Sagen und Geschichten rund um die Burg Rheineck

Sagen und Geschichten rund um die Burs Rheineck

Heino Möhring

Malerisch auf einer Felskuppe gelegen wird die Burg Rheineck von einem Bergfried, der noch aus dem 12. Jahrhundert stammt, überragt. Viele Sagen und Geschichten sind mit diesem alten Gemäuer und seinen einstigen Bewohnern verbunden, deren meist tragische Schicksale Jahrhunderte bewegter Geschichte widerspiegeln. Einige davon sollen hier erzählt werden.

Otto von Rheineck und Luthilde

Als erster Burggraf auf Rheineck erscheint im Jahre 1124 Graf Otto aus dem altluxemburgischen Geschlecht derer von Salm. Obwohl er als ein reicher und mächtiger Herr aus angesehenem Hause und als gottesfürchtiger Mann. verheiratet mit der edlen, nicht minder reichen Gertrude, einer Schwester der Kaiserin Richenza, beschrieben wird, waren er und sein Sohn Otto der Jüngere in schlimme Händel verwikkelt. So war es nicht verwunderlich, daß der damalige Staufenkaiser Konrad III. das Amt des Pfalzgrafen nicht an das Haus Rheineck, sondern an seinen Günstling, den Grafen Hermann von Stahleck, vergab. Da jedoch Otto der Jüngere einen erblichen Anspruch auf die Pfalzgrafenwürde besaß und der Stahlecker ein alter Feind der Rheinecker war, mußte dies unweigerlich zu einer offenen Fehde führen.

Nun war Hermann von Stahleck durchaus kein angenehmer Zeitgenosse. Er galt als Haudegen voll ungestümen Gemüts, der zur Erlangung seiner Ziele vor nichts zurückschreckte. Er hatte seine Gemahlin Hiltrude verstoßen und in den Kerkerwerfen lassen, weil sie ihm keinen Nachkommen gebar. Mit List und Ränkespiel erlangte er das Vertrauen des Erzbischofs Al-bero von Trier, dessen Nichte Luthilde, Gräfin von Montreuil, er zur Frau begehrte. Luthilde hingegen war Otto dem Jüngeren, Burggraf von Rheineck, in Liebe zugetan. Als dieser schließlich in die Gefangenschaft des Erzbischofs Albero geriet und auf der bischöflichen Burg zu Koblenz festgehalten wurde, wähnte sich Pfalzgraf Hermann am Ziel seiner Pläne. Schon hatte der Bischof die Hand seines Mündels dem Stahlecker versprochen, als Gräfin Luthilde ihr Schicksal selbst in die Hand nahm. Mit Hilfe eines Knappen ließ sie Otto folgende Zeilen zukommen:
„Gedenkst Du noch des Orts der jungen Liebe, der Zeuge war des Schwurs? Dort harr‘ ich Deiner; Komm, laß mich Duldende, Gewährung hoffen!«

Nun konnte Otto nichts mehr halten. An einer verschwiegenen Stelle, ganz in der Nähe, wo sich Mosel und Rhein vereinen, beschlossen sie, ihrem traurigen Schicksal zu entfliehen und ihrem Leben ein gemeinsames Ende zu bereiten.

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Doch vollerArgwohn hatte Hermann die Schritte Luthildes überwachen lassen. Als die beiden Geliebten zu einem letzten zärtlichen Treffen zusammenkamen, um zu ihrer Verzweiflungstat zu schreiten, da sprangen plötzlich die Schergen des Pfalzgrafen hinter den Büschen hervor, entrissen Luthilde ihrem Geliebten und zerrten sie auf ein bereits wartendes Schiff. Otto gelang es noch, mit auf das schon abtreibende Boot zu springen, doch gegen die Überzahl seiner Gegner konnte er nichts ausrichten, so tapfer er auch kämpfte. Mit den Worten, »Zurück! Wer wagt es, mich zu binden? Kann ich frei nicht leben, weiß ich frei zu sterben doch!«, stürzte er sich in den reißenden Strom.

