Die Abtei Maria Laach in den Entwicklungen unserer Zeit

Die Benediktinerabtei Maria Laach liegt in einer bewundernswerten Kulturlandschaft der östlichen Eifel. Im Jahre 1093 wurde sie vom Pfalzgrafen Heinrich II. bei Rhein, einem hohen kaiserlichen Beamten, gegründet. Ihr herrliches Kleinod, die alte, romanische Abteikirche, in einem Zeitraum von 120 Jahren erbaut und vielleicht gerade deshalb ein Wunder architektonischer Harmonie und ein beeindruckendes Dokument christlichen Glaubens, zieht jährlich große Scharen von Besuchern in ihren Bann.

Ausstrahlungskraft

Die Frage mag sich erheben: Warum machen sich so viele Touristen aus dem In- und Ausland und dazu viele Freunde der Abtei immer neu auf den Weg in dieses Seetal der Eifel und zum Kloster der Benediktinermönche?

Werden sie angezogen vom Bannstrahl touris-tischer Mode unter dem Kennwort „muss man gesehen haben!“? Oder sind sie doch tiefer angerührt von der herben Schönheit dieser vulkanischen Landschaft, von der Begegnung mit den Mönchen und ihrer festlichen Liturgie?

Werden sie unwillkürlich angezogen vom Reiz interessanter Möglichkeiten: Etwa vom Erlebnis alter Geschichte und Tradition, von der Erholung bei Wanderung und Sport, von der Atmosphäre des Seehotels, das den Mönchen gehört, aber von Laien bewirtschaftet wird, von den Chancen der Angebote in der Buchhandlung und dem modernen Gartencenter und angesprochen vom Ruf eines Zentrums für Kunst, Wissenschaft und Kultur?

Alles dies mag zur Ausstrahlung von Maria Laach beitragen. Es mag vieles sein, einzelne Eindrücke und Erlebnisse und die Ganzheit des Erscheinungsbildes, das die Herzen der unzähligen Menschen aufmerksam macht und sie bisweilen in eine Art poetischen Zauber der Sympathie, ja der Bewunderung gleiten lässt.

Man kann versuchen, dieses Phänomen mit dem Einsatz der Mönche zu erklären, die sich für die suchenden Menschen aus aller Welt offen halten und in ihnen eine Aufgabe sehen, aber auch mit Hilfe wohlwollender Verwaltungsbehörden sich bemühen, dieses Naturschutzgebiet am Laacher See gerade für alle Menschen im Kleide des Unberührtseins zu erhalten. Dies ist sicher keine leichte Aufgabe im Zeitalter des Massentourismus mit seinen oft labilen Verhaltensformen. Es erscheinen im Laufe eines Jahres um die 2 Millionen Menschen am Laacher See.

Aber vielleicht sollte man in diesen Fragen den Brunnengrund suchen. Er mag im Geistlichen liegen. Die Menschen ahnen feinfühlig, dass die geradezu magische Anziehung einen spirituellen Innenpunkt besitzt. Sie spüren, dass hier Mönche und viele Glaubende über 900 Jahre zum Lobe Gottes gebetet haben.

Die Benediktinerabtei Maria Laach von Nordwesten

Das Laacher Seetal trägt in sich, nicht beweisbar, aber doch oft spürbar, eine lautere, ja gesegnete Atmosphäre. Diese Wirklichkeit ist dabei keine Spezialität der Abtei Laach. Eine solche Erfahrung wird auch in vielen anderen geistlichen Zentren, meist Klöstern, zu einem deutlichen Erlebnis.

