Die unehrlichen Diebe

Die unehrlichen Diebe

Eine Kriminalkomödie aus dem Zissener Land (Aus dem Nachlaß von Johann Jacobs)

VON FRIEDHELM SCHNITKER

Unter den nachgelassenen Gedichten des Heimatdichters Johann Jacobs entdeckte ich eines mit dem Titel „Die Diebe und das Ehepaar“. Angeregt zu diesem Gedicht wurde Jacobs, wie er in einer Anmerkung mitteilt, durch eine Begebenheit, die sich vor vielen Jahrzehnten in einem kleinen Ort im Zissener Land zugetragen haben soll. Nach des Tages Hitze und der Arbeit Last und Mühe war ein Ehepaar zu Bett gegangen, um Schlaf für ein neues Tagewerk zu finden. Nach einiger Zeit sanften Schlummers jedoch drangen ungewohnte Geräusche aus der Küche herauf und — doch hören wir, wie sich uns der „Tatbestand“ in der dichterischen Wiedergabe durch Johann Jacobs darbietet:

Im Bette liegt Herr Florian
Und neben ihm sein Weib.
Er fängt recht laut zu gähnen an,
Und sie bedenkt zum Zeitvertreib,
Mit wem sie morgen zanken wollt,
Weil dann ihr Mann verreisen sollt.
Da, horch! Es regt im Küchenraum
Da unten etwas sich.
Mit einem Knuff aus süßem Traum
Weckt ihren Mann sie frisch:
„Schnell aus dem Bett zur Küche hin
Und sieh, vielleicht sind Diebe drin!
Doch er ist von Begriffe schwer
Und auch von guter Haut,
Ein wenig abseits rücket er
Von seinem Ehetraut.
Und lauter schnarcht er bald drauf los,
Da trifft ihn gleich ein neuer Stoß.

Zum dritten er’s nicht kommen ließ,
Er kennt sein Ehepart.
Der zweite Knuff ihm schon verhieß
Des dritten gute Art.
Zwar die Geschichte macht ihm Graus,
Doch springt er aus dem Bett hinaus.
Er wappnet sich mit Heldensinn
Und schleicht zur Treppe dann:
„Ist jemand in der Küche drin?“ —
„Nein!“ schallt’s zu ihm hinan.
,,Weib, hörst du’s! Laß mich nun in Ruh.“
Beruhigt schläft auch sie im Nu.
Am Morgen, als das Ehepaar
Zur Küche tritt hinein,
Sieht’s staunend, daß da ganz und gar
Geleeret war der Küchenschrein.
„Halunken‘, rief das Weib darauf,
„Die Lügner, ’s rief doch Nein hinauf!“