100 Jahre und älter – eine Vielzahl von Betrieben im Kreis Ahrweiler feiern ihr Firmenjubiläum
175 Jahre Gebrüder Rhodius GmbH & Co. KG, Burgbrohl 150 Jahre Apollinaris Brunnen AG, Bad Neuenahr-Ahrweiler 125 Jahre Marx GmbH & Co. KG Dr. von Ehrenwall’sche Klinik, Bad Neuenahr-Ahrweiler 125 Jahre P. A. Jansen GmbH & Co. KG, Bad Neuenahr-Ahrweiler 100 Jahre Jakob Sebastian Nachf. GmbH & Co. KG, Rech 100 Jahre Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG, Grafschaft 100 Jahre Schuhhaus Franz Hackner, Sinzig
Der Ehrenvorsitzende der FDP Dr. Otto Graf Lambsdorff brachte es anlässlich des offiziellen Festaktes zum 175-jährigen Bestehen der Rhodius Unternehmensgruppe auf den Punkt: „Gebrüder Rhodius zeigt als Paradebeispiel, dass eine Unternehmerfamilie nicht nur einmal einen solchen dynamischen Unternehmer als Gründungsvater aufweist, sondern dass die Firma so lange besteht, weil in jeder Generation die Dynamik, das Engagement, aber auch die Risikobereitschaft vorhanden waren, sich weiter zu entwickeln, Ideen zu produzieren und einzubringen und – last but not least – immer wieder eigenes Geld im Unternehmen einzusetzen. Man möchte es den jetzigen Politikern in großen Lettern an die Wand schreiben: Dies ist die Voraussetzung für neue Arbeitsplätze und einen Aufschwung.“
In seiner Ansprache betonte IHK-Präsident Heinz-Michael Schmitz, dass die Rhodius-Gruppe im Wirtschaftsleben hohes Ansehen genieße. Er hob das permanente Streben der Gesellschafter nach neuen Produkten hervor. Innovation werde in diesem Hause im wahrsten Sinne des Wortes betrieben. Durch diesen hier vorhandenen Unternehmergeist habe das Brohltal eine fruchtbare industrielle Prägung erfahren. Heute sei ein Fünftel des produzierenden Gewerbes der Kreiswirtschaft in dieser Region zu finden.
Präsident Schmitz lobte die Geschäftsführer für ihr hohes Engagement in der Berufsausbildung. Die Rhodius-Gruppe bilde gegenwärtig Jugendliche in fünf Berufen aus und habe damit unbeschreibliche Verdienste für die Wirtschaft erworben. Abschließend begrüßte der Präsident die sachkundige Mitwirkung der Gesellschafter in Wirtschaftsorganisationen und politischen Gremien.
IHK Präsident Heinz-Michael Schmitz überbrachte den
Geschäftsführern und Schwiegersöhnen des Familienunternehmens, Gerhard Lichter (l.) und Dr. Karl Tack (2.v.l.), die Glückwünsche der Industrie- und Handelskammer (IHK)
Koblenz.
Die Rhodius Unternehmensgruppe zählt zu den führenden europäischen Herstellern von Schleifwerkzeugen. Ferner ist sie mit der Herstellung und dem Vertrieb von alkoholfreien Erfrischungsgetränken, Säften und Mineralwässern befasst. Schließlich ist sie mit den Produktlinien Farben, Putze und Dämmsystemen als kompetenter Hersteller auf dem Bausektor tätig.
Apollinaris-Geschäftsführer Frank Hezel (l.) und Werksleiter Dipl.-Ing. Michael Kallfellz (r.) nehmen die Ehrenurkunde der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz durch Geschäftsführer Gerd Distelrath in Empfang.
150 Jahre Apollinaris – „Zum Preis von 15 Thalern ersteigert der Ahrweiler Winzer Georg Kreuzberg von seiner Heimatgemeinde das Flurstück 1 Nr. 640. Er entdeckte in 50 Fuß Tiefe eine Mineralwasserquelle. Er nannte sie „Apollinaris Brunnen“ nach dem Bildstock des Hl. Apollinaris unmittelbar neben der Quelle“. Der Name wird zu einer Weltmarke, das rote Dreieck zu einem Markenzeichen, das unverwechselbar bis heute zum Mineralbrunnen in Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört. Heute verlassen jährlich über 500 Millionen Füllungen das Werk. Das Mineralwasser wird in mehr als 50 Länder exportiert. 450 Mitarbeiter werden im Unternehmen beschäftigt.
