100 Jahre AOK Ahrweiler
Die Krankenkasse für den Kreis Ahrweiler Gestern – Heute – Morgen
Matthias Orth
Zu Beginn der achtziger Jahre im vorigen Jahrhundert trat die Bismarck’sche Sozialgesetzgebung in Kraft. Es ist also gar nicht so lange her, als für die meisten Menschen jede längere Krankheit wirtschaftliche Not bedeutete. Erst vor 100 Jahren wurden Gesetze geschaffen, die eine finanzielle und medizinische Hilfe bei Krankheit garantierten.
Damals entstanden auch die ersten gesetzlichen Krankenkassen, die Vorläufer der heutigen AOK.
So begannen auch die AOK’n im Kreise Ahrweiler. Aus den noch vorhandenen Beschlußbüchern ist zu entnehmen, daß auf Verfügung der Königlichen Regierung zu Koblenz eine gemeinsame Ortskrankenkasse für die Bürgermeistereien Ahrweiler, Altenahr, Neuenahr, Gelsdorf und teilweise Königsfeld mit dem Sitz in Ahrweiler genehmigt wurde. Die gleiche Entwicklung zeichnete sich am Rhein, in Sinzig und Bad Breisig und im damaligen Eifelkreis Adenau ab. Die konstituierenden Generalversammlungen, bestehend aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zeigen, daß die Zusammensetzung der Generalversammlungen ausschließlich aus den verschiedensten Handwerkerklassen herrührte, wie Schreiner, Stellmacher, Schmiede, Maler, Zimmerer, Metzger, Klempner, Korbmacher usw.
Die Zahl der Versicherten war allerdings noch klein, so daß der erste Rendant Eller die Dienstgeschäfte neben seinem Zigarren- und Tabakhandel auf dem Kistenmarkt in Ahrweiler allein führte. Aber von 1900 wuchs durch das Wachstum von Handwerk und Industrie die Zahl der Versicherten um das zwanzigfache an. Die spätere Entwicklung führte dann im Jahre 1936 zum Zusammenschluß der drei noch selbständigen Kassen Adenau, Ahrweiler und Sinzig zu einer Ortskrankenkasse für den Kreis Ahrweiler in Ahrweiler.
Hiernach kam es immer mehr zu einer Konzentration und weitgehendst alle in Beschäftigung stehenden Personen waren der AOK Ahrweiler zugehörig.
Die Nachkriegsentwicklung führte schließlich durch Verordnung des französischen Oberkommandos in Deutschland zur Auflösung der Betriebskrankenkassen, Innungskrankenkassen, Landkrankenkassen und Ersatzkassen. Die Einheitsversicherung war geschaffen. Ab 1. 10. 1949 wurde durch Landesgesetz die Wiedererrichtung der Sonderkassen genehmigt.
Mit der Einführung des Lohnfortzahlungsgesetzes schließlich wurden die Nebenstellen Sinzig und Adenau aufgelöst und mit dem Hauptamt Ahrweiler vereinigt.
Heute stellt sich die AOK Ahrweiler als größter Versicherungsträger unseres Kreises mit über 60 000 betreuten Personen in einer modernen, hochtechnisierten Institution vor. Eine Menge organisatorischer und baulicher Voraussetzungen mußten hierfür geschaffen werden. So lädt der neue, freundlich gestaltete Eingangsbereich zu einem Besuch geradezu ein. Der neue Eingang ist so geschaffen, daß er in der Tat keine Barriere ist. Auch der Behinderte mit einem Rollstuhl und die Mutter mit dem Kinderwagen können das Haus wie alle anderen Besucher durch den Haupteingang erreichen und jeden Mitarbeiter ohne fremde Hilfe selbst aufsuchen.
In der Kassenhalle verschwanden die trennenden Theken und Kabinen. Sie sind durch eine aufgelockerte Möblierung ersetzt worden. Ruhige Farben und die Aufteilung des Großraumes schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens und dokumentieren gleichzeitig eine rationelle und effiziente Arbeitsweise. Im Gegensatz zum früheren starren Kabinen- und Thekensystem sind die einzelnen Funktionsgruppen übersichtlich im Großraum gegliedert und bieten durch angewinkelte Beratungstische Gelegenheit zum ungestörten, individuellen Gespräch. Für wichtige bzw. vertrauliche Gespräche stehen Besprechungsgruppen zur Verfügung, die durch raumgliedernde Schrankwände abgeschirmt sind.
