Dreißig Jahre Sprungschanze „HOHE ACHT“

Dreißig Jahre Sprungschanze „HOHE ACHT“

VON KONRAD SPECHT

Im Spätherbst 1934 erbaute der Turn- und Wintersport-Verein Adenau am Nordhang der Hohen Acht die erste Sprungschanze der Vulkaneifel. Entwurf und Leitung hatte der eifrige Skijugendwart des Vereins Erhard Kummer. Schwierige Verhandlungen waren vorausgegangen; denn die im Waldgebiet zu schlagende Schneise gehört zum Grundeigentum der Gemeinden Herresbach, Jammelshofen und Siebenbach. Dank ihres Verständnisses für das gemeinnützige Vorhaben und der vertrauensvollen Mitwirkung der Forstverwaltung wurde die Genehmigung für den Bau der Schanze ohne Gegenleistung gegeben.

Die Lage der Schanze ist die günstigste weit und breit; hier hält sich der Schnee am besten und längsten, und die Temperatur sinkt hier am tiefsten. Der alles überragende Gipfel der Hohen Acht mit seinen 747 m und die stärkeren Windströmungen tragen dazu bei. Auch mag der geschlossene Basaltboden auf die Konservierung des Schnees günstig wirken. Freilich war der Basaltfels für die Herstellung des Schanzenprofils ein schweres Problem: Nach Beseitigung der großen Baumstümpfe alter Buchen mußte das letzte Drittel des Anlaufes bis zum Absprung, dem Schanzentisch, durch loses Geröll und Abdeckung mit der mageren Humusschicht aufgefüllt werden. Zur Herrichtung des Aufsprungprofils mußte erheblich gesprengt werden. Der Auslauf führt durch eine 200 m lange abfallende Schneise im Fichtenwald, die gerodet und geglättet werden mußte. Nach Auftragen von Mutterboden wurde die Anlage mit Grassamen angesät, um sie vor Auswaschungen zu schützen. Die erheblichen Unkosten, insbesondere für die Sprengmunition, brachte der TuWi Adenau selbst auf; die Arbeit wurde größtenteils durch den Arbeitsdienst geleistet.

Die Jugend des nahen Jammelshofen bildet eine Gruppe des TuWi Adenau. Jeden Herbst säubert sie die Schanze von Gestrüpp und Ranken, glättet die Flächen und bessert den Schanzentisch aus, der bereits zweimal als Holzgerüst ausgewechselt werden mußte und jetzt dauerhaft als Trockenmauerwerk erneuert wurde. Mehrere Tage vor jedem Sprungwettbewerb muß die Schanze durch freiwillige Helfer des TuWi Adenau hergerichtet werden. Von den Nachbarhängen wird in Körben oft weiterer Schnee, insbesondere auf die Aufsprungfläche, gebracht und zunächst mit den derben Skistiefeln und dann nochmals mit waagrecht gestellten Skiern festgetreten. 15 bis 20 Helfer sind hierbei nötig. Da aber ein Springen gleichzeitig mit Langläufen oder Torläufen verbunden ist, zu deren Vorbereitung ebenfalls eine größere Zahl von Helfern als Spurleger und Pistentreter erforderlich ist, wird jeden Winter für die verschiedenen Wettbewerbe eine umfangreiche Vorarbeit geleistet, die zwar kaum beachtet wird, aber zur einwandfreien Durchführung notwendig ist. Zudem kommt es vor, daß in der Nacht vor der Veranstaltung Tauwetter eintritt und die ganze Mühe umsonst war, was aber die Helfer nicht verdrießen darf; es war dann eben erst eine Generalprobe.

In den 30 Jahren ihres Bestehens hat sich die Schanze bestens bewährt; sie läßt Sprünge bis 25 m zu. Vor allem zum Anfang des Winters, wenn die Springer noch nicht genügend für größere Schanzen eingesprungen sind, können hier die ersten Wettbewerbe ausgetragen werden. Für den Springernachwuchs ist sie die ideale Ausbildungsstätte, denn hier lernt er alles, was ihm später die größeren Schanzen abverlangen wie die Anfahrt in der tiefen Hocke, den rechtzeitigen Absprung auf dem Schanzentisch, die Luftfahrt mit richtiger Vorlage und geschlossener Skiführung, das Aufsetzen in der Telemarkbeuge und den sturzfreien Auslauf mit Abschwingen. – Zwar schuf die Gemeinde Nürburg 1952 neben einem Lifthang eine größere Naturschanze, die Sprünge bis zu 42 m ermöglicht, aber die Bedeutung unserer Hohe-Acht-Schanze ist dadurch nicht geringer geworden; denn das Interesse am Springen wie auch an den übrigen Arten des Skilaufes wächst noch ständig.