Geistliches Zentrum

Nicht das äußere Bild und Kleid ist also in Maria Laach entscheidend, sondern das geistlicheLebensverständnis der Mönche, ihr Ernst, mit dem sie sich mühen, ihr eigenes Leben in Gebet und Arbeit zu vollziehen und ihr Einsatz, mit dem sie suchend unterwegs sind zu ihrem Herrn und Gott. Die Suche nach Gott, dem Urheber und Herrn der ganzen Schöpfung, liegt nach dem Willen Benedikts von Nursia († 547), dem Ordensvater, im Mittelpunkt des religiösen und menschlichen Strebens eines Mönches. (Vgl. Reg. Ben. Kapitel 58,7)

Die Lebenshaltung benediktinischen Mönchtums hat österliche Züge. So wie die Mönche „mit geistlicher Sehnsucht und Freude“ das heilige Osterfest erwarten (Reg. Ben. 49,7), so streben sie in Gebet und Arbeit, in ihrer klös-terlichen Lebensform, in der Haltung der Einfachheit, des Schweigens und der persönlichen Bescheidung auf dem Weg zu Gott, damit „ER in allem verherrlicht“ werde. (Reg. Ben. 57,9)

Die Verherrlichung und Lobpreisung Gottes steht bei Benedikt bezeichnenderweise im Kapitel über die Handwerker des Klosters. Das mag deutlich aufweisen, dass die Gesamtheit klösterlichen Wirkens, auch die Mühe um Erwerb und Besitz, im tiefsten Grunde eine weltjenseitige Ausrichtung in sich trägt.

Das Kloster ist eine Stätte, in der Gott im Vordergrund steht. Es ist „Haus Gottes“, in dem alle in geschwisterlicher Gemeinschaft zusammen leben sollen und trotz aller Verschiedenheit in Veranlagung und Begabung um Einheit bemüht sind. Jeder soll im Bruder das Licht Gottes erkennen und helfen, einander die Lasten des Alltags und des Lebens zu tragen. Alles egomane Verhalten, alle Rivalität und Missgunst, sollen vermieden werden. Die Brüder leben nicht nur äußerlich in einem Haus, das Gottes Eigentum ist (Reg. Ben. 31,10). Sie sind als Gemeinschaft „Kirche des lebendigen Gottes“, an dessen stete Gegenwart sie glauben, ganz besonders beim Gottesdienst. (Reg. Ben. 19,1) Christus lebt in ihrer Mitte und bestimmt mit seinem Wort und Ruf ihr gesamtes Verhalten.

Ein besonderer Wert benediktinischen Mönchtums liegt in ihrer lebenslangen Verankerung in der Gemeinschaft der Mönche, in die sie nach Jahren der Prüfung eingetreten sind und auf die sie sich verpflichtet haben. Diese „Stabilitas in congregatione“ ist wohl mehr als ein festes Ja zu den Brüdern und eine beständig gepflegte Häuslichkeit. Sie ist eine innere Herzensbindung an die Gemeinschaft zum Wohle aller und im Dienste Gottes. – In einer Zeit, in der sich heute traditionelle Bindungen unter den Menschen leichter als früher lösen, in der weiterhin das Phänomen touristischer Mobilität und Abenteurerlust, oft Hektik, Unruhe und auch Unglück dem Menschen hautnah und schmerzlich zuführt, mag das Lebensbild des Mönches gerade in unserer Gegenwart eine hohe und gültige Aktualität besitzen.

Abt Benedikt Müntnich

Die Mönche werden von einem Abt geleitet, der würdig ist, einem Kloster vorzustehen und die Stelle Christi vertritt. Sein Name bestimmt sein Programm: Abba – Vater! Er soll die Fähigkeit haben, seine Brüder anzusprechen und zu führen. Er ist Lehrer und Hirt der Seinen. Er trägt Macht, aber auch ein großes Maß an Verantwortung für alle und hat besonders auch für die Einheit des Klosters Sorge zu tragen. (Vgl. Reg. Ben. Kapitel 2)

Am 24. September 2002 wählten die Laacher Mönche P. Benedikt Müntnich zu ihrem neuen und 49. Abt, nachdem Abt Anno Schoenen aus Altersgründen zurückgetreten war. Sie wählten ihren neuen Abt für einen Zeitraum von 12 Jahren. Abt Benedikt ist ein Sohn des Mosellandes.

