Die Aktuelle Chronik

aus Kreis und Gemeinden

Von Herbst 2020 bis Herbst 2022

Jürgen Kempenich

Eine Corona-Chronologie im Kreis Ahrweiler seit Herbst 2020

„Leben im Ausnahmezustand“ lautete der Titel eines Beitrags, der sich in der jüngsten Ausgabe des Heimatjahrbuchs Kreis Ahrweiler mit dem Thema Corona befasste (Ausga- be 2021, Seite 14 ff). Der damalige Sachstand war Mitte September 2020. Was hat sich seither im Kreisgebiet getan? Dazu folgende Corona- Chronologie mit Stand 17. August 2022. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Mitte Juni 2020 erfolgt die Einführung der Corona-Warn-App zur schnellen Durchbrechung von Infektionsketten, indem exponierte Kontaktpersonen eine Warnung über einen engen Kontakt zu einem Virusträger erhalten.
  • Im September 2020 zum Ende der Schulferien und der Reisesaison steigen die Fallzahlen.
  • Seit 15. Oktober 2020 können Personen in patientennahen Einrichtungen, wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen, mit Antigen-Schnelltests auf das Coronavirus getestet werden. Getestet werden sollen Angestellte, Besucher und Bewohner bzw. betreute Personen.
  • „Lockdown light“ im November 2020 mit Maskenpflicht an Schulen, auf öffentlichen Plätzen, Begrenzung von Zusammenkünften im öffentlichen Raum und Reduzierung von Veranstaltungsgrößen.
  • Um eine Ausbreitung von besorgniserregenden Varianten des Corona-Virus nach Kontinental-Europa zu verhindern, hat das Bundesgesundheitsministerium mit einer Rechtsverordnung ab 22. Dezember 2020 vorübergehend ein generelles Beförderungsverbot für Reisende aus Großbritannien, Nordirland und Südafrika verhängt.
  • Dezember 2020: Warten auf den Impfstoff.
  • Am 4. Januar 2021 sind erstmals Impfdosen (Comirnaty® von BioNTech/Pfizer) im Kreis Ahrweiler eingetroffen und am 5. Januar 2021 werden die ersten priorisierten Bürgerinnen und Bürger im Marienhaus Seniorenzentrum St. Josef Bad Breisig durch ein mobiles Impfteam des DRK geimpft. Innerhalb der folgenden zwei Wochen können so acht weitere Pflege- und Senioreneinrichtungen im Kreis versorgt werden.
  • Am 7. Januar 2021 wird das Landesimpfzentrum in Grafschaft-Gelsdorf in Betrieb genommen. Bis 12. Januar 2021 werden dort mehr als 1.200 Personen geimpft.
  • Das Infektionsgeschehen unterliegt weiter einer hohen Dynamik, es sind nach wie vor alle Altersgruppen vom Infektionsgeschehen betroffen.
  • Bis 13. Januar 2021 werden auf Grundlage der Coronavirus-Testverordnung 30.000 Testungen im Kreis Ahrweiler durchgeführt, davon entfallen 10.000 auf freiwillige Screenings in Pflege- und Einrichtungen der Eingliederungshilfe.
  • Ende Januar 2021 gibt es den ersten bestätigten Fall einer Infektion mit der Alpha-Variante B.1.1.7.
  • Ab 8. März 2021 erfolgen kostenlose Bürgertestungen an professionellen Teststellen, Bürgerinnen und Bürger erhalten vor Ort einen Nachweis über das Testergebnis.
  • Am 25. März 2021 erfolgt der produktive Start von SORMAS im Kreis Ahrweiler, als einer der ersten Kreise in Rheinland-Pfalz, zum Management der Kontaktpersonen und Kontaktketten. Es können erste positive Befunde über das elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (DEMIS) empfangen werden.
  • Im Juni 2021 tritt der erste Fall der Delta-Variante im Kreis Ahrweiler auf (B.1.617.2).
  • Am 14. Juni 2021 wird im Landesimpfzentrum in Grafschaft-Gelsdorf die 100.000. Impfung im Kreis verabreicht.
  • Nach rund zehn Monaten endet Anfang Juli 2021 der Einsatz der Bundeswehr im Kreis Ahrweiler. Von Ende August 2020 an haben insgesamt 45 Soldatinnen und Soldaten das Gesundheitsamt im Kampf gegen die Corona-Pandemie unterstützt, als Sanitätssoldaten und „Helping Hands“ in der Administration.
  • Das Landesimpfzentrum in Grafschaft-Gelsdorf wird vom Unwettergeschehen Mitte Juli 2021 derart in Mitleidenschaft gezogen, dass dort kein Impfbetrieb mehr möglich ist. Es erfolgen daher über 5.000 Corona-Impfungen durch einen mobilen Impfbus und mobile Impftrupps des DRK bis Ende August 2021. Zur Fortsetzung der Impfkampagne fährt der mobile Impfbus seither an zwei Tagen pro Woche ganztägig Ziele im Kreis Ahrweiler an.
  • Das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz hat die Pflicht aller Gesundheitsämter in Rheinland-Pfalz ausgesetzt, die schulärztliche Untersuchung der angemeldeten Kinder vorzunehmen, weil sämtliche personellen Kapazitäten im Gesundheitsamt zur Bewältigung der Pandemie gebunden sind. Für die Schuljahre 2021/2022 und 2022/2023 gibt es daher keine Schuleingangsuntersuchungen für die künftigen Erstklässler im Kreis Ahrweiler. Jedoch für Kinder mit besonderem Förderbedarf findet das Gesundheitsamt Einzellösungen im Hinblick auf einen Untersuchungstermin.
  • Mitte Dezember 2021 tritt der erste Fall der Omikron-Variante im Kreis Ahrweiler auf (B.1.1.529).
  • Seit Januar 2022 bestimmt Omikron das Infektionsgeschehen im Kreis Ahrweiler. Am

