Eva Lanzerath: Die 72. Deutsche Weinkönigin kommt von der Ahr

„Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum“ – Leidenschaft für Wein in die Wiege gelegt – Walporzheim stand Kopf

Klaus Geck

Die Deutsche Weinkönigin 2020-2021 heißt Eva Lanzerath und kommt aus Walporzheim. Sie holte damit nach acht Jahren (Julia Baltes, geb. Bertram) die höchste deutsche Weinkrone wieder an die Ahr. Ende September 2020 stand Evas Heimatdorf Walporzheim Kopf, denn aus ihrem kleinen Weindorf hatte es erstmals jemand bis ganz nach oben geschafft, wenn auch der Weg zur Krönung etwas anders als üblich verlief.

„Ich bin froh und überglücklich“, so beschrieb Eva Lanzerath, die inzwischen 23-jährige angehende Grundschullehrerin für Mathe und Geographie, ihre Gefühle direkt nachdem sie sich die Krone der „Deutschen Weinkönigin“ aufsetzen durfte. Schon als Kind hatte sie jedes Jahr die Wahl im Fernsehen verfolgt und davon geträumt, auch einmal auf dieser großen Bühne zu stehen und an der Wahl zur „Deutschen Weinkönigin“ teilzunehmen. Und dann war es tatsächlich soweit. Sie erlebte einen Abend, der ihr ganzes Leben, von jetzt auf gleich, auf den Kopf stellte. Damit begann für sie, die mit ihrer Natürlichkeit, aber auch mit Esprit und Kompetenz überzeugen konnte, ein neues Kapitel in ihrem Leben.

Eva, die ihr Leben nach dem Motto „Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum“ ausrichtet, nennt als ihre besonderen Fähigkeiten und Begabungen, dass sie immer fröhlich und gut gelaunt ist und gerne einfach drauflosredet. Mit dieser natürlichen und herzlichen Spontanität, ihrer Schlagfertigkeit und geballter Lebensfreude baut sie schnell einen guten Draht auf zu anderen Menschen, insbesondere zu Kindern, die sie geradezu magisch anzieht.

Heimatverbundener Familienmensch

Als ihre typischen Charaktereigenschaften nennt Eva selbst „lebensfroh, weltoffen und ehrgeizig“, sie stellt sich ohne Zögern jeder noch so großen Herausforderung, eines ihrer größten Hobbys ist dabei das Reisen. Eva ist aber auch ein heimatverbundener „Familienmensch“, die eine unvergessliche Kindheit erleben durfte. Seit ihrem zweiten Lebensjahr gehört der Gardetanz zu ihrem Leben und sie durfte im ersten Walporzheimer Kinderdreigestirn mitwirken. Schon von klein an ist sie in ihrem „Walbeze“ in verschiedenen sozialen Projekten aktiv. Sie war Messdienerin und hat bei vielen Seniorenveranstaltungen mitgewirkt. Auch heute unterstützt Eva ihre Mutter Petra bei der Organisation des „Ländlichen Weinfests“ und hilft bei vielen Veranstaltungen des Weindorfs.

In Evas stolzem Heimatdorf kann man sie seit März 2021 mit ihrer „Deutschen“ Krone auf dem Dorfplatz und am Backes bewundern.

Evas drei Kronen und ihre dazu gehörenden Königinnen-Weine: Deutsche Weinkönigin, Ahrweinkönigin und Ortsweinkönigin Walporzheim (von links)

Ihre Leidenschaft für Wein wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, die Großeltern haben sie von Kindesbeinen an mit in den Weinberg genommen. Dort hat sie, als sie noch zu klein war und noch nicht mit Lesen durfte, oftmals einfach im Weinberg gehockt und gezählt, wie oft der Zug der Ahrtalbahn vorbeifuhr. Besonders ihr Opa hat ihr in den Folgejahren viel Weinwissen vermittelt, ihre Familie kümmert sich seit Jahren gemeinsam um die familieneigenen Weinberge und so hat sich die Leidenschaft immer weiterentwickelt.

