, griff er den Staufenfreund, den Grafen von Jülich, an, indem er in sein Gebiet einfiel. Wilhelm von Jülich verwüstete die Umgebung von Köln und eroberte und plünderte Bonn.
Der Erzbischof trieb den Feind bis zur Landesgrenze, doch bei Lechenich wurde der Erzbischof geschlagen und als Gefangener auf die Stammburg der Jülicher, die Burg Nideggen a. d. Rur, gebracht, wo er einige Monate in Haft gehalten wurde. Um seine Freiheit zu erlangen, mußte er ein Lösegeld von 4000 Mark zahlen. Außerdem mußte er Jülich Urfehde schwören. Die Festung Deutz mit ihren 15 Türmen mußte geschleift werden, da sie ein Bollwerk gegen das den Jülichern verbündete Berg war.
Den zähesten und längsten Kampf führte Konrad gegen die Stadt Köln.
SCHULD
Blick von SSW. von der Höbe bei der Schornkapelle
Photo: Landesbildstelle Rheinland-Pfalz
Zuerst begrüßten die Kölner 1238 freudig die Wahl des Domherrn Konrad zum Erzbischof. Vertrauensvoll schaute man zu ihm auf. Konrad belohnte die Anhänglichkeit, indem er der Stadt die Hälfte des Bierpfennigs abtrat, die der Kaiser dem Erzbischof schenkte. Er bestätigte auch die bisherigen Rechte der Kölner, insbesondere die bevorzugten Rechte der Gesellschaft der Münzerhausgenossen. Deshalb unterstützten die Kölner in der ersten Fehde gegen Brabant, Limburg und Jülich den Erzbischof tatkräftig. Jedoch in kluger Weise ließen sich die freiheitsliebenden Kölner von Konrad bestätigen, daß sie diese Hilfe freiwillig leisteten und keinerlei Rechtsansprüche des Erzbischofs diese Hilfe begründeten. Der Stadt war es schon früher gelungen, jedes dienstliche Verhältnis zu den Erzbischöfen abzuschütteln.
Bischöfliche, kaiserliche und päpstliche Freibriefe hatten der Stadt eine selbständige Verfassung und Verwaltung gegeben.
Konrad suchte diese geschichtliche Entwicklung wieder rückgängig zu machen. Er wollte wieder oberster Herr und Richter der freien Stadt sein. Auf eine Klage aus dem Volke gegen die adeligen Schöffen setzte er diese ab, mußte sie aber wieder einsetzen, als diese die Nichtigkeit der Anklage bewiesen.
Da wurden die Kölner mißtrauisch und schlössen mit dem Grafen von Jülich und Herzog von Brabant ein Schutz- und Trutzbündnis gegen Konrad.
Aus Rache errichtete Konrad bei Neuß eine neue Zollschranke. Auch ließ er eigene Münzen prägen, was ein Kölner Erzbischof nur bei seinem Regierungsantritt und nach einem Römerzug tun durfte. Außerdem waren die minderwertigen Münzen nicht vom rechten „Schrot und Korn“. Auf die berechtigten Beschwerden ritt er rheinaufwärts; von Andernach aus schickte er der Stadt den Fehdebrief. Seine getreuen Vasallen aus dem Ahrgau vermehrten das Heer der Ritter und Landsknechte. Mit 14 Schiffen fuhren sie vor Köln und schlugen bei Deutz ein Lager auf und schleuderten Steine über den Rhein nach Köln. Aber die Kölner blieben standhaft.
Da erinnerte ein edler Ritter den Erzbischof an die ursprüngliche Treue der Kölner; zudem sei es Fastenzeit, da habe jede Feindschaft aufzuhören. Daraufhin wurde Waffenstillstand geschlossen. Ein Schiedsgericht, bestehend aus dem Kölner Dominikaner Albertus Magnus und einem päpstlichen Legaten, schlichtete den Streit. Alle bisherigen Rechte der Kölner wurden feierlichst bestätigt; Konrad söhnte sich aus und kehrte wieder in seinen Palast zurück.
