Das Bahnhofsgebäude von Ahrweiler – Kunstgeschichte entlang des Schienenstranges

Das Bahnhofsgebäude von Ahrweiler

Kunstgeschichte entlang des Schienenstranges

Lutz Engelskirchen

Das Ahrweiler Empfangsgebäude zählt zweifellos zu den schönsten erhaltenen Bahnhofsgebäuden der Rheinlande und stellt nach wie vor eine Bereicherung des Ahrweiler Stadtbildes dar; seit einigen Jahren hat dieses Gebäude sogar Aufnahme in das renommierte, von Georg Dehio begründete „Handbuch deutscher Kunstdenkmäler“, gefunden.

Da es über ein Jahrhundert nahezu unverändert erhalten blieb, dokumentiert das Ahrweiler Bahnhofsgebäude auch heute noch in besonders reiner Form die Bauprinzipien der historisti-schen Stilepoche und ihre Anwendung auf den Bahnhofsbau. Aus diesem Grunde wurde das Ahrweiler Empfangsgebäude am 4.4.1991 unter Denkmalschutz gestellt.

Der Bahnhof ist eine der Stationen der Ahrtal-bahn, die im Jahre 1880 zwischen Remagen und Ahrweiler eröffnet und 1888 bis Adenau weitergeführt wurde.

Baubeschreibung

Der Bahnhof Ahrweiler ist ein im neugotischen Stil errichteter Bruchsteinbau mit mehreren Flügeln; der Schlußstein des (früheren) Eingangsportals zeigt die Jahreszahl 1880.

Dem Hauptbau mit Krüppelwalmdach vorgelagert sind zur Straße hin zwei weit vorgezogene, jeweils einachsige Risaliten mit Zwerchgiebeln, zwischen denen ein traufständiger Gebäudeteil mit einem sog. Schleppdach steht. In diesem Mittelteil befindet sich das frühere Eingangsportal des Gebäudes. An das Hauptgebäude schließt sich westlich ein traufenständiger, langgestreckter, eingeschossigerAnbau an, der von einem Eckrisalit mit Zwerchgiebel abgeschlossen wird. Am östlichen Giebel des Hauptgebäudes befindet sich ein eingeschossiger chorartiger Anbau mit eigenem Dach. Die dem Hauptgebäude vorgelagerten Risaliten besitzen weit überstehende Satteldächer, die von sog. Konsolbalken auf Kragsteinen abgestützt werden. Die Verblendung aus Holz vor den Giebeln bildet einen Spitzbogen,eine ähnliche Verblendung findet sich am Eckrisalit des Gaststätten-anbaus; gerade diese Holzkonstruktion verleiht dem Bahnhof sein besonderes Aussehen. Die gotisierenden Maßwerkfenster des Gebäudes sind in sog. Gewände aus Tuffstein gefaßt, wie auch bei dem Eingangsportal wird ihr oberer Abschluß durch einen sog. gedrückten Spitzbogen gebildet. Der Betrachter beachte den kunstvollen Akanthusschmuck, den die Steinmetze auf die Kragsteine der Maßwerkfenster gemeißelt haben, sowie die – ortsbezogenen – Weinreben.

Der Spitzbogen des ehemaligen Eingangsportals ruht auf Kämpfern, die von großen, fast vollplastischen Eulenspiegelfiguren mit dem Kopf abgestützt werden.

Typischer Bahnhofsbau des späten 19. Jahrhunderts

Das Ahrweiler Stationsgebäude verblüfft auf den ersten Blick durch eine Vielzahl architektonischer und bildhauerischerGestaltungselemen-te, die sich bei genauerer Betrachtung als eine wohlgeplante, harmonische Einheit herausstellen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum die Eisenbahngesellschaften im 19. Jahrhundert derartig verzierte und aufwendige Empfangsgebäude errichten ließen wie in Ahrweiler. Die Errichtung einer Eisenbahnstation als Prachtbau erklärt sich aus dem hohen Stellenwert, der dem Eisenbahnverkehr beigemessen wurde:

Eisenbahn und Dampfkraft galten im 19. Jahrhundert als Symbol von Fortschrittlichkeit und Modernität; der Eisenbahnanschluß einer Stadt bewirkte nicht nur einen gewerblichen Aufschwung und eine Zunahme des Fremdenverkehrs, sondern dokumentierte gleichzeitig auch die Fortschrittlichkeit der Stadt selbst: Ein prachtvoller Bahnhofsbau, so schrieb die „Leipziger illustrierte Zeitung“ schon 1851 sei Ausdruck von „Wohlhäbigkeit, Geschmack, Bildung (!) und technischer Fortschrittlichkeit“ eines Gemeinwesens!

