Puzzle zum Kreis Ahrweiler besteht aus 60.000 Teilen

Nach dem Wien- und dem Salzburg-Wiki ist das AW-Wiki heute das größte regionale Online-Lexikon seiner Art im deutschsprachigen Raum

Werner Kathe

Die Grundidee eines Wikis ist das Teilen von Wissen. Das bekannteste Wiki ist wohl die deutschsprachige Wikipedia. Die deutsche Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie mit bestmöglicher Qualität. Zur Sicherstellung der Qualität hat sich Wikipedia ein umfassendes Regelwerk gegeben, das die Bedeutsamkeit und Wichtigkeit von Einträgen, genannt Artikel, beurteilt und damit den Ansprüchen an eine Enzyklopädie gerecht wird. Ereignisse von regionaler Bedeutung erfüllen meistens nicht die Kriterien zur Aufnahme in der deutschen Wikipedia. Für das Schließen regionaler Informationslücken haben sich im deutschsprachigen Raum einige Stadt- und Regionalwikis gebildet, die die eher allgemeinen Informationen der Wikipedia um detailliertes ortsspezifisches Wissen ergänzen.

Von Bürgern für Bürger

Für die Region des Kreises Ahrweiler und des Ahrtals ist seit 2007 das AW-Wiki aktiv. Das AW-Wiki ist quasi ein von Bürgern für Bürger erstelltes Puzzle aus derzeit jeweils etwa 30.000 Artikeln und Fotos, das aber nahezu täglich um neue Teile erweitert wird. Fast zu allen regionalen Suchanfragen findet sich über die Google-Suche, meist an vorderer Stelle platziert, ein entsprechender Artikel. Diese müssen natürlich von menschlicher Hand erstellt und gepflegt werden. Ein kleiner, aber erweiterungsfähiger Personenkreis kümmert sich ehrenamtlich um den aktuellen Stand.

AW-Wiki wird kontinuierlich weiterentwickelt. Ein frisches Design sorgt für eine zeitgemäße Darstellung. Veränderungen werden deutlich, wenn Altem das Neue gegenübergestellt wird. Die kürzlich eingeführte „Slider“- Technik macht dies jetzt möglich.

Kosten müssen gedeckt sein

Jede Information, jedes Bild, das von AW-Wiki online bereitgestellt wird, verursacht für den Nutzer nicht ersichtliche Kosten, die gedeckt sein müssen. Die meisten Nutzer machen sich darüber aber keine Gedanken, beklagen sich im gleichen Moment aber über die offensichtliche Werbung auf den AW-Wiki-Seiten. Mit diesen Werbeeinnahmen werden die anfallenden Server- und Softwarewartungskosten zum größten Teil bestritten. Der Rest wird aus privater Kasse beglichen; jedes Jahr ein Balanceakt.

Um das AW-Wiki-Projekt förderungswürdig zu gestalten, bedarf es der Trägerschaft durch einen gemeinnützigen Verein. Der notwendige Verwaltungsaufwand für Vereinsgründung und Vorstandsarbeit, der nach dem Vereinsrecht zu leisten wäre, ist mit dem vorhandenen Team nicht zu stemmen. Hier ist Unterstützung von außen erforderlich.

In den sozialen Medien wird täglich eine Vielzahl an wunderbaren Fotos aus der Region veröffentlicht. Sie sind allerdings nur den Nutzern dieser Plattformen ersichtlich und gehen beim Löschen eines Accounts für immer verloren. In AW-Wiki sind sie jedermann dauerhaft, ohne Anmeldung zugänglich.

Schatz an Dokumenten und Wissen

Heimatvereine und Archive der Städte und des Kreises beherbergen einen Schatz an Dokumenten und Wissen. Dieses öffentlich auffindbar und zugänglich zu machen, damit tun sich die Träger noch schwer. AW-Wiki bietet sich dafür geradezu an.

In den Archiven lagern viele handschriftlich verfasste Dokumente. Zur Digitalisierung müssen diese Handschriften entziffert und transkribiert, Dokumente aus der französischen Besatzungszeit müssen gar übersetzt werden. Eine dankbare und sinnstiftende Aufgabe für Menschen im fortgeschrittenen Alter, die diese alten Handschriften noch lesen können.

Die Digitalisierung der Heimatgeschichte geht nicht von jetzt auf gleich. Gelingt es uns aber, sie auf viele Schultern zu verteilen, ist diese Aufgabe Stück für Stück zu bewältigen. Auf der Grundlage einer solchen Datenbasis werden künstliche Intelligenz und andere Software-Werkzeuge dann vermutlich eine Vielzahl neuer Informationen zur Geschichte unserer Region zutage fördern.

Redaktionstreffen am 6. August 2021 im flutgeschädigten Ahrweiler: Anton Simons (v.l.), Werner Kathe, Heinz Grates, Wilfried Kluska; es fehlt Heike Resch