Aber dieser Friede dauerte nicht lange. Dadurch, daß des Bischofs Verwandte, die Herren von Kobern an der Mosel, einen Kölner freien Bürger trotz des Friedensschlusses gefangennahmen, lebte die Fehde wieder auf. Konrad zog sich nach Bonn zurück und rüstete hier zum Angriff. Kölner Bürger, die nach Bonn kamen, ließ er als Gefangene auf die Burgen Godesberg und Altenahr bringen. Er selbst zog mit 400 Rittern und Reisigen vor Köln und belagerte die Stadt, um sie auszuhungern. Da durchbrach der Kölner Kriegshauptmann Dietrich von Falkenburg den Ring, er verjagte die Belagerer und schlug sie auf ihrer Flucht entscheidend bei Frechen. Konrad floh. Da setzten ihm vier tapfere Ritter nach, um ihn gefangen zu nehmen. Dabei gelang es aber den erzbischöflichen Getreuen, diese vier kühnen Ritter zu fangen und auf die Burg Are zu schleppen. Es waren die Herren von Overstolz, Jude, Leopart und Roisgyn. Sie Sage berichtet, wie diese edlen Gefangenen durch ein Mäuslein im Verlies der Burg Are die Freiheit wiedererlangten.
Nach dem blutigen Tage von Frechen sehnten sich beide Parteien nach Ruhe und Frieden. Unter dem Vorsitz von Albertus Magnus wurde nun abermals ein Schiedsgericht berufen. Der Urteilsspruch, der unter dem Namen der „große Schied“ bekannt ist, erfolgte am 28. Juni 1258. In ihm wurden 53 Beschwerden des Erzbischofs und 21 Anklagen der Stadt eingehend besprochen und geschlichtet.
Doch Konrad wagte einen dritten Angriff. In dem „großen Schied“ war den Patriziern zur Pflicht gemacht worden, die Zünfte nicht zu unterdrücken, sondern zu achten.
Es bestand ein Zwist zwischen der Ritterzunft und den Zünften oder Gilden, unter denen die Weber die mächtigsten waren. Diesen Zwiespalt suchte Konrad für sich auzunutzen. Zuerst suchte er die Gunst der Patrizier zu gewinnen; doch diese mißtrauten ihm. Nun wandte er sich an die Zünfte, insbesondere an die Weberzunft, und sie versprachen sich gegenseitig, die Macht der Patrizier zu brechen. Auf die Volksmacht gestützt, wagte Konrad nun den entscheidenden Schlag gegen die stolzen Rittergeschlechter. Er ließ alle adeligen Schöffen absetzen und an ihre Stelle traten nun 24 Mitglieder der Zünfte: Brauer, Bäcker, Fleischer und Weber. Da klagte der adelige Kölner Chronist Gottfried * von Hagen: „Mit Eseln wurde die heilige Stadt Köln besetzt. Man stecke einen Esel in des Löwen Haut, er schreit doch wie ein Esel. Arm und reich beschatzten (= besteuerten) sie und gaben dem Erzbischof davon. Sollten sie ein Urteil sagen, so befragten sie zuerst den Bischof, was sie sagen sollten. Sie fürchteten immer, abgesetzt zu werden, und taten deshalb, was der Bischof wollte, um seine Huld zu behalten. Da verlor Köln seine Freiheit.“ — So klagte der parteiische Patrizier!