Die Zahlen der täglichen Corona-Neuinfektionsmeldungen im Kreis Ahrweiler erreichten am 17. März 2022 mit 422 Fällen den vorläufigen Höhepunkt.

  • 11. Januar 2022 hat die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Ahrweiler mit 333,4 pro 100.000 Einwohner erstmals einen Höchststand erreicht; bis dahin gibt es 8.681 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus-SARS- CoV-2. Die Kontaktnachverfolgung ist in vielen Gesundheitsämtern bereits teilweise oder vollständig eingestellt worden. Auch im Kreis Ahrweiler kann nun die Kontaktnachverfolgung wegen des stark erhöhten Infektionsgeschehen (Virusvariante Omikron) nicht mehr in allen Fällen zeitnah und vollständig gewährleistet werden. Der Höchstwert der 7-Tage-Inzidenz im Kreis Ahrweiler mit 1.775 wird am 27. März 2022 erreicht (Stand 17. August 2022).
  • Bundesweit bleibt vorerst ab Januar 2021 der Zugang zu Einrichtungen und Veranstaltungen der Kultur- und Freizeitgestaltung nur Geimpften und Genesenen vorbehalten (MPK-Beschluss vom 7. Januar 2022).
  • Seit 4. März 2022 müssen sich symptomfreie Minderjährige, die Kontakt zu einer mit dem Corona-Virus infizierten Person oder im gleichen Hausstand lebenden Angehörigen haben, nicht mehr in häusliche Quarantäne begeben, und seit dem 29. April 2022 besteht für alle symptomfreien Hausstandsangehörigen und engen Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen keine Verpflichtung zur Absonderung mehr.
  • Nach dem 30. Juni 2022 stehen die kostenlosen Bürgertestungen nur noch vulnerablen (empfindlichen und verletzlichen) Gruppen zur Verfügung, das Infektionsgeschehen stellt sich weiterhin diffus dar. Die Dunkelziffer an Infektionen ist hoch, denn nur PCR-Nachweise werden vom Robert Koch-Institut (RKI) als Fall gezählt, und bei fehlender Verpflichtung zur PCR bei einem positiven Schnelltest geht eine Vielzahl der Fälle nicht mehr in die Statistik ein. Die Quarantänedauer für symptomfreie, positiv getestete Personen wird auf 5 Tage reduziert, eine Freitestung ist nicht mehr erforderlich.