Das neue Verwaltungsgebäude der AOK Ahrweiler
Elektronische Datenfernverarbeitung direkt im Hause
Mit dem Einsatz von Bildschirmen am 1. August 1979 wurde der erste Schritt auf dem Wege zur sogenannten »karteilosen Dienstleistung« getan. Zum ersten Mal konnten Daten, insbesondere Mitgliedsdaten, die schon seit 1973 in dem mit den Ortskrankenkassen der Regierungsbezirke Koblenz und Trier in Koblenz betriebenen Rechenzentrum gespeichert wurden, direkt von der AOK Ahrweiler abgerufen werden.
Die für die Sachbearbeiter relevanten Daten werden ohne große Wartezeiten über den Bildschirm geliefert. Es entsteht so ein Dialog zwischen dem Bediener und dem Auskunftssystem.
Die elektronische Datenverarbeitung wird durch die direkte Verbindung zum Rechenzentrum transparenter und bedeutet einen wesentlichen Schritt in Richtung einer bedienerfreundlichen Datenverarbeitung.
Alle Arbeitsgruppen verfügen zunächst über je ein Datensichtgerät. Hinzu kommt ein Drucker, der in Sekundenschnelle die auf dem Bildschirm sichtbaren Daten ausdrucken kann (Kontoauszüge, Mitgliedsbescheinigungen etc.). Ein modernes Auskunftssystem setzt natürlich voraus, daß die im Rechenzentrum gespeicherten Daten immer einen aktuellen Stand aufweisen. Das bedeutet für die AOK Ahrweiler, daß die täglich anfallenden Daten, wie An-, Ab- und Ummeldungen, Leistungsanträge usw. dem AOK Rechenzentrum in Koblenz innerhalb kürzester Zeit zur Speicherung übermittelt werden müssen. Um dies sicherzustellen, bedient sich die Kasse moderner Datenerfassungsgeräte.
Modern gestaltet präsentiert sich die Kassenhalle
Ständige Erweiterung der Dienstleistungen
Da die AOK Ahrweiler trotz aller Modernisierung und Technisierung des Verwaltungsablaufs die persönliche Betreuung aller Versicherten und Arbeitgeber in den Vordergrund stellt, wurden selbstverständlich auch die Dienstleistungen weiterentwickelt.
Neben der allgemeinen Information und Aufklärung sucht die AOK Ahrweiler auch das individuelle Gespräch vor Ort. Hierfür wurde ein Kleinbus speziell ausgestattet, der nach einem festen Fahrplan viele Orte des Kreises Ahrweiler regelmäßig anfährt.
Bei diesem »mobilen Beratungsbüro« können unter anderem auch Krankenscheine abgeholt oder Leistungsanträge gestellt werden. Darüber hinaus nehmen sich in verschiedenen Orten qualifizierte Mitarbeiter der AOK zu Hause persönlich der Anliegen der Versicherten an. Diese Kontaktstellen sind durch einen grünen Briefkasten mit dem AOK-Symbol und der Aufschrift »Kontaktstelle der AOK Ahrweiler« gekennzeichnet. In den Briefkasten können alle Briefe und Schriftstücke, die für die AOK Ahrweiler bestimmt sind, eingeworfen werden. Die Versicherten sparen damit nicht nur Porto, sondern verkürzen vor allem die Bearbeitungszeit. Auch auf dem Gebiete der Gesundheitssicherung hat die AOK Ahrweiler mit der Schaffung des Referats »Information und Gesundheit« weitere Aktivitäten entfaltet. Diesem Referat obliegt die Aufklärung der Bevölkerung über die Rechte und Pflichten nach dem Sozialgesetzbuch und über die Erhaltung der Gesundheit. Mit der Drogenaufklärung an fast allen Schulen des Kreises Ahrweiler bestand das Referat »Information und Gesundheit« seine erste Bewährungsprobe. Ein umfangreiches Leistungsangebot nützt wenig, wenn es die Versicherten nicht kennen. Die beste medizinische Versorgung ist oft genug vergebens, wenn familiäre oder berufliche Probleme den Patienten belasten und seine Genesung beeinträchtigen. Diese Erkenntnis hat die AOK Ahrweiler veranlaßt, ihre Bemühungen um eine rechtzeitige und gründliche Beratung der Behinderten und eine wirksame Betreuung und Unterstützung der Versicherten zu intensivieren. Ab 1. Januar 1980 hat die AOK einen sozialen Dienst eingerichtet, der in enger Zusammenarbeit mit dem Sachbearbeiter für Rehabilitation für die Betreuung und Beratung aller Versicherten im Bereich der Rehabilitation zur Verfügung steht.