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Wie durch ein Wunder wurde Otto von einem alten Fischer und dessen Sohn aus den Fluten gerettet. Doch wie stand er nun da? Hermann von Stahleck versteckte Luthilde im Kerker seiner Burg und verstand es wohl, Otto der Entführung der Nichte des Erzbischofs zu bezichtigen. Nun blieb Otto lediglich noch der Weg nach Worms an den Hof des Königs, um dort um Hilfe und Gerechtigkeit zu bitten.

Auf versteckten Pfaden durch dunkle Wälder machte er sich auf den schwierigen Weg. Während einer Rast in einer verfallenen Burgruine in der Nähe von Stahleck traf er auf einen Haufen Reisiger, die er als die Entführer Luthildes wiedererkannte. Heimlich gelang es ihm, ihnen in einen geheimen Felsengang zu folgen, doch konnte er nicht ahnen, daß dieser Gang im Kerker der Burg des Pfalzgrafen endete. Jammervoll hinter Gitter eingesperrt, fand er dort seine Geliebte wieder.

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Erzbischof Albero hatte indes von der Unschuld Ottos und dem falschen Spiel des Pfalzgrafen erfahren. Als Hermann vom Herannahen eines Heeres Alberos hörte, beschloß er, Luthilde an einen anderen Ort zu verbringen; doch wie überrascht war er, als er sie gemeinsam mit Otto, seinem verhaßten Rivalen, im Kerker vorfand. Wieder einmal warf sich der Rheinecker der Überzahl seiner Gegner entgegen. Nur Luthildes Flehen bewahrte ihn vor dem Tode.

Mittlerweile war Burg Stahleck von den Soldaten des Erzbischofs eingeschlossen, und Hermann erkannte, daß ihm nur Luthilde als Geisel von Nutzen sein konnte. An seine Ritterehre als Pfalzgraf appellierend, gelang es ihr, freies Geleit für Otto zu erwirken, und während Hermann zur Verteidigung seiner Burg auf die Mauern eilte, kam Otto der rettende Gedanke, seine Geliebte in Sicherheit zu bringen. »Ich bleibe«, sprach er, »diese Rüstung, nimm sie, leg sie an! Und meinen Helm, dies Schwert, man ahnt nur mich in dieser Rüstung, niemand kennt dich.«

Überzeugt durch die Worte des Geliebten konnte Luthilde die Burg unerkannt in Ottos Rüstung verlassen. Doch schon hatte der Sturm auf die Mauern begonnen. Pfalzgraf Hermann wagte sogareinenAusfall und die Reihen derAngreifer begannen zu wanken, als sie plötzlich der vermeintlichen Gestalt Ottos von Rheineck gewahr wurden. Hermann wurde auf seine Burg zurückgedrängt, und Luthilde gab sich den Ihrigen zu erkennen. Nun brach der Sturm erst recht auf Stahlecks Mauern los: doch die Helfer kamen zu spät. Hermann hatte den wehrlosen Otto im Angesicht seiner Niederlage im Verlies erdolcht. Andere Berichte sagen, Otto sei erdrosselt worden.

Beim Anblick des dahingemeuchelten Geliebten sank auch Luthilde, die bei dem Gefecht nicht unverletzt geblieben war, tot dahin.

Otto der Ältere überlebte seinen Sohn nur um wenige Jahre. Nach seinem aus Gram herbeigeführten Tod rückte im Jahre 1151 König Konrad gegen die verwaiste Burg Rheineck vor und ließ sie in Schutt und Asche legen. Nur der alte Bergfried widerstand den Flammen. Erst unter Kaiser Friedrich Barbarossa wurden die Frevel des Stahleckers bestraft. Da er den Landfrieden gebrochen hatte, wurde ihm die schimpfliche Strafe der sogenannten Harneschare zuteil:
barfuß, mit einem Hund am Halse, mußte er eine Meile weit vor den Großen des Reiches durch winterliche Kälte wandern. Hermann von Stahleck starb 1156 kinderlos.