Der Haß der beiden Parteien führte Ostern 1260 zu einem blutigen Angriff, wobei 16 Zunftgenossen getötet wurden. Der abwesende Konrad eilte herbei, stellte die Ruhe wieder her und zwang die Patrizier zur Sühne. Doch bald nachher loderte der Kampf wieder auf. Die bewaffneten Patrizier standen teilweise in der Rheingasse, ein anderer Haufen bei St. Columba. Das bewaffnete Volk hielt die Verbindungsstraßen zwischen jenen beiden Haufen besetzt. Auf diesen Umstand baute Konrad seinen listigen Plan. Er ließ jedem dieser Haufen mitteilen, daß der andere Haufen sich bereits ergeben habe und den vollen Schutz und die hohe Gunst des Erzbischofs genösse. Da kapitulierten beide Haufen, und wieder füllten sich die erzbischöflichen Burgen in Altenahr, Godesberg und Lechenich mit den gefangenen Patriziern. Andere Patrizier entflohen. Das Vermögen der Geflüchteten wurde beschlagnahmt und sollte von Erzbischof und Stadt gemeinsam verwaltet werden. So war Konrad wieder Herr und Ritter in Köln. Noch auf dem Sterbelager lehnte er schroff die flehenden Bitten der Angehörigen ab, die Gefangenen freizugeben: „Nein, so lange ich lebe, sollen sie nicht zurückkehren, um die zu verdrängen, die ich zu Schöffen einsetzte.“
Und dieses harte Urteil galt bis zum Tode Konrads am 29. September 1261.
An dem gleichen Tage aber feierte Deutschland das Fest des hl. Michael, als des Gottesstreiters, der Stolz und Zwietracht bannte, die Stolzen vom Throne stürzte und unter dessen Fahnen ein geeintes Deutschland jede Gefahr aus dem Osten bannte (933, 955, 1241). Wie kann Konrad von Are-Hochstaden vor St. Michael bestehen, obwohl er das Schwert fast öfter führte als den Bischofsstab?
Fast 700 Jahre sind in dem Zeitenstrom verronnen, seitdem Konrad für immer Schwert und Stab aus der Hand legte. Von seinen politischen Errungenschaften ist kein Stäublein übrig geblieben; denn die Schlacht bei Worringen im Jahre 1288 fegte alle seine Errungenschaften hinweg. Köln wurde für immer eine freie Reichsstadt.
Den Teil unseres Ahrkreises von Ahrweiler bis zur Nürburg hat er 1246 füli 550 durchweg segensreiche Jahre Kurköln einverleibt. Ahrweiler aber ließ er wieder aufbauen und gab ihm Stadtrechte, und es nennt ihm zu Ehren eine Straße Hochstaden-Straße; besser heimatlicher und geschichtlich richtiger müßte sie aber Konrad von Are-Hochstaden-Straße heißen. Auch das Hotel Pauli in Nürnberg trägt nur den Namen seiner Großmutter und nicht den seiner Väter, die Grafen von Are waren.
Aber noch ein größeres Werk Konrads von Are-Hochstaden überdauert die Zeiten, das Werk, das zu Gottes Ehre und Ruhm geschah, die Erbauung des Kölner Domes. Und mit Stolz zeigt der Kölner dem Besucher das herrliche, himmelanstrebende Gebäude des Kölner Domes und spricht erfurchtsvoll: „Das ist das Werk unseres Erzbischofs Konrad.“
Auch der Chronist berichtet: „Bischof Konrad war über die Maßen reich an Gold, Silber und Edelgestein. Darum begann er große, köstliche Dinge mit Bauten und Käufen. Er ließ beginnen den großen, köstlichen und ewigen Bau, den Dom.“
Am 15. August 1248 sprach er die Weiheworte bei der Grundsteinlegung.
Unter den Mauern, die er damals weihte, ruht er nun, und just über derselben Stelle, wo er den ersten Grundstein legte. Über seinen Gebeinen erhob sich das eherne Grabmal, von dem sich aber nur die ausgezeichnete Erzstatue erhalten hat, die jetzt auf einem modernen Sarkophage ruht.
Betrachten wir sein Denken und Streben, sein Kämpfen und Irren, so müssen wir mit St. Augustin sprechen:
„Des Menschen Herz ist unruhig,
bis daß es ruht, o Gott, in Dir!“