100 Jahre Krankenhaus »Maria Hilf« vormals Stiftung Georg Kreuzberg
Prof. Dr. Bernhard Kreutzberg
<Georg-Kreuzberg-Stiftung Maria Hilf>: das 1885 fertiggestellte Krankenhaus mit der Kapelle
Die Gründung des Krankenhauses »Maria Hilf« verdankt die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler einem Gelübde des Entdeckers des Apollinaris-Brunnens und der Neuenahrer Quellen Georg Kreuzberg. In Ahrweiler als Weinbauer und Kaufmann ansässig, gehörte ihm auch ein Weinberg am Ort des heutigen Apollinarisbrunnens. Er bevorzugte als Weg von Ahrweiler nach Neuenahr die südlich der Ahr gelegene Straße und betete gern an der Stelle der heutigen Kapelle südöstlich des heutigen Krankenhauses. Ein glühender Marienverehrer, gelobte er, so er einmal zu Reichtum käme, an dieser Stelle ein Krankenhaus zu errichten. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Durch die Einnahmen des Apollinaris-Brunnens kam er zu beträchtlichem Vermögen und verfügte testamentarisch, ein Krankenhaus zu erbauen. Erst sein Sohn Anton Kreuzberg, Generaldirektor des Apollinaris-Brunnens, mit seinem Bruder Carl, seinen Schwestern Emilie und Gertrud und seinem Schwager Henrion, konnte das Projekt durchführen.
Am 28. Juli 1883 beging man in festlicherweise das 25jährige Jubiläum der Quellenweihe. Am gleichen Tag wurde der Grundstein für das Krankenhaus gelegt. Es trug den Namen »Georg-Kreuzberg-Stiftung Maria Hilf«. 1885 war der Bau fertiggestellt, und im ersten Jahr wurden 73 Kranke behandelt. Als einfacher Backsteinbau im neugotischen Stil, bewußt einfach im Sinne der Bestimmung, war der Bau gut eingepaßt in die Umgebung. In der Mitte dominierte eine neugotische Kapelle, die sich aus dem Baukörper hervorhob. Sie war innen mit neugotischen Malereien und Altären ausgestaltet. 1895 und 1905 wurden die Seitenflügel des Krankenhauses verlängert, so daß ein geschlossenes Viereck mit einem Binnenhof entstand. 1926 errichtete man ein Waschhaus außerhalb des Baukörpers und ein Ökonomiegebäude. Ein ausgedehnter, gepflegter Park wurde von Heinrich Ihl als Gartenmeister betreut. Leitung
Dem Hause stand ein 11köpfiges Kuratorium vor, bestehend aus fünf Familienangehörigen‘ des Stifters, dem katholischen Pfarrer, dem Bürgermeister, der Generaloberin des Ordens der Franziskanerinnen, der Oberin des Hauses und zwei gewählten Mitgliedern (darunter oft der Kurdirektor).
Eine der glücklichsten Voraussetzungen für das Haus ist bis heute die Tatsache, daß es Anton Kreuzberg durch persönliche Initiative gelungen war, die Ordensschwestern des heiligen Franziskus von Waldbreitbach zu gewinnen. Die Schwestern betreuten schon eine weiteres Haus im Kreis Ahrweiler in Adenau. Von dort aus hatten die Schwestern bereits aushilfsweise die neuen Aufgaben in Bad Neuenahr kennengelernt. Die Genehmigung des Staates für den Orden, die Arbeit am Krankenhaus aufzunehmen, wurde nach erheblichen Schwierigkeiten, die durch die »Kulturkampfgesetze« hervorgerufen wurden, 1883 erteilt. Am 28. Juli 1883 kam die Genehmigung, und am 6. August des gleichen Jahres trafen die ersten vier Schwestern in Neuenahr ein. Die aufopferungsvolle Tätigkeit der Schwestern des Ordens in 100 Jahren ist unermeßlich und kann in Worte nicht gefaßt werden. Die Harmonie mit dem Kuratorium, den ärztlichen Leitern und Assistenten sowie dem weltlichen Personal kann man als außerordentlich gut bezeichnen.
<Georg-Kreuzberg-Stiftung Maria Hilf>: das 1885 fertiggestellte Krankenhaus mit der KapelleVon der Gründung bis zum 2. Weltkrieg
In diesen 62 Jahren hatte »Maria Hilf« im wesentlichen den Charakter eines Pflegehauses für bettlägerige Kranke, insbesondere für erkrankte Kurgäste. Von der Jahrhundertwende an bis zu seinem Tode 1942 stand das Haus unter der Leitung des Sanitätsrats Dr. Wilhelm Nie-ßen (Vater von Dr. med. Josef Nießen). Zum Haus gehörte auch ein kleiner Operationssaal (Sanitätsrat Nießen hatte eine chirurgische Ausbildung), in dem gelegentlich kleinere Eingriffe bis zur Amputation von Gliedmaßen bei Zuckerkranken durchgeführt wurden. Im ersten Weltkrieg diente »Maria Hilf« als Kriegslazarett, ebenfalls unter Leitung von Sanitätsrat Dr. Nießen als Oberstabsarzt. Der zweite Weltkrieg brachte eine nicht beabsichtigte völlige Veränderung für das Krankenhaus.
