20 Jahre „Friedensmuseum Brücke von Remagen“

„Brücken verbinden, bringen Menschen zusammen. Deshalb haben die Menschen schon sehr früh begonnen, die beiden Seiten von Flüssen und Schluchten durch technische Bauwerke zu verbinden“, schreibt Hans Peter Kürten im Heimatjahrbuch 1996 zum Thema „Die Brücke von Remagen – eine völkerverbindende Institution“. Zu einer solchen Einrichtung ist auch das Friedensmuseum geworden, das in den zurückliegenden Jahren weltweite Beachtung fand.

In den letzten drei Jahrzehnten hat Kürten die Stadt Remagen mit seiner in der Endphase des Zweiten Weltkrieges für die Alliierten so wichtigen Rheinbrücke weltweit bekannt gemacht. Es war sein Wunsch, diesen so bedeutenden Schauplatz der Geschichte zu einem Ort der Völkerverständigung und des Friedens zu machen.

Logo des Friedensmuseums

Viel Ehrgeiz und Kraft setzte Remagens Altbürgermeister in die Umsetzung seiner Ideen. Er organisierte zu besonderen Gedenktagen Kriegsveteranentreffen, die ungeahnten internationalen Teilnehmerzuspruch fanden. Bei den Treffen standen sich Feinde von einst als Freunde von heute gegenüber. Kürten ließ außerdem zur Erinnerung an das große Kriegsgefangenenlager in der Goldenen Meile auf historischem Boden die Erinnerungskapelle mit der „schwarzen Madonna“ bauen, die zu einem Besuchermagnet wurde.

Gleichzeitig war Kürten, der Friedenskämpfer ohne Orden und Schultersterne, Ideengeber, Initiator und Motor für die Einrichtung eines kriegshistorischen Museums in den Remagener Brückentürmen als Gedenkstätte mit der Bezeichnung „Friedensmuseum Brücke von Remagen“.

Dieses Museum wurde im Jahre 2000 zwanzig Jahre alt. In den zurückliegenden zwei Jahrzenten zog das Museum eine halbe Million Besucher aus aller Welt an den Rhein zum Besuch der historischen Gedenkstätte.

Blenden wir zurück. Am Anfang stand die Idee, ein Friedensmuseum in den aus schweren Basaltquadern erbauten Remagener Brücken-türmen einzurichten. Die Idee war da, aber trotz des zeitgeschichtlich bedeutsamen, ja, dramatischen Hintergrundes wollte niemand helfen, Geld aufzubringen, um auch Taten folgen zu lassen. Und so begann es.

1976 wurden in der ersten Augustwoche von einer Spezialfirma die Strompfeiler der Ludendorffbrücke abgebrochen, die mit Basaltquadern verkleidet waren. Hans Peter Kürten nahm die Gelegenheit beim Schopfe und ließ sich die dicken Basaltbrocken ans Remagener Ufer bringen, wo sie in unmittelbarer Nähe der Brückentürme gelagert wurden.

Er hatte den genialen Einfall, kleine Stücke dieser Basaltsteine, eingeschlossen in Gieß­harz und mit Echtheitszertifikat versehen, zum Verkauf anzubieten. Am 7. März 1978 begann eine großangelegte Kampagne mit dem Verkauf der Brückensteine als Souveniers. Die Weltpresse, Rundfunk und Fernsehanstalten des In- und Auslandes berichteten über diesen genialen Einfall des damaligen Remagener Verwaltungschefs. Der Verkauf der Brückensteine entwickelte sich zu einer großen Sache. Hunderte von Briefen aus USA erreichten das Remagener Rathaus. Viele Amerikaner bekundeten gro­ßes Interesse an dem Erwerb eines Brückensteins als Souvenier. Für 20 Dollar pro Stein wurden diese Erinnerungsstücke in großer Zahl nach Übersee verschickt. Die Brückensteine wurden zu dem großen „Renner“. Der Erlös aus dem Verkauf war für die Einrichtung des Museums zweckgebunden. 4.000 Steine sind bisher (2000) verkauft worden.

Am 7. März 1980 wurde dann im Rahmen einer Gedenkfeier das Friedensmuseum in den Türmen der ehemaligen Brücke mit einer Vielzahl von Erinnerungsstücken eröffnet. Präsentiert werden u.a. Baupläne der Brücke, zahlreiche Fotos aus den Kriegs- und Eroberungstagen um den 7. März 1945 über die im Zweiten Weltkrieg strategisch wichtige Remagener Rheinbrücke.

Die Brückentürme der ehemaligen Remagener Rheinbrücke. Seit 1980 ist darin das „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ untergebracht, das bisher eine halbe Million Besucher anzog.

Das war am 35. Jahrestag der Einnahme der Remagener Brücke. Weitere Veranstaltungen fanden zum 40., 45. und ganz besonders zum 50. Erinnerungstag (1995) statt. Durch diese und weitere Aktivitäten wurde die Remagener Brücke zu einer weltweit bekannten Gedenkstätte des Friedens. Über die zerstörte Remagener Brücke wurde seit dem Verkauf des ersten Brückensteins mehr berichtet, als über die meisten noch stehenden Brücken in der Welt. Für den Museumsvorsitzenden Hans Peter Kürten bedeutete dies ein weiteres Wunder von Remagen. Mehr als zwanzig große Steine von den Brückenpfeilern künden von der bewegten Geschichte der Brücke in amerikanischen Kasernen und halten auch dort die Erinnerung an das Geschehen wach.

1983 wurde der derzeit rund 50 Mitglieder zählende Brückenverein als Träger des Friedensmuseums gegründet, dessen Vorsitzender Hans Peter Kürten auf Lebenszeit ist. Der Verein veranstaltete drei Friedens-Work-Camps mit jungen Leuten aus aller Welt. Am dritten Camp, vor dem Fall des Eisernen Vorhanges, nahmen sogar junge Russen teil.

1988 wurde die erste Ausstellung in den Brückentürmen erweitert und deutlich verbessert. Ein Raum mit den Bildern der Friedensnobelpreisträger wurde zusätzlich entwickelt, ausgestattet und damit dem Museum eine wichtige ergänzende Note in der Propagierung des Friedensgedankens gegeben.

Die Bücherei der Vereinten Nationen in Genf und „The Archives of the League of Nations“ haben 1995 eine Broschüre herausgegeben, in der die Friedensmuseen in der Welt mit Museumsführer vorgestellt werden. Hiernach gibt es weltweit derzeit 49 Friedensmuseen. Das Remagener Friedensmuseum steht an 15. Stelle.

Seit 1999 wird zusammen mit Museumsspezialisten eine kom­plette Umgestaltung des Remagener Friedensmuseums vorbereitet, um auch künftig Besucher, die das Geschehen um die Einnahme der Remagener Brücke im März 1945 nur noch vom Hörensagen kennen, anzuziehen. Für die Umgestaltung des Museums wurden Kosten in einer Größenordnung von einer halben Million Mark errechnet. Noch offen ist die Finanzierung. Die Verantwortlichen hoffen auf ein weiteres Wunder von Remagen.