Sprungschanze an der Hohen Acht
Foto: H. Esch

Wenn auch vornehmlich die Jugend des TuWi Adenau mit seinen Gruppen in den umliegenden Gebirgsdörfern die Vorteile dieser „Hausschanze“ hat und ausnutzt, so wird sie doch auch von Springern aus Köln, Koblenz und der Eifel zum Üben und bei Wettbewerben gern aufgesucht.

Steilhang Jammelshofen (Der ideale Torlaufhang)

Auch für die große Schar der übrigen Skiläufer und der Zuschauer ist es jedesmal ein packendes Erlebnis, durch den winterlichen Zauberwald der Hohen Acht zu stampfen und die Pracht in Schnee und Rauhreif sowie den jugendfrischen Betrieb auf und an der Schanze zu erleben.

Es ist bereits zur Tradition geworden, alljährlich als Auftakt der Skisaison ein Sylvester- oder Neujahrsspringen (je nach Lage der Feiertage) durch den TuWi Adenau durchzuführen, zu dem auch Auswärtige zugelassen sind und gerne kommen. Ist die Schneelage an diesen Tagen nicht vorhanden, so wird die Veranstaltung später nachgeholt oder mit einer Meisterschaft gekoppelt. Meistens wurde gleichzeitig ein Langlauf oder Torlauf durchgeführt, denn auch die Interessenten dieser Wettbewerbe möchten möglichst frühzeitig im Winter ins Rennen kommen; ist es doch das beste Training und zeigt den kommenden Leistungsstand.

Aus der Chronik der Schanze seien hier einige Daten genannt: In den schneearmen Wintern 1935-37 wurde der Springernachwuchs geschult. Endlich ließ eine längere Schneelage am 9. 1. 1938 die feierliche Einweihung der Schanze durch Heinrich Rehwald, Koblenz, und Robert Wiest, Adenau (jetzt 2. Vorsitzender des Westdeutschen Skiverbandes) zu. In Verbindung mit den Bezirksskimeisterschaften erzielte Kurt Arend (t), Adenau, den weitesten gestandenen Sprung mit 10,5 m. An die 800 Besucher waren an diesem Tage anwesend.

Am 11. 1. 1939 schaffte als Tagesbester Stefan Friedrich, Adenau, bereits 13 m. – In dem besonders schneereichen ersten Kriegswinter lag die 1. bayr. Gebirgsjägerdivision in der Umgebung der Hohen Acht, und es tat sich deshalb allerhand: Am B. 1. 1940 fand neben Langläufen und Torlauf ein stark besuchtes Springen statt, in dem Feldwebel Maxi Speiser aus Fischen im Allgäu über 20 m erreichte und beim Abschluß zusammen mit einem anderen Allgäuer Springer einen gut gelungenen Doppelsprung zeigte. – Einjahr später, am 17. 1. 1941, gelegentlich der Eifelmeisterschaften, erreichte U-Feldmeister Max Sattler (RAD) sogar 22 m. Bei der damals hohen Schneelage hatte er aber auch seinen Anlauf höher hinauf auf den Ringwall verlegen können. – In den folgenden Jahren wurde die Schanze wohl noch zum Training der Jugend benutzt, größere Wettbewerbe fanden aber aus kriegsbedingten Gründen nicht mehr statt.

Nach dem Kriege wurde die Schanze wieder von Gestrüpp und Unkraut gesäubert. Am 31. 12. 1950 wurde mit 17 Teilnehmern das Sylvesterspringen ausgetragen, wobei Edgar Arens, Adenau, 15 m erreichte. Der Torlauf am Jammelshofener Steilhang zählte 42 Bewerber. – Am 1. 1. 1953 wurden Torlauf und Springen mit Teilnehmern aus 12 Vereinen ausgetragen. Unter 18 Springern wurde Hannes Kelter 1. Sieger, während Herbert Langer (beide TuWi Adenau) den weitesten Sprung mit 21 m stand.

Am 13. 3. 1955 erreichte anläßlich der Eifelmeisterschaften unter 25 Springern Karlheinz Buchholz, Adenau/Godesberg (jetzt USA) die bisher größte Sprungweite von 22,5 m. – Am 1. 1. 1956, ebenfalls bei Eifelmeisterschaften, wurde Hans Müller, Adenau, auf der Schanze 1. Sieger, und am 19. 1. 1958 schaffte es Franz Seidel, Adenau. — Am 17. 1. 1960 und am 25. 2. 1962 wurde es jedesmal Egon Spahl, Mayen, zugleich auch Sieger in der nordischen Kombination (Langlauf und Springen).

So wird die Hohe Acht weiterhin, sicher noch vermehrt, dem naturverbundenen, kraftspendenden Wintersport dienen und neue Lebensfreude aus dem reichen Füllhorn der winterlichen Märchenlandschaft spenden.