(Jürgen Kempenich mit Dr. Angela Fuchs, Ärztin des Gesundheitsamtes der Kreisverwaltung Ahrweiler)

Landrat Dr. Jürgen Pföhler in den Ruhestand versetzt

Dr. Jürgen Pföhler, seit 2000 Landrat des Kreises Ahrweiler, wurde mit Ablauf des 31. Oktober 2021 durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier als zuständige Dienststelle aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt. Dr. Pföhler (CDU) war mehr als 21 Jahre Landrat des AW-Kreises.

Landrat a.D. Dr. Jürgen Pföhler (2019)

Rückblick: Am 16. Januar 2000 hatte er 63,4 Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereint. Es war die erste Urwahl eines Landrats im Kreis Ahrweiler. Zuvor wurden die Landräte in Rheinland-Pfalz durch den Ministerpräsidenten bestellt und später durch die Kreistage zu kommunalen Landräten gewählt. Am 3. Juni 2007 wurde der zu dieser Zeit 48-jährige promovierte Jurist Jürgen Pföhler mit 50,76 Prozent wiedergewählt. Am 10. Mai 2015 erhielt er 75,2 Prozent für seine dritte Amtszeit. Die Landräte werden für acht Jahre gewählt.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli am 6. August 2021 in der Kreisverwaltung Beweismittel gesichert und ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung sowie Körperverletzung durch Unterlassen gegen Dr. Pföhler und ein weiteres Mitglied des Krisenstabs eingeleitet. Der Vorwurf bezieht sich darauf, dass Gefahrenwarnungen und Evakuierungen möglicherweise nicht oder nicht rechtzeitig erfolgt sind, die ursächlich für den Tod und die Verletzung von Menschen waren. Insgesamt fanden – so die Staatsanwaltschaft am6. August 2021 – 141 Menschen den Tod und über 700 Menschen wurden verletzt (Stand 31. August 2022: 134 Todesopfer im AW-Kreis). Die Staatsanwaltschaft wies ausdrücklich darauf hin, dass lediglich ein Anfangsverdacht bestehe und hinsichtlich der Beschuldigten die Unschuldsvermutung in besonderer Weise gelte. Die Ermittlungen waren Ende August 2022 noch nicht abgeschlossen.

Ricarda Funk gewinnt Olympisches Gold und denkt an die Flutopfer

Als sie den größten Erfolg ihrer Sportkarriere perfekt gemacht hatte, dachte Ricarda Funk an ihre Heimat. „Ich schicke ganz viel Liebe nach Hause. Ich sage nur: Der Kreis Ahrweiler ist stark, und gemeinsam schaffen wir das.“ Soeben hatte Ricarda Funk aus Bad Breisig die Goldmedaille im Kajak-Einer bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen. Am 27. Juli 2021 sicherte sich die 29-jährige Athletin, die für den KSV Bad Kreuznach startet, Rang eins in ihrer Paradedisziplin.

Die Slalomkanutin hatte – trainiert von ihrem Vater Thorsten Funk – die Grundlagen für ihre Karriere im AW-Kreis gelegt: ausgerechnet im Jahre später schwer von der Flut getroffenen Sinzig, ausgerechnet auf der Ahr. Dort war für sie ein kleiner Trainingsstützpunkt mit mehreren Toren eingerichtet worden, um ihr die weiten Fahrten in den Bundesstützpunkt nach Bad Kreuznach zu ersparen. „Da hat alles angefangen, da habe ich meine ersten Paddelschläge gemacht“, sagte die Olympiasiegerin von 2021. Es tue im Herzen weh, die Heimat jetzt so zu sehen.

Slalomkanutin Ricarda Funk aus Bad Breisig gewann die Olympische Goldmedaille in Tokio

Geflüchtete aus der Ukraine auch im AW-Kreis

Der groß angelegte militärische Angriff Russlands auf die benachbarte Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, hat einen Flüchtlingsstrom ausgelöst. Geflüchtete aus der Ukraine trafen auch im Kreis Ahrweiler ein – und dort auf eine spezielle Situation.

