Cornelia Weigand ist die erste Landrätin des Kreises Ahrweiler

Dr. Monika Hörig

Angekommen: Am 21. Februar 2022 begann Cornelia Weigand ihren Dienst in der Kreisver- waltung Ahrweiler.

Seit dem 18. Februar 2022 hat der Kreis Ahrweiler eine neue Leitung: Cornelia Weigand ist die erste Frau an der Spitze des Kreises, wie sie zuvor in Altenahr auch die erste hauptamtliche Bürgermeisterin im Kreis war. Mit 50,2 Prozent der gültigen Stimmen setzte sie sich bereits im ersten Wahlgang gegen die Mitbewerber Horst Gies (28,2 %), Christoph Schmitt (19,3 %) und Dr. Axel Ritter (2,3 %) durch. Dieses Wahlergebnis stellte der Kreiswahlausschuss am 24. Januar 2022 amtlich fest.

48 Prozent der Wahlberechtigten des Kreises Ahrweiler beteiligten sich an der Wahl, deutlich mehr als die rund 30 Prozent, die bei der Wahl 2015 ihre Stimme abgegeben hatten, auch dies ein Zeichen des großen Interesses an der Entscheidung.

Mehr Gestaltungsmöglichkeiten erhofft

Dass Cornelia Weigand überhaupt zur Wahl antrat, hatte wesentlich mit der Flutkatastrophe zu tun, die das Ahrtal am 14./15. Juli 2021 heimgesucht hatte. Mehr als 130 Tote und zahllose Verletzte an Leib und Seele, dazu die Zerstörung erheblicher Teile der Infrastruktur hatten großes Leid über die Region gebracht.

Als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr nahm Weigand die Möglichkeiten, den zukunftsorientierten, nachhaltigen Aufbau zu organisieren, als eingeschränkt wahr und erhoffte sich von der Kreisebene aus mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Die Wahl war nötig geworden, nachdem der frühere Landrat Dr. Jürgen Pföhler im Herbst 2021 in den Ruhestand versetzt worden war. Als Interimslandrat fungierte der Erste Beigeordnete des Kreises, Horst Gies MdL.

Stimme des Ahrtals

Ihre klaren Analysen und eindeutigen Posi tionierungen waren es, die Cornelia Weigand bundesweit zur Stimme des Ahrtals nach der „Apokalypse“, wie sie es nannte, machten. Wei- gand wurde 1971 auf Sylt geboren. Sie hat in der Wattenmeer-Station Sylt des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung ihre Diplomarbeit geschrieben und an der Universität Bonn ihren Abschluss als Diplom-Biologin gemacht. Ihr beruflicher Weg führte sie über die IT-Branche zur Gesundheitswirtschaft, unter anderem als Global Product Manager eines weltweit tätigen Unternehmens in Liechtenstein, wo sie bereits Millionenetats verantwortete.

Verwaltungserfahrung sammelte Cornelia Weigand bei einer Behörde der Bundesländer in Bonn und schließlich seit 2019 als hauptamtliche Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, in der sie seit 2011 mit ihrem Mann lebt. Sie wurde auch dort schon im ersten Wahlgang mit 60,9 Prozent der Stimmen gewählt.

Innenminister spricht zur Amtseinführung

Die Amtseinführung als Landrätin des Kreises Ahrweiler, die im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Kreistages stattfand, nahm der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch vor. Die Festredner mit Innenminister Roger Lewentz an der Spitze bescheinigten ihr, dass sie das der- zeit schwierigste Amt in einem rheinland-pfälzischen Landkreis anträte. Grußworte sprachen auch Landrat Manfred Schnur (Kreis Cochem- Zell) für die Amtskolleginnen und -kollegen in Rheinland-Pfalz, Fraktionsvorsitzender Wolfgang Schlagwein für die Fraktionen des Kreistags, Achim Juchem für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Kreises Ahrweiler sowie Personalratsvorsitzender Burkhard Müller für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung.

Amtseinführung: In einer öffentlichen Sitzung des Kreistages am 18. Februar 2022 in der Rhein- halle Remagen wurde Cornelia Weigand in Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz durch den Kreisbeigeordneten Friedhelm Münch in das Amt der Landrätin des Kreises Ahrweiler eingeführt: Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch (hinten von links), Landrätin Cornelia Weigand, Innenminister Roger Lewentz; (vorne von links) Burkhard Müller, Personalratsvorsitzender der Kreisverwaltung Ahrweiler, Wolfgang Schlagwein, Vorsitzender der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Manfred Schnur, Landrat des Kreises Cochem-Zell, und Achim Juchem, Bürgermeister der Gemeinde Grafschaft

Schwierige Jahre, neue Chance

Cornelia Weigand wies in ihrer Ansprache darauf hin, dass sie nicht nur neue Landrätin, sondern auch eine der vielen Tausend von der Flut Betroffenen sei und auch eine der Bürgermeisterinnen, die zusammen mit vielen anderen seit dieser verheerenden Nacht kämpfe. Sie alle bräuchten jetzt Kreativität und Mut, um nicht nur neue Wege zu gehen, sondern diese da entstehen zu lassen, wo sie vorher nicht denkbar gewesen wären. Die kommenden Jahre würden nicht leicht, aber sie böten die Chance, vieles neu, zeitgemäßer und zukunftsorientierter entstehen zu lassen, als dies bei einer normalen Entwicklung denkbar und finanzierbar gewesen wäre. Nötig sei es, eine gute Balance zu finden zwischen fundierter Planung für einen nachhaltigen Neubau und der schnellstmöglichen Wiederherstellung eines „normalen“ Alltags. Davon profitierten nicht nur die betroffenen Menschen und Gebiete, sondern auch jene Bereiche des Kreisgebiets, die nur mittelbare oder keine Auswirkungen erlebten.

Nachhaltiger Aufbau

Die neue Landrätin nannte einige jener Stichworte, die für sie den Rahmen für den Aufbau der Ahr-Region und die Weiterentwicklung des Kreises bildeten: schrittweise Wiederherstellung normaler Lebensverhältnisse; Sicherung des Standorts, besonders auch hinsichtlich des Tourismus; Verbesserung des Katastrophenschutzes und ein übergreifendes Hochwasservorsorgekonzept; CO2-neutrale Mobilität; ein ganzheitliches Konzept für den ÖPNV; weitestgehender Einsatz erneuerbarer Energien für Strom und Wärmeversorgung; flächendeckende Digitalisierung.

Cornelia Weigand ist überzeugt, dass „wir es uns schuldig“ seien, nachhaltig aufzubauen, um einen Beitrag zu leisten, Geschwindigkeit und Ausmaß von Klimawandel und Erderwärmung zu begrenzen.

Großes Medieninteresse: Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch nahm die Amtseinführung von Cornelia Weigand als Landrätin des Kreises Ahrweiler vor, zahlreiche Pressevertreter verfolgten die Veranstaltung in Remagen.

Hoher Besuch: Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte) informierte sich am 29. März 2022 erneut über den Fortschritt beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe im Ahrtal. Zur Besuchsdelegation in Ahrbrück zählten unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (2.v.r.), Ministerpräsidentin Malu Dreyer (3.v.l.) und Landrätin Cornelia Weigand (l.).