Des Jahres Lauf

VON TONI EICH

Wald und Feld
Foto: T. Eich

Als der Sommer kam:

feuerte Gold in tropfendem Gesprüh am binsigen Geäst des Ginsters,
den Weg umhellend, der in den dämmtigen Grund des Waldes huschte.
Jungfrohes Leben zirpte im zittrigen Gras,
fliegendes, schnellendes Leben gebar die sommerliche Erde.
Und als der Winter kam:
war alles Geleucht und Leben verglommen.
Der Sturm durchdonnerte den Wald und pfiff sein schaurig Lied
am spießigen Ginster.
Aus dräuenden Wolken stiebte schneeiges Geriesel in weiten Würfen
über todstarres Land, flaumig verhüllend, was Antlitz hatte.
Der Sonne wintermüdes Licht trübte über kristallenes Linnen,
verschlafene Schatten schlichen hinterdrein.
Darüber wob der Himmel sein ewiges Blau, das zart verrann
im sternsilbrigen Schnee. – Winter war’s im Eifelland!