Eichenbach — Blick in die Geschichte eines Eifeldörfchens

Peter Weber

Viele Wege führen ins Eichenbachtal, in dem, meist nördlich des Bächleins, entlang des Weges, die alten und neuen Häuser des Eifeldörfchens liegen. Es ist zu erreichen von der Ahrstraße und von Aremberg über asphaltierte Straßen oder über Wald- und Fußwege von Antweiler bzw. von Wershofen aus. Ich glaube, daß letztere etwas für sich haben. Führen sie uns doch entlang ehemaliger Siedlungen — von Wershofen kommend an der Dreisbachmühle vorbei, einer herzoglichen Bannmühle, an die noch eine alte Scheune und an deren Forellenteichen Geländeformen im Tal erinnern. Mühle und Teiche fielen 1804 einem Hochwasser zum Opfer, das große Schäden anrichtete.

Geht man von Antweiler aus — entlang des Arembergs —, so führt der Weg am Standort der ehemaligen Breitscheiderhöfe vorbei, an die nur noch der Flurname und Familienbzw. Hausnamen erinnern. Diese Höfe und andere entstanden in Zeiten von Arbeitsund Raummangel im Herzogtum Arenberg, Wurden dann aber infolge ungünstiger Verhältnisse aufgegeben. Vielleicht sind die Acker-und Grünlandflächen in diesem Distrikt die Überbleibsel aus der Rodungszeit. Vergessen ist die Zeit, in der die Wershofener, wenn sie sonntags nach Antweiler unterwegs waren, hier einkehrten und ein Tänzchen; wagten, wie in der Wershofener Pfarrchronik vermerkt ist. Von den Franzosen wurden nach dieser Chronik die Höfe 1794 auf Abbruch verkauft. Die Gemeinde Eichenbach kaufte damals die Ländereien des oberen, die Gemeinde Antweiler die des unteren Hofes zu einem sehr geringen Preis.

Kapelle Eichenbach nach der Renovierung Foto: Michael Weber

Über Eichenbach selbst findet man Unterlagen in der Geschichte des Herzogtums Arenberg. Prof. Heinrich Neu erwähnt in diesem Zusammenhang „im Aufsuchen von Erzen im Silberberg bei Schellenberg und in dem Eisenbachseiffen“. Ob nun das .Eisen oder die Eichen, die am Südhang nördlich des Bächleins wachsen, dem Ort und dem Bach den Namen gaben oder der ursprüngliche Name abgewandelt wurde, nachdem sich die Verhältnisse gewandelt hatten?

Nach dem Stande von 1780 betrug die Zahl der Häuser in Eichenbach 9, die Einwohnerzahl 47. Im benachbarten Fronhofen lebten damals 3J Menschen in 7 Häusern. Die Einwohnerzahlen betrugen. 1817 92, 1840 93, 1905 66, 1950 80, 1956 79, 1969 63.

Die Tendenz ist, also rückläufig, was man allerdings verstehen kann, wenn man berücksichtigt, daß die Gemarkung nach den Angaben des statistischen Landesamtes aus dem Jahre 1950 233,91 ha umfaßte, davon 128,05 ha Waldflächen und Holzungen und 75,43 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Hieraus ergeben sich Konsequenzen — einmal die Zahl der Tages- oder Wochenausperidler, dann die Möglichkeiten für den Fremdenverkehr, der bereits eine günstige Entwicklung genommen hat. Bei Fronhofen, früher auch im Herzogtum Arenberg gelegen, das ebenso wie Eichenbach verwaltungsmäßig und kirchlich bis 1839 bzw. 1802 zu Wershofen gehörte, handelte es sich wohl um einen Gutshof der Herzöge von Arenberg.

Wer das Eichenbachtal hinan wandert, kann das kleine Kirchlein nicht übersehen, das auf dem Bergrücken zwischen Eichenbachtal und Dreisbachtal erbaut wurde. Seine Geschichte hat Stefan Meurer, seit 1933 Bürgermeister der Gemeinde, aufgeschrieben:

„An der Einmündung der Ahrstraße in Richtung Eichenbach stand ein größeres Heiligenhäuschen zu Ehren der 14 Nothelfer. Es war eine alte Stiftung der Familie Ruland. Durch Witterungsschäden und Mangel an Aufsicht war es im Laufe der Jahre verfallen und diente nur noch als Unterschlupf für fahrende Gesellen und Vagabunden. Der Opferstock wurde häufig aufgebrochen und seines Inhaltes beraubt.