Wein ist für sie Liebe, Heimat und Zusammenhalt. „Auf dem Dorfplatz ihrer Heimatgemeinde hat ihre Zeit als Weinkönigin begonnen. Bevor sie „Deutsche Weinkönigin“ wurde, hatte sie bereits ein Jahr als Ahrweinkönigin und ein Jahr als Ortsweinkönigin hinter sich. Und auf dem kleinen Platz in der Dorfmitte stand beim Weinfest die große Bühne, auf der sie zur Ortsweinkönigin proklamiert wurde, ihre Schwester Anne, die im Jahr vor ihr Weinkönigin von „Walbeze“ war, hat ihr die Krone aufgesetzt. Das war für Eva ein ganz besonderer Moment, denn nach ihrer Mutter Petra und ihrer Schwester war sie die dritte Ortsweinkönigin in der Familie.

In den Folgetagen nach ihrer Wahl stand ihr Handy förmlich „unter Strom“ und die ersten Wochen sind für sie wie im Fluge vergangen. Nach einigen offiziellen Terminen in Neustadt an der Weinstraße konnte sie am Samstag gegen Mittag ihre Rückfahrt ins heimatliche Weindorf Walporzheim antreten. Dort wurde sie am frühen Nachmittag von Familie und Freunden freudig empfangen. Zu ihrer Überraschung hatte die Familie am Vormittag noch ihren Königswagen geschmückt und sie mit ihrem Wagen am Dorfplatz abgeholt und nach Hause gebracht, angeführt wurde sie dabei von Kindern aus der Nachbarschaft und an den Straßenrändern standen Fackelträger und viele Nachbarn und Freunde in Corona-Abstand und jubelten ihr zu. Daheim angekommen, gab es noch eine kurze Dankesrede und dann brauchte sie erst mal einen Sekt.

Kleines Weingebiet mit großen Erfolgen

Am Samstag, 10. Oktober 2020, fanden über 100 Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie Familie und Freunde den Weg in den Kursaal von Bad Neuenahr, um dort auf Einladung des Ahrwein e.V., des Ahrtaltourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Unterstützung des Weindorfs Walporzheim e.V. Eva als neue Deutsche Weinkönigin zu empfangen und ihr zu gratulieren. Nach der Begrüßung der Ehrengäste trat Horst Gies stellvertretend für den Landrat als erster an das Mikrofon und berichtete davon, wie er selbst vor dem Fernseher gesessen hatte und betonte voller Stolz, dass das kleine Weingebiet Ahr innerhalb von gerade mal zehn Jahren bereits zum dritten Mal die „Deutsche Weinkönigin“ stellen darf und überreichte Eva die Ehrenurkunde des Kreises. Es folgten noch viele Gratulanten und in ihrem persönlichen Schlusswort ließ Eva die Tage von der Fachbefragung bis zum „Einzug“ in Walporzheim Revue passieren. Ihre unterhaltsame Erzählung wurde zweimal durch „Standing Ovations“ unterbrochen, was auch bei Eva die eine oder andere Träne zum Laufen brachte. Sie bedankte sich bei einer Vielzahl von Unterstützern aus dem Familien- und Freundeskreis und schloss ihre Dankesrede mit den Worten „Wir sind Deutsche Weinkönigin.“

„Eva“-Sprechchöre und eine dritte lange anhaltende „Standing Ovation“ waren der wahrhaft krönende Abschluss dieses majestätischen offiziellen Empfangs.

Mit Prinzessinnen in der Pandemie

Ihr majestätischer Auftrag als „72. Deutsche Weinkönigin“, ein Jahr lang im Auftrag des Deutschen Wein-Instituts (DWI) als wichtigste Botschafterin der Branche aktiv zu sein und rund 16.000 deutsche Winzer zu vertreten, wurde durch die Pandemie leider über Gebühr beeinflusst. Eva wollte die Deutschen Weine mit viel Liebe, Motivation und Leidenschaft in die Welt tragen und andere Menschen mit ihrer Lebensfreude für unsere Weine begeistern, wovon alle, die sie etwas näher kennen, überzeugt waren. Termine mussten überwiegend über die elektronischen Portale stattfinden und Eva hat mit ihren beiden Prinzessinnen einen Weg gefunden, die Deutschen Weine und Weinerzeuger bestmöglich zu vertreten, denn über „Social Media“ gibt es viele Möglichkeiten, andere Menschen an ihrem Leben als „Deutsche Weinkönigin“ teilhaben zu lassen. Egal ob mit Videobotschaften oder kleinen Posts zu Aktivitäten und Themenwochen, es machte ihr große Freude, über die „Weinwelt“ zu berichten.