Er wurde am 20. Oktober 1952 in Treis-Karden an der Mosel geboren. Nach der Volks- und Hauptschule besuchte er zwei Jahre die Handelsschule und ging dann nach Neuss, um am

dortigen Erzbischöflichen Abendgymnasium das Abitur zu machen. 1974 trat er in Maria Laach ein und studierte in Trier und Salzburg Philosophie und Theologie. 1981 zum Priester geweiht, war er über 20 Jahre hindurch Novizenmeister. In verschiedenen klösterlichen Diensten erprobt, war die Seelsorge ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Er war ein gefragter Exerzitienmeister und leitete auch einige Jahre hindurch mit Freude und Hingabe den „Bund der Laacher Schützen“.

P. Prior Petrus Nowack

Eine wichtige Aufgabe neben dem Abt versieht in jedem Benediktinerkloster der Prior. Er vertritt seinen Abt, wenn dieser abwesend oder verhindert ist, in allen geistlichen, organisatorischen und repräsentativen Belangen. Er wird vom Abt selbst, heute meist nach Befragung der ganzen Kommunität, eingesetzt.

Abt Benedikt bestellte für dieses Amt bald nach seiner Wahl P. Petrus Nowack als seinen Prior.

– P. Petrus ist 1956 in Frankfurt geboren und besuchte auch dort die Schule. 1975 trat er in Maria Laach ein. Er studierte zwischen 1977 bis 1982 in Trier und Salzburg. Seine feierliche Mönchsprofess legte er 1981 ab. 1983 wurde er zum Priester geweiht.

Abt Benedikt Müntnich

P. Petrus hat viele innerklösterliche Aufgaben, wobei seine Tätigkeit in der Seelsorge (z.B. zuständig für die Laacher Trauungen), seine Exerzitienarbeit, seine Hilfe für die Ausbildung der Laacher Novizen und sein Amt als Zeriomonar für den Gottesdienst in Maria Laach besonders zu nennen wäre.

Subprior und Cellerar Br. Norbert Frings

Die Sorge für die alltäglichen Anliegen der Brüder und das wirtschaftliche Wohlergehen des gesamten Klosters liegt in den Händen des sogenannten Cellerars. Diesem Amt widmet der Hl. Benedikt in seiner Mönchsregel ein eigenes Kapitel. Es fällt auf, dass dieser verantwortliche Bruder nicht nur ein gut fundiertes Wissen und Verwaltungsfähigkeiten haben sollte. Noch mehr wird die Notwendigkeit einer großen menschlichen Reife dargestellt, seine Offenheit für alle, besonders für die Kranken, die Gäste und die Armen. Seine Gottesfurcht seine Bescheidenheit, sein väterliches Wesen, seine Treue zu den Weisungen des Abtes, seine Demut. Gerade ihm wird in schwieriger Lage der Rat der Bibel zuteil, den Benedikt in seiner Regel zitiert: „Ein gutes Wort geht über die beste Gabe“. (Sir 18,17) – Ein solches Amt mag gerade in unserer Gegenwart besonders schwierig und kompliziert sein, denn Benedikt hebt betont hervor: „Niemand soll verwirrt oder traurig werden im Hause Gottes“. (Reg. Ben. 31,19)

Dieses Amt übertrug Abt Benedikt Br. Norbert Frings, der aus dem Landkreis Ahrweiler stammt. Er wurde 1963 in Altenahr-Altenburg geboren und nach seinem Schulbesuch ließ er sich zwischen 1978 und 1981 zum Verwaltungsangestellten ausbilden. 1982/83 vollzog er seinen Dienst bei der Bundeswehr und trat 1984 in Maria Laach ein. Im Jahre 1985 fand er auf dem Hintergrund seiner Grundausbildung eine Tätigkeit in der Kloster-Verwaltung.

Seine Kenntnisse erweiterte er zwischen 1987 und 89 durch die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Im August 1989 legte er seine feierlichen Mönchsgelübde ab und blieb in allen folgenden Jahren ein wichtiger Mitarbeiter in der Kloster-Verwaltung. Zwischen 1991 und 2003 stand er außerdem als Mitarbeiter des Novizenmeisters, als sogenannter Zelator, zur Verfügung. Abt Benedikt ernannte ihn nach seiner Wahl auch zum Subprior. Als Cellerar verantwortlich für die gesamte Laacher Wirtschaftsbetriebe und als Subprior als ein weiteres Mitglied im Führungsgremium der Laacher Mönchsgemeinde, wurde Br. Norbert mit großer Verantwortung betraut.