„Den acht Kommunen und dem Kreis Ahrweiler ist es ein besonderes Anliegen, diesen Menschen angesichts der humanitären Katastrophe zu helfen. Gleichzeitig leiden auch im Kreis selbst noch Tausende Menschen unter den Folgen der verheerenden Flutkatastrophe“, hieß es am 10. März in einer gemeinsamen Erklärung von Landrätin Cornelia Weigand und den acht hauptamtlichen Bürgermeistern. Deshalb habe das Land Rheinland-Pfalz einen Verteilstopp für Flüchtlinge im Kreis Ahrweiler erlassen.

Dennoch wurden Einzelfall-Lösungen erarbeitet für geflüchtete Familien und Einzelpersonen, die bereits im AW-Kreis angekommen und privat untergebracht waren. Wenn in familiären Bindungen die Möglichkeit bestand, Flüchtlinge aus der Ukraine im eigenen Haushalt aufzunehmen und diese im Idealfall mithilfe von Sprachkenntnissen zu betreuen, wurde dies durch das Land Rheinland-Pfalz, den Kreis und die Kommunen abweichend von den bestehenden Landesregelungen zum Aussetzen der Fluchtaufnahme ermöglicht.

Für die Menschen aus der Ukraine, meist Mütter mit Kindern, wurden Kontaktadressen eingerichtet, Hotlines mit ukrainisch und deutsch Sprechenden installiert und Hilfen angeboten – gemeinsam mit den Partnern, der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e. V., der Polizeiinspektion Bad Neuenahr- Ahrweiler, dem Weissen Ring e.V., der Integrationsbeauftragten des Kreises sowie dem Jobcenter Landkreis Ahrweiler. Ende August 2022 hielten sich rund 350 Geflüchtete aus der Ukraine im Kreisgebiet auf.

Landesgartenschau 2030 im gesamten Ahrtal geplant

Die Landesgartenschau soll 2030 im Ahrtal stattfinden. Die Städte Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler wollen vorangehen und sich beim Land Rheinland-Pfalz für die Ausrichtung bewerben, wie die Bürgermeister Andreas Geron und Guido Orthen am 10. März 2022 ankündigten. Der Wunsch sei jedoch, das gesamte Ahrtal einzubinden, erklärten die beiden Bürgermeister. Die zwei Bewerber-Städte befänden sich in guten Gesprächen mit den Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau in der Hoffnung, diese ebenfalls zu gewinnen – und dies dann für eine Landesgartenschau Ahrtal.

Die Städte Sinzig und Bad Neuenahr- Ahrweiler mit ihren Bürgermeistern Andreas Geron (links) und Guido Orthen wollen sich für die Landesgartenschau 2030 bewerben und das gesamte Ahrtal einbinden.

Rückblick: 2016 hatte die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler den Zuschlag zur Ausrichtung der fünften rheinland-pfälzischen Landesgartenschau 2022 erhalten. Zuvor hatte sich die Stadt drei Mal vergeblich als Ausrichter beworben. Nach fünfjährigen Planungen wurde festgestellt, dass sich der Zeitplan nicht einhalten ließ. In Abstimmung mit dem Land fiel im April 2021 die Entscheidung, die Großveranstaltung, zu der zwischen April und Oktober 2022 rund 800.000 Besucher erwartet worden wären, auf 2023 zu verschieben. Dann kam die Juli-Flut 2021 und zerstörte die gesamte Ahr- und Uferlandschaft im Stadtgebiet und damit die Pläne für die Laga 2022 endgültig.

Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 habe im Ahrtal von einem auf den anderen Tag fast alles verändert, so Geron und Orthen im März 2022. Bei allem Leid und Schrecken hätten die ersten Wochen und Monate nach der Katastrophe jedoch gezeigt, dass die Region zusammengerückt sei. Die Solidarität und gegenseitige Unterstützung sei beeindruckend.