Die Zeit von 1945 bis 1962
Ende 1944 wurde das Ahrweiler Krankenhaus ein Opfer der Bomben. Der dort arbeitende Chirurg und damalige Leiter des Reservelazaretts, Dr. Josef Kreutzberg, verlagerte seine Tätigkeit aus dem zerstörten Gebäude in Ahrweiler in das Krankenhaus in Neuenahr. Damit leitete er gegen Kriegsende mehrere Häuser mit insgesamt 1 000 Krankenbetten: das Haus der Knappschaft, das Kurhaus und »Maria Hilf«, dessen Operationssaal nun voll in Betrieb genommen wurde. Der Wiederaufbau des Krankenhauses Ahrweiler verzögerte sich nach dem Kriegsende. Kreutzberg fand schließlich den Weg nach Ahrweiler, wo er seit 1926 tätig gewesen war, nicht mehr zurück. Er baute in Bad Neuenahr eine moderne chirurgische und gynäkologische Abteilung auf, die den Erfordernissen der Nachkriegsjahre ganz entsprach. Gleichzeitig begann seine Tätigkeit als Chefarzt der Inneren Medizin der Bad Neuenahrer Internist Dr. Dr. Both. Die beiden Freunde harmonierten auf das beste, das Krankenhaus entwickelte sich schnell, sein guter Ruf verstärkte sich sowohl in ärztlicher als auch in pflegerischer Hinsicht.
Bald wurden weitere Abteilungs-Chefärzte berufen: der Augenarzt Dr. Meinkesen. (der jahrelang ärztlicher Direktor des Hauses war) und der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Holterhoff sen. Besonders zu erwähnen ist, daß das Haus während dieser Zeit — seit seiner Gründung — keinerlei öffentliche Mittel beanspruchte und die Gewinne ausnahmslos reinvestierte.
Krankenhaus »Maria Hilf« 1968: Neben dem Neubau steht noch der alte Gebäudekomplex
Die Zeit seit 1963
Am 15. September 1962 beschloß das Kuratorium einstimmig, die Stiftung aufzulösen und das Haus den Franziskanerinnen zu übereignen. Der Grund lag in der Notwendigkeit, einen großzügigen Neubau zu errichten, dessen Kosten bei 20 Millionen D-Mark lagen. Dies konnte die Stifterfamilie nicht mehr aufbringen. Der Apolli-naris-Brunnen war ihr nach dem 1. Weltkrieg enteignet worden. Die Familie Kreuzberg hat nach Beschluß den Grundbesitz ohne Entschädigung dem Orden übereignet und der Name der Stiftung wurde geändert in »Krankenhaus Maria Hilf, vormals Stiftung Georg Kreuzberg«. Eine Gedenkplakette zum Dank an den Stifter wurde in der Eingangshalle angebracht. Die Finanzierung des neuen Gebäudes hat l hauptsächlich das Land Rheinland-Pfalz getragen unter erheblichen Zuwendungen des Ordens, des Kreises Ahrweiler und der Stadt Bad Neuenahr. Nach den Plänen des Architekten Jacobs wurde in mehrjähriger Arbeit bis 1967 der Neubau erstellt.
Das alte Haus wurde abgerissen, es mußte einem Parkplatz weichen: leider auch die neugotische Kapelle, die ein wertvolles Zeugnis dieser Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts war. Während der Umstrukturierung des Krankenhauses hat die Oberin Mutter Albana hervorragende Dienste geleistet für Haus und Patienten. Nach der Zeit des Neubaus und dem Ausscheiden der vier bisherigen Chefärzte aus Altersgründen wurden Nachfolger gewählt und die Aufgabenbereiche auf zum Teil neue Abteilungen aufgeteilt: Chirurgie: Dr. Nikolai
Innere Medizin: Dr. Lammers, 1982 aus Altersgründen ausgeschieden, Nachfolger Dr. Kreuter
Gynäkologie: Dr. Berner, jetzt Dr. Küpper Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten: Dr. Holterhoff jr.
Röntgenologie: Dr. Scheid Orthopädie: Dr. Strothmann Urologie: Dr. Schmich Anästhesie: Dr. Gross, jetzt Dr. Gebert Die Verwaltung wurde umorganisiert, ein Verwaltungsdirektor eingesetzt; dieses Amt nimmt seit 1972 Hanno Siebenmorgen ein. Maria Hilf ist heute ein renommiertes Schwerpunktkrankenhaus mit etwa 360 Betten, das größte im Kreis Ahrweiler. 34 Ärzte sind fest angestellt und darüber hinaus noch 2 Belegärzte. Die Zahl der Pflegekräfte beträgt 134, im medizinischtechnischen Bereich arbeiten 37 und als sogenannte Funktionskräfte (Operationsraum, Hebamme, Anästhesie, Intensivstation) sind weitere 30 Kräfte beschäftigt. 35 Putzfrauen sorgen für Sauberkeit im Hause und im wirtschaftlichen und technischen Sektor sind weitere 47 Personen tätig. Die Verwaltung umfaßt 22 Kräfte.
Dem Krankenhaus ist eine Schule angeschlossen, die von 6 Schulkräften geleitet wird. Die Krankenpflegeschule umfaßt 110 Ausbildungsplätze, die der Pflegeschule 55 Ausbildungsplätze. Erwähnenswert sind auch 3 Personalwohnhäuser mit insgesamt 250 Betten. Der Neubau wurde am 1.1.1968 bezogen. Die Bauzeit betrug vier Jahre. Der alte Teil des Hauses wurde 1973 – 74 abgebrochen. Er lag im Osten des Neubaus, dort befindet sich heute ein Parkplatz. Im Westen des Hauses wurde ein Hubschrauberluftlandeplatz erbaut. Mit Stolz können die Bürger unserer Vaterstadt den Aufstieg eines Krankenhauses vom frommen Stifterwunsch bis zum modernen medizinischen Großunternehmen verfolgen, und sie wünschen, daß der zu erwartende weitere Fortschritt in der Medizin auch zum weiteren Gedeihen von Maria Hilf beitragen wird.
Krankenhaus »Maria Hilf« mit Schwesternwohnheim (r.)