Suche nach Gott

Das Leben der Laacher Benediktinermönche ist nicht zu verstehen, wenn nicht die geistlichen Grundlagen wahrgenommen werden. Die Regel des Hl. Benedikt regelt in allen Einzelheiten den Lebensweg der Mönche, der von Gebet und Arbeit bestimmt ist. Die ständige Suche nach Gott ist der entscheidende Punkt ihrer Lebensrichtung.

Natürlich gehört zum Gebet auch wesentlich das Feld vielfältiger und bisweilen auch umfangreicher Arbeit. Sie wird heute mehr denn je abhängig von den technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der industriellen Massengesellschaft, die ihrerseits ja wesentlich getragen sind von materiellen Wertesystemen, ja vom Leitsatz einer Gewinn-Maximierung.

Mönchsarbeit ist zunächst ein Mittel der Gottessuche, dient aber dann auch nüchtern dem eigenen Lebensunterhalt, der Nächstenliebe und der sozialen Unterstützung Hilfe suchender Menschen, die heute nicht selten bei den Klöstern anfragen.

Mönche stellen sich aber auch wissenschaftlicher Kulturarbeit und pastoralen Aufgaben an unzähligen Menschen, die bei ihnen anfragen. Auch bei dieser ihrer Arbeit stehen religiöse Aspekte Pate. Sie entscheiden Richtung und Maß.

Andererseits sind ihre Klöster – wie oben schon bemerkt – abhängig von den Strukturen und den Lebens-Gesetzen unserer veränderten Welt. Haben auch die Mönche auf dem Hintergrund ihrer Beständigkeit über viele Jahrhunderte aus der Landwirtschaft und aus dem Handwerk ziemlich selbstständig und unabhängig gelebt – Autarkie war dabei ein Stichwort – so haben sich sozusagen in allen Klöstern diese Lebensgrundlagen entscheidend geändert. Die Mönche haben sich in den letzten Jahrzehnten fortschreitend von der Agro-Kultur als solcher verabschiedet.

Sie suchen nach neuen Lebensmöglichkeiten und Einkünften. Ihre Fragen und Probleme ergeben sich zum Teil aus den zahlenmäßig kleiner werdenden Konventen. Sie haben aber auch ihre Gründe in der Verlagerung der traditionellen Landwirtschafts-Methoden in ökologisch-fundierte Großräume, die mit vermindertem Personal in rasanter Eile maschinell bewältigt werden müssen, um bestehen zu können. Besinnliche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Vieh ist heute vielfach der Hektik technischer Abläufe gewichen.

Landwirtschaft

Der Laacher Klosterbesitz umfasst etwa 580 ha. Davon entfallen ungefähr 330 ha auf die Wasserfläche des Sees, 180 ha werden landwirtschaftlich genutzt, 100 ha zum Anbau von Feldfrüchten, 70 ha dienen als Grünland zur Weide, 10 ha sind in Obstplantagen angelegt. Es kommen 50 ha Wald dazu.

Die Laacher Landwirtschaft hat sich nach dem 2. Weltkrieg fortlaufend umgestellt. Die Arbeit mit Pferd und Wagen (die Laacher Mönche besaßen etwa 30 Pferde für die Felder) wurde bald

durch Traktoren ersetzt. 120 Milchkühe wurden im Laufe der Jahre durch die Bestimmungen einer Milch-Kontingentierung immer weiter verringert.

Ein neuer Stall für etwa 90 Milchkühe mit einem Melk-Karussell wurde 1980 am südlichen Seerand aufgebaut. Diese Entwicklung wurde 1991 völlig verändert. Die Milchkühe wurden abgeschafft und in eine große Herde mit Fleisch-Vieh umgesetzt. Es handelt sich dabei um rotbunte Limousin-Rinder, die neuerdings 280 bis 300 Tiere umfasst. Unter ihnen sind 130 Muttertiere und vier eigene Zuchtbullen.

