Remagen, ein befestigter Königshof

VON BERNHARD KOSSMANN

Bei dem römischen Volke waren Ackerbau und Viehzucht schon um 400 v. Chr. nicht mehr alleinige Grundlagen ihrer Wirtschaft. Der rege Handel mit den Nachbarländern, besonders aber der Seehandel mit dem afrikanischen Karthago und Ägypten, erforderte den Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft. In Karthago war man schon sehr früh zur Münze übergegangen; in Rom gelangte man über die gemarkten Metallbarren zwischen 400 und 350 v. Chr. zur gegossenen Münze in Gold, Silber und Kupfer.

Die römische Münzeinheit war der Goldsolidus, der 72. Teil eines Pfundes Gold. Das Pfundgewicht von ursprünglich 327,45 g und der Wert des Goldes änderten sich in den folgenden Jahrhunderten mehrmals. Als die Germanen Gallien eroberten, trugen sie auch wirtschaftlich den Sieg davon, der hier

zugleich einen Rückschritt bedeutete. Das fränkische Reich der Merowinger stand durchaus auf der Stufe der Naturalwirtschaft. Die römischen Städte wurden mit wenigen Ausnahmen zu landwirtschaftlichen Dörfern. Das Vermögen der Bewohner bestand anfangs wie früher im Osten zumeist in Ackerland und Vieh. Die aufkeimende römische Geldwirtschaft wurde in Gallien durch die bäuerliche Naturalwirtschaft zerstört. Das Geld hatte für die Franken nur einen Rechnungswert und war nicht tatsächliches Zahlungsmittel, Das Vieh ersetzte vielmehr seine Stelle, und das Rind galt im Durchschnitt einem römischen Goldsolidus (etwa 12,50 Mark).

Der erste fränkische Herrscher, der in Köln mit seinem Namen und ohne Kaiserbildtnis Münzen prägen ließ, war Theudebert I. (533—548), ein Enkel Chlodwigs. Der Beiname „Augustus“ war eine bewußte Selbständigkeitserklärung, die ihm der oströmische Kaiser Justinian (527—565) nie verziehen hat.

Die römischen Staatseinrichtungen ließen die Franken zwar bestehen, doch mit der Änderung, daß nun der fränkische König alles Staatsland erhielt. Schon unter König Chlodwig (481—511) wurde der Brauch geübt, Fiskalbesitz in Königsgut zu verwandeln. Das Königsgut war im Anfang der Merowingerzeit sehr ausgedehnt, da alles römische Staatsgut, alles während der Kriege von den Eigentümern verlassene Land in den Besitz des Königs, der es ja persönlich erobert hatte, überging. Königsgut und Staatsgut wurde nicht unterschieden. Das bedeutete zuerst eine gewaltige Stärkung des Königstums; aber der König behielt dies Krongut nicht allein in seiner Hand, er schenkte davon Teile der Kirche und seinen Getreuen.

Finanziell ruhte das merowingisch-karolingische Königstum hauptsächlich auf den Erträgen dieser Güter, den Domänen, daneben auf einem größeren Anteil an der Kriegsbeute und auf freiwilligen Gaben der Untertanen. Die Könige hatten keine feste Residenz. Selbst Karl der Große (768—814) hielt in den ersten Jahrzehnten seiner Regierung noch an den Gewohnheiten seiner Vorgänger fest. Er zog durchs Land, residierte bald hier, bald dort, veranstaltete Reichstage und Gerichtsversammlungen, erließ dabei Gesetze und bereitete seine Feldzüge vor. Die traditionellen Stützpunkte dieser Art der Regierung waren die zahlreichen über das ganze Reich zerstreuten Pfalzen, die auch Königsgüter, Königshöfe oder Königsdörfer genannt wurden und eine pfalzenärmliche Stellung einnahmen. Sie waren die Stationen der königlichen Wanderschaft, deren Erträge ausreichen mußten, einen hungrigen Hofstaat mit seinem riesigen Troß eine längere Zeit unterzubringen und zu verpflegen.

