Im Rückspiegel: 50 Jahre Fotograf der Kreisverwaltung Ahrweiler

Erinnerungen an die Arbeit in der Kreisbildstelle / dem Medienzentrum, für das Heimatjahrbuch, für Ausstellungen und fotografische Herausforderungen aller Art

Werner Mertens

50 Jahre bin ich als Fotograf für die Kreisverwaltung tätig, allerdings seit 1997 im „Unruhestand“ nur noch stundenweise und projektbezogen. Eingestellt wurde ich im Januar 1971 in der Kreisbildstelle. Zuvor war ich zur Ausbildung bei dem Sinziger Fotografen Hans Becker und danach in dem Bad Neuenahrer Fotoatelier von Jakob/Köbes und Helena Steinborn tätig. Unter dem damaligen Landrat Heinz Korbach (1965-1973) wurde meine Stelle neu geschaffen. Mein künftiger Zuständigkeitsbereich in der Kreisbildstelle umfasste u.a. alle anfallenden Aufnahmen für das Heimatjahrbuch, die Dokumentation von verschiedenen Bauprojekten und ein breites Spektrum an weiteren Aufträgen.

Kreisbildstelle/Medienzentrum

Als ich meinen Dienst antrat, befand sich die Kreisbildstelle in einem Raum im Erdgeschoss des Altbaus. Hier erfolgte die Ausleihe von Filmen und Diaserien, aber auch Projektoren und Diageräten an Schulen. Der Medienbestand, aus dem die Schulen schöpfen konnten, lag im Laufe der Zeit bei 3.500 bis 4.000 Filmen, Diaserien und später DVDs. Wenn ein Projektor streikte und zur Werkstatt nach Koblenz musste, war das Gerät einige Wochen außer Betrieb und fehlte an den Schulen. Deshalb habe ich Lehrgänge besucht, um auch Filmtechniker zu werden. Nach meinem Abschluss hatte der Kreis Ahrweiler einen eigenen Geräteservice für Projektoren im nördlichen Rheinland-Pfalz. 16 mm-Unterrichtsfilme waren damals das Hauptmedium in den Schulen. Um sie zu entleihen, musste man einen Vorführerausweis besitzen. Die Schulungen dafür fanden in der Kreisbildstelle statt. Der Kontakt zur Landesbildstelle und die Zusammenarbeit mit ihr waren von Anfang an sehr eng. So entstand schon bald im Kreishaus ein regelrechtes Ausbildungszentrum für Medienpädagogen aus Rheinland-Pfalz.

Ein Leben für die Fotografie: Werner Mertens, der Autor dieses Beitrags

Das Bildarchiv fand zu Beginn meiner Tätigkeit noch in einem Schuhkarton Platz. Es bestand aus Luftbildern, die von der Landesbildstelle Rheinland-Pfalz in Koblenz erworben worden waren. Sie zu archivieren war mein erster Auftrag unter dem damaligen Kreisbildstellenleiter Gustav Nischalke.

Als Mitte der 1980er-Jahre die Kreisverwaltung durch einen Neubau erweitert wurde, zog die inzwischen zum Medienzentrum umbenannte Bildstelle in den vierten Stock des Neubaus. Dort wurde ein Fotolabor nach den neuesten Standards eingerichtet, in dem ich Abzüge bis zur Größe von 50×60 cm herstellen konnte. Im neuen Medienzentrum gab es außerdem einen Schalter für die Ausleihe, ein Medienarchiv, einen Arbeitsplatz mit Schneidetisch für Filme und einen Archivraum mit Schränken für die Aufbewahrung der hauptsächlich von mir gefertigten Fotos und Dias.

Leider wurde die Einrichtung in dieser Form aus Platzgründen zurückgebaut, als ich 1997 offiziell in Rente ging. Auch wurde kein hauptamtlicher Fotograf als Nachfolger eingestellt. Nebenamtlich vertrete ich mich bis heute quasi selber. Hauptaufgabe des Medienzentrums, das inzwischen aus dem Kreishaus in das Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler ausgelagerten wurde, ist wie in den Anfängen die Ausleihe von Unterrichtsmedien.

