DIE AHR

Als Kind der Eifel ward geboren
ein ungebärdig Mägdelein —
die Ahr, und wächst heran, — verloren,
läuft sie durch Dörfchen schmuck und fein.
Vorbei an buntbestickten Wiesen,
an Ährengold im Sonnenstrahl.
Umspült den Fuß der Felsenriesen hier,
in der Lande grünem Tal.
Da sich in ihr der Himmel spiegelt
und wechselnd gibt sein Antlitz kund,
Rotrose, Ginster schwelgt und siedelt
bis tief hinab zum Ufergrund.

Wo üppig schwankt das Rebgelände,
hinauf am schroffen, steilen Hang,
sie breitet aus die nassen Hände,
wie gütig allem Überschwang.
Dort oben schwillt die süße Traube
und spendet köstlich roten Wein,
der ihren Namen trägt, — o glaube,
kein and’rer läßt so fröhlich sein.
O du, die jung und alt besingen
auch in der Fremde, treu dem Strand,
ach, niemals wird dein Lied verklingen
dem Herz, das bei dir Heimat fand.

PAULA GERHARDS