10 Jahre Weinbau-Gemeinschaft Remagen e.V.

Das Kulturgut des deutschen Weins und das traditionelle Brauchtum pflegen – Neuer Weinberg liegt unterhalb der Apollinariskirche

Eduard Krahe

Bereits im April 2009 waren sich einige Bürger aus Remagen und der Verfasser dieses Berichtes einig: „Remagen muss wieder einen eigenen Weinberg betreiben“. Schnell war allen klar, dass dieser Weinberg nur auf dem freien Areal des ehemaligen Weinbergs unterhalb der Apollinariskirche liegen könnte. Nachdem viele rechtliche Fragen geklärt wurden und die Unterstützung der Stadt Remagen durch Bürgermeister Herbert Georgi vorlag, wurde im Sommer 2011 mit dem Grundstückseigentümer ein langjähriger Pachtvertrag unterzeichnet.

Die Vereinsgründung

Am 14. September 2011, drei Tage vor dem 62. Remagener Weinfest, fanden sich 22 Bürgerinnen und Bürger im Rathaus-Weinkeller zur Gründungsversammlung ein. Im Beisein von Bürgermeister Herbert Georgi wurden die Weinbau-Gemeinschaft Remagen (WGR) aus der Taufe gehoben, ein Vorstand gewählt und die Satzung genehmigt.

Ein Foto wie ein Kunstwerk: die Apollinariskirche Remagen. Links der neue Weinberg

Zweck des Vereins

Der Zweck der WGR ist die Vermittlung von theoretischem und praktischem Wissen über den Weinrebenanbau und die Weinherstellung. Remagen soll wieder einen eigenen Wein haben. Darüber hinaus sollen das Kulturgut des deutschen Weines, insbesondere des Mittelrheinweines, verbreitet sowie das traditionelle Brauchtum innerhalb der Stadt Remagen, wie z. B. das Weinfest, gepflegt werden.

Weinbau in Remagen seit 755 nachgewiesen

Die Römer haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem Bau des Auxillarkastells Rigomagus (Remagen) vor Christi Geburt, die Kunst des Anbaus von Reben und die Gewinnung von Wein an den Rhein gebracht. Unzweifelhaft hat Remagen diese Tradition und diese Lust über hunderte von Jahren hinweg ausgebaut. In Remagen befindet sich, basierend auf den Forschungen von Prof. Dr. Klaus Flink, die zurzeit älteste nach einem Ort benannte und wissenschaftlich nachgewiesene deutsche Weinlage „Burdist“ aus dem Jahre 755: Vinea constructa in castro Rigomo super fluvio Burdist (sancti Petri de Colonia et Hariperto).1)

In Remagen und in vielen Orten am Mittelrhein wurden nachweislich weit über ein Jahrtausend lang Weinreben angebaut. Wilhelm Josef Langen gibt in seiner „Chronik von Remagen“ als Stadtarchivar und Reblausexperte für die allermeisten Jahre zwischen 1820 und 1908 eine kurze Notiz über 80 % Rotweinreben und 20 % Weißweinreben, die auf ca. 38 Hektar Weinberge und Weingärten in Remagen angebaut waren. Sogar ein Winzerverein wurde am 15. Oktober 1896 in Remagen von 27 Bürgern gegründet. Der Verein wurde aber, bedingt durch die Reblausplage und die Folgen des 1. Weltkrieges, bereits 1926 wieder aufgelöst.2)

Lediglich die Franziskanermönche des Klosters St. Apollinaris haben unterhalb der Apollinariskirche über 100 Jahre hinweg ihren Weinberg und einen Teil des Ochsenberges bis etwa 1972 mit Weinreben bewirtschaftet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am Südhang des Scharfenbergs, oberhalb des Philosophenweges, erneut 6 Hektar Weinreben angepflanzt und von einem Ahr-Winzerbetrieb bis Ende der 1960er-Jahre bewirtschaftet. 1949 wurde das erste Remagener Weinfest – damals noch ohne Weinkönigin – durch den Verkehrs- und Verschönerungsverein der Stadt Remagen veranstaltet. Die erste Weinkönigin der Stadt Remagen wurde im Jahr 1951 durch Bürgermeister Dr. Hans Kemming auf den Namen Resi I. (Therese Decroupet) proklamiert. Seitdem wird jährlich eine neue Weinkönigin mit ihren Weinprinzessinnen proklamiert. Das Remagener Weinfest findet am dritten Septemberwochenende auf dem Marktplatz statt.