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Johann IV., Schrecken der Landstraße und des Rheinstroms

Mehr als zehn Jahre zogen ins Land, bis Burg Rheineck auf Veranlassung des tatkräftigen Reichskanzlers Reinald von Dassel wiederaufgebaut wurde. Bei dem nun vom Erzstift Köln eingesetzten Burggrafen zeigte sich, daß die Wahl der Kölner nicht immer eine glückliche war. Derim Jahre 1280 zum Burggrafen ernannte Johann IV., aus dem Eifeler Rittergeschlecht von Ulmen wurde als Schrecken der Landstraße und des Rheinstroms bekannt. Zweimal, sowohl in der Schlacht bei Worringen als auch bei der Kaiserswerther Fehde, war er in Gefangenschaft geraten und konnte seine Freiheit nur durch die Zahlung hoher Lösegelder wiedererlangen. Dies muß ihn in derart finanzielle Nöte gebracht haben, daß er dazu überging, als Raubritter und gemeiner Wegelagerer sein Unwesen zu treiben. Aus dem damaligen Breisig stahl er Wein und ließ ihn auf seine Burg schaffen. Kaufleute wurden ausgeplündert und ins Verlies geworfen. Er soll sogar eine Kette über den Rhein gespannt haben, um Handelsschiffe auszurauben. Dieses Treiben veranlaßte den Kölner Erzbischof Wikbold, die Burg Rheineck im Winter 1301 zu belagern; doch noch ehe die Burg fiel, kam KaiserAlbrecht l. Johann zu Hilfe, da er Rheineck als Reichsburg ansah.

Burggraf Johann V., Haudegen auf Rheineck

Wie sein Vater, so war auch Burggraf Johann V. ein Haudegen ganz besonderer Art. Er schloß sich im Jahre 1330 mit Gerhard von Landskron, Diedrich von Schönburg und Georg von Eich dem von seiner Burg vertriebenen Gerhard von Kempenich an, um ihm bei der Durchsetzung seiner Rechte gegen die Brüder Simon und Diedrich beizustehen. Sie nannten sich „die mit den roten Ärmeln« und waren eine fürchterliche Schar. Sie brandschatzten und raubten nicht minder wie ihre Gegenpartei, „die mit den weißen Ärmeln«. Schließlich gewannen sie in dieser »Kempenicher Fehde« die Oberhand. Der unterlegene Simon verschanzte sich in der Kirche von Kempenich, die aber von Gerhard von Landskorn eingenommen werden konnte. Daraufhin wurden beide mit dem Bann belegt und exkommuniziert. Bevor es 1331 zum Frieden kam, ließ Diedrich von Kempenich Feuer an den Ort und einige Nachbardörfer legen, was ihm den unehrenvollen Namen »der Senger« einbrachte.

Der hitzige Johann VI.

Als nächster Burggraf folgte Johann VI., in dessen Adern das gleiche heiße und unruhige Blut rollte wie das seines Vaters und Großvaters. Zwar war er ein Günstling Kaiser Karls IV, der ihm im Jahre 1374 gar das Marktrecht für Breisig gewährte, doch wurde ihm sein hitziges Gemüt letztendlich zum Verhängnis.

Zum Christtag des Jahres 1381 war er wie viele andere Lehensträger vom Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden zu einem Hoffest auf die Godesburg geladen worden. Johann, der auch ein bewegtes Leben als Raubritter führte, folgte dieser Einladung recht unwillig, haßte er doch die Bevormundung durch den Erzbischof. Mit finsterer Miene verließ er einige Tage vor dem Christfest seine Burg. Unten im Tal hatten sich die Bewohner derarmseligen Hütten längst in Sicherheit gebracht, als sie den Hufschlag seines Pferdes in der Stille dieses Wintermorgens vernommen hatten, denn Johann galt als Tyrann seiner Fronbauern. Auch als er durch Breisig kam, schien der Ort wie verlassen. In Sinzig passierte er die Burg des Ritters Rollmann, seinem Feind, den er lieber mit einem Schwertstreich niedergemacht, als daß er sich mit ihm versöhnt hätte. An der Brücke über die Ahr traf er auf Ritter aus dem Ahrtal, und mit ihnen erreichte er schließlich die Godesburg. Nachdem man dem schon wartenden Erzbischof die notwendigen Huldigungen entgegengebracht hatte, fand am Christmorgen ein feierlicher Gottesdienst statt. Dann schritt man zur festlichen Tafel im großen Rittersaal. Doch wie erbost war Johann, als er sah, daß sein Tischnachbar der ihm verhaßte Ritter Rollmann von Sinzig war. Nur mit Mühe konnte er seine Wut unterdrücken.

