Wasserleitungen, Strom, Schulenu nd Krankenhaus im Brohltal auf den Weg gebracht

Bürgermeister Fritz Beck, der von 1911 bis 1934 an der Spitze des Amtes Burgbrohl stand, hat zahlreiche Projekte verwirklicht – Strukturverbesserungen als Schwerpunkt der politischen Arbeit

Achim Schmitz

Wenn Städte und Gemeinden Bau- oder Industriegebiete ausweisen, müssen sie sich Gedanken darüber machen, wie sie die neuen Wegetrassen nennen. Die Namenspalette ist vielfältig. Oft bedienen sich Kommunen in der Flora und Fauna. Mitunter dienen alte Flurnamen als Bezeichnungen. Regelmäßig werden die neuen Straßen auch Persönlichkeiten gewidmet, die in dem Ort gelebt haben oder für ihn von Bedeutung waren. Häufig sind in diesem Zusammenhang Politiker Namensgeber. So ist es auch in den Gemeinden Burgbrohl und Brohl-Lützing. Beide haben eine „Fritz-Beck- Straße“ und das schon seit fast einhundert Jahren. Es handelt sich um die Kreisstraße 69, das Brohltal mit der Lützinger Höhe verbindet und von Burgbrohl über Ober- nach Niederlützingen und von dort aus zurück ins Tal führt. Die knapp sechs Kilometer lange Strecke erinnert an Fritz Beck, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über zwei Jahrzehnte Bürgermeister der damaligen Amtsbürgermeisterei Burgbrohl war. Zu dieser Gebietskörperschaft gehörten die Gemeinden Brenk, Burgbrohl, Galenberg, Glees, Kell, Niederlützingen, Niederoberweiler, Oberlützingen, Wassenach und Wehr. Das Wirken Becks im Brohltal wird im nachfolgenden Artikel beleuchtet.

Fritz Beck

Über 22 Jahre Bürgermeister im Brohltal

Fritz Beck stammte von der Mosel. Er wurde am 1. April 1871 in der Gemeinde Nittel, heute Kreis Trier-Saarburg, geboren. Nach die Schulbesuch und Militärdienst trat er in den Staatsdienst des Königsreichs Preußen ein. Am 1. Januar 1903 wurde er Bürgermeister der Bürgermeisterei Hetzerath im Kreis Wittlich/Eifel. Hierzu steht im „Wittlicher Keisblatt“, Ausgabe Nr. 3 vom 6.1.1903:

„Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß mit der einstweiligen Verwaltung der Bürgermeistereistelle in Hetzerath der Regierungs-Militairanwärter Beck aus Aachen beauftragt worden ist.“ Gut acht Jahre später, am 9. Oktober 1911 erhielt er die Ernennung zum Bürgermeister in der Bürgermeisterei Burgbrohl und trat seinen Dienst am 1. November 1911 an. Er sollte mehr als 22 Jahre Verwaltungschef des Amtes Burgbrohl bleiben.

In die Amtszeit Becks fallen zahlreiche Projekte, die zu einer wesentlichen Strukturverbesserung der hiesigen Bürgermeisterei beitrugen. Viele dieser Maßnahmen sind in einem Artikel erwähnt, den die „Andernacher Volkszeitung“ in ihrer Ausgabe vom Samstag, 31. Dezember 1927, aus Anlass des bevorstehenden 25-jährigen Dienstjubiläums Becks als Bürgermeister veröffentlichte. „Übergroß ist die Zahl der Werke, die Bürgermeister Beck in dieser Zeit in Angriff genommen und mit unermüdlicher Energie und Zähigkeit der Vollendung entgegen geführt hat, so daß sie nun ebenso viele Marksteine sind auf dem Wege einer stetigen, nicht stürmischen aber unaufhaltsamen Fortentwicklung der Bürgermeisterei und aller Bürgermeisterorte“, heißt es in dem Bericht.

