Die Bildhauer Jochem Pechau und Hans Karl Burgeff lebten und arbeiteten im Steinmetzdorf Weibern

Jochem Pechau (1929 – 1989) und Hans-Karl Burgeff (1929 – 2005) waren zwei bedeutende Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachten sie im Steinmetzdorf Weibern. Auf dem dortigen Friedhof fanden sie auch ihre letzte Ruhestätte. Beide Künstler studierten gleichzeitig an den Kölner Werkschulen bei Ludwig Gies (1887-1966), zu dessen Meisterschülern sie zählten. Bis zum frühen Tode von Pechau im Jahre 1988 verband sie eine enge Freundschaft, begleitet von vielfältiger Zusammenarbeit, die beide seit der Mitte der 50er Jahre zu wichtigen Vertretern einer neuen Kölnischen Schule von Bildhauern machte. Sie erwiesen sich als ausgewiesene Kenner der biblischen Geschichte, denn die Ausschmückung moderner Kirchenbauten mit plastischen Arbeiten umfasste einen wesentlichen Bestandteil ihrer Werke. Beide Künstler erlangten durch ihre qualitäts-vollen Arbeiten einen Bekanntheitsgrad, derweit über das Rheinland hinaus ausstrahlte.

Zum Lebensweg und Werk von Jochem Pechau

Jochem Pechau, am 27. Mai 1929 in Marburg geboren, begann 1947 an in der Bildhauerwerkstatt der Kreisberufsschule in Biedenkopf an der Lahn seine Ausbildung. Im Jahre 1949 ging er als Student an die Kölner Werkschule, In Fachkreisen wird er als eine profilierte Erscheinung der neuen Kölnischen Schule von Bildhauern bezeichnet. Nach dem Studium begann er seine freischaffende Tätigkeit als Bildhauer in Köln. Seit 1951 beschäftigt er sich auch mit Holzschnitten. Etwa 1000 Holzschnitte hat er hinterlassen. Viele davon, ebenso Skulpturen, wurden in namhaften Galerien der Bundesrepublik ausgestellt, Seine Arbeiten sind sowohl im plastischen Bereich wie auch in der graphischen Ausführung durchdrungen von exakt beobachteter Realität.

Bedeutende Architekten arbeiteten mit Pechau zusammen. Seine Fähigkeit, sich auf eine räumliche Situation einzulassen, sie zu erfassen und zu gestalten, war bei ihm hoch entwickelt. Das galt sowohl für den plastischen wie auch den graphischen Bereich. Im Jahr1959 erhielt er den Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

In den letzten 15 Jahren seines Lebens arbeite Pechau von 1974 – 1989 in Weibern. Hier war er auch bei dem damals noch bestehenden Steinmetzbetrieb Josef Porz als Bildhauer tätig. Denn dort hatte er mit dem Weiberner Tuff – ein weiches, beigefarbenes vulkanisches Gestein – das ideale Material für seine Arbeiten. Auch mit der in der Nachbarschaft vorkommenden Basaltlava aus Mendig arbeitete er gerne.

Jochem Pechau

Das Haus, das er in Weibern zu seinem Atelierhaus ausbaute, war aus Tuffstein errichtet und entsprach genau seinen Bedürfnissen. Das ganze Haus wurde zur Werkstatt. Hier wurde modelliert, wurden Holzskulpturen gefertigt. Daneben befand sich sein Steinatelier. Von hier hatte er den Blick auf den Katzenkopf, der sein „Hausberg“ und häufiges Ziel seiner Spaziergänge war. Erbot ihm außerdem vielfache Motive für seine Holzschnitte.

Jochem Pechau: Friedenstaube aus TuffsteinTaube im Nest aus Tuffstein

Als Beispiel seiner künstlerischen Vielfalt ist der Quirinus-Brunnen in Neuss zu nennen. Beider Neugestaltung des dortigen Münsterplatzes wurde die Wiedererrichtung dieses Brunnen beschlossen, für den Jochem Pechau aufgrund eines 1981 eingereichten Vorentwurfs den Auftrag erhielt. Er gestaltete diesen Brunnen, der sowohl der Entnahme des Taufwassers gerecht wird, als auch den Marktbesuchern ermöglichte, einen Schluck Wasser zu trinken oder Obst und Gemüse zu waschen. Die Mittelsäule wurde aus Basalt gefertigt und umgeben von einem Bronzegestänge. Die lebendige Gegenwart des Dargestellten fand bei der Neusser Bevölkerung so große Zustimmung, dass der Brunnen aus Spenden der Bürgerschaft finanziert werden konnte. Brunnen in Billerbeck/Westfalen und an der Schwarz-Rheindorfer Doppelkirche bei Bonn sind weitere Beispiele für Skulpturen im öffentlichen Raum.

Jochem Pechau: Holzschnitt „Abend in Weibern“, 1982

Viele Aufträge erhielt er von kirchlichen Einrichtungen. Ein kunstvoll aus Tuffstein gestaltetes Kreuz in der Kirche Maria Frieden in Dormagen, Tabernakel im Maternushaus in Köln, Osterleuchter und Taufstein in Berrenrath und viele andere. Zusammen mit anderen Bildhauern, darunter auch Hans Karl Burgeff, war er in Eichstätt, Hildesheim und Trier tätig. Über dem Grab von Graf Friedrich von Spee, der sich mit Erfolg gegen die Hexenverbrennung eingesetzt hat, befindet sich in der Jesuitenkirche zu Trier ein von Pechau geschaffener wabenartig durchbrochener Tuffstein als Oculus (Auge), der einen Blick auf den Sarkophag in der Gruft unter der Kirche ermöglicht. 

