Altehrwürdige Kapelle im neuen Gewand

VON HERMANN COMES

Kapelle in Oedingen

Im Friedhof vor dem Ort, im Schatten einer großen, wohl weit über 150 Jahre alten Kastanie gelegen, ist die im Jahre 1960 restaurierte Oedinger Kapelle ein Symbol des Friedens. 700 Jahre hat sie den Stürmen der Zeit getrotzt; denn ihr Baustil weist in das frühe 13. Jahrhundert. In monatelanger Arbeit wurde der Außenputz erneuert, ein neuer Anker eingezogen, und auch der Innenputz ausgebessert. Die alten Bodenplatten im Chor wurden nur neu verlegt, während der übrige Kirchenraum einen neuen Plattenbelag aus Trachytplatten erhielt. Bei allen Arbeiten zeigte sich, welch große Schäden die Kapelle im letzten Krieg erlitten hatte. Sie erhielt auch neue Fenster, doch die Hauptarbeit war die Freilegung der Gemälde im Chor, die rund 400 Jahre alt sind. Die Schwierigkeit der Aufgabe, die dem Restaurator gestellt war, läßt schon die Tatsache erkennen, daß die Gemälde zum Teil vierfach überstrichen waren. Auch die sechs Pfeilerkonsolen mit Brustbildern der Apostel Petrus, Jakobus des Älteren, Andreas, Bartholomäus, Johannes und Paulus, wie auch der spätgotische Sakramentsschrein mit dem 84 cm hohen steinplastischen Kruzifix und dem knienden Stifterpaar waren überstrichen und konnten gut herausgearbeitet werden. Die Kommunionbank wurde ebenfalls restauriert. So zeigt sich die altehrwürdige Kapelle in Gedingen, in der Hunderte von Jahren das hl. Opfer gefeiert wurde, wieder in einem neuen und würdigen Gewand. Doch in diesem Zusammenhang sei auch einmal die Chronik der Pfarrei aufgeschlagen. Dabei verwundert es, daß Oedingen schon im Jahre 853 als „Idinghoven“ erwähnt, jedoch erst 1849 zur Pfarrei erhoben wurde, obwohl es doch schon im 13. Jahrhundert eine Kirche hatte. Die Erhebungsurkunde wurde am 25. August 1849 von Bischof Wilhelm Arnoldi verliehen. Im Jahre 1412 hatten die Ortsbewohner mit der Pfarrei Remagen, der sie angeschlossen waren, wegen des Gottesdienstes eine Regelung getroffen. Bis 1810 waren es vornehmlich Benediktiner der Abtei Deutz, die im Namen des Pfarrherren von Remagen in Oedingen tätig waren. Erst seit 1716 durfte in der Kapelle getauft werden, und in jener Zeit wurden auch die Kinder hier zur ersten hl. Kommunion geführt. Seit 1640 aber hatte Oedingen, wie jede andere Pfarrei, das 4ostündige Gebet, und zwar vom 29. September bis zum 1. Oktober. Die französische Regierung wies dann den Filialort 1807 der Pfarrei Unkelbach zu. Mit diesem neuen Zustand zunächst zufrieden, verstärkten sich jedoch nach 1830 die Bestrebungen, eine eigene Pfarrei zu werden. Unkelbach jedoch wollte den Filialort nicht verlieren und verlangte eine Entschädigung von 500 Talern. Das war Oedingen jedoch zuviel, und trotz langjähriger Verhandlungen kam kein Vergleich zustande. Wir lesen dann, daß Oedingen im Jahre 1849 an die Pfarrei Unkelbach als Entschädigung 225 Taler zahlte.

Von dieser Zeit an blieb Oedingen zunächst Pfarrei im Dekanat Ahrweiler, und seit dem Jahre 1869 im Dekanat Remagen. Am 3. Dezember 1907 beschloß der Kirchenvorstand den Bau der neuen Pfarrkirche mit einem Kostenanschlag von 23 750 Mark. Im November 1908 wurde der Grundstein zu der neuen Kirche gelegt, die unter Pfarrer Dr. Cöln im Jahre 1909 erbaut wurde. Im September 1909 erfolgte die kirchliche Einweihung, und die feierliche Konsekrierung am 11, Juli 1911 durch Weihbischof Karl Ernst Schrod.

Auch in politischer Hinsicht hat Oedingen eine interessante Geschichte. Während des Mittelalters gehörte es als Enklave, vom jülichschen und kurkölnischen Besitz ein= geschlossen, zur Herrschaft Landskrone. Als Mitarbeiter der Landskrone ließ Karl Freiherr vom Stein sich noch 1798 in Oedin« gen huldigen. In der Franzosenzeit (1794 bis 1814) gehörte der Ort zur Mairie Heimersheim, Kanton Remagen, Arondissement Bonn. Unter preußischer Herrschaft kam es 1816 zur Bürgermeisterei Gelsdorf und zum Kreise Ahrweiler. Heute gehört der Ort zum Amte Remagen.