Das Hoffest nahm seinen Lauf, und die Ritter genossen den köstlichen dargebotenen Wein in vollen Zügen. Und da geschah es! Johann geriet in einen argen Wortwechsel mit seinem Tischnachbarn, wobei er sich derart ereiferte, daß ihn auch die Anwesenheit des Erzbischofs nicht mehr zurückhalten konnte. Mit erhitztem Kopf griff er an seinen Gürtel, zog seinen Dolch heraus und stieß ihn dem Ritter Rollmann direkt ins Herz. Empört wurde Johann von den Anwesenden gepackt und überwältigt. Erzbischof Friedrich, der den Mörder auf der Stelle in das Verlies der Godesburg hatte werten lassen, war über diese ruchlose Tat derart erzürnt, daß er befahl, den Burggrafen von Rheineck am nächsten Morgen dem Henker zu übergeben. Johann wurde öffentlich vor dem Burgtor enthauptet, und wäre er nicht ritterlichen Geblüts gewesen, so hätte man ihn an den Galgen gehängt.

Ritter Kunz und der Aßmannshäuser Rotwein

Nicht weniger verwegen erscheint die Gestalt des Ritters Kunz von Schwalbach, der sich auch als frecher Wegelagerer in eine arge Misere brachte, wäre da nicht die Jungfrau Adelgunde gewesen, seines Bruders früh verwaistes Kind, die ihm auf Rheineck das frauliche Amt versah, war ihm doch seine Gemahlin früh verstorben und ruhte schon seit Jahren in der Kapelle seiner Burg.

Als sich eines Tages der Kölner Erzbischof Anseimus auf Grund eines Steuererlasses vor dem wachsenden Groll seiner Bürger in Sicherheit bringen mußte, beschloß er, für einige Zeit nach Burg Rheineck ins Exil zu gehen. Ritter Kunz tobte, als er erfuhr, daß ein Schiff mit der Kölner Bischofsflagge unten vor der Burg festgemacht hatte, denn ihn plagte ein schlechtes Gewissen, hatte er doch im letzten Herbst eine Fracht Aßmannshäuser Weins gekapert, die für das Erzstift bestimmt war. Zähneknirschend mußte er zugestehen, daß er dem Bischof, dessen Lehnsmann er war, die Gastfreundschaft nicht verweigern konnte. Anseimus wurde ein würdiger Empfang bereitet, und nach einem üppigen Gastmahl fragte der Bischof zu vorgerückter Stunde seinen Gastgeber nach einem BecherAßmannshäuser Wein, den er als Leib- und Schlummertrunk besonders schätzte. Ritter Kunz erkannte sogleich die ihm gestellte Falle und bekannte mit aufrichtigem Bedauern, daß sein Keller einen derartigen Tropfen nicht berge.

Anseimus jedoch mißtraute dem vermeintlich schlauen Kunz und gab sich mit dessen Antwort nicht zufrieden. Eines Nachts machte er sich durch abgelegene Gänge und über dunkleTrep-pen der Burg auf die Suche nach dem Weinkeller. Als er mit vorgestreckten Armen so durch die Dunkelheit tappte, hielt er plötzlich den lockigen Schöpf eines Frauenkopfes in Händen. An ihrer überraschten Stimme erkannte er die Jungfer Adelgunde. Beschwichtigend drückte er ihr einen väterlichen Kuß auf die Lippen, während sie ihm errötend den heimlichen Nachtgruß, den sie soeben mit dem Junker Jörg ausgetauscht hatte, beichtete. Der geistliche Herr bemerkte daraufhin doppelsinnig: »Einen vortrefflichen Geschmack hat dein Jörg. Deine Lippen sind jetzt noch voll des Aromas Aßmannshäuser Weins, das dir der Mund deines Ritters vermittelt hat. Komm, sag, wo liegt das Faß?« Voller Scham führte Adelgunde den Bischof zu einem großen Faß. das in der hintersten Ecke versteckt im Burgkeller lagerte.

