10 Jahre Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V.

Rückblick auf Entstehung und Entwicklung

Winfried Raths

„Gemessen an der Zeitspanne, auf die das Volkshochschulwesen in Deutschland zurückschauen kann, wo es Volkshochschulkurse bereits um die Jahrhundertwende gab, begeht die Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V. ein junges Jubiläum. Gemessen an der Bedeutung und dem Umfang der Arbeit der Volkshochschule für den Kreis Ahrweiler hat dieses Jubiläum Bedeutung und eigenes Gewicht und ist ein berechtigter Anlaß, Rückschau zu halten, Bilanz zu ziehen und über die zukünftige Arbeit nachzudenken.“
Theo Magin, MdB, Vorsitzender des Volkshochschul-Verbandes Rheinland-Pfalz e. V., anläßlich der Feierstunde “ 10 Jahre Kreisvolkshochschule Ahrweiler e.  V.“ in der Komturei Adenau am 23. Januar 1990

Die Worte des Vorsitzenden des Landesverbandes der Volkshochschulen bei seiner Festrede treffen am besten die Beweggründe, die den Vorstand der Kreisvolkshochschule mit ihrem Vorsitzenden, Landrat Joachim Weiler, veranlaßte, nicht die typischen „runden 25jährigen, 50jährigen …“ Geburtstagsdaten abzuwarten, sondern auch schon das „10jährige Jubiläum der Weiterbildungseinrichtung entsprechend zu begehen. Sie sind an dieser Stelle Anlaß, im Rückblick festzuhalten, wie es zur Gründung der Kreisvolkshochschule kam und wie sie sich in den 10 Jahren ihres Bestehens entwickelt hat.
Voranzustellen dazu gilt es zunächst, daß in den Städten Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Sinzig städtische Volkshochschulen das Weiterbildungsangebot in ihrem Bereich bereits weit vor Gründung der KVHS selbst sicherstellten (Gründungsdaten: Volkshochschule Bad Neuenahr-Ahrweiler 1949: Volkshochschule Remagen e. V. 1949: Volkshochschule Sinzig 1954) und dafür auch bis zum heutigen Tag als staatlich anerkannte Einrichtung verantwortlich sind. Darüber hinaus waren in den übrigen Regionen des Kreises örtliche Volksbildungswerke tätig, die sich am 24. Januar 1955 zu einem sogenannten „Kreisvolksbildungswerk Ahrweiler“ mit 15 Außenstellen zusammenschlössen. Als solches waren sie ordentliche Mitglieder des Verbandes der Volkshochschulen des Landes Rheinland-Pfalz und erhielten vom Land auch finanzielle Unterstützung.

Weder die örtlichen Volksbildungswerke noch das Kreisvolksbildungswerk Ahrweiler besaßen jedoch Rechtsfähigkeit nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dies war aber eine der grundlegenden Voraussetzungen des Landesgesetzes zur Neuordnung und Förderung der Weiterbildung in Rheinland-Pfalz (Weiterbildungsgesetz) vom 14. Februar 1975. Darin wurde unmißverständlich festgelegt, daß in Zukunft nur noch solche Einrichtungen der Weiterbildung vom Land gefördert werden, die die Voraussetzungen dieses neuen Weiterbildungsgesetzes erfüllen und staatlich anerkannt sind. Das Gesetz sah eine Übergangsregelung vor. die am 31. Dezember 1979 ablief. Aus diesem Grunde wurde vor diesem Zeitpunkt eine Neuorganisation des Kreisvolksbildungswesens mit dem Ziel der Gründung einer Kreisvolkshochschule notwendig.Auszug aus der Satzung des Kreisvolksbildungswerkes Ahrweiler:
§1
Das Kreisvolksbildungswerk Ahrweiler ist eine Vereinigung örtlicher Volksbildungseinrichtungen innerhalb des Kreises Ahrweiler. Sie dient der Förderung der Erwachsenenbildung auf überparteilicher und überkonfessioneller Grundlage.
§4
Die dem Kreisvolksbildungswerk angeschlossenen örtlichen Organisationen bleiben in ihrer eigentlichen Struktur unberührt und haben das Recht auf selbständige Lehrplangestaltung und Freiheit der Wahl der Leiter und Mitarbeiter.