Durch die in der Gemeinde Eichenbach im Jahre 1921 beendete Zusammenlegung der Feldmark gelangte es, da keine Ansprüche von Seiten der Nachkommen der Familie Ruland gestellt wurden, in den Besitz der Gemeinde Eichenbach. Auch von dieser wurde vorerst, infolge der durch die Inflation 1923 entstandenen Geldentwertung, zur Instandhaltung nichts unternommen. Im Laufe der Jahre reifte dann der Entschluß, diese Andachtstätte, welche oft prozessionsweise besucht wurde! abzulegen und da im Ort selbst keine größere Andachtstätte vorhanden, diese dort, aber in größerem Umfange aufzubauen. Im Jahre 1927 hatte der damalige Gemeindevorsteher Hubert Arends sich dieserhalb mit dem Jagdpächter der Eichenbacher Jagd ausgesprochen, der ihm auch sein Interesse bekundete und versprach, die Kapelle auszubauen. Er gab die Anweisung, mit den Arbeiten sofort zu beginnen. Um der Gefahr zu entgehen, daß die Statuen, welche in dem Heiligenhäuschen standen, gestohlen wurden, wurde es abgebrochen, die Steine nach Eichenbach transportiert. Die Figuren brachte man nach Eichenbach. Durch eine Differenz, welche zwischenzeitlich mit dem Jagdpächter entstand, (Nichtverlängerung der Jagdpachte, welche damals der Genehmigung der Interalliierten Rheinlandkommission der Besatzungstruppen bedurften), trat dieser von der Jagd zurück, und damit entfielen seine Zusagen. Obwohl sich die Gemeinde und ebenso die Einwohner, und zwar Hoffmann, Johann; Römer, Josef; Nelles, Gerhard; Theisen, Niklaus; Ruland, Peter; Schulter, Johann Aloys; Meurer, Stefan; Raaf, Anton; Nelles, Ww.; Arends, Hubert; Ruland, Josef; Witwe Ruland, für die Durchführung des Kapellenbaues einsetzten, kam dieser aber, infolge der Not und Schuldenlage in den folgenden Jahren nicht zur Ausführung. Auch dem nächsten Jagdpächter wurde der Plan vorgetragen. Er stimmte diesem wohlwollend zu und stiftete den Bürgern 330 RM, Damit .war der Grundstock zum Bau gegeben. Im Laufe der folgenden Jahre verpachteten die Bürger im Winter ihre Wiesen an einen Schäfer. Der hierfür vereinnahmte Betrag wurde ebenfalls zurückgelegt. Zu einer größeren Aktivität für den Bau kam es aber erst im Jahre 1936. Herr Leo Bauer, der in Laufenbach seinen Sommerurlaub verbrachte, erschien am Karfreitag 1936 bei Bürgermeister Meurer und erklärte auf .eine Anfrage, daß er sich voll und ganz für das Gelingen des Baues einsetzen würde. Obwohl die verflossenen Jahre mancherlei Enttäuschung brachten, sollte nun eine Wende eintreten. Ludwig Bauer, ein Bruder des Vorgenannten, fertigte, nach Besichtigung des Baugeländes, welches bis dahin noch nicht festgesetzt war, den Bauplan kostenlos an. Am 26. Januar 1937 wurde dieser von der Kreisbaubehörde in Ahrweiler genehmigt, und somit stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege.

