Älterwerden (Gedicht)

Schaust im September diesmal nach den Schwalben
ein wenig länger als beim letzten Mal.
Noch mal die Fenster streichen? Ach egal –
und sichtest oft die alten Fotoalben.

Schon Zeit, dereinst Begehrtes zu verschrotten?
Was nie gereicht, auf einmal reicht es aus.
Du weißt nicht recht, was steht mir jetzt ins Haus –
schon Zeit, verwegne Träume einzumotten?

Nun anders sein, als Andere es möchten?
Kommst du nicht gut mit alten Zöpfen klar?
Verreisen?Nur wohin, wo man schon war –
und du notierst so viel in wachen Nächten.

Übst dich wohl mehr im Tun statt in Getue
und schweigst ansonsten öfter einfach still
und überlegst: Was ist, was ich noch will –
sei es auch draußen laut, in dir wächst Ruhe.

Gehst häufig die Alleen rauf und runter
und spürst dabei, die Zeit ist gegen dich.
Die Kinder schaun vorbei, gelegentlich –
(Wie gehts denn so?) du zeigst dich frisch und munter.

Dies ist die Zeit nicht, Siege auszukosten,
Parolen machen dich nicht mehr nervös.
Was bleibt, sind Spuren, hart im Weiß des Schnees ­–
entzündet jeder neue Tag im Osten …