Der zunächst in die Diskussion eingebrachte Vorschlag, die städtischen Volkshochschulen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Sinzig in eine einheitliche Organisation der Weiterbildung im Landkreis Ahrweiler einzubeziehen, scheiterte am Votum dieser Weiterbildungseinrichtungen, die auf ihrer Selbständigkeit beharrten.

Die neu zu bildende Kreisvolkshochschule konnte also nur den übrigen Teil des Landkreises Ahrweiler, nämlich die Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig, Brohltal und die Gemeinde Grafschaft abdecken. Die erforderliche Rechtsfähigkeit war grundsätzlich nur auf zwei Wegen zu erreichen: Einrichtung einer Kreisvolkshochschule in der Trägerschaft des Landkreises Ahrweiler oder eine Kreisvolkshochschule, die von einer juristischen Person des Privatrechts, z. B. einem eingetragenen Verein, getragen wurde.

In einer Vielzahl von Gesprächen und Verhandlungen in den Jahren 1976 bis 1979 wurde zwischen den Leiterinnen und Leitern der örtlichen Volksbildungswerke, den Bürgermeistern der betroffenen Verbandsgemeinden und unter Vorsitz des damaligen Landrates Dr. Egon Plümer. der die Interessen des Landkreises Ahrweiler vertrat, die neue Rechtslage ausführlich diskutiert und das Für und Wider der beiden Möglichkeiten erörtert.

Vor allen Dingen waren verschiedene örtliche Volksbildungswerke besorgt, daß eine Kreisvolkshochschule als eingetragener Verein die Tätigkeiten und Wirkungsweise der örtlichen Einrichtungen stark beeinträchtigen könne. Seitens des Kreises wurde jedoch eindeutig festgestellt, daß auch bei einer Kreisvolkshochschule gerade das ehrenamtliche Engagement an der Basis das wesentliche Element der Arbeit sein muß, das nicht beschnitten, sondern in Zukunft noch stärker gefördert werden müßte.

Vor diesem Hintergrund erklärten sich der Landkreis Ahrweiler, die Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig, Brohltal und die Gemeinde Grafschaft dazu bereit – sanktioniert durch entsprechende Beschlüsse ihrer Vertretungskörperschaften -, einer Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V. beizutreten. Das siebte Mitglied wurde die Stadt Adenau (das örtliche Volksbildungswerk mit dem bereits vorhandenen größten Weiterbildungsangebot), um den Erfordernissen des Bürgerlichen Gesetzbuches bei der Gründung eines Vereins Genüge zu tun.

Nach der schwierigen Phase der Entscheidungsfindung über fast vier Jahre verlief die Gründung des Vereins danach zügig.

Am 22. Oktober 1979 verabschiedete die erste Mitgliederversammlung der Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V. ihre Satzung und wählte gleichzeitig den ersten Vorstand. Die Wahl des 1. Vorsitzenden fiel auf Landrat Dr. Egon Plümer, der dieses Amt nach seinem Ausscheiden als Landrat des Kreises Ahrweiler zum 31. Dezember 1988 niederlegte und in Landrat Joachim Weiler auf Beschluß der Mitgliederversammlung vom 17. Mai 1989 seinen Nachfolger fand. Dem ersten Vorstand gehörten weiter an: Walter Pfahl (Schuld) als 2. Vorsitzender sowie Dr. Herbert Wiens (Bad Neuenahr-Ahrweiler) und Friedhelm Schnitker (Brohl-Lützing). Der Vorstand im Jubiläumsjahr besteht neben dem Vorsitzenden aus Bürgermeister Peter Labonte (Adenau) als 2. Vorsitzender sowie Renate Jasper (Sinzig-Koisdorf) und Friedhelm Schnitker.Das Kind „Kreisvolkshochschule“ hat laufen gelernt. Viele haben dieses „Kind mit sieben Vätern“, dem Kreis Ahrweiler, den Verbandsgemeinden Adenau. Altenahr, Bad Breisig und Brohltal, der Gemeinde Grafschaft und der Stadt Adenau i n der zurückliegenden Zeit an die Hand genommen und geleitet. Ich nenne Herrn Landrat a. D. Dr. Egon Plümer. Ebenso erwähne ich aber auch die Bürgermeister und Ratsmitglieder der Mitgliedskörperschaften und den Kreistag Ahrweiler. Die alltägliche Arbeit mit Leben erfüllt haben viele ehrenamtliche Mitarbeiter in den Volksbildungswerken.
Landrat Joachim Weiler, Vorsitzender der Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V., bei der Feierstunde in die Komturei Adenau am 23. Januar 1990