Apollinaris gehört zu den führenden deutschen Mineralbrunnen. Nach Unternehmensangaben ist das Wasser aus den vulkanischen Tiefen der Eifel mit einem Bekanntheitsgrad von 90 Prozent die bekannteste Mineralwassermarke Deutschlands. In der Gastronomie hat sich das rote Dreieck zu einem unverwechselbaren Zeichen für Genuss in Premium-Qualität entwickelt. Die traditionell internationale Ausrichtung und der hohe Stellenwert des Exports blieben jedoch stets eine wichtige Säule des Geschäfts. Von den USA bis Russland und China, von Aserbaidschan bis Saudi-Arabien, Südafrika oder Tahiti – in rund 50 Ländern rund um den Globus schätzen Feinschmecker das Wasser mit dem roten Dreieck.
Neben der besonders bekömmlichen Wirkung von Apollinaris trägt auch die attraktive Optik der Gebinde zu dieser Erfolgsstory bei. Im Ausland kommt Apollinaris vornehmlich in der exklusiven „Private“-Flasche auf den Tisch der gehobenen Restaurants, Hotels, Bars und Cafés. Diese Individual-Flaschen mit reduziertem Kohlensäuregehalt sind im Handel nicht erhältlich und sollen in der Gastronomie die besondere Stellung von Apollinaris als hochwertiges Produkt unterstreichen.
125 Jahre Dr. von Ehrenwall’sche Klinik in Bad Neuenahr-Ahrweiler1) – Die Industrie- und Handelskammer zu Koblenz überreichte zu diesem Betriebsjubiläum der Leitung des Hauses mit Dr. Marianne und Dr. Christoph Smolenski die Ehrenurkunde und unterstrich die besondere Bedeutung und Leistung, die die Klinik in der Behandlung psychisch erkrankter Menschen in all den Jahren erlangt habe.
Die Klinik, mit 260 Mitarbeitern größter Arbeitgeber im Stadtteil Ahrweiler, betreut mit rund 40 Ärzten, Psychologen, Sozial- und Ergotherapeuten und fast 80 Pflegekräften etwa 200 Patienten. In der seit 1998 angeschlossenen Tagesklinik „Haus Mühle“ können 15 Patienten psychotherapeutisch und psychiatrisch behandelt werden, etwa im Anschluss an einen Klinikaufenthalt.
Dr. Christoph, Dr. Susanne, Dr. Marianne und Dr. Otto Smolenski sowie Gerd Distelrath (v.l.n.r.)
125 Jahre Lackfabrik Jansen, Bad Neuenahr-Ahrweiler – Zu einem festlichen Jubiläumsempfang haben die Inhaberinnen Astrid Leu, Ingrid Mayer und Margit Wiener Geschäftsfreunde, Vertreter des öffentlichen Lebens sowie der zuständigen Fachorganisationen in das Historische Gasthaus Sanct Peter in Walporzheim eingeladen.
Kontinuität und soziale Verantwortung, aber auch eine tiefe Verwurzelung in Bad Neuenahr-Ahrweiler kennzeichnen die Lackfabrik Jansen. Die Produktpalette umfasst Spachtel, Grundierung, Rostschutz, Weißlacke, Buntlacke, Bodenbeschichtungen, Holzschutz und Holzveredelung. Dabei hat Qualität bei Jansen Tradition. Peter Jansen, der die Firma 1919 von Vorgänger Wirz übernahm, erkannte sehr früh, dass man nur „erstklassige Qualitätslacke herstellen und verkaufen“ sollte, wenn man sich vom Markt abheben will. Der geschäftliche Erfolg beruht an erster Stelle auf dieser Säule. Alles Weitere leitet sich daraus ab. So setzte die Firma P.A. Jansen immer auf Innovation und Eigenentwicklung, um die Produkte auf dem neuesten Stand der Technik, aber vor allem dicht am Markt zu halten. Die umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsleistung gewährleistet zuverlässige, handwerksgerechte und vielseitig verwendbare Produkte. Zu einer guten Qualität gehören auch gut ausgebildete Mitarbeiter. Die Ausbildungsquote liegt kontinuierlich bei mindestens 10 %. Die Arbeitsplatzsicherheit ist auch in schwierigen Zeiten überdurchschnittlich hoch. Umweltschutz und Arbeitssicherheit genießen im Hause Jansen seit Jahrzehnten besondere Aufmerksamkeit. Ein integriertes Arbeitssicherheits- und Umweltschutzsystem wurde schon in den 80er Jahren entwickelt. Bereits seit Ende der 70er Jahre wurden wasserverdünnbare Lacke mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet. 1999 – 2002 setzte Jansen das Öko-Audit um. Darüber hinaus verpflichtet sich das Unternehmen dem „Responsible Care“, einer weltweiten Initiative der chemischen Industrie, die die ständige Verbesserung von Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zum Inhalt hat. Damit stellt sich P.A. Jansen den Herausforderungen im Hinblick auf eine ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftlich tragfähige Zukunft für die Kunden, die Mitarbeiter und den Standort Ahrweiler.
