Das Adenauer Progymnasium

VON DR. P E N Z

Im Jahre 1914 wurde auf die Initiative des damaligen Adenauer Amtsbürgermeisters Dr. Koch hin unter der Leitung von Assessor Kausen eine private höhere Schule gegründet, die unter kriegsbedingten Personalschwierigkeiten und finanziellen Nöten nur ein bescheidenes Dasein führen konnte. Zeitweise mußte nach Beendigung des ersten Weltkrieges ernstlich um den Fortbestand der Schule gebangt werden. Da nahm zu Ostern 1921 der aus Andernach stammende Assessor August Lellmann, der eben seine Studien in Freiburg, Straßburg und Frankfurt und seine Referendarzeit in seiner Vaterstadt beendet hatte, die Geschicke der Schule in die Hand. Unter recht bescheidenen Verhältnissen begann dieser Erzieher mit dem allmählichen Aufbau seiner Anstalt. Waren es 1921 nur 14(1) Schüler, die es in allen Fächern zu unterrichten galt, so stieg die Zahl bald von Jahr zu Jahr. Schon 1922 nahm Frau Lyzeal-Oberschullehrerin Sophia Baur als zweite Lehrkraft ihren Dienst auf und half beim Aufbau unter Bedingungen, die heute kaum mehr vorstellbar sind: In zwei kleinen, kahlen, gemieteten Schulräumen wurden Jungen und Mädchen unterrichtet im Lehrstoff von sechs Klassen. Bis zu 40 Wochenstunden mußten die beiden Pioniere der Schule erteilen, um ihr Ziel zu erreichen. 1923 beschlossen dann die Gemeindeväter unter Amtsbürgermeister Müller, dem Schulleiter die finanzielle Last zu nehmen und ein eigenes Schulgebäude zu errichten: Aus der kleinen Schule wurde eine fünfklassige Zubringerschule, die 1926 amtlich als Rektoratschule der Gemeinde Adenau bezeichnet wurde. Herr Mittelschullehrer Löhndorf und Herr Oberschullehrer Burkhardt, die als weitere Lehrkräfte eingestellt wurden, halfen tatkräftig neben verschiedenen nebenamtlichen Hilfskräften, das Ansehen der Schule zu steigern, so daß die Anstalt in den dreißiger Jahren nicht nur für den Ort Adenau, sondern für ein weites Umland eine nicht mehr wegzudenkende Bildungsinstitution darstellte, die den begabten Kindern der Hocheifel den Weg zum Weiterlernen und zum Studium ebnete oder ihnen das Tor zu den Berufen der mittleren gehobenen Beamtenlaufbahnen sowie zum Besuch eines Technikums aufstieß. Dies wurde auch höheren Orts anerkannt, als 1940 die Schule offiziell den Namen bekam: „Oberschule für Jungen und Mädchen, Zubringer VI—Olll für Ahrweiler“ und der Leiter für seine Verdienste mit der Ernennung zum Oberstudienrat belohnt wurde. In diesem Jahre erreichte die Schule ihre bisher höchste Schülerzahl von 240. Neben der 1935 zur Anstalt gekommenen Oberschullehrerin Klein waren nun die Geistlichen beider Konfessionen, einige Lehrkräfte der Volksschule als Hilfskräfte tätig, bis eine weitere hauptamtliche Lehrkraft, Frau Studienassessorin Müller, 1941 den Lehrkörper verstärkte. — Vom 1. Oktober 1944 an wurde die Schule dann wegen der Kriegswirren geschlossen und konnte erst 1945 wieder unter der kommissarischen Leitung von Frau Müller den Unterricht wieder aufnehmen. Nachdem Herr Oberstudienrat Lellmann 1947 an seine alte, ihm durch Opfer, Mühen und Arbeit ans Herz gewachsene Schule zurückkehren konnte und ein Jahr später auch wieder deren Leitung übernahm, war die Anstalt zu einem sechsklassigen Progymnasium ausgebaut, das einen vervollständigten Lehrkörper aufwies. Das längst zu klein gewordene Gebäude am Viehmarkt wurde verlassen und Einzug gehalten in das jetzige Gebäude an der Kallenbachstraße.

Zur Zeit besuchen 176 Jungen und Mädchen die Schule in den Klassen Sexta bis Untersekunda, die weit über die Hälfte aus den Dörfern des Umlandes als Fahrschüler täglich nach Adenau kommen. Obwohl die Stadt Adenau unter bedeutender Hilfe von Kreis und Land schon große finanzielle Opfer für ihr Progymnasium bringt, hat sie ab Ostern 1956 zusätzlich eine verstärkte Begabtenförderung durchgeführt, die es den minderbemittelten kleinbäuerlichen Familien ermöglichen soll, talentierte Kinder zur höheren Schule zu schicken. Sechs hauptamtliche Lehrkräfte und mehrere Hilfskräfte bemühen sich mit dem gegenwärtigen Schulleiter, den Kindern und Jugendlichen nicht nur gediegenes Fachwissen zu vermitteln, sondern auch echte Eifeler Art zu pflegen und sie zu christlichen Menschen zu erziehen.

Pz.