Heimatjahrbuch

Alljährlich erhielt ich bei den Redaktionsrunden für das Heimatjahrbuch Aufträge für Fotoarbeiten. Die Sitzungen fanden zunächst noch mit dem schon betagten Ahrweiler Rektor i. R. und Kreisarchivar Jakob Rausch (1889-1986) statt. Die Redaktion des Heimatjahrbuchs übernahm dann 1973 Ignaz Görtz, von 1993-2018 Leonhard Janta, seither Jürgen Kempenich.

Nach den Wünschen der Redaktionsrunde und der Autoren fertigte ich zahlreiche Fotos an, aber auch Reproduktionen von historischen Aufnahmen und Dokumenten, mit denen in den vergangenen 50 Jahren die Heimatjahrbücher illustriert wurden.

Dokumentationen

Zu meinen Daueraufgaben zählte auch die fotografische Begleitung von vielen Bauprojekten. Als der Nürburgring 1981-1984 zur damals modernsten und sichersten Grand-Prix-Strecke ausgebaut wurde, musste ein großer Teil der vorhandenen Gebäude, die noch aus der Erbauungszeit um 1927 stammten, beseitigt werden. Bevor die Bagger anrückten, sollte ich nach dem Wunsch der Denkmalpflege alles dokumentieren. Auch aus dem Hubschrauber fertigte ich bei gewagten Flügen über den Ring die Aufnahmen. Danach entstand auch der Film „Die grüne Hölle“. Er wurde bei Sitzungen in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Bonn gezeigt, um die Zustände der alten Rennstrecke zu beleuchten. Eine Finanzierung des Ring- Neubaus, der rund 90 Millionen Mark kostete, sollte so durch Zuschüsse gesichert werden.

Die Ausgrabungsarbeiten der Roemervilla am Silberberg in Ahrweiler bis hin zur Errichtung des Museums waren von 1980 bis 1993 eine große Herausforderung und Betätigungsfeld für mich als Fotograf. Der Grabungsleiter Dr. Horst Fehr erklärte später stolz, die Roemervilla sei die am besten fotografisch dokumentierte archäologische Grabungsstätte in Rheinland-Pfalz. Im Anschluss entstand auch ein Unterrichtsfilm, den ich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Film und Bild in München gedreht habe. Nach einem Konzept des Leiters der Roemervilla, Dr. Hubertus Ritzdorf, drehten wir 2013 mit Laienschauspielern den Film „Die Roemer im Ahrtal“. Er veranschaulichte das römische Landleben der Villenbewohner im Alltag. Über das Ahrtal war zuvor bereits in den 1970er-Jahren der viel beachtete Film mit dem Titel „Das Tal der roten Trauben“ gedreht worden. Er wurde auch auf Touristikmessen zu Werbezwecken für das Ahrtal eingesetzt. Bevor der Regierungsbunker im Ahrtal als Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes 1997 offiziell aufgegeben wurde, erhielt ich die Genehmigung zum Fotografieren in dem unterirdischen Bauwerk zwischen Ahrweiler und Dernau. Die Anlage war damals noch voll eingerichtet und funktionstüchtig. Bis zu seinem Rückbau habe ich den einst streng geheimen Ort systematisch dokumentiert, überwiegend in der von mir bis heute favorisierten Schwarz-Weiß-Photographie.

Der Medienbestand, aus dem die Schulen schöpfen konnten, lag bei 3.500 bis 4.000 Filmen, Diaserien und später DVDs.