Wasser für Galenberg, Wehr und Niederoberweiler

Zu den ersten Maßnahmen, die er nach seinem Amtsantritt im Brohltal realisierte, zählte die Verlegung einer Wasserleitung verbunden mit der Pflasterung der Ortsstraßen in Galenberg (1911/12). In Wehr und Niederoberweiler wurden die bestehenden Wasserleitungssysteme erweitert. In Niederoberweiler und in Brenk entstanden in den Jahren, in denen Beck Amtsbürgermeister war, neue Friedhöfe.

Der rührige Politiker setzte sich von Anfang an auch für die Verbesserung der schulischen Verhältnisse im Brohltal ein. So wurde 1913 in Galenberg ein Schulgebäude erbaut. „Mit der Bauvollendung hörte der Wechselunterricht auf und eine Schulstelle wurde eingerichtet.“ Bis dahin hatten Galenberg und Brenk einen gemeinsamen Lehrer gehabt. Ein weiteres Schulhaus entstand 1913/14 in Niederlützingen. Einige Jahre später wurde zudem die Burgbrohler Schule um einen vierten Schulsaal ausgebaut. Nach dem 1. Weltkrieg setzte sich Beck für die Förderung des Fortbildungsschulwesens ein. So errichtete er in den Gemeinden Kell, Niederlützingen, Wassenach und Wehr ländliche Fortbildungsschulen. Die damals existierende gewerbliche Berufsschule in Burgbrohl wurde erweitert.

Strom für Brenk und Steinberger Höfe

Zu strukturverbessernden Maßnahmen gehörte ebenfalls, dass die Gemeinden Brenk und Galenberg sowie die Steinberger Höfe elektrischen Strom erhielten. Fritz Beck setzte sich zudem für den Ausbau des Burgbrohler St. Josefs-Krankenhauses ein. Dank seines Engagements konnte das Krankenhaus ab 1923 umfassend vergrößert werden, wodurch sich die medizinischen Gegebenheiten merklich verbesserten und es den stetig steigenden Anforderungen gerecht wurde.

Die Hebung des Fremdenverkehrs war ebenfalls ein Anliegen des Amtsbürgermeisters. Als langjähriger Vorsitzender des Eifelvereins Ortsgruppe „Brohltal“ setzte er sich u. a. für die Verbesserung des Wanderwegenetzes ein. So wurde beispielsweise 1926 der Weg „Brohl-Tönnisstein-Laach“ fertiggestellt. In diesem Zusammenhang muss ebenfalls der Neubau des Lydiaturms bei Wassenach erwähnt werden, der im Juni 1927 verwirklicht wurde. Die Eröffnung von Jugendherbergen in Wassenach und Burgbrohl sollten den Fremdenverkehr ebenfalls fördern.

Historisches Foto von 1926, das einen Blick ins untere Brohltal zeigt: Rechts ist die im Bau befindliche Fritz-Beck-Straße zu sehen, die sich über mehrere Kilometer nach Niederlützingen hochschlängelt. Im Vordergrund gut zu erkennen sind das „Holtzer Mühlchen“ (rechts) und die „Netze Mühle“ (links). In der Mitte sieht man die dampfende Brohltaleisenbahn, wie sie die Brohltalstraße überquert.

Straßennetz ausgebaut: Niederzissen nach Wehr

Natürlich gehörte auch der Erhalt und Ausbau der hiesigen Industrie zu den Schwerpunkten der Arbeit von Fritz Beck. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Brohltaleisenbahn in eine Krise und lief Gefahr, geschlossen zu werden. Die Bahnlinie konnte schließlich dann aber doch erhalten werden, weil Beck die zuständigen Stellen der Reichsministerien in Berlin davon überzeugen konnte, dass die Schmalspurbahn unverzichtbar für den Personen- und Gütertransport des Brohltals war.