P. Willibald Lotter († 1999), geschätzter und bekannter Ökonom in Maria Laach, liebte die Pferde, aber er musste auch der Not der Zeit folgend die Zuchthengste abschaffen, ebenso die Zucht-Schweine. Heute gibt es in Laach einen neuen Schweinemastbetrieb mit ca. 240 Tieren.

Der neu formierte Schweinestall ist wohl nach Ansicht der Fachbehörden so gut gelungen, dass er ein Aushängeschild tragen darf: „Demonstrationsbetrieb Bundprogramm ökologischer Landbau“. 200 Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland wurden von der Bundesministerin für Landwirtschaft damit ausgezeichnet. Das Klostergut Maria Laach gehört mit dazu und Herr Ullenbruch ist mit Recht stolz darauf. Vielleicht werden in nicht ferner Zukunft in Maria Laach auch wieder Hühner gackern, Enten watscheln und Hähne krähen, natürlich nach ökologischen Melodien. Eine Bundeshymne wird noch gesucht.

Die Landwirtschaft in Maria Laach hatte durch Jahrzehnte hindurch eine eigene Baumschule. Sie konnte im Konkurrenzkampf auf die Dauer nicht bestehen. Um 1960 wurde sie aufgegeben.

Zum Eigentum der Laacher gehörte seit Jahrzehnten eine Farm für Silberfüchse. Auch sie musste 1957 aufgegeben werden.

Eine große Erdbeerplantage wurde etwa um das Jahr 1960 in Wiesenland umgelegt, ebenso ein großes Feld für Kohlgemüse, das nach dem Krieg selbst nachts noch ständig bewacht werden musste wegen der großen Gefahr erheblicher Diebstähle.

1978 wurde auch auf die Hühnerfarm mit 400 Hühnern verzichtet. In manchen Laacher Betrieben fehlte der klösterliche Nachfolger. Überdies legte der moderne Erfolgsdruck oder die Qualitätsauflagen der Behörden bei einer Neugliederung, zu der finanzielle Mittel vielfach fehlten, eine völlige Einstellung nahe.

Auch der Anbau der Kartoffeln und Rüben lohnte sich in Maria Laach nicht mehr. Eine Anzahl klösterlicher Werkstätten wurde geschlossen: Die eigene Schusterei und Molkerei Mitte

der 60er Jahre, die Bäckerei (1966), die Sattlerei Ende der sechziger Jahre, die Metzgerei (1992), die Korbflechterei (1959). Die traditionelle Anlage zur Erstellung von beliebtem Apfelwein aus eigenen Obstbeständen wurde etwa 1950 stillgelegt.

Br. Ulrich, der diese Einrichtung jahrzehntelang betreut hatte, verstarb 1978. Im Juli 2003 wurde die klostereigene Schreinerei geschlossen. 1963 war schon die Mühle geschlossen worden, die zu ihren Glanzzeiten viele Erfolge erwirtschaftet hatte. Dazu wurde damals eine große Anzahl junger Menschen als Müller ausgebildet. Die große Laacher Schafsherde mit 250 Tieren und Zuchtbullen wurde 1963 verkauft als der Laienmitarbeiter, der Schäfer Sänger aus Bell, in Pension trat und wir keinen Ersatz fanden.

In ihren Glanzzeiten unter der Leitung von P. Beda Krümel brachte diese Herde viele Zuchterfolge ein und passte auch ästhetisch wunderbar in die Laacher Landschaft.

Im Jahre 1928 war von P. Beda auch die eigene Laacher Klosterfeuerwehr gegründet worden, die viele Jahre hindurch mit großem Einsatz, ja mit Freude, gearbeitet hatte. 1993 musste sie eingestellt werden. Das Feuerwehrauto wurde an die Gemeinde Glees abgegeben.