Margit Wiener, Astrid Leu und Ingrid Mayer (v.l.n.r.)
100 Jahre Weingut Jakob Sebastian in Rech – IHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Podzun gratulierte dem Weingut und der Weinkellerei zum Firmengeburtstag. Die Kreisbeigeordnete Ingrid Näkel-Surges überreichte den Wappenteller des Kreises Ahrweiler, denn es galt nicht nur den 100. Geburtstag des Betriebes, sondern auch die 50-jährige Tätigkeit des Firmeninhabers Bernd Sebastian im Unternehmen zu feiern.
Bernd Sebastian hat sich in all den Jahren mit Leib und Seele dem Unternehmen verschrieben und dessen guten Ruf am Markt ausgebaut und gefestigt. Sein fachliches Wissen hat er außerdem über Jahrzehnte für ehrenamtliche Tätigkeiten eingebracht: 20 Jahre im gemeinsamen Weinausschuss der IHKs Koblenz und Trier, mehr als 30 Jahre als Weinprüfer, 21 Jahre als Mitglied der Vollversammlung der IHK Koblenz und seit 1982 Handelsrichter. „Die gewerbliche Wirtschaft spricht Bernd Sebastian großen Dank und Anerkennung für sein Engagement bei dieser ehrenamtlichen Tätigkeit aus“, führte Hans-Jürgen Podzun aus, der zugleich den Anteil von Ehefrau Alice Sebastian und Sohn Christoph an der Solidität des Unternehmens würdigte.
Anlässlich des 100-jährigen Geburtstages präsentierte Sohn Christoph, Kellermeister und Betriebswirt, ein hohes Qualitätsprodukt aus der Einzellage Heppinger Berg.
Der Weinhandel stand beim Unternehmensgründer Jakob Sebastian und seinem Sohn Christian im Vordergrund, vornehmlich Rhein- und Moselweine. Der Zuspruch, den die Ahrweine, vor allem der Spätburgunder, ab den 70er Jahren fanden, führte zu einer Ausweitung des Warensortiments bis hin zu eigenem Anbau von Spätburgunder mit dem Erwerb des Heppinger Berges.
Gratulation im Weingut Jakob Sebastian in Rech
100 Jahre Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG in Grafschaft-Oeverich
Die Geschichte der Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG beginnt 1903 mit der Gründung des Leimersdorfer Spar- und Darlehensvereins eGmbH. Am Ende des Gründungsjahres zählte die Genossenschaft bereits 40 Mitglieder, der Jahresumsatz belief sich auf 64.000 Mark.
Neben dem Geldverkehr begann die Genossenschaft nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Warengeschäft, das nach der Inflation mehr und mehr aufblühte.
Schwierige Zeiten (Weltwirtschaftskrise, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg) gingen auch an der Raiffeisenkasse nicht spurlos vorüber. Die Geschäfte liefen auf Sparflamme, die Genossenschaft entwickelte sich nicht so recht weiter.