Neben virtuellen Reisen durfte Eva am 1. Dezember dann doch noch einen ganz besonderen Termin wahrnehmen. Sie reiste nach Trier, um dort das „Weinköniginnen-Collier“ der IHK überreicht zu bekommen. Dieses Collier wird seit 20 Jahren von Weinkönigin zu Weinkönigin weitergegeben und stellt somit etwas ganz Besonderes dar. In das Jahr 2021 startete Eva mit dem Neujahrsempfang der Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der in diesem Jahr zum ersten Mal digital stattfand, bei dem ein Glas Wein zum Anstoßen aber nicht fehlen durfte.

Stehende Ovationen bei Evas Empfang im Kurhaussaal am 10. Oktober 2020

In ihrem stolzen Heimatdorf wurden inzwischen große Bilder von ihr mit ihrer „Deutschen“ Krone auf dem Dorfplatz und am Backes aufgehängt – und erwähnenswert ist natürlich auch, dass unsere „Queenie“ Ende Januar ihren 23. Geburtstag begehen konnte. In den sozialen Medien wurde das Geburtstags“kind“ entsprechend gefeiert, darüber hinaus hatte sie aber auch selbst eine „online-Fete“ mit ihren Freund*Innen organisiert und ihnen vorher Tüten mit notwendigen Kleinigkeiten zum „gemeinsamen Feiern über die Bildschirme“ vorbei gebracht.

Ein Highlight im April war das „Forum Markt und Wein“, das Eva in Neustadt moderieren durfte. In diesem Jahr fand das Forum erstmalig digital statt und war mit 200 Teilnehmern ein großer Erfolg. Das Einkaufsverhalten, die Auswirkungen der Covid 19-Pandemie und auch neue Wege zum Verbraucher und jungen Menschen wurden von den Referenten in spannenden Vorträgen beleuchtet. Durch die reduzierte Reisetätigkeit hielt sich Eva im ersten Halbjahr 2021 überwiegend in ihrem Ahrtal auf, so konnte die „katholische Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler“ die Chance nutzen, mit ihr Ende April einen Beitrag zum „Sonntagswort“, der sich mit dem „Gleichnis vom Weinstock“ beschäftigt, aufzunehmen. Auch wenn es 2021 zum zweiten Mal keinen Pfingstweinmarkt und somit auch keine Inthronisierung der Ahrweinkönigin auf dem Ahrweiler Marktplatz gab, wurde zumindest eine neue Ahrweinkönigin gewählt und im Rahmen einer Online-Präsentation konnte Eva „ihre“ Ahrwein-Krone an ihre Nachfolgerin Mariella Cramer aus Heimersheim übergeben und ihre Abschiedsrede halten.

Fast alle Aktivitäten in den virtuellen Bereich verlegt

Evas Amtszeit verlief leider anders als ge- plant und erhofft. Zum Redaktionsschluss dieses Heimatjahrbuchs im Sommer 2021 hatte sie schon einen Großteil ihrer Amtszeit hinter sich, eine Amtszeit, die sie eigentlich hinaus in die Welt führen sollte, um den deutschen Wein zu präsentieren. Dazu kam es leider nicht. Eva musste gemeinsam mit ihren beiden Weinprinzessinnen Anna-Maria Löffler und Eva Müller nahezu alle Aktivitäten in den virtuellen Bereich verlegen. Präsenz-Auftritte gab es so gut wie keine, und wenn, dann wurden sie medial begleitet oder konnten nur mit sehr wenigen Personen unter strengen Corona-Auflagen stattfinden. Dazu Eva: „Natürlich wird es auch für mich immer schwieriger, im Lockdown zu sein. Ich vermisse soziale Kontakte und natürlich Auftritte und Reisen rund um den Wein“.

Mit Schirm, Charme und Maske: Empfang im Heimatdorf Walporzheim am Samstag nach ihrer Wahl (26. September 2020)

Mit fallenden Inzidenz-Zahlen durfte Eva ab Juni dann doch wieder unterwegs sein. So standen neben einer Reise nach Bremen zur Versteigerung des Jahrhundertweines 1921 im Bremer Ratskeller, der mit seinem über 600-jährigen Bestehen (1405) zu den ältesten Weinkellern Deutschlands gehört, die Antrittsbesuche in den deutschen Weinregionen, die eigentlich bereits im Dezember hätten starten sollen, und eine Weinpräsentation in Montenegro auf dem Plan der drei Weinmajestäten.

Der Beitrag entstand im Juni 2021.