Die Galenberger Kaffeerösterei

Seit 1978 betreibt Ludwig Eulenbruch in Galenberg seine Kaffeerösterei. Der gebürtige Brenker und gelernte Bäcker trat 1950 in eine Kölner Großrösterei ein und machte nach Erreichen des Ruhestands seinen Zweitberuf zum Hobby. Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Herr Eulenbruch nun schon der Rohkaffeeveredelung in Galenberg. Ein- bis zweimal pro Woche setzt der 85-Jährige seine kleine Röstanlage in Gang.

Exkurs zur Geschichte des Kaffees

Mit dem Wort Kaffee bezeichnet man sowohl die Samen (Bohnen) des Kaffeestrauches, als auch „das aus den gerösteten und gemahlenen Bohnen bereitete Getränk. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde nur Coffea arabica (wahrscheinlich aus Äthiopien stammend) angebaut. Seither sind andere Arten aus West- und Zentralalfrika entdeckt und in Kultur genommen (besonders Coffea robusta).”1) Seine anregende Wirkung verdankt das Getränk vor allem seinem Koffeingehalt.

Der Galenberger Kaffeeröster Ludwig Eulenbruch, 1998

„Seit 1775 dehnte sich der Kaffeeanbau langsam aus. Der Kaffeebaum gedieh besonders gut auf den vulkanischen Böden des brasilianischen Binnenlandes und begünstigte so die Erschließung des Landesinnern. Die Wirtschaft Brasiliens entwickelte sich durch die Versorgung Europas mit tropischen Agrarprodukten, deren Monokulturen [allerdings] zur Bodenerschöpfung führten.“2) So mussten für den Plantagenanbau immer weitere Flächen tropischen Regenwaldes gerodet werden.

In Europa fand Kaffee zunächst über die zahlreichen Fürstenresidenzen Verbreitung. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts kopierte das aufstrebende Bürgertum zunehmend das Luxusbedürfnis des Adels und übernahm dessen Konsumgewohnheiten. Dazu zählten neben Kleidung aus bis dahin exotischen Stoffen (Seide, Baumwolle) auch Genussmittel aus Übersee, wie etwa Tabak, Kakao und Kaffee.3)

Im 20. Jahrhundert setzte sich Bohnenkaffee in allen Bevölkerungsschichten West-, Nord-, Mittel- und Südeuropas sowie in Nordamerika als Standard-Heißgetränk durch; Kaffeeersatz aus Getreide, Zichorie u.ä. wurde inzwischen stark zurückgedrängt.

Die vorwiegend tropischen Anbauregionen des Kaffees liegen in Süd- und Mittelamerika, in Indonesien und im zentralafrikanischen Hochland, in Ostafrika sowie im Süden der arabischen Halbinsel. Unter den Erzeugerstaaten des Bohnenkaffees nimmt Brasilien eine zentrale Rolle ein.4)

Die Veredelung der Rohstoffe erfolgt hingegen in den Hauptabnehmerländern, d.h. in den USA, Kanada und den Ländern Europas. Dort hat inzwischen der weltweite Konzentrationsprozess wenige, aber sehr einflussreiche Großimporteure und Kaffeehersteller entstehen lassen, neben denen kleine Unternehmer – außer in Nischen – zunehmend weniger Überlebenschancen haben. Diese Entwicklung hat sich auch in der Bundesrepublik Deutschland vollzogen. Allenfalls kleine Hobbyröster(eien) und kleine Familienbetriebe vermochten sich einen festen Kundenstamm zu schaffen und somit ihren Fortbestand – einstweilen – zu sichern. Zu diesen Betrieben zählt auch die Kaffeerösterei von Ludwig Eulenbruch in Galenberg.

Galenberger Kaffee

Nach Auskunft von Herrn Eulenbruch, der mir am 9. Dezember 1998 nicht nur zahlreiche Fragen beantwortete, sondern auch seine Röstanlage zeigte, haben im Raum Koblenz-Bonn-Köln nur wenige Röstereien überlebt: 2-3 kleinere in Köln, 1 in Bonn sowie 1 in Rhens. Er selbst produziert im wesentlichen für den Bedarf seiner Tochter, die in Wesseling bei Köln ein Süßwaren-Spezialgeschäft führt, um sich fit zu halten und seine Rente ein wenig aufzubessern.