Zum 175-jährigen Bestehen des Kreises Ahrweiler wurde 1991 eine Diashow mit Überbelendungen und Kommentaren zum Kreis Ahrweiler in Geschichte und Gegenwart zusammengestellt, die zu Werbezwecken, für Besuchergruppen und zur Präsentation im Unterricht gezeigt wurde. Zu dem Film „200 Jahre Kreis Ahrweiler. Eine Zeitreise“ lieferte ich dem jungen Filmdesigner André Weber das Foto- und Filmmaterial. In Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv entstanden die Filme „Zeugnisse jüdischen Lebens im Kreis Ahrweiler“ (2013/14) und „Die Kriegsgefangenenlager Remagen-Sinzig 1945“ (2012).

Projektvielfalt

Die Vielzahl der Buchveröffentlichungen, Broschüren, Kataloge und Ausstellungen, für die ich Fotos erstellte, kann ich kaum aufzählen. So fertigte ich für die 1981 von Landrat Dr. Plümer aus der Taufe gehobenen Kulturtage des Kreises Ahrweiler Aufnahmen für Ausstellungen und zugehörige Kataloge. Für Broschüren und Flyer mit Bürgerinformationen aller Art, über Schulbauten, Kunst am Bau, Gewerbegebiete, die Abfallwirtschaft, die Landespflege, die Dorferneuerung, die Errichtung der Fachhochschule in Remagen, das Arp-Museum waren Fotoarbeiten gefragt. In Bildbänden über die Region fanden meine Aufnahmen ebenfalls Eingang. Jeden Auftrag betrachtete ich als Herausforderung an und widmete mich der Erledigung mit großer Freude. Fotografieren und Filmen betreibe ich mit Leidenschaft. Ich schätze mich glücklich, dass ich den Beruf des Fotografen gewählt habe. Mit künstlerischen Arbeiten habe ich 1996 Aufnahme in die Are-Künstlergilde gefunden.

Licht ins Dunkel eines rund 2.000 Jahren alten Gebäudes gebracht: Die Grabungsarbeiten an der Roemervilla in Ahrweiler wurden fotografisch dokumentiert, hier eine Aufnahme von 1989.

Foto-Ästhetik: Adenauer Markt mit Spiegelung auf einem Autodach

Fünf Landräte erlebt

In 50 Jahren bei der Kreisverwaltung habe ich fünf Landräte erlebt: Auf Heinz Korbach folgten Dr. Christoph Stollenwerk (1973-1976), Dr. Egon Plümer (1977-1988), Joachim Weiler (1988-1999) und seit dem Jahre 2000 Dr. Jürgen Pföhler. Leiter der Kreisbildstelle/Medienzentrum waren: Gustav Nischalke, Hans-Albert Kniel, Dietrich Reuter und Andrea Kahl.

Dankbare Rückschau

Langweilig war meine Arbeit nie. Dankbar schaue ich zurück auf 50 Jahre im Dienst der Kreisverwaltung, die mir viele Möglichkeiten eröffnete. Bei den Fotoaufträgen, aber auch bei freien Arbeiten kommt mir meine jahrzehntelange Erfahrung zugute. Für technische Neuerungen in der Digitalfotografie und bei der Bildbearbeitung und dem Schneiden von Filmen am Computer bin ich offen. Sie interessieren mich sehr. Dabei lerne ich immer wieder Neues kennen. Auch 70 Jahre nach Beginn meiner Ausbildung hat das Fotografieren für mich nichts von seiner Faszination verloren.

Literatur:

  • Heike Hollunder M. A.: Der „Bunkerfotograf“ Werner Mertens. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015, S. 84 – 86.
  • Leonhard Janta: Ein überzeugter Vertreter der Schwarz-Weiß-Fotografie. Werner Mertens – Fotograf aus Leidenschaft. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010, S. 105 – 109.
  • Werner Mertens: Filmbegeisterte gründeten 1957 den Filmclub Ahrweiler. Schlaglichter auf über 60 Jahre erfolgreiche Vereinsarbeit. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2019, S. 94 – 96.

Der Verfasser verstarb im Dezember 2021. Der Abdruck des von ihm freigegebenen Bei- trags erfolgt mit freundlicher Erlaubnis seiner Familie.