Die Bedeutung des Eisenbahnverkehrs für das 19. Jahrhundert ist in der Tat nicht zu unterschätzen: Wie kein anderes Verkehrsmittel hat die Eisenbahn die Entwicklung ganzer Städte und Regionen beeinflußt, während etwa im Ahrtal nach dem Eisenbahnbau der Fremdenverkehr aufblühte, war im SchleidenerTal inderNordei-fel der Niedergang der traditionsreichen Eisenindustrie aufgrund des fehlenden Bahnanschlusses nicht mehr aufzuhalten. Zudem eröffnete der Eisenbahnverkehr der Mehrheit der Bevölkerung erstmals Reisewege und -möglichkei-ten, die in früheren Jahrhunderten nur unter hohem Aufwand für einen kleinen Personenkreis zu bewältigen waren.

Wie kein anderes Verkehrsmittel zuvor wirkte sich der Eisenbahnverkehr aber auch auf das Bewußtsein der Menschen des 19. Jahrhunderts aus: Mit der Eisenbahnreise war eine völlig neue Form des Reisens entstanden; die im Vergleich zum Postkutschenverkehr nie gekannte Steigerung der Reisegeschwindigkeit schien die Entfernung zwischen zwei Orten zu relativieren: „Die Elementarbegriffe von Zeit und Raum sind schwankend geworden. Durch die Eisenbahn wird der Raum getötet und es bleibt uns nur die Zeit über“, schrieb Heinrich Heine, beeindruckt von einer Eisenbahnreise, im Jahre 1843.

Angesichts der Bedeutung des damals neuen Verkehrsmittels Eisenbahn war ein Empfangsgebäude im 19. Jahrhundert niemals nur ein reiner Zweckbau; es hatte immer auch Repräsentationsfunktion, und zwar sowohl für die bauausführende Eisenbahngesellschaft, als auch für die Stadt, in der der Bahnhof errichtet wurde. In seiner Bauausführung galt ein historistischer Bahnhofsbau wie Ahrweiler immer auch als ein Kunstwerk. Der Architekt Eberhard Wulff, dessen Baugrundsätze sich in der Gestaltung des Ahrweiler Bahnhofs widerspiegeln, schrieb hierzu: „Es gibt keine Bauten, die geeigneter wären, die Architektur und das Kunsthandwerk in mustergültigeren Beispielen vor Augen zu führen, und die Kräfte des Handwerkes so umfassend heranzuziehen und zu veredeln, als gerade die Hochbauten der Eisenbahn, die vor aller Augen an den Knotenpunkten des Verkehrslebens aufgestellt sind“.

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Vorderansicht des Ahrweiler Bahnhofs, 1995.

Und mehr als das: „Es gibt überhaupt keine Unternehmung“, so heißt es zusammenfassend in einer Stellungnahme der Berliner Akademie des Bauwesens 1881, „in welcher das Wesen unserer Zeit gegenüber der Vergangenheit einen so scharfen Ausdruck fände wie in den großen Bauten des Verkehres…“ In diesem Sinne entstand zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl oftmals von den Stararchitekten des deutschen Reiches geplanter Großstadtbahnhöfe. Doch endete der Gestaltungswille der Baumeister durchaus nicht bei derartigen Großbauten. Gerade der Bau kleinerundmittel-großer Stationen wie Ahrweiler wurde in dem Bewußtsein der Fortschrittlichkeit und Bedeutsamkeit des Eisenbahnverkehrs vorgenommen, der in einer entsprechend prächtigen und ansehnlichen Bauausführung seinen Ausdruckfinden sollte. Und hatte eine Stadt erst einmal den begehrten Bahnanschluß erhalten, dann durfte eine Abbildung des Stationsgebäudes auf den Ansichtskarten der Stadt meist nicht fehlen.