Das neue Konzept sieht die Laga 2030 im gesamten Ahrtal vor. Das heißt: „Eine Landesgartenschau Ahrtal kann keine klassische Gartenschau mit ein oder zwei großen Ausstellungsbereichen sein. Vielmehr sollen Ausstellungs- und Veranstaltungsorte im gesamten Ahrtal zur Erkundung des gesamten Tals einladen. Verbunden durch einen neuen Ahr-Radweg, eine wiedererrichtete, moderne und verkehrlich verbesserte Ahrtalbahn, noch attraktivere Wanderwege und insbesondere eine Ahr, die beispielgebend für eine hochwasservorsorgende und zugleich ökologisch hochwertige Gestaltung von Mittelgebirgsflüssen ist. Es soll deutlich gemacht werden, dass der notwendige Hochwasserschutz nicht im Widerspruch zu einem wertvollen Naturraum steht und dass beides unter touristischen Gesichtspunkten außerordentlich attraktiv sein kann.“

Anders als bei klassischen Gartenschauen stünden im Vorfeld auch keine nennenswerten Investitionen mit Blick auf die Veranstaltung an. Die „Daueranlage“ der Landesgartenschau Ahrtal werde im Zuge des (Wieder-)Aufbaus hergestellt.

Ein Bild aus der Zeit vor der Flut – und wie es wieder werden soll: Brücke und Blütenpracht in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Wieder ein Trinkzug in Ahrweiler

Auch dies eine Besonderheit des Jahres 2022: Nach vier Jahren Pause fand der Historische Trinkzug beim Ahrweiler Schützenfest erstmals wieder statt. Das Spektakel wird in der Regel alle drei Jahre ausgerichtet, die Abstände können aber variieren. Durch die Corona-Pandemie mussten die Ahrweiler Schützen und Tausende Besucher ohnehin zwei Jahre auf die traditionsreiche Feier verzichten (2020 und 2021).

Ein Jahr nach der Flutkatstrophe im Juli 2021 standen die Schützen dann vor der Frage, ob man eine solche Veranstaltung in der Ahrweiler Altstadt und damit weitgehend auf einer Baustelle überhaupt ausrichten soll. Die Antwort lautete: Ja. Denn der Wunsch der Menschen nach Normalität und unbeschwertem gemeinsamen Feiern war groß. In der Nacht von Sonntag auf Montag (12. auf 13. Juni 2022) war es wieder soweit: 110 Gastgeber hatten ihre „Altärchen“ entlang des Trinkzugwegs aufgebaut – und die Schützen griffen zu bei Häppchen und Wein und salutierten dankend in Reih und Glied.

Die Schützen salutieren, das „Altärchen“ ist gedeckt: Ahrweiler Trinkzug in der Nacht vom 12. auf 1. Juni 2022

Diesen Ehrentrunk erhalten die Ahrweiler Schützen wahrscheinlich seit dem 15. Jahrhundert. Der Trinkzug entwickelte sich mutmaßlich aus der Vorstellung des Bürgermeisters und der neuen Schöffen bei den Adelshöfen, die Schützen machten es dann ähnlich mit dem neuen Schützenkönig. Ein Novum gab es 2022 jedoch zu vermelden: Jeder Teilnehmer und jeder Gastgeber erhielt ein eigenes Weinglas. Denn Corona war im Juni 2022 noch nicht besiegt – und die damit verbundenen Hygienemaßnahmen blieben notwendig.

Dokumentationsstätte Regierungsbunker erstes „Museum des Monats“

Die Dokumentationsstätte Regierungsbunker ist das erste „Museum des Monats“ in Rheinland-Pfalz. Die mit 1.000 Euro dotierte neue Auszeichnung wurde am 3. August 2022 vom Kulturministerium vergeben. Mit der Ehrung wolle das Land besonders hochwertige Museumsarbeit würdigen, erklärte Kulturministerin Katharina Binz. Seit mehr als zehn Jahren sei die Dokumentationsstätte ein wichtiger öffentlichen Erinnerungsort, der gerade in diesen Tagen mahne, „wie wertvoll Frieden in unserem Land ist“, betonte Binz mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Museumsleiterin Heike Hollunder bezeichnete die erste Auszeichnung als besondere Anerkennung für den Heimatverein Alt-Ahrweiler als Träger der Dokumentationsstätte.

Kulturministerin Katharina Binz (v.l.) überreichte die Auszeichnung an Hans-Georg Klein, Erster Vorsitzender des Heimatvereins Alt-Ahrweiler, und Museumsleiterin Heike Hollunder.

