Vier lehrreiche Remagener Flurnamen
Nach Wilhelm Langen
Im Sinne vorstehender Abhandlung entnehmen wir der Schrift von Stadtarchivar Wilhelm Langen „Die Flurnamen von Remagen (1925) die Deutung von vier Remagener Flurnamen.
1. „In der Kumm“ Flur 8. Der Name ist schon 1589 urkundlich nachweisbar und lautet: „Auf der Commen“. Die Entstehung des Wortes „Komm“ führen wir auf den rechtshistorischen Begriff „Commende“ im Sinne des alten Lehns= und Vassalitätsverhältnisses zurück.
„Le commendare“ bedeutet schon seit dem 11. Jahrhundert „zu Lehen geben“. So verleiht Herzog Adolf von Jülich 1426 „de künde“ zu Remagen nach dem Tode des Ritters Friedrich von Tomberg das erledigte Lehen dem Ritter Richard Hurten von Schoenecken als Mannlehen. Die Kumm, die wir in vielen Gemarkungen treffen, war also immer ein Herrenland, das sich durchweg durch Fruchtbarkeit auszeichnete.
2. In Flur 18 liegt in der Waldflur in der Nähe des Forsthauses „Erlenbusch“ der Walddistrikt „Auf dem Pferdskirchhof“, Es ist ausgeschlossen, daß hier jemals ein Schindacker für Pferde gewesen ist, wie der durch die Volksetymologie geformte Name heute vermuten läßt. Die ursprüngliche Form hieß kirweg = Kehrweg. Und noch 1743 heißt der Walddistrikt: „Aufm pertz Kirwig“. Der Kehrweg führte am Waldrande entlang. Hier wurden die auf den anstoßenden Feldern von Pferden gezogenen Ackergeräte „gekehrt“ und gewendet. In anderen Orten wird ein Berg auch Kirberg genannt, weil der sich in Serpentinen hochsteigende Weg viele Kiren = Kehren aufweist, woraus dann oft irrtümlich das Wort „Kirchberg“ entstanden ist.
3. „Am Hagelkreuz“ bezeichnet einen Distrikt in Flur 32 in der Nähe von Kripp.
Das Kreuz, dem der Distrikt seinen Namen verdankt, wurde 1693 errichtet anläßlich „ein in festo St. Johannis entstandenes Ungewitter und dabei sich ereignete ungewöhnliche Wasserflut, die Länderey und Weingarten vollends abgeschwemmt“.
Aber älter alt dieses „Hagelkreuz“ sind in Remagen (auch in Sinzig und Ahrweiler) die Hagelfeiern. An Christi Himmelfahrt ging alljährlich eine Prozession durch die Flur, die zur Abwendung des Schadens durch Hagel und Gewitter auch „Hagelfeier“ genannt wurde. Die Prozession ging nach 1693 immer bis zum Hagelkreuz.
4. „Am Elendsbronnen“ in Flur 15 ist eine alte Bezeichnung für eine weiter talaufwärts liegende Quelle der städt. Wasserleitung.
Hier stand das „Elendshaus“, auch Siechhaus genannt, für Personen mit ansteckenden Krankheiten. Diese Isolierhäuser lagen immer am fließenden Wasser. In den Remagener Lagerbüchern des 17. Jahrhunderts finden wir für diesen Distrikt die Flurnamen „ahm siegheußgen“ und „untern siegheußgen“.
Anmerkung der Redaktion, Eine Mühle im Nettetal oberhalb Mayen hieß im Volksmunde noch vor 20 Jahren „die Elendsmühle“, weil hier früher ein Siechhaus stand. Elendshaus und Mühle sind verschwunden. Heute liegt dort das feudale „Schwedische Gästehaus“. Unterhalb des Bahnhofs von Münstermaifeld liegt der „Rosenhof“. Dort stand im Mittelalter das Isolierhaus für die Leprosenkranken. Aus „Leprosenhof“ wurde „Rosenhof“ So deutet der Ahrweiler Heimat= und Flurnamenforscher Oberstudienrat Federle auch den Namen „Rosenthal“, zumal hier am Adenbach das Ahrweiler Siechhaus stand. So sind Flurnamen oft Künder und Deuter der Ortsgeschichte und des heimatlichen Brauchtums.