Aus der Fülle seiner graphischen Blätter und Themenkreise ragt ein Motiv heraus. Es ist der Kreuzweg Jesu, dessen Kraft und Nähe ergreifen. Zu Ostern 1989 ist Jochem Pechau gestorben und wurde auf dem Friedhof in Weibern beigesetzt.

Zum Lebensweg und Werk von Hans Karl Burgeff

Der Bildhauer Hans Karl Burgeff kam durch die Freundschaft mit Jochem Pechau nach Weibern. Im Jahre 1976 erwarb er ein Tuffsteinhaus als Zweitwohnsitz, in das er dann nachseiner Pensionierung im Jahr 1993 seinen ständigen Wohnsitz verlegte.

Hans Karl Burgeff wurde am 20. April 1928 in Würzburg als dritter von sechs Söhnen in einganz und gar naturwissenschaftliches geprägtes Elternhaus geboren. Technische Geräte wie Flugzeugtypen und Autos haben ihn in frühester Jugend fasziniert. In seinen Memoiren berichtet er, dass Ausbombung und Einberufung in den Kriegsdienst als Luftwaffenhelfer plötzlich seine Kindheit beendeten. Nach seinem Abitur als „Kriegsteilnehmer“ entschied er sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zum Studium der Naturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. In Stuttgart studierte er Geologie und in Tübingen Paläontologie (Lehre von den Lebewesen vergangener Erdperioden), bevor er in seiner Heimatstadt Würzburg die Kunst- und Handwerkerschule besuchte. Im Jahre 1951 ging er nach Köln, wo er an der Werkschule seinen späteren Kollegen und Freund Jochem Pechau kennen lernte. 

Seine Bildhauerlaufbahn begann eigentlich1951 in den Kölner Messehallen, wo er sich als studentische Hilfskraft am Bau von Karnevalswagen beteiligte. Im Jahre 1968 übernahm er an der Kölner Werkschule die Bildhauerklasse und wurde so Nachfolger seines Lehrers Ludwig Gies. Seite 1974 führte er als Dozent der Fachhochschule für Design in Köln den Professorentitel. Namhafte Architekten betrauten ihn mit bauplastischen Arbeiten, die früh Anerkennung fanden. 1967 erhielt der den Kunstförderpreis der Stadt Köln und 1976 ehrte ihn das Land Rheinland-Pfalz.

Hans Karl Burgeff

Stellvertretend für seine plastischen Arbeiten sei die massige Bronzeplastik des weintrunkenen Dionysos genannt, die sich hinter dem Kölner Dom aus der Tiefe der Erde hervorschraubt. In hockender Stellung erinnert der heidnische Naturgott daran, dass sich die Natur immer wieder gegenüber der technischen Welt behauptet. In der Fachliteratur wird hervorgehoben, dass Burgeff es versteht, die Körperlichkeitseiner Figuren zum Träger des Ausdrucks der Emotion und der inneren Kraft werden zu lassen und visuell erfahrbar zu machen. Diese Großplastik ist zugleich auch Zeugnis für die feine Ironie und den Humor des Bildhauers. 

Ferner zählen zu seinen bildhauerischen Arbeiten der Tabernakel im Limburger Dom sowie die Gedenkstele zur Erinnerung an Hanns-Martin Schleyer in Köln-Marienburg. Er stattete mehrere Kirchen mit Tabernakeln, Altären etc. aus, gestaltete viele Medaillen, Plaketten und Münzen. Wegen seiner hohen Kunstfertigkeit war er weit über Deutschlands Grenzen bekannt.

Nur wenige Wochen vor seinem Tod hat das Kuratorium der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst ihm als erstem Künstler die Ehren-Medaille des Hilde-Broer-Preises für das überragende Lebenswerk auf dem Gebiet des Medaillenschaffens verliehen. 

Dionysos-Brunnen von Hans Karl Burgeffaus dem Jahre 1973;Bronzeplastik an der Ostseite des Kölner Doms

Am 25. November 2005 gab der Künstler sein Leben in die Hand des Schöpfers zurück. 

In seinem Nachruf heißt es u. a.: „Wenn man ihm beim Entwerfen und bei der Ausführung zusah, erlebte man beglückt, wie man hineingezogen wurde in einen schöpferischen Akt, der sich geradezu spielerisch vollzog. Hingabe und ein tiefes Erstaunen vor der Natur und ihrem Gestaltenreichtum – der Wunsch, das Gesehene vor dem Vergessen zu bewahren -ließen ihn zu Bleistift, Modellierholz und Meißel greifen. Er war dabei ein perfekter Handwerker und so schätzte er auch alle Handwerker, die mit ihm arbeiteten.“ Burgeff war ein leidenschaftlicher Zeichner. Er hielt die herbe Schönheit der Eifellandschaft mit dem Bleistift fest, die im letzten Lebensabschnitt zur neuen Heimat geworden ist. 

Die Bildhauer Jochem Pechau und Karl Hans Burgeff fühlten sich wohl im traditionsreichen Steinmetzdorf Weibern in der Eifel, aus dem viele tüchtige Steinmetze kamen, die vor Ort, aber auch u. a. an der Kölner Dombauhütte arbeiteten. Die beiden Künstler pflegten von hieraus engen Kontakt zu Gerhard Marcks (1889 -1981), einem der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, den sie aus ihrer Kölner Zeit her gut kannten und der in seinem letzten Lebensjahrzehnt überwiegend im Nachbarort Hain am Fuße der Burg Olbrück lebte. Er besaß dort ein Ferienhaus. Pechau und Burgeff hatten einen großen Freundeskreis, und die Bewohner in Weibern schätzen sie als beliebte Mitbürger. 

Anmerkung:

Für Informationen und Bilder zu den beiden Künstlern dankt der Verfasser Frau Hannelore Peschau und Frau Irmgard Lauscher-Koch.