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Es ist nur allzu verständlich, daß die morgendliche Messe am nächsten Tage ausfiel. Als dann gegen Mittag eine Abordnung auf der Burg eintraf, die den Bischof im Namen der Kölner Bürger um Vergebung bat, beschloßAnselmus, auf seinen Amtssitz zurückzukehren. Vor seiner Abreise jedoch befahl er, das riesige Faß Aßmannshäuser Wein auf sein Schiff zu laden, und zu Ritter Kunz sprach er: »Es ist mir zu Ohren gekommen, daß Ihr der gottlose Räuber der dem Stift gehörenden Weinfracht gewesen seid. Ihr werdet demnächst vor einem Kollegium in Köln die Gelegenheit haben, Euch von dem Vorwurf des Kirchenraubes freizusprechen.« Kunz von Schwalbach verfluchte den Bischof und versprach demjenigen die Hand seinerzierlichen Nichte, dem es gelänge, ihm die bevorstehende Schmach in Köln zu ersparen. Voller Erregung erfuhr auch die Jungfer Adelgunde von diesem Schwur.

Dann kam der besagte Tag in Köln, an dem Ritter Kunzens Schuld dargelegt werden sollte. Adelgunde kredenzte auf Geheiß des Bischofs zwölf würdigen Weinkennern je einen Becher des umstrittenen Rebensaftes. Doch wie verwundert waren alle Anwesenden, als die Richter den eher säuerlich schmeckenden Wein nicht als den Aßmannshäuser identifizieren konnten. Ritter Kunz erhielt sein Faß zurück und kehrte triumphierend heim auf seine Burg nach Rheineck.

Einige Wochen später wurde auf Rheineck die Hochzeit Adelgundes mit Ritter Jörg gefeiert. Anseimus, der das junge Paar getraut hatte, saß desAbends mit Ritter Kunz beisammen und drang auf ihn ein, er solle ihm doch verraten, wie er es geschafft habe, den köstlichen Aßmannshäuser in ein derart säuerliches Getränk zu verwandeln. »Dafürerzähle ich Euch«, so sprach er, »wie ich auf das Faß in Eurem Keller gestoßen bin.« Kunz wetterte, als er erfuhr, wieseine Nichte Adelgunde ihn hintergangen hatte; doch sein Zorn legte sich schnell, als er Anseimus erzählte, wie sie die gelehrigen Herren in Köln aufs Kreuz gelegt hatte, indem sie die Becher mit Wermut und Essig präparierte. Nach einer Weile des Schweigens schüttelten sich beide vor Lachen. Ritter Kunz ließ dem Bischofseinen Schlummertrunk servieren und bot ihm freiwillig an, die Hälfte des Fasses zurückzugeben.

So spinnen sich die Sagen und Geschichten um die alte Feste Rheineck, und wer vermag heute noch zu entscheiden, wo hier die Grenzen zwischen Wahrheit und Legende gezogen sind?

Wollt ihr das Schweigen brechen –
Es klingt so wunderbar –
Ihr Burgen, wollt ihr sprechen?
Ihr schwiegt wohl manches Jahr.
So sprecht von alten Dingen,
Von alter Herrlichkeit,
Die Namen laßt erklingen,
Der fernen gold’nen Zeit.

(Max von Schenkendorf)

Literatur
Johann Joseph Reiff: Otto von Rheineck 1828
Julius Wegeler: Beiträge zur Spezialgeschichte der Rheinlande, Koblenz 1878 Wilhelm Ruland: Rheinlandsagen, Leipzig 1929