Schließlich wurde der Bahnhof des späten 19. Jahrhunderts nachhaltig durch das historisti-sche Verständnis von architektonischer Schönheit beeinflußt. Im Gegensatz zur modernen Architektur setzte der Historismus – gleich welcher Stilrichtung – bauliche Schönheit nicht gleich mit Schlichtheit und Funktionalität. Von großer Bedeutung war vielmehr auch die Entwicklung eines harmonischen Formenkanons und die Ausbildung des Bauwerkes in einer sogenannten „malerischen Bauweise“. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Ahrweiler ist nun als ein Musterbeispiel eines solchen „malerischen“ Stationsgebäudes anzusehen, das durch seine Bauausführung die Bedeutsamkeit der Stadt Ahrweiler und der Rheinischen Eisenbahnge-sellschaft gleichermaßen repräsentierte.

Die Bauausführung des Ahrweiler Empfangsgebäudes

Das Ahrweiler Stationsgebäude wurde im Jahre 1880 nach den Plänen des Kölner Architekten Joseph Seche im neugotischen Stil erbaut. Joseph Seche, der später als selbständiger Architekt auch Kirchenbauten und Bürgerhäuser entwarf, stand in den 1870er Jahren in Diensten der Rheinischen Eisenbahngesellschaft. Hier entwarf er unter Leitung des Baumeisters Eberhard Wulff u.a. den Bahnhof Ahrweiler und verschiedene Stationsgebäude an der rheinischen Strecke Wuppertals. Die Baugrundsätze, die Seche bei der Planung des Ahrweiler Bahnhofsgebäudes anwandte, stammen von seinem Vorgesetzten Wulff, der seine Auffassung von Architektur in zwei Publikationen, der „Architek-tonische(n) Harmonielehre“ und der Schrift“Das Eisenbahn-Empfangsgebäude nach seinen praktischen Anforderungen und seiner künstlerischen Bedeutung“ erläutert hat.

Die Bauausführung des Ahrweiler Stationsgebäudes folgt dem architektonischen Grundprinzip Wulffs, wonach ein Bauwerk von „pulsierendem, statischen Leben erfüllt“ sein solle, das auf einem „geometrisch-konstruktiven Grundgedanken“ beruhen müsse „so dass alle Einzeltheile nur als Sprößlinge dieses Grundgedanken erscheinen und … nach allen Richtungen hin ein ununterbrochener harmonischer Zusammenhang bestehen“ solle. Die Fassade des Ahrweiler Stationsgebäudes wird daher – auf der Grundlage eines einheitlichen Bauprinzips – von harmonieerzeugenden Stilmitteln gegliedert, wie z.B. dem Parallelismus, der Symmetrie und der

– die einzelnen Bauelemente ordnenden – Proportionalität. Diese Art der Durchbildung wurde bis ins Detail durchgeführt, wie der aufmerksame Betrachter bald erkennt: Dies zeigt sich einmal in dem Höhen- und Längenverhältnis von Hauptgebäude und Gaststättenanbau, sowie dem Verhältnis der Geschoßhöhen zueinander; sodann in der symmetrischen Gliederung der Straßenseite durch Giebelbauten, deren Breite, Höhe und Dachneigung genau aufeinander abgestimmt sind, und schließlich in der – für die Gesamtwirkung der Straßenfassade bedeutsamen – Holzkonstruktion der Giebelbauten. Die Grundstruktur der straßenseitigen Fassade wiederholt sich – in vereinfachter Form – in der Gebäuderückseite. Ein wichtiges gestalterisches Element ist die – im ursprünglichen Bauzustand – nahe zu völlig symmetrische Anordnung der Fensteröffnungen, die in Höhe und Breite proportional zu den übrigen Gebäudemaßen sind. Ein weiteres bedeutendes Stilelement ist die horizontale Gliederung des Baukörpers durch parallel laufende Gesimsbänder, die in ihrer Ausbildung auf die Fenstersimse Bezug nimmt und der Fassade dadurch weitere Einheitlichkeit verleiht.

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Plastische Arbeit am früheren Bahnhofseingang.

Andere Gestaltungselemente im Sinne des Wulffschen Harmoniegedankens sind die Anordnung der Wappensteine im ehemaligen Eingangsbereich sowie die regelmäßige Wiederkehr der mit Sinnsprüchen ausgefüllten Flächen in den Giebelbauten, und nicht zuletzt die symmetrische Anordnung der Narrenfiguren, auf deren Bedeutung noch eingegangen wird. Hingewiesen werden soll auch auf die – heute jedoch leicht veränderte – Anordnung der Dach-gaupen und Schornsteine, die in ihrer Positionierung auf die Fensterachsen der Fassade verweisen und damit einen Bezug zwischen der Fassaden- und der Dachfläche herstellen.