Am 6. Dezember 1979 wurde der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht Andernach unter der laufenden Nummer 1017 eingetragen. Seine staatliche Anerkennung erfolgte zum 1.Januar 1980.

Die rechtlichen Voraussetzungen waren damit geschaffen. Jetzt galt es, den neuen Verein mit Leben zu erfüllen. Im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung im Kurhaus Bad Breisig stellte die Kreisvolkshochschule am 1. Oktober 1981 ihren ersten Arbeitsplan für das Wintersemester 1981/82 vor. Im Vorwort zu diesem Arbeitsplan stellt der damalige Vorsitzende, Dr. Egon Plümer, fest:

„Mit dem vorliegenden Programm tritt die neu gegründete Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V. zum ersten Mal mit einem Gesamtangebot in der Weiterbildung an die Öffentlichkeit. Die Kreisvolkshochschule erfüllt damit nicht nur ihren satzungsgemäßen Auftrag, sondern sie beginnt damit, Weiterbildungsprogramme auch dort im Landkreis Ahrweiler anzubieten, wo dies bislang nicht oder nicht in ausreichendem Maße der Fall war.“

Die Entwicklung des Vereins und vor allen Dingen die Ausweitung des Weiterbildungsangebotes der Kreisvolkshochschule sollen nachfolgende Zahlen verdeutlichen. Im I.Semester der Jahre 1981/82 wurden 133 Kurse angeboten. Im Arbeitsplan 1990 ist die Kreisvolkshochschule bereits bei annähernd 380 angelangt. Der Arbeitsplan selbst ist in seinem Umfang mehr als verdoppelt worden. Die Anzahl der Unterrichtsstunden 1981 lag bei rund 1 500, steigerte sich kontinuierlich und ist im Jahre 1989 bei mehr als 5300 angelangt. Dies ist eine Steigerung um fast das Vierfache und macht deutlich, was Weiterbildung vornehmlich im ländlichen Bereich bedeutet. Über4 500 Teilnehmer im Jahre 1989 sprechen weiter eine deutliche Sprache der Akzeptanz der Kreisvolkshochschule und geben allen jenen Recht, die die Gründung der Kreisvolkshochschule vorJahren mitbetrieben haben.

Aber nicht nur „nüchterne“ Zahlen sollen dieAuszug aus der Satzung der Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V.:§1 Name, Sitz und Eintragung1. Der Verein führt den Namen „Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V.“.§2 Aufgabe2. Die Kreisvolkshochschule hat die Aufgabe, das Bildungsangebot entsprechend den Bestimmungen des Landesgesetzes zur Neuordnung und Förderung der Weiterbildung in Rheinland-Pfalz (Weiterbildungsgesetz) vom 14. 2. 75, geändert durch Gesetz vom 27.10. 86, im Landkreis Ahrweiler sicherzustellen.§4 Mitgliedschaft1. Mitglieder des Vereins sind der Landkreis Ahrweiler, die Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig und Brohl-tal, die Gemeinde Grafschaft und die Stadt Adenau. Die örtlichen Volksbildungswerke werden in die Kreisvolkshochschule integriert.

Entwicklung der Kreisvolkshochschulen verdeutlichen. Es war immer das Bestreben aller Verantwortlichen des Vereins, ein Angebot vorzuhalten, das sich an Nachfrage und Bedarf der Bevölkerung des Kreises orientierte. So umfaßte das breitgefächerte Weiterbildungsangebot immer die verschiedensten Bereiche, von gesellschaftspolitischen Themen, sprachlicher Bildung bis hin zu Sport, Spiel und Freizeit. Aktuelle Themen der letzten Jahre, wie elektronische Datenverarbeitung, berufliche Weiterbildung und Gesundheitspflege kamen dazu.

