KAHR-Projekt will aus wissenschaft- lichen Erkenntnissen praktische Ansätze für das Kreisgebiet ableiten

Verbund aus 13 Fachdisziplinen: Stadt- und Raumplanung, Hydrologie, Wasserwirtschaft, Gebäudetechnologie sowie Risiko-, Innovations- und Systemforschung

Charlotte Burggraf

Der Landkreis Ahrweiler hat sich als Praxispartner dem wissenschaftlichen Projekt KAHR angeschlossen. Ziel der im Aufbaustab angesiedelten Stelle ist es, aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen des KAHR-Projekts praktische Ansätze für das Kreisgebiet abzuleiten und deren Umsetzung anzustoßen.

Doch wofür steht KAHR eigentlich? Es geht um viel mehr als den reinen Wiederaufbau – es geht in dem Projekt um Klima, Anpassung, Hochwasser, Resilienz.

Das Projekt will mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Aufbaumaßnahmen unterstützen und somit einen Beitrag zum Schutz von Menschenleben, der Infrastruktur sowie dem Hab und Gut der Bürgerinnen und Bürger leisten. In dem Verbund befinden sich 13 wissenschaftliche Institutionen und Praxispartner aus verschiedenen Fachdisziplinen: Stadt- und Raumplanung, Hydrologie, Wasserwirtschaft, Gebäudetechnologie, zur Risiko-, Innovations- und Systemforschung. Es werden Fragen zur Klimaanpassung, risikobasierter Raumplanung und Hochwasserschutz erarbeitet.

Nicht nur 1:1 wiederaufbauen

Der Landkreis hat den Anspruch, die Region nach der Flutkatastrophe, die am 14. und 15. Juli 2021 insbesondere das Ahrtal heimsuchte, nicht nur 1:1 wiederaufzubauen. Es wurde deutlich, wie verwundbar Infrastruktur und Einrichtungen sind. Dass Starkregen- und Hochwasserereignisse durch den Klimawandel häufiger auftreten, ist bewiesen. Umso wichtiger ist es, sich auf diese Ereignisse einzustellen und bestmöglich auf sie vorbereitet zu sein. Die Ergebnisse und Planungen, die hier im Ahrtal erforscht werden, sollen als Modelle für andere Regionen, insbesondere auch im Bereich der Mittelgebirge dienen und bei der Realisierung der Maßnahmen zum Schutz gegen Katastrophen unterstützen.

Landrätin Cornelia Weigand bei ihrer Ansprache zum Wissenschafts-Praxis-Dialog Ende Juni 2022 in Remagen

Die Wissenschaftler Prof. Jörn Birkmann aus Stuttgart (links) und Prof. Holger Schüttrumpf aus Aachen – hier beim Wissenschafts-Praxis-Dialog – leiten das KAHR-Projekt.

Ziel: Zukunftssicher und nachhaltig

Die Kreisverwaltung Ahrweiler ist bestrebt, durch die wissenschaftliche Begleitung der Wiederaufbaumaßnahmen das Ahrtal zukunftssicher und nachhaltig zu gestalten und praxisrelevante Empfehlungen abzuleiten.

Konkret bedeutet dies, dass Betroffene vor Ort direkt und unkompliziert zu Schutzmaßnahmen und Verhaltensweisen beraten und Akteure aus Verwaltung, operativem Hochwasserschutz und Politik über Aus- und Fortbildungskonzepte, Workshops und Handlungsempfehlungen weiter geschult werden.

So stellt die Kreisverwaltung das Bindeglied dar, ist Ansprechpartnerin für Kommunen, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen und trägt aktiv dazu bei, sinnvolle Handlungsoptionen zu identifizieren. Risikobewusstsein, Eigenvorsorge und Warnsysteme werden in den Fokus gerückt und mit Informationsangeboten unterstützt. Die Entwicklung von Hochwasserschutzmaßnahmen, die über herkömmliche Hochwasserschutzmauern hinausgehen, sowie planerischer Rahmenbedingungen, die Menschen und Infrastruktur schützen, sind nur zwei Ansätze, die im KAHR-Projekt verfolgt werden.

Bei allen Ansätzen steht immer die Umsetzung im Mittelpunkt, wofür die stetige Kommunikation und der Dialog mit den Akteuren im Kreis ein zentrales Element der Projektarbeit ist. Um die Vernetzung zu fördern, damit ein echter Nutzen für die Menschen im Kreis entsteht, hießen der KAHR-Verbund und die Kreisverwaltung Ahrweiler Ende Juni 2022 beim Wissenschafts-Praxis-Dialog Politikerinnen und Politiker aus Kommunen, Land und Bund sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen in der Rheinhalle Remagen herzlich willkommen.

Ebenso gefragt ist die Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger. So fand Anfang Juni 2022 eine erste Einwohnerbefragung statt, in der 5.000 Haushalte durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KAHR-Projekts kontaktiert wurden. Mit einer festen Ansprechpartnerin für das KAHR-Projekt innerhalb der Kreisverwaltung haben die angeschriebenen Personen auch einen persönlichen Kontakt und können ihre Anliegen und Wünsche äußern und mehr über die laufende Studie erfahren. Ein weiterer Ansatzpunkt besteht in der Untersuchung der Sportstätten im Kreis. Hierzu wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die zusätzlich mit dem Sportbund Rheinland, dem Institut für Sportstättenentwicklung und der Hochschule Koblenz zusammenarbeitet. Es werden die Schaffung moderner, anforderungsgerechter Sportstätten und bestmöglicher Hochwasserschutz verknüpft, wobei der Fokus auch hier auf der praktischen Umsetzung für Vereine und Gemeinden liegt. Alle Beteiligten sind hochmotiviert, die Region nachhaltig, zukunftsorientiert und lebenswert wieder aufzubauen.