Der Gestaltung des Daches hat Seche – den Baugrundsätzen Wulffs folgend – große Aufmerksamkeit geschenkt: Ein..konsequenter Baustil“, so erläutert Wulff, sei gekennzeichnet durch „ein einheitliches, durch die Deckenkonstruktion gegebenes Prinzip“. Die konsistente Ausbildung der Dachform in Wechselwirkung mit den übrigen Gebäudeproportionen war also eine wichtige Voraussetzung für die harmonische Gestaltung des Stationsgebäudes. Seche bemühte sich daher bei der Bauplanung des Ahrweiler Stationsgebäudes um ein ausgewogenes Verhältnis von Fassaden- und Dachhöhe: ein wichtiges gestaltendes Element ist der zum Traufende des Daches hin abnehmende Neigungswinkel, der der recht großen Dachfläche etwas an Wucht nimmt. Dies wiederholt sich – abgestimmt auf die Fassadenhöhe – auch in der Dachkonstruktion des Gaststättenanbaus. Ein wichtiges Merkmal des Ahrweiler Stationsgebäudes ist dessen Bauausführung im neugotischen Stil. Das Kennzeichen des historisti-schen Bauens im 19. Jahrhundert war die Verwendung sogenannter „historischer Baustile“ in der Architektur. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um bloße Imitationen oder gar Nachbauten bestehender Gebäude. Vielmehr wurden einzelne architektonische Elemente aufgegriffen und unter Berücksichtigung der jeweiligen stilistischen Grundidee (hier: der (Neu-)Gotik) miteinander kombiniert. Auf diese Weise entstanden die verschiedenen „Neo-Stile“, die jedoch keineswegs nur eine Bezugnahme auf vergangene Bauepochen darstellten. Darüber hinaus symbolisierte jeder „Neo-Stil“ auch bestimmte Moral- und Wertvorstellungen, die aus der – z.T. romantisch verklärten – Sichtweise des 19. Jahrhunderts mit den jeweiligen Bauepochen verbunden waren. Die neugotische Ausführung des Ahrweiler Stationsgebäudes ist daher kein Zufallsprodukt, sondern wohlüberlegt:

Der gotische Baustil galt – kunsthistorisch übrigens nicht haltbar! – der zeitgenössischen Auffassung des 19. Jahrhunderts als „typisch deutscher Stil“. Die Ausführung eines Bauwerks im (neu-)gotischen Stil sollte die Verwurzelung des Bauwerkes in der Landschaft und der Region mit ihrer Kultur und Geschichte dokumentieren. ein Umstand, der beim Ahrweiler Stationsgebäude durch die Verwendung ortsbezogener Inschriften nochmals unterstrichen wird (s.u.). Auf diese Weise konnte das Empfangsgebäude als Repräsentationsbau des modernen, fort-

schrittlichen Eisenbahnverkehrs erscheinen, ohne jedoch in dertraditons- und geschichtsrei-chen Stadt Ahrweiler als Fremdkörper zu wirken.

Überdies galt der gotische Stil dem damaligen Zeitgeschmackentsprechend als besonders malerisch und „mittelalterlich“. Die neugotische Ausführung ist somit auch als eine Reminiszenz an das mittelalterliche Erscheinungsbild der Stadt Ahrweiler zu sehen, an deren – durch Stadtmauern, Tore, Türme und die mächtige gotische Kirche gekennzeichneten – Erscheinungsbild das neuerrichtete Stationsgebäude angepaßt wurde.