Auch in den ersten Nachkriegsjahren ging die Entwicklung zunächst keineswegs aufwärts. Das sollte sich ab 1955 grundlegend durch den Kauf von Grundstücken, Fusionen und Verschmelzungen ändern. 1962 Fusion Raiffeisenkasse Bengen, 1964 Fusion Raiffeisenkasse Unkelbach und Raiffeisenkasse Oedingen, 1969 Fusion Spar- und Darlehenskasse Lantershofen und An- und Verkaufsgenossenschaft eGmbH Ahrweiler, 1982 Übernahme Warenlager Bad Neuenahr von der Hauptgenossenschaft Koblenz, 1987 Fusion Raiffeisenbank Vettelhoven eG mit Geschäftsstellen in Vettelhoven, Gelsdorf und Kalenborn, 1994 Gründung der Raiffeisen-Handelsgesellschaft mbH (RHG) mit Sitz in Grafschaft-Oeverich, 1997 Fusion Raiffeisenbank Wachtberg eG mit Geschäftsstellen in Berkum und Oberbachem, 2001 Kauf der RHG-Anteile von der Volksbank Rhein-Ahr eG, Bad Neuenahr-Ahrweiler, 2002 Verschmelzung der RHG Grafschaft-Oeverich und der RHG Euskirchen zur Raiffeisenbank Voreifel-Ahr Handelsgesellschaft mbH mit Sitz in Euskirchen.
Angaben in Mio. Euro/Stück | 1996 | 1998 | 2000 | 2002 |
Bilanzsumme | 106,0 | 121,2 | 136,3 | 148,5 |
Einlagen | 89,2 | 101,7 | 103,7 | 116,1 |
Kredite | 60,2 | 76,7 | 94,3 | 109,1 |
Eigenkapital | 4,4 | 5,8 | 6,8 | 7,6 |
Sachanlagen | 2,6 | 3,3 | 4,2 | 5,3 |
Anzahl Mitglieder | 4.589 | 5.055 | 5.492 | 5.606 |
Anzahl Konten | 22.855 | 23.458 | 24.873 | 25.778 |
Anzahl Mitarbeiter | 42 | 47 | 57 | 57 |
Die positive Entwicklung der Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG wird durch die Tabelle (o.) verdeutlicht.
Vorstandsvorsitzender Ernst Bugl nimmt die Ehrenurkunde der IHK Koblenz zum 100-jährigen Bestehen der Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG in Empfang.
100 Jahre Schuhhaus Franz Hackner in Sinzig – Seit 1955 betreibt Franz Hackner mit seiner Ehefrau Sofia das Schuhgeschäft in dritter Generation, nachdem er die Ausbildung zum Meister im Schuhmacherhandwerk absolviert sowie das Diplom zum med. Fußpfleger erlangt hatte. Durch den Eintritt zur Schuheinkaufsvereinigung GARANT eröffneten sich neue Marktpotentiale. Das Warenangebot konnte wesentlich erweitert werden.
Zur Deckung des Bedarfs werden gegenwärtig etwa 10.000 Paar Markenschuhe auf Lager gehalten. Seit nun fast 50 Jahren legt der Inhaber mit seinem Team von acht Mitarbeiterinnen größten Wert auf fachliche Kompetenz und gute Beratung. Zudem hat er sich um die Ausbildung von Jugendlichen verdient gemacht.
Sohn Elio, der bereits im elterlichen Betrieb mitarbeitet, wird ihn alsbald in vierter Generation fortführen.
Franz und Elio Hackner
Weitere Firmenjubiläen:
Die beachtliche Serie von Firmenjubiläen in diesen Monaten im Kreis Ahrweiler wäre unvollständig, würden nicht auch noch die Firmen Herbrand & Friedrich GmbH in Adenau, die auf 150jähriges Bestehen sowie Jakob Klaes & Sohn in Mayschoß, die auf ein Alter von 100 Jahren zurückblicken können, genannt. Diese Betriebe begehen ihre Jubiläen erst zum Ende des Jahres 2003.
Abschließend darf gesagt werden, dass es als eine Rarität angesehen werden kann, wenn gleich mehreren Unternehmen in einer Region, wie jetzt geschehen, ein Betriebsjubiläum von 100 und mehr Jahren zu feiern vergönnt ist. Die Industrie- und Handelskammer Koblenz freut sich mit ihrer Bezirksstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler, diesen Unternehmen Dank und Anerkennung an ihrem Betriebsjubiläum aussprechen zu können, denn sie weiß, dass ein Rückblick in die vergangenen Jahrzehnte stets angenehme, aber auch schwierige Zeiten aufweist. Diese Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben es in der Vergangenheit verstanden, ihre Betriebe mit Geschick durch alle Untiefen zu führen.
Dass ihnen der gute wirtschaftliche Erfolg auch für die Zukunft beschieden sein möge, kann man sich vonseiten der Kreiswirtschaft und Gesellschaft nur wünschen.
Anmerkungen:
1) siehe auch Heimatjahrbuch 2003, Seite 40ff.