Behindertengerecht ist der Haupteingang
Ganz im Sinne des Rehabilitations-Angleichungsgesetzes wirken diese Fachkräfte darauf hin, daß Wiedereingliederungsmaßnahmen frühzeitig eingeleitet und zügig durchgeführt werden. Auch für Behinderte gilt: Was rasch hilft, hilft doppelt. Behinderte sollen nicht als »Fall« von Instanz zu Instanz weitergeschoben werden und schließlich resignierend kapitulieren, weil sie den zuständigen Sozialleistungs-träger nicht ermitteln können, ihre Leistungsansprüche nicht kennen und oft des wochen- oder monatelangen Wartens zwischen den einzelnen Rehabilitationsmaßnahmen müde sind.
Der Rehabilitationssachbearbeiter steht ihnen als Berater, Helfer und Planer bei.
Auch die Einstellung einer Sozialarbeiterin stellt ein bemerkenswerter Beitrag der AOK Ahrweiler zur Betreuung von Rehabilitanden und behinderten Versicherten dar. Selbstverständlich kann die Sozialarbeiterin sich nicht um alle AOK-Patienten kümmern. Ihre Zielgruppen sind vor allem jene, die schon lange im Krankenhaus liegen, jene mit einem chronischen Leiden, Gemütskranke, Krebspatienten, alte Menschen, Alleinstehende, Kinderreiche, aber auch Gastarbeiter-Familien, die ja im Krankheitsfalle wegen der Verständigungsschwierigkeiten und der mangelnden Vertrautheit mit den hiesigen Verhältnissen zusätzliche Probleme haben.
Information und Hilfe vor Ort leistet der mobile Beratungsdienst
Beratungs-Service für die gesamte Bevölkerung
Erwähnenswert ist auch der Service, den die AOK Ahrweiler nicht nur ihren Versicherten, sondern der gesamten Bevölkerung des Kreises Ahrweiler anbietet.
So halten die Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz und die‘ Bundesversicherungsanstalt für Angestellte regelmäßig Beratungsstunden für Rentenversicherte in den Geschäftsräumen der AOK ab. Zusammen rnit der Deutschen Rheuma-Liga hat die AOK eine Rheuma-Beratungsstelle in ihrem Hause eingerichtet. Die Beratungsstunden finden an jedem 1. und 3. Dienstag eines Monats statt. In Zusammenarbeit mit der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz finden an jedem 2. Mittwoch im Monat Beratungsstunden für Krebskranke und deren Angehörige statt.
Diese Entwicklung macht deutlich, daß die AOK Ahrweiler heute schon an morgen denkt und als ein leistungsstarkes, vorbildliches Dienstleistungsunternehmen angesehen werden muß.
Ihr Bemühen spiegelt sich auch in den ständig steigenden Mitgliederzahlen wider. So betreut die AOK Ahrweiler derzeit mehr als 60 000 Versicherte und Familienangehörige. Dieser großen, aber dennoch überschaubaren Versichertengemeinschaft gehören Frauen und Männer aller Berufe, auch Angestellte und Selbständige, an.
Die AOK Ahrweiler hat ihr Versprechen als »Partner der Arbeitgeber und Versicherten« und »Garant der Gesundheitssicherung« in die Tat umgesetzt.