Der dritte Gesichtspunkt betrifft schließlich den Formen- und Variationsreichtum des (neu-)go-tischen Baustils, wodurch dieser bei den histori-stischen Architekten außerordentlich beliebt war. So urteilte z.B. der maßgeblich an der Vollendung des Kölner Doms beteiligte August Rei-chensperger, der neugotische Stil sei durch seine „Elastizität …jeder Aufgabe gewachsen“. Abschließend sollen noch zwei gestalterische Elemente erwähnt werden, die dem Ahrweiler Stationsgebäude ebenfalls sein unverwechselbares Gepräge verleihen: Die in Stein gemeißelten Sinnsprüche in den Giebelflächen und die Narrenfiguren im – ehemaligen – Eingangsbereich. Als Ausdruck des Selbstbewußtseins der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und ihrer Architekten – dem Reisenden guten Rat mitzugeben – sind die humorvoll belehrenden Sprüche zu verstehen, die auf den Stationsgebäuden von Ahrweiler und der Nachbarstadt Bad Neuenahrzu lesen sind. Sinnsprüche und Allegorien als Gestaltungsmittel des Bahnhofbaus sind nichts Seltenes, sie finden sich auf kleineren Stationen wie Ahrweiler genauso wie auf Großstadtbahnhöfen, z.B. auf dem Frankfurter Hauptbahnhof des Architekten Hermann Eggert. Das Bemerkenswerte ist nun die Orts-bezogenheit dieser Sinnsprüche, die den Bezug der Städte Ahrweiler und Bad Neuenahr zu ihren Bahnhöfen unterstreichen. Einer Kurstadt angemessen, erhält der in Bad Neuenahr ankommende, nach Erholung und Genesung suchende Reisende, die in Stein gemeißelten Ratschläge: „Froher Mut – Gesundes Blut“ und „Immer heiter – Gott hilft weiter“.

Anderes ist in Ahrweiler zu lesen, der durch den Weinhandel wohlhabenden Kreisstadt: „Fest steh immer, still steh nimmer“ appelliert diese Inschrift an den Unternehmergeist der Ahrweiler Bürger. Erfolg in Handel und Gewerbe erfordert jedoch, daß der Unternehmer einen kühlen Kopf behält: „Erst besinns – dann beginns“. Doch die moralische Ermahnung folgt sogleich:

„Wie das Geld – so die Welt“. Die steinernen Narrenfiguren halten jedem Reisenden – im wörtlichen Sinne – den Spiegel vor: Wie steht es mit deinen Prinzipien, mit deinem Wohlstand? Dieser romantisierende Einfall Seches fand seine Umsetzung in zwei überaus originellen Sandsteinfiguren, die bis vor wenigen Jahren jeder Reisende passieren mußte, wollte er in Ahrweiler eine Fahrkarte kaufen.

Alle diese Aspekte haben mit der Unterschutzstellung des Empfangsgebäudes als Baudenkmal eine angemessene Würdigung erfahren:

„Der Bahnhof ist Zeugnis der Eisenbahn-Entwicklung im Ahr-Raum um 1880 sowie durch seine Anlage und seine bildhauerischen Details Zeugnis des künstlerischen und handwerklichen Schaffens des späten 19. Jahrhunderts. Weiterhin ist er durch seine Lage kennzeichnendes Merkmal in der Ortsstruktur des ehemals selbständigen Ortes Ahrweiler. An seiner Erhaltung und Pflege besteht aus den vorgenannten Gründen ein öffentliches Interesse“, so die Begründung der Verwaltung.

Die Ausweisung als Baudenkmal unterstreicht die Bedeutung des Ahrweiler Empfangsgebäudes als markantes Zeugnis der historistischen Bauauffassung, die durch eine wohlüberlegte Verwendung historischer Stilelemente Bedeutsamkeit und Funktion eines Bauwerkes auch in seiner künstlerischen Gestaltung ausdrücken wollte.

Somit stellt sich auch heute noch das schöne Bahnhofsgebäude von Ahrweiler als eine echte Visitenkarte der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler dar.

Quellen und Literatur:

Kreisverwaltung Ahrweiler, Denkmalakte des Bahnhof Ahrweiler, Az: 2-363-11 IBN 312.
Wolfgang Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise – zur Industriealisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt 1989 Ulrich Krings: Deutsche Großstadtbahnhöfe des Historismus, Diss., Köln 1981
Joachim Frielingsdorf: Otfenbruch und Mirke – zur Geschichte der rheinischen Eisenbahnstrecke des Wuppertals Karl Radibeck: Bahnhof und Empfangsgebäude. Die Entwicklung vom Haus zum Verkehrswegekreuz, Diss,. München 1981. Michael Brix. Monika Steinhauser (Hg.): Geschichte allein ist zeitgemäß. Gießen 1978.