Krasse Klima-Gegensätze

Während im Jahr 2021 die historische Juli-Flutkatastrophe vor allem an der Ahr hereinbrach, war der darauffolgende Sommer 2022 geprägt von anhaltend hohen Temperaturen, Trockenheit und Dürre in weiten Teilen Deutschlands und Europas. Auch im Kreis Ahrweiler. Die Mündung der Ahr in den Rhein bei Sinzig zeigte sich Ende Juli 2022 nur noch als Rinnsal, das sich zu Fuß locker durchschreiten ließ. Das Niedrigwasser lähmte die Schifffahrt auf dem Rhein. Schiffe fuhren mit niedrigem Tiefgang und damit eingeschränkter Ladung – oder gar nicht. Spaziergänger fanden ihren Spaß daran, weit ins Flussbett des Rheins zu laufen. Teils mit überraschenden Funden: In Bonn war es ein Elfjähriger, der eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg im Flussbett entdeckte. Zur Ahr: Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz wurde der niedrigste Wasserstand am Pegel Bad Bodendorf im Sommer 2022 am 30. August bei 46 cm gemessen (Stand zum Ende der Redaktionsarbeiten dieses Jahrbuchs am 31. August 2022). Die bis zum Hochwasser im Juli 2021 gültigen mittleren monatlichen Wasserstände und mittleren monatlichen Niedrigwasserstände im August hätten 61 beziehungsweise 47 cm betragen. Das Juli-Hochwasser 2021 habe allerdings zu großflächigen erheblichen Anlandungen in der Ahr im Bereich des Pegels geführt, so dass das Messprofil im Folgejahr deutlich anders sei als das alte Profil. Insofern könnten die Wasserstände im August 2022 nicht mit den früheren langjährigen Wasserständen verglichen werden, so das Landesamt.

– Fakt bleibt: Die Ahr schrumpfte im Sommer ´22 teilweise zu einem Rinnsal, floss aber auch unterirdisch weiter.

Nur noch ein Rinnsal: die Mündung der Ahr in den Rhein am 26. Juli 2022. Im Hintergrund links Kripp

Rock am Ring ist wieder da

Endlich. Am Pfingstwochenende war „Rock am Ring“ zurück. Bei der coronabedingt ersten Auflage des Open-Air-Festivals seit drei Jahren vom 3. bis 5. Juni 2022 am Nürburgring präsentierten sich 70 Bands auf drei Bühnen. Bis zu 90.000 Wochenendtickets wurden verkauft – die Veranstalter meldeten einen Besucherrekord. Das Open-Air-Spektakel am Nürburgring gilt seit 1985 als eines der traditionsreichsten Rockfestivals Deutschlands.

Dr. Egon Plümer verstorben

Landrat a.D. Dr. Egon Plümer um 2003

Der frühere Landrat des Kreises Ahrweiler, Dr. Egon Plümer, ist am 10. Dezember 2021 im Alter von 81 Jahren verstorben. Er wurde am 15. Oktober 1940 in Essen geboren und war von 1977 bis 1988 Landrat.

Während seiner elfjährigen Amtszeit hat der Jurist Dr. Plümer (CDU) zahlreiche Projekte im Kreisgebiet angestoßen beziehungsweise umgesetzt. Besonders hervorzuheben ist der Neubau der Grand-Prix-Strecke am Nürburgring. Weitere Projekte während seiner Amtszeit waren – unter anderem – die Gründung des Wasserversorgungszweckverbands Eifel-Ahr, die Beteiligung des Kreises an der Müllverwertungsgesellschaft Großraum Koblenz GmbH, die Erweiterung des Dienstgebäudes der Kreisverwaltung, die Einwegen, die Gründung der privaten Fremdenverkehrsorganisation Bäder-, Wein-, Wanderland Rhein-Ahr e.V., die Einrichtung von Gewerbegebieten in Niederzissen und Grafschaft-Gelsdorf, die Förderung der Dorferneuerung, der Neubau der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie die Erweiterungsbauten für das Erich-Klausener-Gymnasium Adenau und die Realschule Ahrweiler, die Gründung der Kreisvolkshochschule Ahrweiler e.V., der Bau der Behindertenwerkstätte Sinzig, die Einrichtung der Naturschutz-Jugendherberge Altenahr sowie die Patenschaft mit der Gemeinde Kivu in Ruanda.

