Mineralwasser – Lebenselixier auch für die Wirtschaft im Kreis Ahrweiler ..

„Wasser ist zum Waschen da …“ so charakterisiert ein Schlager aus den 1950er Jahren eine Gebrauchseigenschaft des H2O-Moleküls. Als eines der vier Elemente ist Wasser nicht nur die Grundlage jeglichen Lebens. Es ist auch eine wesentliche Grundlage des wirtschaftlichen Lebens im Kreis Ahrweiler.

Fundament der Gesundheits- und Fitnessregion

Der Ahrkreis ist mit natürlichen Mineral- und Heilwässern reich gesegnet. Dem Vulkanismus in dieser Region vor Jahrmillionen ist es zu verdanken, dass aus vielen Quellen heilende und wohltuende Thermal- und Mineralwässer sprudeln. Sie bilden eine wesentliche Grundlage der Gesundheits- und Fitnessregion Kreis Ahrweiler.

Die drei Heilbäder im Kreis Ahrweiler – Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Bodendorf und Bad Breisig – genießen bundesweit einen hohen Stellenwert. Viele Arbeitsplätze sind hier angesiedelt. Und der Vorgabe, dass natürliches Mineralwasser am Quellort abzufüllen ist, verdankt es der Kreis Ahrweiler, dass fünf bedeutende Brunnenbetriebe hier beheimatet sind. Apollinaris, Brohler, Rhodius, Sinziger und Tönnissteiner – mit einem zum Teil weltweiten Bekanntheitsgrad und fast 900 Beschäftigten stellen sie einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region dar.

Das Geheimnis des Mineralwassers

Der Genuss von Mineral- und Heilwasser erlebte in den letzten Jahrzehnten durch ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein einen deutlichen Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs. Jeder Deutsche konsumiert statistisch gesehen 104,1 Liter Mineralwasser pro Jahr (1980 : 39,6 Liter, 1990 : 82,7 Liter).

Wie die „älteste Römerquelle Deutschlands“ (Tönissteiner) belegt, wussten schon die Römer um die günstige Wirkung des Mineralwassers auf den menschlichen Organismus. Der Brohler Mineral- und Heilbrunnen umschrieb dies dereinst treffend mit dem Werbeslogan „Trink Brohler, und dir ist wohler“.

In tiefen Erdschichten werden Mineralien und Spurenelementen im Grundwasser gelöst, welches dann unter dem Druck von natürlicher Kohlensäure an die Erdoberfläche gelangt. Mineralien sind Bausteine und Vitalstoffe des menschlichen Organismus. Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium sind die wichtigsten. Die Art des durchflossenen Gesteins prägt die natürliche Zusammensetzung und den Charakter eines Mineral- oder Heilwassers. Natürliches Mineralwasser ist das einzige deutsche Lebensmittel, an das höchste Qualitätsanforderungen gestellt werden und das einer amtlichen Anerkennung bedarf.

Apollinaris – The Queen of Table Waters

aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die bekanntes­te und renommierteste Mineralwassermarke Deutschlands. Das Wasser zeichnet sich durch eine besonders ausgewogene Mineralisation aus. Die zu Füßen eines Bildstocks des „Heiligen Apollinaris“ 1852 durch den Weinbauern Georg Kreuzberg entdeckte Quelle ist der Ursprung eines Unternehmens, das mit seinen Produkten in der ganzen Welt bekannt ist. Dieser Bekanntheitsgrad konnte durch ein 1991 eingegangenes Joint-Venture mit der Schweppes GmbH deutlich gesteigert werden.

„The Queen of Table Waters“ wird in über 60 Länder exportiert, das Erfrischungsgetränk Schweppes sogar in über 190 Länder. Die traditionell internationale Ausrichtung und der hohe Stellenwert des Exports bilden eine wichtige Säule des Geschäfts. Apollinaris hat eine Markenbekanntheit von 90 Prozent. In Deutschland genießen über 60 Prozent dieses Mineralwasser mehr oder weniger regelmäßig, und bei über 45 Prozent der Verbraucher hat es den höchsten Sympathiewert. In der Gastronomie hat sich das rote Dreieck von Apollinaris zu einem unverwechselbaren Zeichen für Genuss in Premium-Qualität entwickelt.

Kurzporträt Apollinaris & Schweppes GmbH & Co.:

Sitz: Bad Neuenahr-Ahrweiler
Mitarbeiter: 450
Sortiment: Mineralwässer Classic, Medium und Silence, aromatisches Mineralwasser Lemon, Apfelschorle, Heilwasser, Gastro-Sortiment Selection und Silence

Brohler – Quelle des Wohlseins

Als „Sauerquell zu Brohl“ wurde Brohler Mineralwasser erstmals 1593 urkundlich vom „Doctor der Arzeney“ Jakobus Theodorus erwähnt. Mit der Gründung des Brohler Mineral- und Heilbrunnens im Jahre 1909 durch den Duisburger Reeder Karl Schroers wurde das Brunnenunternehmen auch gleich zum Hoflieferanten des deutschen Kaisers Wilhelm II. Heute liegt die Leitung des dynamischen Familienbetriebes in der vierten Generation. Qualitäts- und Umweltmanagement bilden Schwerpunkte in der Unternehmensführung.

