Neues aus dem Partnerkreis: Kyffhäuserkreis hatte Grund zum Feiern – 100 Jahre Kyffhäuserdenkmal – Ein Nationaldenkmal in Europa

Neues aus dem Partnerkreis:

Kyffhäuserkreis hatte Grund zum Feiern

100 Jahre Kyffhäuserdenkmal  – Ein Nationaldenkmal in Europa

Antje Burghardt

Festredner Prof. Alfred Grosser brachte es auf den Punkt: Kaiser Barbarossa muß der Bart wahrlich gewackelt haben! Denn eine Woche lang tummelten sich im Juni 1996 Tausende von Besuchern (unter ihnen auch eine Abordnung aus Ahrweiler mit Landrat Joachim Weiler an der Spitze) aus allen Teilen Deutschlands, um gemeinsam das „100jährige Jubiliäum der Einweihung des Kyffhäuserdenkmals zu begehen.

Festakt mit Prominenz

Die Festwoche, die ganz im Zeichen Europas stand, begann am 18. Juni mit einem Festakt unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsidentin Prof. Rita Süssmuth.

Vor den Bögen des Denkmals hatten die Ehrengäste Platz genommen, Tausende von Schaulustigen säumten die große Ringterrasse, um diesen denkwürdigen Tag bei richtigem „Kaiserwetter“ mitzuerleben und den Festrednern zu lauschen.

Prof. Süssmuth betonte in ihrer Ansprache, daß „sogenannte Nationaldenkmäler, die die Erinnerung an sogenannte siegreiche Ereignisse der historisch-politischen Geschichte eines Volkes, einer Nation wachhalten sollen, zur Auseinandersetzung herausfordern“.

„100 Jahre Kyffhäuserdenkmal“: Festveranstaltung am 18. Juni 1996.

„Dieser Tag ist nicht der Tag der Traditionspflege, sondern ist ein Tag bewußter und kritischer Auseinandersetzung, auch klarer Abgrenzung.“ Auch der Pariser Publizist Prof. Alfred Grosser, der der Einladung auf den Kyffhäuser gerne gefolgt war, wies in seiner Festrede auf die moralische Verantwortung im Umgang mit unserer Historie hin: „Wie wir umgehen mit dem Erbe, wie wir es bewahren und bewerten, das ist genau die Entscheidung, die wir heute zu treffen haben. Wirtreffen sie frei, souverän und unverkrampft, wohl aber in der Verantwortung vor der Geschichte und der moralischen Pflicht gegenüber kommenden Generationen.“

Mit ihren eindringlichen und warmherzigen Worten gelang es beiden Festrednern, eine Neubewertung des klischeebeladenen, machtverherrlichenden und militanten Denkmals beim Zuhörer anzuregen und den völkerverbindenden, europäischen Gedanken in den Mittelpunkt der Festveranstaltung zu stellen. Ein Aspekt, der auch von den kritischen Medien lobend erwähnt wurde.

Umrahmt wurde die Festveranstaltung von den musikalischen Klängen der Royal Danish Naval Band aus Frederikvaerk, dem Heeresmusikkorps 13 aus Erfurt und dem „4. Regiment de Cuerassiers“ aus Bitche/Elsaß.

Anschließend eröffnete die Bundestagspräsidentin die neue Dauerausstellung „100 Jahre Kyffhäuser – Ein Nationaldenkmal in Europa“ in den Gewölben der Kuppelhalle des Denkmals.

Multikulturelle Festwoche

Ein weiterer Höhepunkt in der Festwoche war das Wissenschaftliche Symposium mit Historikern aus Deutschland, Polen und Frankreich, die in sehr spannenden und hochinteressanten Diskussionsrunden über Fragen zu Nationaldenkmalen, Mythos und Kult referierten und polemisierten.

In den altehrwürdigen Mauern der Unterburg – die Gesamtanlage des Kyffhäusers hatte ursprünglich eine Länge von 600 m und Breite von 60 m und gehörte zu den größten mittelalterlichen Burganlagen ihrer Zeit – fanden zudem interessante Theateraufführungen und Konzerte statt, die mit der imposanten Kulisse des Kyffhäusers zu einem eindrucksvollen Erlebnis für die Besucher wurden.

Zum samstäglichen Europäischen Kinder- und Jugendfest hatten sich die Organisatoren – Fremdenverkehrsverband und Landkreis – eine Reihe von Überraschungen und musikalische Leckerbissen einfallen lassen. Folkgruppen wie Simon Thoumire Three (GB), Grashalm (D), Nassler, Schneider, Ritter (D) oder Cran (IRL) fanden ein interessiertes Publikum. Den Abschluß einer ereignisreichen Festwoche bildete ein gigantisches Höhenfeuerwerk über dem Kyffhäuserdenkmal, das noch weit über die Grenzen des Landkreises im klaren Nachthimmel erkennbar war.

Am Rande

Landrat Weiler, der mit einer kleinen Delegation in den Partnerkreis gereist war, zeigte sich beeindruckt von den Festivitäten und versprach, die kulturellen Kontakte zum Kyffhäuserkreis weiter zu vertiefen, die nach dem Zusammenlegen der Kreise Artern und Sondershausen etwas eingeschlafen waren.

Den erfrischenden Auftakt könnte die geplante Ausstellung „Kaiserwetter“ von und mit dem Ahrweiler Künstler Gregor Bendel in der Kuppelhalle des Kyffhäuserdenkmals bilden, die voraussichtlich im Frühjahr 1997 eröffnet wird.