Plümer war mit den örtlichen Vereinen und dem heimischen Brauchtum eng verbunden. So war er führung der grün-weiß-schwarzen Kreisfahne und eines neuen Signets, der Ausbau von Rad-Präsident des Rotary-Clubs Bad Neuenahr-Ahrweiler, Vorsitzender des Kunstvereins Kreis Ahrweiler sowie seit 1977 Mitglied im Königsglied der St. Sebastianus Bürger-Schützengesellschaft Ahrweiler. Für seine herausragenden Verdienste wurde er unter anderem mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt (1988). Nach elfjähriger Tätigkeit als Landrat des Kreises Ahrweiler wechselte Dr. Plümer 1989 in die Privatwirtschaft und brachte seine kommunalen Kenntnisse und Kontakte in den hauptamtlichen Vorstand der GVV-Kommunalversicherung in Köln ein, einer Einrichtung, die sich mit allen Fragen rund um den kommunalen Versicherungsschutz beschäftigt. Von 1994 bis zu seiner Ruhestandsversetzung 2005 war Plümer Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.

Trauer um Hans Peter Kürten, Hermann Heiser und Bernd Weidenbach

Hans Peter Kürten, Bürgermeister a.D. der Stadt Remagen, verstarb am 5. März 2022 im Alter von 93 Jahren. Am 12. Mai 1965 war er in das Amt des Bürgermeisters gewählt worden, das er für die nächsten 29 Jahre ununterbrochen bis 1994 innehatte. Geboren wurde er am 15. Mai 1929 in Langenfeld bei Düsseldorf.

Hermann Heiser, Bürgermeister a.D. der Verbandsgemeinde Altenahr, wurde 87 Jahre alt. Er verstarb am 3. Juni 2022. Heiser, der aus Zell an der Mosel stammte und am 12. September 1934 geboren wurde, fungierte 20 Jahre, von 1975 bis 1995, als Bürgermeister an der Mittelahr.

Im Alter von nur 62 Jahren verstarb Bernd Weidenbach, Bürgermeister a.D. der Verbandsgemeinde Bad Breisig, am 11. Juni 2022. Er war von 2004 an 16 Jahre Bürgermeister der Verbandsgemeinde und bis 2014 zugleich Bürgermeister der Stadt Bad Breisig. Bernd Weidenbach stammte aus Oberdürenbach und wurde am 8. März 1960 geboren.

Marcel Caspers neuer Bürgermeister in Bad Breisig

Der neue Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Breisig heißt Marcel Caspers. Bei der Wahl am 20. September 2020 erhielt der parteilose Einzelkandidat 65,8 Prozent der Stimmen. Für seinen Gegenkandidaten Sebastian Goerke (SPD) entschieden sich 34,2 Prozent der Wahlberechtigten, die an der Wahl teilnahmen. Die Wahlbeteiligung betrug 35,9 Prozent. Der 34-jährige Marcel Caspers aus dem Stadtteil Rheineck war zuvor hauptberuflich Kämmerer der Verbandsgemeindeverwaltung Bad Breisig. Er trat die Nachfolge von Bernd Weidenbach an, der die Verbandsgemeinde mit ihren rund 14.000 Einwohnern (Stadt Bad Breisig plus die drei Ortsgemeinden Brohl-Lützing, Gönnersdorf und Waldorf) 16 Jahre als Bürgermeister geleitet hatte und für die Wahl 2020 nicht mehr kandidierte.

Marcel Caspers

Dominik Gieler neuer Bürgermeister in Altenahr

Dominik Gieler ist neuer Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr. Bei der Urwahl am 8. Mai 2022 erhielt der 36-Jährige 93,4 Prozent der abgegebenen Stimmen, die Wahlbeteiligung lag bei 38,3 Prozent. Gieler, bis dahin Ortsbürgermeister von Rech und Polizeibeamter in Bonn, ist CDU-Mitglied und war als einziger und parteiübergreifender Bewerber  angetreten. Er übernahm die Nachfolge von Cornelia Weigand, die am 23. Januar 2022 zur Landrätin des Kreises Ahrweiler gewählt worden war. Die Verbandsgemeinde Altenahr besteht aus zwölf Ortsgemeinden mit insgesamt rund 10.500 Einwohnern. 

Dominik Gieler