„Brohler Classic“ ist das Markenmineralwasser mit einem harmonisch-abgerundeten Geschmack und einem hohen Anteil an Magnesium. Um dem Verbraucherwunsch nach Geschmacksabwechslung zu entsprechen, bietet der Brohler Mineral- und Heilbrunnen eine Auswahl an erfrischenden Getränken mit interessanten Geschmacksrichtungen wie z.B. Brohler Kaktus. Dafür steht ein breites Angebot an Verpackungsvarianten von Glas über PET-Mehrweg bis hin zu PET-Einweg zur Verfügung.

Kurzporträt Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH:

Sitz: Brohl-Lützing
Mitarbeiter: 115
Sortiment: Mineral- und Heilwässer, Mineralwasser-Erfrischungsgetränke, Apfelschorle, Fruchtsaftgetränke, Limonaden, Almdudler (Kräuterlimonade aus Österreich), Gastronomiesortiment

Rhodius

Vor fast 200 Jahren stand in Burgbrohl bei der Mineralwasserförderung zunächst lediglich die Gewinnung von Kohlendioxid für die Bleiweißproduktion im Vordergrund. Seit etwa 1970 verlagerte die Firma Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG ihr Geschäftsfeld dann ganz auf das Abfüllen natürlicher Mineralwassergetränke.

Mit der „Fellbuhr-Quelle“ verfügt das traditionsbewusste, inhabergeführte Unternehmen über das magnesiumreichste Mineralwasser der Region und zählt damit zu den magnesiumreichsten Mineralwässern in Deutschland. Die Bioverfügbarkeit der Mineralien ist wissenschaftlich erwiesen und zeichnet Rhodius somit unter allen anderen Mineralwässern Deutschlands aus. Darüber hinaus war die Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG weltweit eines der ersten Unternehmen, das Mineralwasser in der Dose auf den Markt brachte und hierin noch heute Marktführer ist.

Kurzporträt Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG:

Sitz: Burgbrohl
Mitarbeiter: 120
Sortiment: Mineralwässer, Tafelwasser, Limonaden, Fruchtsaftgetränke, Functional Drinks, Energy Drinks, Fruchtsäfte, Nektare

Es werden sowohl Eigenmarken (Rhodius) als auch Lizenzmarken (Pepsi-Cola, Mirinda, Seven-Up, Lipton IceTea) abgefüllt und vertrieben.

Sinziger Mineralbrunnen

Bereits 1853 wurde der Sinziger Mineralbrunnen „ordentlich gefasst und genutzt“. Heute zählt das Mineralwasser aus Sinzig zu den verbreitetsten und beliebten Mineralwässern in Nordrhein-Westfalen. Es ist besonders ausgewogen mineralisiert, mit einem hohen Gehalt an Magnesium. Beliebt sind jedoch nicht nur das Mineralwasser aus dem Hause Sinziger, sondern auch die Apfelschorle und die beiden innovativen Wellness-Getränke Holunderblüte, ein Getränk mit Grüntee und Apfelessig, und Sinziger Kombucha Trunk. Die Sinziger Mineralbrunnen GmbH gehört seit 1996 zum Konzern der Brau und Brunnen AG.

Kurzporträt Sinziger Mineralbrunnen GmbH:

Sitz: Sinzig
Mitarbeiter: 75
Sortiment: Sinziger Mineralwasser in Glas und PET-Mehrweg, aromatisiertes Mineralwasser, Schorle, Limonaden, Fruchtsaft- und Wellness-Getränke

Tönissteiner – die älteste Römerquelle Deutschlands

Tönissteiner Mineralwässer zählen zu den magnesiumreichsten Mineralwässern in Deutschland. Sie enthalten viel Calcium und wenig Kochsalz, Nitrat und Nitrit sind nicht nachweisbar. Die Quellen am Tönissteiner Sprudel erreichen eine Tiefe bis zu 652 Metern und gehö­ren damit zu den tiefsten in ganz Deutschland.

Die „älteste Römerquelle Deutschlands“ ist heute einer der absatzstärksten deutschenMineralbrunnen und die größte deutsche Exportmarke. Der Tönissteiner Privatbrunnen zählt unter den deutschen Mineralbrunnen zu den bedeutendsten Gastronomie-Marken im Inland sowie im benachbarten Benelux-Markt und in Japan. Er weist den höchsten prozentualen Absatzanteil in der Gastronomie auf.