Gute Zusammenarbeit

Die gute Zusammenarbeit auf dem Berg mit Pater Bartholomè vom Kloster St. Apollinaris und den aktiven, ehrenamtlichen Helfern der Gärtnergruppe, die das über 3.000 m2 große Areal mit Klostergarten jede Woche pflegen, begann 2011 und ist bis heute die Voraussetzung für das gute Miteinander und gegenseitige Hilfe. Der WGR wurde vom Kloster eine Garage zur Verfügung gestellt, in der viele Weinberggeräte, Maschinen und Werkzeuge ortsnah lagern.

Apollinaris-Weinberg

Bereits im März 2012 wurden die ersten 100 m2 Riesling-Pfropfreben auf dem Apollinaris-Weinberg genehmigungsfrei angepflanzt. Nach dem neusten Weingesetz konnte ab 2016 genehmigungsfrei, aber meldepflichtig, bis zu 1.000 m2 angepflanzt werden. Der Vorstand hatte sich frühzeitig dazu entschlossen, in 2016 weitere Riesling-Reben anzupflanzen und seitdem ist die WGR im Besitz von über 800 m2 Weinbergfläche mit insgesamt 428 Riesling-Reben. Im Jahr 2018 wurde der Weinbau-Gemeinschaft Remagen e.V. aufgrund ihres Antrages eine Betriebsnummer der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz zugeteilt.

Schnell war allen klar: Der neue Weinberg konnte nur auf dem freien Areal des ehemaligen Weinbergs unterhalb der Apollinariskirche liegen.

Das Keltern

Im Spargelhof unseres Mitgliedes, Landwirt Heribert Langen, sind alle Voraussetzungen für ein fachliches und hygienisches Keltern der eigenen Reben gegeben. Ein Kühlraum, genügend Frei- und Lagerflächen für alle Gerätschaften wie Bottiche, Edelstahlbehälter, Maischepumpe, Traubenmühle, Traubenpresse, Filterpumpe, Flaschenfüll- und Korkmaschine, Gabelstapler, Schläuche, Edelstahlgefäße und Armaturen. Heribert Langen ist auch als Kellermeister für die gute Qualität des WGR-Weines zuständig.

Die aktiven Winzer/innen

Die Mitgliederzahl ist von 2011 bis 2021 jährlich angestiegen und lag im Juni 2021 bereits bei 100 aktiven-, inaktiven- und Ehrenmitgliedern. Für die Weinbergarbeit hat sich eine Donnerstagsgruppe und eine Samstagsgruppe aus den Mitgliedern etabliert. Die Donnerstags-Winzergruppe besteht aus 14 aktiven Mitgliedern. Diese Gruppe arbeitet von März bis Oktober einmal wöchentlich im Weinberg. Die Samstagsgruppe besteht aus über 20 aktiven Mitgliedern und unterstützt die Weinbergarbeit einige Male im Jahr. Besten fachlichen Rat haben der Vorstand und die Aktiven der WGR durch befreundete Winzer- und Kellermeister erhalten. Dieser Personenkreis steht heute noch mit Rat und Tat der Weinbau-Gemeinschaft Remagen zur Seite. Hierfür sind alle Mitglieder sehr dankbar.

Tag des offenen Weinbergs

Einmal jährlich veranstaltet die WGR unterhalb der Apollinariskirche einen Tag des offenen Weinbergs für alle Bürgerinnen und Bürger sowie Interessierte von nah und fern.

Anmerkungen:

  1. RIGOMAGUS – Remagen „Vom Römerkastell über Fiskalbezirk zur Freien Stadt / 1. Beiträge zur Stadtgeschichte von Prof. Dr. Klaus Flink
  2. Notizen zum Weinbau in Remagen 1800-1926 von Stadtarchivar a.D. Kurt Kleemann

Der Beitrag entstand im Juni 2021.