Die großen Ställe im Innern des Klostergeländes aus den verschiedensten Zeiten wurden für neue Wirtschaftsbetriebe vorgesehen. Die große Zehntscheune aus dem 17. Jh. wurde zu einem Lager und Versandgebäude des Kunstverlags ars liturgica mit viel Einfühlung modernisiert und umgebaut (1999).

Als P. Willibald Lotter starb, mussten die Laacher Mönche wieder umdenken. Im Jahre 2000 wurde das gesamte landwirtschaftliche Anwesen an einen jungen Landwirt aus dem benachbarten Bell – an Michael Ullenbruch – verpachtet, dem P. Willibald noch selbst die Grundausbildung in Maria Laach ermöglicht hatte. Er betreut das Laacher Land mit sichtbarer Freude nach ökologischen Prinzipien. Die Laacher Mönche bauten die für ihn notwendige Vermarktung in dem bisherigen Kiosk auf dem Parkplatz, den „Hofladen des Klostergutes Maria Laach“, ein.

Von ihren bisherigen landwirtschaftlichen Betrieben verwalten die Mönche eigentlich nur noch den See selbst mit ihrer ausgiebigen Fischerei und die große Obstplantage, deren Produkte im Gartencenter sehr beliebt sind.

Auch die Kähne und Boote am See mit der Möglichkeit zu rudern und die Verwaltung des Parkplatzes liegt noch in Händen der Laacher Mönche selbst.

Sicher war es auch für die Betreuung der nach Laach kommenden Jugend eine bedauernswerte Maßnahme, dass St. Winfried, ein 1952 im Beller Wiesental eröffnetes Jugendhaus, verpachtet werden musste. Es hatte Jahre zuvor deutscher und internationaler Jugend segensreich gedient, besonders in den internationalen Jugendwerkwochen. Seit 1984 wird es als Naturkundemuseum von Herrn Klaus Ullenbruch, Bell, geführt und vielen Besuchern in Laach mit Freude und Erfolg gezeigt.

Ein deutliches Dokument für die Neugliederung bestand in der Notwendigkeit, das „Pfalzgraf-Heinrich-Haus“ stark zu verkleinern. Es war 1959 von Abt Basilius Ebel für Auszubildende eingerichtet worden, die in Laach ihre Grundausbildung in handwerklichen, künstlerischen, kaufmännischen und
gastronomischen Berufen erleben dürfen. Die Schließung mancher Betriebe verringerte die Zahl ebenso wie die große Beweglichkeit der Jugendlichen, die meist mit eigenen Fahrzeugen abends nach Hause fahren.

Kunstwerkstätten

Im Arbeitsbereich der Kunstwerkstätten wäre zu bemerken: Schon im Jahre 1985 mussten die Mönche nach dem Tod des bekannten Künstler-Bruders Notker Becker seine Werkstätte als solche aufgeben. Br. Notker hatte über viele Jahrzehnte als Maler, Grafiker, Bildhauer und

Goldschmied einen großen Namen. Er ist der bekannteste der Laacher Künstlermönche. Es wären aber auch andere zu nennen. Sie sind alle bereits schon lange verstorben oder in einem Alter, das künstlerisches Arbeiten unmöglich macht. Damit aber ist die Kunst in Maria Laach nicht tot. Sie lebt weiter.

Br. Lukas Ruegenberg (Jahrgang 1928) arbeitet neben seiner Sozialarbeit in Köln. die sehr geschätzt wird, als Schüler von Karl Schmidt-Rottluff, Berlin und Paul Nagel, München, als Maler und Illustrator beliebter Kinderbücher.

Br. Joseph Belling (Jahrgang 1939) ist ein angesehener Bildhauer in Holz und zudem wirkt er als Ikonenmaler und Grafiker.

Eine dagegen schmerzliche Entwicklung nahm die älteste Kunstwerkstätte in Maria Laach.

Die Bildhauerei für kirchliche und profane Aufgaben musste nach jahrzehntelanger Tätigkeit zum großen Bedauern vieler Kunden und der Mönche aufgegeben werden. Der leitende Bildhauer, Hans-Gerhard Biermann, ging in seine Altersruhezeit. Schwierigkeiten im Markt und die ungünstige Lage neben dem Laacher Seehotel waren die Hauptursache. Eine Zeit, die größte Beachtung verdient, ging im Jahr 2000 zu Ende.