Das Unternehmen befindet sich seit 1891 im Besitz der Familie Kerstiens (vierte Generation) und ist seit 1995 nach der DIN ISO 9001 für Qualitätssicherung zertifiziert.

Kurzporträt Tönissteiner Sprudel Dr. C. Kerstiens GmbH:

Sitz: Brohl-Lützing
Mitarbeiter: 125
Sortiment: Mineralwässer Classic, Medium und Naturelle – ohne Kohlensäure, Limonaden, kalorienarme Fruchtsaftgetränke, Fruchtschorlen, Vitamingetränke, Multivitamin-Nektar

Die Brunnen machen sich fit die Zukunft

Die fünf Mineralbrunnen im Kreis Ahrweiler unternehmen zur Zeit große Anstrengungen, um sich am immer stärker umkämpften Getränkemarkt zu positionieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die deutsche Mineralwasserbranche befindet sich im Umbruch. Der Markt marschiert in riesigen Schritten auf die PET-Kunststoffflasche zu. PET ist die Abkürzung für den Kunststoff „Polyethylenterephthalat“.

Schon jetzt werden bereits mehr als 30 Prozent aller Mineralwässer aus den 237 deutschen Brunnenbetrieben in PET-Flaschen abgefüllt, bei Softdrinks sind es bereits 60 Prozent. PET-Gebinde verlangen vollkommen neue Abfüllsysteme mit entsprechenden Folgekosten für Logistik und Vermarktung.

Die Apollinaris & Schweppes GmbH & Co. führt eine neue Gebindestruktur für das gesamte Apollinaris-Sortiment ein. Aber auch ein völlig neu gestalteter Individualkasten unter der Markenbezeichnung „Blue System“ steht im Mittelpunkt eines neuen Vermarktungssystems. Die neue Strategie erforderte Investitionen von mehr als 25 Millionen Euro. Ab Ende 2003 will das Unternehmen dann weitgehend auf Glasflaschen verzichten.

Die Tönissteiner Sprudel Dr. C. Kerstiens GmbH hat ebenfalls rund 11 Millionen Euro in Technik und Gebinde der PET-Mehrwegflaschen investiert und verfügt jetzt über die modernste Flaschenabfülltechnik im Bereich von Mehrweg-Gebinden. Als erster Mineralbrunnen in Rheinland-Pfalz bietet das Familienunternehmen seine Mineralwässer in dem umweltfreundlichen und vom Verbraucher gut angenommenen 1,0 l – PET -Mehrweg-Poolgebinde der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) an.

Gleiches gilt seit August 2002 auch für Sinziger Classic und Medium. Neu im Sortiment des Sinziger Brunnens ist aber auch die 1,5 l PET-Mehrwegflasche der GDB. Im 6 mal 1,5 l Mehrwerg-Kasten erhält der Verbraucher „Sinziger Still“, das Sinziger Mineralwasser ganz ohne Kohlensäure. Insgesamt hat das Unternehmen 10 Mio. Euro investiert, um seinen Kunden das Gebinde der Zukunft anbieten zu können.

Besser gemeinsam, gemeinsam besser

Um ihre Marktposition zu stärken, gehen Betriebe mitunter neue Wege, wie eine ungewöhnliche Firmenverbindung der Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG und der Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH zeigt. In der Brohltaler Mineralquellen GmbH & Co. KG haben sich die beiden mittelständischen Unternehmen zu einem projektbezogenen Joint-Venture zusammengeschlossen. Gemeinsam wurden mehr als 6 Millionen Euro in eine der leistungsfähigsten PET-Einweg-Abfüllanlagen investiert. Dieses Konzept nimmt eine Vorreiterrolle in der Brunnen­branche ein.

Aber auch beim Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH umfasst das Sortiment neben Glas und PET-Einweg auch PET-Mehrweg. Im April 2002 lief die neue PET-Mehrweganlage in Brohl an. Der Brunnen hat sich für das PET-Mehrwegsystem der GDB entschieden.

Die Rolle der Brunnenbetriebe in der AW-Wirtschaft

Mit ihren millionenschweren Investitionen in neue Abfüllanlagen haben die Mineralbrunnenbetriebe im Kreis Ahrweiler die Herausforderungen eines veränderten Marktes angenommen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit entscheidend gestärkt. Damit tragen sie einmal mehr zur Zukunftssicherung des Standortes Kreis Ahrweiler bei und verhelfen der Region zu wirtschaftlicher Stabilität. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Firmenlandschaft im Kreis Ahrweiler und ein Garant für Beschäftigung.

Quellen und Literatur:

– IHK-Journal Ausgabe 5/2002 sowie Kurzmeldungen in weiteren Ausgaben der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz.

– evm journal Ausgabe 1/2001 der Energieversorgung Mittelrhein in Koblenz.

– Angaben der Mineralbrunnen