Neu – über das örtliche Grund- und Kernangebot hinaus – sind seit 1988 „Zentrale Veranstaltungen“, die Interessenten im ganzen Kreisgebiet ansprechen möchten. Neben Veranstaltungen zur politischen und kulturellen Bildung zählen hierzu insbesondere Studienfahrten und Exkursionen (Motto: „Lerne Deine Heimat kennen“). Ein umfangreiches Seminar- und Vortragsprogramm zu aktuellen Themen des Umwelt- und Naturschutzes in der Naturschutzjugendherberge Altenahr hat der Kreisvolkshochschule inzwischen auch überdie Grenzen des Kreises Ahrweiler hinaus zu Bekanntheit und Anerkennung verholten.

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Feier zum 10jährigen Bestehen der Kreisvolkshochschule: Der Vorsitzende des KVHS-Verbandes Rheinland-Pfalz. Theo Magin, MdB (3. v. l.), Landrat Joachim Weiler (r.) und die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Erwachsenen- und Weiterbildung, die mit Verdiensturkunden ausgezeichnet wurden.

Die Kreisvolkshochschule sieht optimistisch in die Zukunft und ist zuversichtlich, daß sie auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den bisher eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen kann.„Die heutige Aufgabenstellung der Volkshochschulen – ganz gleich, ob sie in einer Stadt oder auf dem flachen Lande angesiedelt sind – erfordert ein inhaltlich breit angelegtes und methodisch vielfältiges Angebot, das sowohl bedarfsdeckend als auch bedürfnisweckend sein soll auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen von Erwachsenen.“Theo Magin, MdB, bei der Feierstunde in der Komturei Adenau am 23. Januar 1990

Dazu soll nicht zuletzt eine zum 1. Januar 1991 auf Beschluß der Mitgliederversammlung bewilligte hauptamtliche pädagogische Leitung beitragen, womit ein Wunsch der Kreisvolkshochschule Wirklichkeit wird. den sie schon seit ihrer Gründung hat.

Nochmals zurück zur Feierstunde „10 Jahre Kreisvolkshochschule Ahrweiler e. V.“ in der Komturei Adenau am 23. Januar 1990:

Vorsitzender Landrat Joachim Weiler konnte dabei den Vorsitzenden des Landesverbandes der Volkshochschulen Rheinland-Pfalz e. V.. Bundestagsabgeordneter Theo Magin, willkommen heißen, der vor einer erfreulich großen Festversammlung zum Thema „Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz – gegenwärtige und zukünftige Perspektiven“ referierte.

Der Landesverband zeichnete Toni Dietz (Kessling). Kurth Grätzel (Adenau), Richard Hammes (Adenau), Otto May (Wassenach), Walter Pfahl (Schuld), Norbert Schmitz (Kempenich) sowie Heinz Zimmermann (Hummel) mit seiner Verdiensturkunde in Anerkennung der Verdienste um die Erwachsenen- und Weiterbildung aus. Ferner erhielten alle ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter der örtlichen Volksbildungswerke der Kreisvolkshochschule eine Bestellungsurkunde.

Die Außenstellen der Kreisvolkshochschule im Jahr 1990:

Volksbildungswerk Adenau
Volksbildungswerk Nürburg/Meuspath
Volksbildungswerk Antweiler,
Nebenstelle Dorsel
Volksbildungswerk Reifferscheid
Volksbildungswerk Wershofen
Verbandsgemeindeverwaltung Altenahr
Volksbildungswerk Dernau
Volksbildungswerk Kesseling
Volksbildungswerk Lind,
Nebenstelle Kirchsahr
Verbandsgemeindeverwaltung
Bad Breisig
Verbandsgemeindeverwaltung
Brohltal, Niederzissen
Kooperatives Volksbildungswerk
Burgbrohl
Volksbildungswerk Kempenich
Volksbildungswerk Königsfeld
Volksbildungswerk Wehr
Volksbildungswerk Weibern
Gemeindeverwaltung Grafschaft

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„Kräuterspirale“ bei der Naturschutz-Jugendherberge Altenahr: Eine der vielen interessanten naturkundlichen Aktivitäten im Angebot der Kreisvolkshochschule.