Apropos Verkehr: Der Ausbau des Straßennetzes im Brohltal gehört sicherlich zu den bedeutendsten Werken des Amtsbürgermeisters. So wurde während seiner Amtszeit sowohl die Straße von Wehr nach Niederzissen ausgebaut als auch die Verbindung von Wehr nach Weibern. Weitere Straßenbaumaßnahmen umfassten die Strecken „Wassenach über Waldfrieden nach Maria Laach“ sowie „Glees nach Maria Laach“. Insbesondere aber basierte die Verwirklichung einer Wegeverbindung von Burgbrohl über Oberlützingen nach Niederlützingen und wieder hinunter ins Brohltal (die heutige K 69) auf seiner Initiative. Bestrebungen, eine Straße vom Brohltal aus zur Lützinger Höhe zu bauen und diese besser zu erschließen, ging bis weit ins 19. Jahrhundert zurück, war aber nie verwirklicht worden. Nachdem Fritz Beck die Leitung der Amtsbürgermeisterei Burgbrohl übernommen hatte, änderte sich das. Protokolle von Gemeinderatssitzungen sowohl in Nieder- als auch in Oberlützingen zeugen davon, dass man das Wegeprojekt zügig umsetzen wollte. Der 1. Weltkrieg verhinderte das allerdings. Nach Kriegsende wurden die Planungen wieder aufgegriffen.

Fritz Beck setzte sich für den Ausbau des Burgbrohler St. Josefs-Krankenhauses ein. Dank seines Engagements konnte das Haus ab 1923 umfassend vergrößert werden, wodurch sich die medizinischen Gegebenheiten merklich verbesserten (Aufnahme 1925).

Finanzielle Rücklagen über Nacht wertlos

Erbaut wurde die Straße, die bei ihrer Eröffnung den Namen „Fritz-Beck-Straße“ erhielt, schließlich in den Jahren 1923 bis 1926. Der Baubeginn dieser für die Lützinger Höhe enorm wichtigen Verkehrsverbindung, fiel in die Zeit der „Ruhrkrise“. Aus Protest gegen den Einmarsch französischer Besatzungstruppen ins Ruhrgebiet hatte die Reichsregierung zum passiven Widerstand aufgerufen. Dadurch wurde die Wirtschaft zeitweise lahmgelegt. Massenarbeitslosigkeit und Inflation waren die Folge. Aufgrund einer heute unvorstellbaren Geldentwertung – so kostete beispielsweise im November 1923 ein Kilogramm Weizenmehl 340 Milliarden Reichsmark (=340.000.000.000 Mark !) – wurden die finanziellen Rücklagen, die die Gemeinden zum Bau des Verbindungsweges aufwenden wollten, über Nacht wertlos. Bürgermeister Fritz Beck hielt sich in dieser Zeit gar nicht im Brohltal auf. Auf Anweisung der französischen Besatzung war er im April 1923 abgesetzt und ausgewiesen worden. Ein Jahr später wurde er rehabilitiert, kehrte im September 1924 nach Burgbrohl zurück und durfte wieder als Amtsbürgermeister tätig sein.

Ab Ende 1924 wurde das Wegebauprojekt wieder forciert. Trotz angespannter Finanzen wurde die Verbindungsstraße im Rahmen von Notstandsarbeiten für Arbeitslose gebaut und 1926 vollendet. Am 24. Oktober 1926 schließlich konnte die Straße offiziell ihrer Bestimmung übergeben werden.

Pumpspeicherwerk am Laacher See verhindert

Nicht unerwähnt bleiben darf ein anderes Vorhaben, das in die Amtszeit von Fritz Beck als Bürgermeister im Brohltal fiel. Dieses Vorhaben war aber nicht von Fritz Beck initiiert worden. Im Gegenteil! In den 1920er-Jahren wurde bekannt, dass das Energieunternehmen RWE, um Strom zu erzeugen, Pläne entwickelte, den Laacher See zu einem Pumpspeicherwerk auszubauen. Die Entwürfe sahen u.a. vor, dass täglich etwa 3,5 Millionen Kubikmeter Rheinwasser über riesige Leitungen in den Laacher See gepumpt werden sollten. Der Wasserspiegel des Sees sollte dadurch um gut einen Meter steigen. Das Wasser, das nachts in den Laacher See gepumpt wurde, sollte dann tagsüber wieder in Richtung Rhein abfließen, um in der Nähe von Namedy in einem Turbinenkraftwerk unter Ausnutzung des Gefälles Strom zu erzeugen. Folge für den Laacher See und die benachbarte Region: Eine komplette Veränderung der Natur.