Das eigentliche Herz des Karolingerreiches waren die Rheinlande. Hier lagen zwischen Maas und Mosel die alten Hausgüter der Dynastie, hier lag auch die Hauptstärke in der politischen Stellung Karls des Großen, denn von hier aus beherrschte er Frankreich und Deutschland. Am Rhein und in dessen Nähe befanden sich

die großen Pfalzen von Worms, Ingelheim, Mainz, Tribur und Frankfurt. In unserer Heimat lagen größere und kleinere Königsgüter in Kreuznach, Oberwesel, Boppard, Koblenz, Trier, Prüm, Andernach, Sinzig, Remagen, Köln, Aachen u. a.

Zum Remagener Königshof gehörten zur Karolingerzeit die Weinorte Remagen-Oberwinter und einige kleinere Siedlungen an der Unterahr. Die westlichen Höhenzüge wurden auf Geheiß des Königs urbar gemacht. Die Bauern brachten dann von ihren Höfen und kleineren Siedlungen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die dem kargen Rodeland abgerungen wurden, zum königlichen Meier nach Remagen. In den Wirtschaftsbetrieb eines Königshofes bietet uns einen guten Einblick die berühmte „Landgüterordnung“ (capitulare de villis) Karls des Großen vom Jahre 812. Der König hat auf die Erträgnisse seiner Hausgüter die größte Sorgfalt verwandt. Die Oberaufsicht über das Ganze führten der König und die Königin, in ihrem Auftrage der Senneschall oder Schenck. Unter ihnen standen zunächst die Amtleute, die eine größere Gruppe von Domänen zu verwalten hatten. Sie saßen auf ihrem Herrenhofe, der zugleich als Pfalz diente. Unter ihnen standen die Verwalter der einzelnen Domänen, die maiores (Meier) hießen, und die Leiter einzelner Wirtschaftszweige: Förster, Kellermeister, Braumeister, Gestüts Vorsteher u. a. Auf jeder Domäne gab es ein zahlreiches Arbeitspersonal; außerdem aber waren die einzelnen Hufen, aus denen die Domänen bestanden, an Freie, Liten oder Knechte zur Bewirtschaftung verteilt. Die Freien und Liten waren zu Naturallieferung, die Knechte auch zu Frondiensten verpflichtet.

Die Meier führten die Überschüsse der Wirtschaft an die Amtleute auf den Pfalzen ab. Dabei verlangte Kaiser Karl, daß über alles Inventar (Betten, Tücher, Äxte, Messer usw.), über alle Einkünfte, über den Eigenverbrauch und die Überschüsse genau Buch geführt und von den Amtleuten um Weihnachten jedes Jahres dem König Rechnung gelegt würde. Im einzelnen gab er genaue Vorschriften über die anzubauenden Getreidesorten und Küchenkräuter, überWaldkulturen, Vieh-, Bienen- und Fischzucht. Durch neue Kulturen hat der Kaiser besonders auch den Weinbau gefördert. Er erließ genaue Vorschriften über die Zubereitung und Behandlung des Weines. Das Auspressen der Trauben mit den Füßen, wie es damals bei der Weinkelterung in Italien üblich war, verbot er. Bei der Herstellung von Butter und der Verarbeitung von Fleischwaren wurde größte Sauberkeit gefordert.

Dieser wirtschaftlichen Organisation des königlichen Grundbesitzes entsprachen in unserer Heimat auch die späteren Anordnungen der Klostergüter (Prüm), der Kirchen und Territorialherren. Obwohl die Franken zunächst stadtfeindlich waren und lieber vor den alten Orten siedelten, benutzten sie dann doch später die alten schützenden Mauern der rheinischen Kastelle zu ihrer Sicherheit. So entstanden in den zum Teil zerstörten Festungsorten die Königsgüter als Pfalzen oder Wirtschaftsgüter in pfalzähnlicher Stellung, wie es wohl auch in Remagen der Fall war.

In der Südwestecke des Kastells Rigomagus wurde wahrscheinlich Ende der Karolingerzeit, im 9. Jahrhundert, ein festungsartiges Mauerviereck errichtet, eine Festung in der alten römischen Festung.

