Weshalb ich meine Sehnsucht teile

Weshalb ich meine Sehnsucht teile
(Die Wahlheimat im Spiegel der Heimat) 

Siegbert DittmannIch weiß. die Chanx‘ ist wirklich winzig,
daß irgendwer den Landstrich kennt, 
weil mein Zuhaus, das Städtchen Sinzig,
noch heute kaum ein Atlas nennt.Doch wenn ich von daheim erzähle,
vom Dorf Kalenzig – fern am Fluß,
dann ahnt ihr, warum meine Seele 
grad hier nach Heimat suchen muß.Denn mir verzaubert all die Sinne 
das Ahrtal und des Rheinstroms Band. 
Nun hält die Sehnsucht zögernd inne,
da sie vertraute Bilder fand.Einst träumt“ ich gern am Oderufer,
wie jetzt am Rhein – im Gras versteckt –
bis mich ein später,.Fährmann !“-
Rufer mit dem ..Hol über!“ aufgeschreckt.Doch auf dem Rhein die Motorfähre.
sie wieselt ständig hin und her. –
Als ob ich an der Oder wäre.
so schmeckt die Luft nach Oel und Teer.Und streift‘ ich durch die feuchten Wiesen 
zur Mietzel hin, wie heut zur Ahr,
traf ich zuweilen dort an diesen
Gewässern noch ein Storchenpaar.Und lichte Laub- und Kiefernwälder
umgrenzen, wie verträumt, die Flur.
Bei uns bemalen Ährenfelder,
doch hier die Reben die Natur.Ich weiß es kaum zu unterscheiden,
das Oder-Tal von Ahr und Rhein.
Es wachsen Pappeln dort und Weiden: –
nur an der Oder wächst kein Wein.Und doch. ihr werdet es kaum glauben:
Bei uns am Haus – ein Weinspalier!
Da wuchsen kleine Riesling-Trauben 
wie auch im Rhein- und Ahr-Revier.Ja. dieser Auen ..gold’ne Meile“,
sie ist’s, die meiner Heimat gleicht –
weshalb ich meine Sehnsucht teile,
indes die Wehmut in mir – weicht.Aus: ..Was wird wie…?“ 
Eine heitere und nachdenkliche Lebensschau