Der Hofladen in Maria Laach

Seit einigen Jahren leben die Mönche und die inzwischen verkleinerte Schar ihrer Laien-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hauptsächlich von ihren Wirtschaftsbetrieben, und zwar vom

Kunstverlag und den Kunstwerkstätten, der Buchhandlung, dem Seehotel und durch die Neugliederung des Gartencenters auch vom Verkauf von Pflanzen, Blumen, Obst und Keramik.

Dieses Gartencenter hat einen guten Ruf und wird von vielen Kunden der ganzen Region und darüber hinaus besucht und geschätzt.

Veränderungen

Mit dieser kurzen Darstellung sollen die Veränderungen in Maria Laach in den letzten Jahrzehnten aufgezeigt sein. Sie bestehen aber nicht einfach nur aus Einschränkungen und aufgegebenen Werkstätten, sondern zum Teil auch aus notwendigen Umschichtungen aus dem Gefüge eines modernen Wirtschaftslebens und des Bewusstseins der Menschen unserer Zeit.

Eine für ganz Maria Laach wichtige Neuerung war der Bau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW). Die neun dezentralen Heizzentralen wurden nun in einem Mittelpunkt vereint. Die bisherige Verwendung von Heizöl im Naturschutzgebiet und die Verschärfung der Schadstoff-Emissionsgesetzte ließen diese Änderung als ratsam erscheinen. Das Blockheizkraftwerk war aus ökologischer wie aus technischer Sicht eine Lösung.

Damit verbunden waren umfangreiche Erdarbeiten. Denn zugleich wurde ein neues Wasserleitungsnetz mit 1770 m, ein Heizungsnetz mit 1200 m, Gasleitungen mit 670 m, Abwassernetz und vor allem ein Elektrokabelnetz für Starkstrom, Telefon, Steuerungen und Gebäude-Leittechnik mit 16670 m Länge in die Erde verlegt. Nach Abschluss aller Arbeiten wurde die Anlage am 2. Juli 1995 in Betrieb genommen. Sie funktioniert vorzüglich.

So ist auch Neues entstanden: Ein Informationscenter zur Betreuung der vielen Touristen wurde zur 900-Jahr-Feier der Abtei (1992/93) gebaut. Es liegt gegenüber der Buchhandlung.

Außerdem finden dort viele pastorale und menschliche Begegnungen statt, etwa das „Laacher Forum“, organisiert von der Buchhandlung und der „Region Rhein-Mosel-Ahr“ in der Diözese Trier. Dabei finden Vorträge zu akuten Fragen in Kirche und Gesellschaft statt, aber auch literarische Lesungen und Kunstausstellungen gehören zu den vielbesuchten Veranstaltungen.

Aber ebenso wären auch die von Abt Benedikt angeregten und begonnenen „Glaubensgespräche“ zu nennen.

Ein Campingplatz wurde in den letzten Jahren ausgebaut mit der Möglichkeit zum Schwimmen, Surfen und Segeln. Auf dem See ist in bestimmten Zonen das Rudern beliebt.

Der vergrößerte Parkplatz mag als ein Sinnbild für die moderne Mobilität und Reiselust gelten.

Die Besucher von Maria Laach sind pluriformer Art. Dieser Umstand fordert eine größere und intensivere Herausforderung für die Mönche und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Die Laacher Mönche sind zahlenmäßig geringer. Knapp 60 Mönche leben heute in Maria Laach. Sie versuchen, in einer veränderten Zeit mit neuen Fragen und Problemen und durch ihr

Gebet und ihre Arbeit das Lob Gottes zu verkünden wie auch den ehrlich suchenden Menschen zu dienen, die bei ihnen anklopfen.

Sie haben den Mut der Hoffnung und das Vertrauen auf die unauslotbare Güte ihres Herrn und Gottes.

Morgenstimmung am Laacher See