Dieses eigentümliche Festungswerk umgab ein unregelmäßiges Viereck von etwa 45 x 30 m im Lichten. Die vier Mauern umschlossen die im 11. Jahrhundert erbaute alte Pfarrkirche, die ursprüngliche frühromanische flachgedeckte Pfeilerbasilika. Sie hatte im Laufe der Jahrhunderte bis zum Bau der neuen Pfarrkirche im Jahre 1900 mancherlei Wandlungen durch Um- und Anbauten erfahren.

Das nur noch teilweise erhaltene Mauerwerk des Festungsvierecks hat eine Breite von ungefähr m und eine Höhe von etwa 5 m. Die Mauern erscheinen in zweierlei Ausführung: als römische Gußmauern und mittelalterlichem Schichtmauerwerk von Basalt im unteren und Bruchsteinen im oberen Teil.

Die genaue Besichtigung der noch fast ganz erhaltenen mittelalterlichen Ostmauer gibt über ihre Bedeutung Aufschluß. Es handelt sich um eine glatt aufgehende Mauer, die durch keine Unterbrechung oder Unebenheiten einen Innenbau andeutet. An ihr kann man noch die Aufgabe eines Bauwerkes als Festungsmauer erkennen. Auf der oberen Außenkante findet man stellenweise die Reste einer Brustwehraufmauerung von etwa 1/2 m Dicke. Die übrige Breite diente dann als Postengang im Verteidigungsfalle. Diese Mauer ist an die südliche römische Kastellmauer, die sich noch 65 m in den Ort hinein in gleicher Flucht fortsetzt, angelehnt. Sie hat damit keine konstruktive Verbindung.

Die Nordmauer hat demselben Zweck gedient wie die Ostmauer. Sie war zugleich auch Friedhofsmauer; sie mußte im Jahre 1900 beim Neubau der Kirche weggeräumt werden. Da, wo Ost- und Nordmauer zusammenstoßen, befindet sich ein Spitzbogentor mit einem Bogenfries aus Tuffstein. Über dem Torbogen sind noch besondere Steine angebracht, woran eine Fallbrücke befestigt war. Danach war wahrscheinlich noch das ganze Mauerviereck, wo es möglich war, mit einem Festungsgraben umgeben. Das Tor ist zur Zeit der Erbauung der alten Kirche im 13. Jahrhundert entstanden. Es führte auf den Weg zur Kirche und zum alten katholischen Friedhof, der bis 1834 belegt wurde. Die fehlende Westmauer (Deichweg) war auf der fast 3 m dicken römischen Gußmauer aufgeführt. Sie wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert wegen der Erbauung eines Kirchturmes weggeräumt oder als Steinbruch benutzt.

Ostmauer der Festung
Foto: Stang

Zum Bau der Südmauer wurden auch die spät-römischen Kastcelfundamente verwandt. Die fränkische Mauer besteht heute noch teilweise in der westlichen Hälfte aus einem Stück mittelalterlichem Schichtmauerwerk von 8 m Länge und ist mit einem darunterliegenden Wohnhause verzahnt. In der östlichen Hälfte ist noch gegenüber dem Chor der alten Kirche ein Rest der spätrömischen Gußmauer bis zu einer Höhe von 5 m. Im übrigen ist die Südmauer auch abgetragen worden.

Die denkenden Beschauer dieses Mauervierecks legen sich Fragen vor, die sie auch deuten möchten. Wer war der Bauherr dieser Mauern? Welche Feinde sollten durch die Festungsmauer abgewehrt und welche Gebäude und Güter beschützt werden?

Remagen war wegen seiner besonderen Lage für den Weinbau sehr geeignet. Die römischen Legionäre brachten bereits die Weinreben in unsere Heimat und pflanzten sie auf den sonnigen Hügeln und in der Rheinebene an. Sie wollten auf den gewohnten Weingenuß nicht verzichten.

Es ist bekannt, daß Remagen und Sinzig schon früh zu den königlichen Tafelgütern gezählt wurden.