Nicht nur die Benediktinerabtei Maria Laach unter ihrem damaligen Abt Ildefons Herwegen lief gegen das Projekt Sturm, sondern auch Bürgermeister Fritz Beck als Chef der Bürgermeisterei Brohltal sowie Naturschutzfreunde aus der gesamten Region. Erst als das Seegebiet im November 1926 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, stellte das Unternehmen seine Planungen ein.

Ein anderes Projekt, das Fritz Beck vorschwebte, konnte er allerdings nicht verwirklichen. Damals hatten viele Brohltalgemeinden noch keine Wasserleitungen, sondern sicherten ihren Wasserbedarf ausschließlich aus Brunnen. Regelmäßig kam es zu Problemen, die Beck beseitigen wollte. Dazu wollte er bei Wehr ein Gruppenwasserwerk erbauen lassen, durch das weite Teile des Amtes Burgbrohl mit Trinkwasser versorgt werden sollten. Angeschlossen werden sollten die Orte Wehr, Glees, Wassenach, Kell, Niederoberweiler, Buchholz und sogar Oberlützingen. Die Planungsarbeiten hierzu liefen ab Mitte der zwanziger Jahre, realisiert wurde das Projekt dann letzten Endes allerdings nicht.

Lebensabend in Bonn verbracht

Nach gut 22-jähriger Tätigkeit ging Beck am 1. Februar 1934 im Alter von 62 Jahren in den Ruhestand. Ob freiwillig oder auf Druck der Nationalsozialisten, die seit ihrer Machtübernahme 1933 alles unternahmen, um sämtliche Verwaltungen gleichzuschalten, lässt sich heute nicht mehr exakt nachweisen, darf aber vermutet werden. Fritz Beck verließ seinen Wohnort Burgbrohl und zog mit seiner Familie nach Bonn, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Zum Brohltal hatte er allerdings auch in den nachfolgenden Jahren noch regen Kontakt. Regelmäßig hielt er sich an seiner alten Wirkungsstätte auf, insbesondere in Burgbrohl. In dieser Gemeinde verstarb er dann auch und zwar am 8. Juni 1945. Er hatte sich bei Bekannten aufgehalten, über Unwohlsein geklagt, war ins St. Josefs Krankenhaus eingeliefert worden, wo man ihm aber nicht mehr helfen konnte. Todesursache: Gehirnschlag. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof in Burgbrohl. Bestrebungen in den nachfolgenden Jahren, ihn nach Bonn umzubetten, wo seine Ehefrau 1946 verstorben und beerdigt worden war, wurden zwar mehrfach ins Auge gefasst, letztendlich aber nicht realisiert.

Heute gibt es das Grab Fritz Becks natürlich nicht mehr auf dem Friedhof der Brohltalgemeinde. Ein Denkmal an der Fritz-Beck-Straße und eine Tafel am Lydiaturm erinnern aber auch heute noch an den Amtschef der früheren Bürgermeisterei Burgbrohl.

Quellen:

  • Andernacher Volkszeitung, Ausgabe 31. Dezember 1927
  • Andernacher Volkszeitung“, Ausgabe 2. Februar 1934
  • Eifelvereinsblatt, Jahrgang 1925, Seiten 106 -108
  • Sterberegister früheres Amt Burgbrohl in der VG Brohltal,
  • Protokolle von Gemeinderatssitzungen aus Niederlützingen und Oberlützingen