In Memoriam John F. Kennedy

IN MEMORIAM 
JOHN F. KENNEDY
VON HERMANN BAUER

Am 22. November 1963 hielt die Welt plötzlich den Atem an. Der amerikanische Präsident war einem Attentat zum Opfer gefallen. Die Ermordung des vermeintlichen Attentäters hat bis zur Stunde die dunklen Hintergründe nicht aufgedeckt. Für uns hier in Deutschland gab es nur eine Frage: Wie konnte es überhaupt einen Menschen geben, der ihm gram sein konnte? Zu der jugendlich sympathischen Erscheinung gehörte das freundliche und doch so verhaltene Lächeln, eine Stimme ohne Pathos und doch voller Wärme, eine fast bubenhafte Unbeschwingtheit, eine energiegeladene Willenskraft, unabänderliche Grundsatztreue, ein in Gott gefestigtes Verantwortungsbewußtsein, die Freiheit zu erhalten, die Menschenwürde zu verteidigen, den Menschen in der Unfreiheit zu helfen. Es schien fast so, als ob den Menschen in ihrer inneren Zerrissenheit ein Leitbild geschenkt sei, an dem sie sich ausrichteten, aus dem sie ihre Verantwortung und Aufgabe erkannten, um das sie sich in der Unsicherheit des Lebens scharten. Dies zeigte sich aller Welt überzeugend, als man Kennedy zu Grabe trug. Vor der Macht des Todes neigten sich in Ehrfurcht die widerstrebendsten Geister, und während das Leid Millionen beugte, wuchs die Leidbeladene selbst zu ungeahnter Größe.

Der Zeit der großen Trauer und Leere folgten nun die Stunden lebendiger Erinnerung, die uns den Sommer 1963 zu einer einmaligen Begegnung mit ihm werden ließ. In dem Gast aus Amerika vereinigt sich das Vertrauen der Alten und die Hoffnung der Jugend zu einer einmaligen Synthese. So lebt er in uns weiter.

Unvergessen bleibt auch jenes großartige Bild, das Remagener Kinder stellten, so daß der Präsident bei seinem Flug nach Frankfurt vom Hubschrauber aus in der Aufstellung seinen Namen hätte lesen können, ja wenn die Hubschrauber bei Erpel nicht die Kurve geschnitten und sie damit von oben den Gruß von unten nicht wahrnehmen konnten. Zwar glaubten viele, daß der Präsident als Offizier des 2. Weltkrieges sich das Kampffeld bei der „Brücke der Entscheidung“ nicht entgehen lassen wolle, aber bei Kennedy stand der Bundesgenosse höher als die Erinnerung an den einstigen Feind, und die Freundschaft zum deutschen Volke war so tief, daß sie das Unkraut der bösen Stunden gemeinsamer Geschichte überwucherte. Doch die Enttäuschung der Kinder war verständlicherweise übergroß, da sie von der Vergangenheit nicht mehr belastet waren.

Da traf ein Brief aus dein Weißen Haus von Washington in Remagen ein, adressiert an die Mutter zweier Schüler, die mit den Gruß stellten, der an die Schule weitergeleitet wurde und zur Freude aller Kinder in der Schulchronik einen würdigen Platz gefunden hat. Der Brief hat in der Übersetzung folgenden Wortlaut:

Das Weiße Haus in Washington

26. August 1963

Liebe Frau Wagner,

durch die Aufmerksamkeit Ihres Onkels, Herrn Alfred Hertz, hat der Präsident von dem  einzigartigen Willkommengruß für ihn erfahren, der von den Kindern der kath. Volksschule geplant war. Er war tief bewegt von einem solchen Ausdruck des guten Willens für ihn und spricht Ihnen und jedem der Knaben und Mädchen seine Dankbarkeit und herzlich gute Wünsche aus.

Ihr
RALPH A. DUNGAN

Dem Brief lag ein Bild des Präsidenten mit eigenhändiger Unterschrift bei.