In der spätfränkischen Zeit begegnen wir Remagen zuerst in einer Schenkungsurkunde König Lothars II. vom 28. Juni 856, worin von Gütern „inter duos Piseenheim et Gisonhona super fluvium Ära et R e g a m a g a 2″ (zwischen beiden Orten Piscenheim (Werthhoven) und Gisonhona über dem Flusse Ahr und Remagen) die Rede ist.

Im Jahre 882 werden „vinei inter Ricgamaga et Oncale“ (Weinberge zwischen Remagen und Unkel) erwähnt.

Im Jahre 927 schenkt Erzbischof Wichfried von Köln 6 Stücke Wingert circa Riogomagam dem Ursulastift zu Köln.

Das Prümer Güterverzeichnis vom Jahre 893 nennt Remagen als einen bedeutenden Weinort. Am 1. 4. 1003 und nach dem großen Stiftungsbrief vom 3. Mai 1019 wiederholt, schenkte Erzbischof Heribert von Köln der Abtei Deutz die sämtlichen Zehnten von Weinbergen, Ackerland und sonstigen Erzeugnissen des Bodens „in villa que vulgo dicitur R e m a g o“ (in dem Ort, der gewöhnlich Remagen genannt wird). Doch blieb Remagen weiterhin Königsgut. Der Ort wird noch um 1065 unter den Tafelgütern des deutschen Königs (Heinrich IV.) aufgeführt. Dann aber erfolgte bis zum Ende des 12. Jahrhunderts durch mehrmalige Teilung des Fiskalbesitzes eine Zersplitterung und vollständige Territorisierung des Remagener Königsgutes. Seitdem erscheinen in immer häufigerer Folge Urkunden über Eigentumsübertragungen, Stiftungen und Verpfändungen von Weingütern an Domkapital, Klöster, Propsteien, Abteien, Stifte, Kirchen und weltliche Territorialherren. Wein wurde von den Remagener Territorialherren und den Einwohnern in Mengen benötigt als Tisch-, Meß- und Taufwein. Das Taufen durch Untertauchen in Wein war bis zum 13. Jahrhundert eine große theologische Streitfrage. Es gab Geistliche und Sektierer (Manichäer im 3. Jahrhundert, Albigenser im 12. und 13. Jahrhundert), die auch in unserer Heimat in der Praxis für Weintaufe eintraten und Wasser als unreines Element ablehnten. (Siehe Typenbild an der Pforte unseres mittelalterlichen Tores. Ein nackter Mann mit Tonsur sitzt in einer Weinkufe.) Selbst der Abt Rupert, ein bedeutender Liturgiker des Benediktinerklosters Deutz, bezeichnete Wein als das Symbol der .,Kraft des hl. Geistes“. Dieser Mönch wurde als Seliger im 11. und 12. Jahrhundert in Remagen sehr verehrt. Ein Bild von ihm hing bis in die Neuzeit hinein in der alten Pfarrkirche.

Im Jahre 1215 bereitete das 4. Konzil im Lateran der Weintaufe für Katholiken ein Ende. Während das Reich Karls des Großen sich im 9. Jahrhundert in unseligen Teilungen auflöste und entkräftete, wurden Ostdeutschland von den Slawen und die Küstenländer der Nord- und Ostsee von den Normannen oder Wikingern (viking = Krieger) heimgesucht. Die letzteren sind die nordgermanischen Stämme, die sich in Dänemark, Norwegen und Schweden festgesetzt hatten.

Von hier aus suchten sie das fränkische Reich und ganz Europa heim und brachten auch die Bevölkerung unserer Heimat jahrelang in Angst und Schrecken.