Seinen Rohkaffee bezieht Herr Eulenbruch von einem Bremer Importeur; die Verschiffung erfolgt als Stückgut; über einen Spediteur wird es bis nach Galenberg geliefert. Auf das Pfund Rohkaffee entfallen (Dezember 1998) DM 0,17 Frachtkosten für die Lieferung frei Haus; auf den gerösteten Kaffee werden DM 2,15 Kaffeesteuer sowie 7% Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer (ermäßigter Satz für Lebensmittel) erhoben.

Rohkaffee wird weltweit an den Börsen nach Tageskursen gehandelt. Für die im Barkauf abzuwickelnden Warentermingeschäfte ist bei 4-wöchiger Lieferfrist 1% Preisaufschlag für Lagerzeit und Zinsen zu zahlen. Als Naturprodukt ist Rohkaffee hinsichtlich der angebotenen Qualitäten und Mengen saisonalen und witterungsbedingten Schwankungen unterworfen. Deshalb sollte man zur besten Erntezeit einkaufen, d.h. im Januar oder Februar eines Jahres. Java-Kaffee aus Indonesien muss beispielsweise vor Beginn der Monsum-Stürme nach Deutschland kommen. Für Vorbestellungen sind daher mehrmonatige Bestellfristen üblich, für Januar/Februar z.B. bereits ab August des vorhergehenden Jahres.

Außer den Standard-Kaffees aus Indonesien (Java), Afrika (Kenia), Südamerika (Brasil) bezieht Herr Eulenbruch noch die Spezialsorte Mexiko-Maragogype (sehr große Bohnen). Während diese Rohkaffees ca. 7 Minuten lang geröstet werden, benötigt der Espresso ca. 9 Minuten (dunkle Röstung). Durch den Röstvorgang entsteht ein Schwund von ca. 11-16%. Zur Erhaltung des Aromas erfolgt unmittelbar nach der Röstung eine rasche Abkühlung im Kühlsieb.

Die abgekühlten Bohnen füllt Herr Eulenbruch zunächst in den betreffenden Sortier- und Aufbewahrungsbehälter. Die von der Kaffeerösterei gebrannten 6 Kaffeesorten Maragogypem, Espresso, Java, Mokka-Mischung (stärkerer mittelamerikanischer Kaffee), Magenschonkaffee und entkoffeinierter Kaffee werden erst kurz vor dem Verkauf – je nach Kundenwunsch als ganze Bohnen oder gemahlen – in Tüten abgefüllt.

Dann geht der frische Galenberger Kaffee überwiegend nach Wesseling und an die auswärtigen Kunden, ein Teil aber bleibt auch im Ort und wird hier mit Genuss getrunken.

So stellt die Kaffeerösterei Eulenbruch mit ihrer gasbetriebenen Röstanlage schon eine regionale Besonderheit für den kleinen Ort und das Umland dar, die hoffentlich noch lange vom Ehepaar Eulenbruch betrieben werden kann.

Anmerkungen:

  1. Vgl.: Das Neue Universal-Lexikon-Nachschlagewerk in drei Bänden, Bd. 2: Goiás bis Ölkäfer; Stichwort Kaffee, vollständig überarbeitete Ausgabe, Köln 1973, S. 926
  2. Konetzke, Richard, Fischer Weltgeschichte, Bd. 22: Süd- und Mittelamerika I – Die Indianerkulturen Altamerikas und die spanisch-portugiesische Kolonialherrschaft, Frankfurt/M. 1965/1977, S. 320
  3. Vgl. u.a.: Droege, Georg, Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte (=Hubatsch, Walther (Hg.), Deutsche Geschichte – Ereignisse und Probleme, Bd. 13), 2. Aufl. Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1972, S. 125
  4. Herders Volkslexikon – Jubiläumsausgabe 150 Jahre Verlag Herder, Stichwort Kaffee, Freiburg/Br. 1950, Spalte 804