Von Herrn L. Bauer erhielten die Bürger rund 850 RM, davon 100 RM vom Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Es standen den Bürgern nunmehr rund 1200 RM zur Verfügung. Am Donnerstag, dem 27. Juli 1937 wurde der Grundstein zum Bau gelegt. Eine öffentliche Grundsteinlegung „erfolgte nicht. Nachmittags erfolgte durch Herrn Pfarrer Peter Becker, welcher die Verwaltung der Pfarrei Aremberg hatte, eine schlichte Einsegnung des Baugeländes und des Fundamentes. Sämtliche Ausschachtungsarbeiten sowie die Handlangerdienste und das Anfahren der Bruchsteine wurden von den Bürgern gemeinschaftlich und unentgeltlich ausgeführt. Die Maurer- und Putzarbeiten übernahm die Maurerkolonne Josef Hollender und die Mitarbeiter Josef Müller und Josef Ohlenhard aus Wershofen. Sand und Bausteine wurden mit dem Lastwagen Gebrüder Schmitz, Wershofen, angefahren. Der Sand wurde aus dem Steinbruch Hoffeld bezogen und kostete 6,50 RM pro cbm. Die Schwemmsteine kamen aus Miesenheim und kosteten 39— RM pro 1000 Stück frei Baustelle. Der Kalk wurde vom Kalkwerk Gebr. Riek Ahrhütte geliefert und kostete 1,10 RM pro Zentner. Für den Rohbau benötigte man 18000 Sandsteine, 123 Ztr. Kalk und 23 cbm Sand. Die Genehmigung des Bauplanes kostete 15,— RM. Da die Bauarbeiten gerade in eine arbeitswirtschaftlich ungünstige Zeit fielen, d. h. gerade in die Erntezeit, fiel es oft schwer, die notwendigen Handlanger zu stellen. Trotzalledem wurden die Arbeiten abwechselnd durchgeführt, es beteiligten sich auch Frauen und Kinder an den Handlanger- und Fuhrarbeiten. Der schwerste Teil bestand in der Herbeischaffung der fehlenden Gelder.

Herr Irmer ließ eine Urkunde schreiben, welche folgenden Inhalt hat: „Durch gemeinschaftliche Willenskraft, und durch Freude des lieblichen Tales, wurde es ermöglicht, daß im August des Jahres 1937 mit dem Bau dieses schlichten Gotteshauses begonnen werden konnte. Möge es zum dauernden Segen für die Gemeinde bleiben. Die Urkunde ist vom Gemeindebürgermeister und den Gemeinderäten unterschrieben und von allen, die sich an dem Bau aktiv wie passiv beteiligt haben. .

Bei mehreren Besuchen des Dörfchens befragte ich die Bewohner nach ihren Hausnamen. So kamen knapp zwanzig Namen bzw. Häuser zusammen, deren Herkunft ich zu deuten versuchte und danach eingruppierte. Die zahlreichen Neubauten, soweit es sich um Zugezogene handelt, blieben unberücksichtigt.

„Alt Voße Hus“, früher Foto: Peter Weber sen. +

Abkürzungen:

VN = Vornamen
FN = Familiennamen
B = Beruf
H = Herkunft
Y = Besonderheiten

Alt Voße Hus (mit Strohdach) Eichenbach
FN Voß
ArendsfVoße Huppett= Hubert) Eichenbach
FN Arends
Berendshusf Schäfer) Eichenbach
FN Berend
Blönze (heute Meuresch) Eichenbach
VN Apollonia
Böschelches, Haus, das früher an der Peripherie des Dorfes stand
Y Böschelche = kleiner Wald
Drenge Eichenbach
VN Katharina
Drenge (Römer) Fronhofen
VN Katharina
Treße Klos (Nikolaus) Eichenbach
VN Therese
Treße—Meiesch Eichenbach
FN stammt von Meiesch, Fronhofen
Treße—Otto Eichenbach
VN Therese oder Dresen
Ewe (Hoffmann) Fronhofen
VN Eva
Meiesch (Gemein) Eichenbach
B Meier
Meiesch (Theisen) Fronhofen
B Meier
Meuresch (früher Blönze) Eichenbach
FN Meurer
Müllesch (Nelles) Eichenbach
B Müller
Raaf’s (Heine Tunn = Anton) Eichenbach
FN Raaf ‚ Schültesch Eichenbach
FN Schulter
Sesterheims Eichenbach (von einzelnen auch Evekätte, nach dem Hausnamen des Mannes, der aus Fuchshofen stammt, benannt).
FN Sesterheim

Eine Zusammenstellung ergibt, daß nur ein Teil der Hausnamen auf Familiennamen zurückgeht.

absolut%
Vn   633,3
FN844,4
B316,7
H
Y15,6
18100

Quellen:

Prof. Heinr. Neu, Geschichte des Herzogtums Arenberg Geschichte d. z.  ehem. Eifeldekanat gehörenden Dekanate Adenau. Daun. Gerolstein, Hillesheim und Kelberg, Trier 1956
Heimatchronik d. Kreises Ahrweiler – o. J.
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems
Pfarrchronik Wershofen
Bericht von Stefan Meurer