Von Jugend auf an das wilde Meer und seine Stürme gewöhnt, führten die Normannen ein keckes Frcibeuterlebcn. Sie segelten auf ihren kleinen Drachenschiffen in die Mündungen der Flüsse, von der Elbe bis zur Garonne hinauf. Dann kehrten sie beutebeladen in ihre Festungen an den Mündungen der Flüsse, wo sie ihre Wintertage verbrachten und mit ihrer Beute auch noch Handel trieben, zurück. Im Jahre 845 legten sie Hamburg in Asche und trieben die Einwohner mit ihrem Bischof ins Elend. Sie zogen durch die Niederlande und beraubten ihre reichen Handelsstädte. Das Reich hatte keine Macht, sich der Normannen zu erwehren. Mit Erlaubnis der schwachen Frankenkönige gründeten sie sogar eigene Lehnsstaaten auf der Insel Walcheren an der Scheldemündung und in Nordholland. Ein deutscher Kaiser (Karl III. 876—887), der 884 nochmals das Reich Karls des Großen unter sein Zepter brachte, zahlte den Feinden sogar einen schimpflichen Tribut, was ihn allerdings seine Krone kostete. Von ihren befestigten Seestützpunkten aus erschienen sie Jahr für Jahr am Rhein. Im Jahre 880 gelangte die Flotte bis nach Xanten. Im folgenden Jahre eroberten sie Aachen und ließen den prächtigen Kaiserpalast in Flammen aufgehen. Ebenso fielen Köln und Bonn in die Hände der Eroberer.

Im Jahre 882 wagten sich die wilden Nordmänner bis in unsere Heimat. Sie fuhren mit ihren flinken Schiffen den Rhein und die Mosel hinauf und zerstörten Trier und Metz. Dabei wurden auch alle Königsgüter und Klosterbesitzungen, 882 auch Prüm, an den Ufern geplündert und zerstört. Dazu gehörte bestimmt auch unsere Heimat Remagen mit ihrem Weinbau; denn Wein -war eine besonders begehrenswerte Beute. Diese edlen heimischen Erzeugnisse mußten vor feindlichem Zugriff gesichert werden.

Spätestens mit Beginn der Normanneninvasion besannen sich die Bewohner der rheinischen Römerstädte auf den Wert ihrer alten Festungsmauern und stellten eine neue Umwallung, soweit es notwendig war, wieder her. So geschah es wohl auch in Remagen; es griff zur Selbsthilfe durch die Errichtung eines aufwendigen Festungswerkes in dem alten Kastell. Die geringe und wenig begüterte Bevölkerung unseres Heimatortes konnte dieses große Werk wohl nicht ohne die Hilfe des „Reiches“ und anderer Grundherren errichten.

So konnten sich die Bewohner mit Erfolg bei den wiederholten Gefahren behaupten. Als militärisch geschützte Niederlassung fand in Notzeiten auch noch die umwohnende Bevölkerung hinter den hohen Festungsmauern Aufnahme und Schutz.

Die Not dauerte bis zum Jahre 891, als der mutige Herzog Arnulf von Kärnten (887—899, Enkel Ludwigs des Deutschen) die Normannen in ihrem durch Sümpfe gedeckten Lager bei Löwen an der Dyle so gründlich schlug, daß sie nur noch im nächsten Jahre einen Raubzug rheinaufwärts unternahmen, dann aber Deutschland verschonten.

Schon früher hatten die Normannen auf England, Schottland, Irland, Island und Grönland Niederlassungen gegründet, sie waren sogar auf dem Meere bis Nordamerika vorgedrungen.

Nachdem sie in Deutschland abgewiesen waren, suchten sie Frankreich heim und brachten es an den Rand der Zerrüttung. Dort gründeten sie einen blühenden Staat, die Normandie. Von hier aus setzte 1066 Wilhelm der Eroberer nach England über und eroberte dieses Inselreich. Andere Normannen wanderten nach Spanien und Nordafrika. Als Christen rief man sie nach Sizilien und Neapel zum Kampf gegen die Sarazenen. Das mächtige Normannenreich, das hier um 1020 entstand, wurde bedeutsam für die spätere deutsche Kaisergeschichte. Als Glaubenskämpfer beteiligten sie sich an den Kreuzzügen, und auch im Morgenlande gründeten sie ein Königreich.

Als Volk bestehen die Normannen nicht mehr; sie nahmen die italienische und die arabischen Kulturen an und sind in den Völkern der eroberten Länder aufgegangen.